Problem von miu - 20 Jahre

das Leben hat keinen Geschmack

Hallo mein Kummerkasten,

mir gehts es schon seit einer ganzen Weile ziemlich dreckig und gerade genau zu dieser Stunde befinde ich mich in einem sehr schwachen Moment, sodass ich mir meinen Frust und Verzweiflung einfach von der Seele schreiben muss.
Um mein Hauptproblem zusammenzufassen: Ich habe nicht wirklich die Kraft, ein ganzes Leben durchzustehen.
Der Gedanke daran ist für mich total abwegig, beispielsweise wenn ich mich frage, wo ich in 5 oder 10 Jahren stehe. Und ich sehe mich nirgendwo, ich kann mir nichts erfüllendes für mich vorstellen. Meinem Leben fehlt es an Inhalt, mein Essen hat, so wie ich es esse keinen Geschmack für mich. Mir fehlt es an sozialen Bindungen und Integration, ich habe kein wirkliches stabilies familiäres Auffangnetz, die Freundschaften, die ich geführt habe, erscheinen nichtig und nicht so tief, wie ich sie mir wünsche, obwohl ich lange Zeit dachte, ich hätte richtig gute Freunde. So wie ich meinen sozialen Rückhalt zur Zeit einschätze, habe ich das Gefühl, dass sich niemand für mich interessiert. Oder nicht genug. Auf der anderen Seite habe ich Angst, dass das alles einfach Ausdruck meiner EGozentrik ist, dass es gar nicht so ist, wie ich es wahrnehme, sondern ich mir einfach NOCH mehr Aufmerksamkeit oder Interesse an mir und meiner Person wünsche. Und das ist nur ein Teil meiner Ängste, aber es verhält sich mit jeder Gegebenheit so; dass ich eine Sache betrauer und mir auf der anderen Seite Vorwürfe mache, und mcih frage ob ich alles nicht einfach total überspitzt und nicht der Realität entsprechend wahrnehme. Woran liegt das, dass ich so unglücklich mit den Menschen in meinem Umfeld bin? Haben sie mir wirklich zu wneig Anerkennung zugesprochen? Nein, ich bin mir sicher dasses nicht nur daran liegt. Ein weiterer Aspekt, der mir das Leben zur Hölle macht, ist mein Kopf, um es nach Freuds Theorien auszudrücken: mein Über-Ich, also mein eigenes Normen- und Wertesystem erschwert mir das Knüpfen von Kontakten, das Verzeihen von Fehlern usw... Mir sind so Dinge wie "Gnädigkeit" und wirkliche Aufrichitgkeit verloren gegangen, es ist alles noch da in meinem Kopf, und ich verwende es auch. Aber es sind mehr auferlegte gesellschaftlich erwünschte Verhaltensweisen als meine eigenen Überzuegungen. Ich habe das Gefühl ein Gefangener meiner eigenen Regeln zu sein, aber ich kann sie einafch nicht ablegen, weil sie wirklich GUT sind, logisch und "menschlich". Es ist nicht so, dass ich mir wünsche egoistischer zu sein oder den Menschen weniger helfen will. Aber ich habe das Gefühl das schon seit einem langem Zeitraum viel mehr genommen wird, als ich zurückbekomme. Es erschüttert mich irgendwie, ich habe immer gedacht, dass es selbstverständlich ist, dass man auf sein Umfeld und vor allem auf seine Freunde achtet. Ich ahbe mich oft gefragt, ob ihc nicht zur falschen Zeit oder am falschen Ort geboren wurde. Komme ich einfach nicht mit den jugendlichen Deutschen klar? Sie scheinen alle so... Oberflächlich und dumm zu sein, nur interessiert an ihrem Vergnügen und an Spaß und so nichtigen Dingen... Wenn ich die Menschen meines Alters beobachte und merke, was beispielsweise die wirklichen Beweggründe hinter gewissen Taten sind, frage ich mich ob diese Menschen sich wirklich nicht mal versuchen aus "adneren Augen" zu betrachten oder ob sie mal eine Sekunde Zeit daran verschwendet haben, ishc zu fragen was im Leben wirklich zählt. Und weil ihc all das so sehe, stelle ich mich ja auhc irgendwie automatisch ne Stufe höher als sie. Ist dsa Größenwahn? Ist das wieder überspitzt? Bin ich einfach reifer als die adneren? oder bin ich einfach asozial? Ich hoffe so sehr dass es nur eine altersbedingte Erscheinung ist, dass die Menschen so sind, aber ich bin mir recht sicher, dass meine gesamte Generation "kontaminiert" ist. Es gibt noch viele andere Dinge, in denen ich anders bin. Ich definiere mich und meine Person nicht über das Internet. Es fängt schon damit an, dass ich nicht 71267 Fotos von mir selbst schieße, auf denen ich ganz anders (und natürlich viel besser) als ich echt aussehe, um der ganzen welt zu zeigen, wie wunderschön ich auf manchen bildern aussehen kann. Ich bin mir auch meines Charakters und dem was ich will und wie es ich erlangen will äußerst bewusst, während ich bei meiner Generaiton dass Gefühl hab, dass sie einfach nur spontan nach ihren Trieben und ihren Gelüsten handeln und den möglichen Konsequenzen keine Sekunde Aufmerksamkeit schenken. Alles dreht sich nur um Aussehen, auch wenn alle so tun als wär das nicht so. Die meisten Menschen, vor allem die Mädchen glauben, dass sie kein Slebstbewusstsein haben können (dürfen...), wenn sie sihc nciht hübsch fühlen, aber das ist bei mir zum Beispiel auch anders. ICh differenziere in fast alles Dingen mehr und vor allem ANDERS als die meisten um mich rum. Ich ziehe mein Selbstbewusstsein aus meinem Charakter und aus meinem Ansichten, weil ich finde sie sind gut und fair, trotzdem muss ich mich dafür nich hübsch fühlen, denn das ist nur was fürs Selbstwertgefühl (ich unterscheide das für mich persönlich). Aber genug von anderen, ich schweife zu sehr ab, weil es auch gnaz ganz ganz fganz fganz ganz viele Dinge sind, die mich stören und ich könnte sie noch alle auflisten aber ich will den andern noch etwas Aufmerksamkeit schenken. Um das Thema Jugend und Freunde zusammenzufassen: Ich kann mit der Jugend nichts anfangen und meine Freunde erfüllen meiner Wertung nach nicht die Kriterien vollwertiger Freunde.

Dass mich meine Generation genervt hat, hat dazu geführt, dass ich mich slebst isoliert habe. Ich denke das ist für mein Alter (damals war ich 16) schon etwas Ungewöhnliches, da ich vorher ein höchst florierendes Sozialleben hatte. Ich habe es dann aber abgelehnt, am Party- und Nahctleben teilzuhaben, ich habe an schulischen Veranstaltungen wie Studienfahrten oder sonstiges nicht teilgenommen, ich habe einen großen Bogen um die "beliebten" Schüler gemacht und zwang mich, Desinteresse gegenüber den meisten Menschen zu entwickeln (Freunde ausgeschlossen, denn so behandelt man Freunde nihct; wahrhscinelich aber auch ekinen Menschen, also naja................ ich bin halt n schlechter mensch und irgendwie auch nicht, manchmal frage ich mich, ob ich nicht n hang zur shizophrenie habe... ernshaft) und irgendwann find ich auhc an alles zu hassen was mit geselschaftlichen konventionen oder sowas zutun hatte oder erwartungshaltungen (ich habe angefangebn fast alles zu hinterfragen, ob denn das auch wirklich einfach so zu essen ist, wie es mir vorgekaut wird). Mitlweile hasse ich es auch, mein Zimemr zu verlassen. Seit 3 Jahren evrlasse ich nun kaum noch mein zimmer. Ich habe mich immer unwphl gefühlt, in das normale gsellschaftliche Leben zurückzukehren, mein Zimemr war wie ein Schonraum für mich oder eine eigne, kleine Welt, ist der alles noch in Ordnung ist. Ich habe versucht, meine abflauends soziales Leben mit sozialen NEtzwerken weitgehend zu ersetzen, bis mich irgendwann das Mitteilungsbedürfnis der ganzen Menschen so genervt hat, dass ich mcih üpberall gelöscht habe. Banale, uninteressante, nichtssagende Infos, die eh niemanden interessieren. Ich glaube diese sozialen NEtzwerke haben mir zu sehr Einsicht in den Alltag der Personen gegebn und dass ich es so noch mehr gehasst habe, ein Teil davon zu sein. Denn durch die Art, WIE man sich darstellt, slebst wenn alels erstunken und erlogen oder besser dargestellt ist, sagt noch mehr über die person aus als die realität slebst. Hier geht es nämlich um die Selbstbetrachtung und die Vereinbarung des Selbnstbilds der anderen mti dem eigenen. Und da scheinen wohl ziemlich viele überzuegt gewesen zu sein, dass die Einschätzung ihrer selbst deckungsgleich mit der der adneren ist.Aber ich schweife wieder ab und das ist nicht Thema!
Ich habe mich isoliert. Ich habe in der Zeit auch mit Kiffen angefangen. Da laufen die Fäden zusammen!!!, denkt ihr euch. Ich sage nein! ich habe keine Lust meine Probleme alle nur in den Drogentopf zu schmeißen, weil sie defintiv nicht erst dann anfingen. Ich denke die entscheidenden Auslöser für den Umschwung bei mir waren, dass sich mir durch den Pädagogikunterricht und Psychologie- und Philosophiekenntnisse eine ganz neue Betrachtungsweise eröffnet hat. Ich habe angefangen, mich und mein Umfeld komplett durchzuanalysieren. Und so kam ich auhc zu folgenden Erkenntnissen:

Meine familie erschien auf mich im Kindesalter fest, stabil und stark (obwohl meine ELtern seit meinem 2ten Lebensjahr geschieden sind, und meine "beiden" Familien untereinadner nichts mehr miteinader zu tun haben). Aber jede Familie hat Leichen im Keller und so kam durch einige Trauerfälle und sonstige haarsträubende Geschichten, wie Suizidversuche, nach und nach ans Tageslicht, dass meine Familie keine heile Familie ist, sondern eine Familie mit einer bösen, hinterfotzigen Vor- und Nachgeschichte, die bestimmt auch ne super Fernsehserie abgeben würde. Ich will da auch gar nicht allzusehr ins Detail gehen, es geht ja nur grob darum, dass ihr mich versteht. Von diesem Teil der Familie erwarte ich also keine Hilfe oder UNtertsützung. Die hab ich auch nru von meiner Mutter, sie hilft mir wo sie kann ud ich bin forh dass sie da ist!!! Mein Vater hingegen hat eine neue Frau, mit der ich bisher auch immer gut kalr kam. Aber ich weiß, dass sie die Verbindung, die durch meine Schwester und mich zu eminer Mutter besteht, hasst. Und das kann ich auhc verstehen. Aber sie legt dabei eine missgünstige, neidische, herrische, schlechtmacherische Ader an den Tag und hat damit meinen Vater auch schon komplett beeinflusst und eingesponnen. Es wird nur gemeckert, nichts anerkannt, unertstützt wird schonmal garnicht, weder finanziell noch Lob und Zuspruch. Ständig haben sie nur das Geld im Kopf, über meinen Wunsch, studierne zu gehen wird nicht gesagt "Find ich gut!" sondern "Soll dein Vater noch für dich zahlen bis er 60 ist?!?" (zur erklärung: er wird durch mein studienbeginn wieder unterhaltspflichtig für mich. ich hab ausserdem die regeln nicht gemahct, wenns so geregelt is dass er zahlen muss, dann muss ers halt. und das ist ja auhc ncih so, als wäre es n normbetrag sonden das wird doch am einkommen und am alter der kidner ausserdem festgelegt). Es ist für mich sehr schwer mich zu rechtfertigen füpr die Dinge, von denen cih immer dachte dass cih da slebstverständlich unterstützt werde. Aber ich werde immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Ich verüble meinem Vater auch nicht, dass er sein Geld lieber für sich ausgibt als für mich. Aber es erschüttert mich doch irgendwie, dass mir dann sogar noch Vorwürfe gemacht werden für dinge, für die ich ncihts kann und dass ich ihm anscheinend irgendwie so egal bin, dass er mich nur unerstützt wenn er gesetzlich dazu verfplichtet ist und das er das nicht irgendwie aus freien Stücken macht. Ich weiß ja nicht, wie ein Vater egtl über seine Tochter denkt, aber ich glaub man will doch egtl immer das Beste füpr seine Kinder oder?

naja die Erkenntnis, dass ich keine sozialen Rückhalt habe (das Verhältnis zu meiner MUtter hat sich auch erst in den letzten 2 Jahrn verbessert, vorher war es "ok", also keinen sonderlichen stress aber auch keine sonderlich tiefe verbundenheit) hat mich in Depression versinken lassen, gegen die ich jetzt auch seit ca. 3 Jahren ankämpfe.
naja ankämpfen trifft es egtl überhaupt nicht, ihc lebe ja nur so in meinem Zimemr vor mich her und verlasse es nicht. Mit Freunden treffe ich mcih auch so gut wie nie. Vlt einmal im Monat. Und die Heulphase hab ich auch hinter mir. Es ist jetzt mehr ein Status wie als hätte ich anerkannt, dasses nicht besser wird, ich bin egtl eine verbitterte Oma in dem Körper einer 20 Jährigen. Ich habe mir auch oft gesagt, dass wenn es nicht besser wird irgendwann, dass ich mcih umbringe und egtl habe ich mir schon eine deadline von 2 Jahren gesetzt.
Seit Neujahr denke ich aber immer häufiger daran mich umzubringen, es wird imme realer, einerseits macht es mir etwas Angst aber andererseits bin ich auhc recht gelassen was das angeht, es ist für mich halt der letzte Ausweg aus einer meiner Meinung nach ausweglosen SItuation. Ich betrauere nur den Gedanken, dasss ich anscheinend aus meinem Leben nichts lebenswertes rausholen konnte, aber ich freue mich darüber, dass ich dann nichts mehr ertragen muss und alels vorbei ist.
Ich komme mit diesem Leben wie man es fhren muss nicht klar, ich habe einfach keine Freude im Leben, nichts erfüllt mich, nichts gibt mir Kraft, alles ist falsch und oberflächlich oder eingeengt und genaustens geregelt und grau trist und scheiße... das allerschlimmste ist aber nun, dass heute der Tag ist, vor dem ich mcih seit 7 jahren gefürhctet hab... der Tag, an dem ich meinen schonraum und die einzige person verlassen muss, die mir was bedeutet. heute musste ich fürs studium zu meinem besten freund gehen, weil cih keine wohnung egfunden habe und erstmal heir auf der couch pennen muss. auch wenn es nur vorrübergehend ist, ist es tortzdem das endgültige ende meiner zeit zu hause. Ich werde mir hier eine WOhnung suchen müssen, danach werde ihc umziehen. nächste woche beginnt mein studium. das ende einer ära und ich kann nie wieder zurück. schon als ich 6 jahre alt war, hatte ich angst vorm sterben und vorm tod und vorm altern. ich habe stets gewusst dass für mich die kindheit die beste und tollste zeit sein wird, und dass danach alles nur noch schwer wird. und ich habe mir immer gesagt, dass ich emine ezit genießen muss und natürlich macht es das so noch schwerer als es ist, weil ich noch nie gut war darin, moment auszukosten und zu genießßen. fpür mich heitß genießen "vor uagen führen, dass alles bald ein ende hat".
und jetzt sitze ich hier in meinem schäwchsten moment und ganz allein, habe den letzten rückhalt in meinem leben verloren und habe ungfähr eine stunde lang diesen text getippt. und ich erwarte egtl auch keine hilfe oder ratschläge die mir wirklich helfen würden, denn cih hab nicht die Kraft und den Willen dazu mein Leben anders oder "besser" zu leben, ich finde halt keinen Antrieb. Man sagt immer man soll abwarten aber ich hoffe seit 4 Jahren dass es mal anders wird und ich habe die hoffnung aufgegebn. Ich frage mich jetzt, wann der Zeitpunkt sein wird, dass ich es mit mir vereinbaren kann, mein Leben wegzuwerfen dass mir meine Mutter geschenkt hat. ich fühle mich schlecht dabei dass sie dann 20 jahre an ncihts verschwendet hätte.
weitere probleme von mir sind meine emotionlosigkiet und die unfähigkeit, sich zu binden und auf leute einzulassen, wahrscheinlcih resultat aus meinen früheren beziehungen und freundschaften, die ich nach und nach habe bröckeln sehen. Ich hab einfach keine Lust auf weitere Enttäuschungen
und gute abschlussworte fallen mir nicht ein also lass ich es jetzt so

Dana Anwort von Dana

Liebe Miu.

Ein langer Text, den du uns geschrieben hast. Viele Gedankenfäden, viele Fragmente und auch einiges an ehrlichen Worten hast du formuliert - insgesamt sehr düster.

Man kann sehr gut heraus lesen, dass du dein Leben absolut verabscheust, dass dein Zimmer dein einziger Zufluchtsort war und dass du für dich keinen Raum, keine Perspektive siehst und somit darüber nachdenkst, dein Leben zu beenden. Dagegen spricht allerdings die Angst vor dem Tod und deine sehr gut spürbare Intelligenz. Und da du intelligent bist, versuche ich mal, dir wirklich ehrlich und ohne "Trostblümchen" zu sagen, was ich darüber denke, wie du die Welt siehst. Es werden aufmunternde aber auch kritische Gedanken kommen und ich hoffe, du kannst sie tragen - ich denke, du wirst.

Vergib mir, wenn ich nicht auf alles eingehe, das wäre ein Ding für mehrere Monate Therapie, aber es blieben doch ein paar Fetzen hängen, die aufgegriffen werden können und die vielleicht einen Ansatz bieten für neue Richtungen.

Den ersten Ansatz bietest du mir selbst. Du schreibst alles auf, du machst ein Brainstorming, du siehst, dass dein Leben so nicht in Ordnung ist. Du bist erstaunlich selbstreflektiert und erkennst deine Schwächen sehr deutlich. Das alles ist eigentlich ein sehr guter Anfang, um neu zu starten, allerdings fehlt mir dein Wille - und ich hoffe, der entwickelt sich noch.

Was mir am meisten auffällt, ist dein "Wartestatus". Du wartest darauf, dass Dinge anders werden, du sitzt da und wartest ab. Der, der gesagt hat, dass durch Abwarten alles besser und anders wird, hat schlicht und ergreifend keine Ahnung. Warten ist ein zum Teil sehr frustrierender Zustand. Es bewegt sich wenig bis gar nichts und die ERwartung, die man beim Warten hat, wird dadurch sehr oft enttäuscht - eigentlich täglich. Um etwas zu verändern, muss man sich selbst in Bewegung setzen.

Du beschreibst dein Umfeld als oberflächlich und "dümmlich" und hast dich schon lange rausgezogen. Aber ein guter Freund hat dir eine Möglichkeit offeriert, auf seiner Couch zu schlafen, bis du eine eigene Wohnung hast. Daran siehst du schon, dass du dein Leben anscheinend verzerrt wahrnimmst, so wie du es schon befürchtest. Du scheinst Menschen zu haben, die dir wohlgesonnen sind, also bist du zumindest nicht alleine.

Dieser aktive Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben sieht mir ganz nach dem verzweifelten Wunsch aus, jemanden zu finden, der dir ebenbürtig ist, dich voll und ganz versteht und mit dem du dich austauschen kannst. Doch solche Menschen kommen nicht einfach angeflogen, man muss sie suchen...und manchmal trifft man dann einen. Vielleicht ziehst du dich auch so zurück, weil du Angst hast, dich zu öffnen? Dich verletzbar zu machen. Das bedeutet, dass hier vielleicht auch ein Mangel an Grundvertrauen da ist. Du schriebst, dass dich "deine Generation nervt". Kann ich sogar verstehen, denn du bist gedanklich schon sehr weit. Allerdings wäre es wichtig, dich dann nicht vor neuen Möglichkeiten (gerade Uni ist wirklich eine gute Möglichkeit) zu verschließen sondern offen zu bleiben. Dies fällt dir schwer, weil du depressive Phasen hast und nicht aus deiner Haut kommst.

Du stehst zusätzlich gerade vor einem komplett neuen Lebensabschnitt, das macht ebenfalls Angst, weil so viel Neues auf einen einprasselt. Sowas kann überfordern.

Du hast seit einer Weile Psychologie- und Philosophieweiterbildung genossen. Viele Menschen beginnen da das Grübeln und betreiben Analyse. Und das ist gefährlich, da in solchem Unterricht meist nur an der Oberfläche gekratzt wird und die Schüler dann mit den Gedanken weitestgehend alleine gelassen werden. Du bist nicht die erste, die dann zu viel gegrübelt hat und bei der plötzlich Melancholie Einzug hielt.

Deine Einschätzung deiner Familie ist traurig, allerdings kann ich deine Analyse nachvollziehen. ABER: projeziere das nicht auf dich. Deine Familie hat Problem in sich selbst, die aber nichts mit dir zu tun haben. Wenn die Freundin/Frau deines Vaters über das Geld meckert, dann hat sie selbst ein Problem...nicht du. Du hast das Recht auf den Unterhalt, also wird er dir gewährt. Es ist sehr schade, dass du dadurch wenig Rückhalt hast und deine Mutter als einzige Ansprech- und Vertrauensperson ist.

Umso mehr wäre es wichtig für dich zu sehen, dass du Hilfe benötigst. Du hast so viele Gedanken und in dir ist viel Aggression und Wut, viel Traurigkeit...und sehr viel Unverarbeitetes. Du verstehst, dass wir beide das hier nicht ausarbeiten können, das würde den Rahmen eines Kummerkastens total sprengen, aber ich möchte dir empfehlen, dich in Gesprächstherapie zu begeben. Im Prinzip wäre für dich jemand nützlich, der deine Gedankengänge auffangen kann, die nämlich allesamt durchaus klug sind, aber eben nicht verarbeitet werden können, weil niemand da ist, der das versteht und mit dir zusammen durchgeht. Du bräuchtest wieder Stärkung im Alltag, die du dir alleine nicht verschaffen kannst (was auch völlig logisch ist, wenn man seine Kraft schon so ausgepowert hat) und einfach Ideensetzungen für die Zukunft.

Das Interessante ist, dass, wenn man sich dazu durchgerungen hat, diese fachliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen, man endlich nicht mehr alleine mit der ganzen Last ist. Wenn man den Mut hat, sich mit jemandem auseinander zu setzen, sich darauf einzulassen, dass jemand vom Fach einen kennen lernt, dann wird man schnell feststellen, dass Hilfe und Unterstützung unglaublich gut tun. Ich weiß, dass viele (du vielleicht auch) erstmal die Hände ausstrecken und sagen: NÄÄÄÄH!! auf keinen Fall!!!...aber ich möchte dir einfach raten, dich mit dieser Möglichkeit mal auseinander zu setzen.

Vielleicht googelst du einfach mal nach Psychologen und Therapeuten in deiner Heimatstadt? Völlig unverbindlich? Und vielleicht sagt dir ein Name oder eine Homepage eines dieser Menschen so zu, dass du dich traust? Vielleicht kannst du dich auch deiner Mutter anvertrauen und die geht mit dir? Oder du guckst mal nach einer Selbsthilfegruppe? Menschen, die ähnliche Gedanken wie du haben (Selbstmord, Leben, das nicht lebenswert ist) und schon weiter sind als du, sind auch eine wirklich gute Hilfe. In vielen Orten gibt es solche Gruppen, vor allem in den größeren Städten.

Und sage nicht: ich kann niemandem Fremden was von mir erzählen!
Ich bin total fremd. Ich kannte dich vorher nicht. Und du hast mir die Ehre erwiesen, in dich und deine Denkweise hineinschauen zu können, etwas von dir kennen zu lernen. Und glaub mir: es ist völlig egal, ob man jemandem anonym schreibt oder jemandem Angesicht zu Angesicht etwas sagt. Es fordert vielleicht mehr Überwindung, aber es ist im Endeffekt dasselbe: derjenige weiß dann etwas über einen...und kann hoffentlich helfen. Wenn du meinst, nicht reden zu können, kannst du dir dein Problem hier und meine Antwort ausdrucken und mitnehmen. Das hilft vielleicht über den Anfang hinweg.

Miu, du bist ein Mensch mit so vielen Facetten. Es wäre Verschwendung, diese durch Freitod einfach wegzuwerfen. Selbstmord ist das absolut Trivialste und Unproduktivste an Lösungen, das es gibt. Du alleine solltest es dir wert sein, das zu schützen und es nicht zu killen. Erwarte nicht von deinem Umfeld, dass es sich ändert und bessert. Beginne bei dir, deinen Wahrnehmungen, deinen Stärken, deinen Ideen, deiner tollen Intelligenz, deinem neuen Standort (Studium) und vielleicht schaffst du es dann, wie du es hier getan hast, dich in Bewegung zu setzen und dir Hilfe zu holen, so dass derjenige oder diejenige dir erstmal das Kreuz strafft und die Last etwas von den Schultern nimmt. Dann kann man das "Projekt Leben" nämlich wieder wunderbar in Angriff nehmen - auch wenn du momentan denkst, dass das nicht geht. Ich gehe jede Wette mit dir ein, dass das funktioniert - denn ich weiß aus Erfahrung mit anderen Menschen, dass es funktioniert.

Ich wünsche dir Mut, Miu...und das letzte Fünkchen Kraft für die richtige Sache.

Liebe Grüße,

Dana