Problem von Anna - 21 Jahre

Essstörung/Bulimie

Ich habe seit zwei Jahren kein gesundes Essverhalten mehr. Das ganze begann mit einem schlimmen Unfall meiner Schwester (die mir sehr nahe steht), den ich miterlebt habe und dem Verlust eines guten Freundes. Ich hatte das Gefühl jegliche Kontrolle über alle möglichen Bereiche meines Lebens verloren zu haben und habe dann begonnen, mein Gewicht und mein Essverhalten zu kontrollieren. Am Anfang war alles super, weil ich gemerkt habe, wie schön es ist, abzunehmen und es war natürlich auch einfacher all meine Energie dafür herzugeben, als mich mit den Problemen, die mich beschäftigten, auseinanderzusetzen. Aber bald ist das umgeschwungen und ich habe mich immer mehr vom Kalorienzählen und Sport machen abhängig gemacht.
Zwei Jahre liegen jetzt hinter mir mit Phasen in denen ich viel zu wenig gegessen habe und Phasen, in denen ich glaubte, wieder alles im Griff zu haben. Aber kaum waren wieder zwei Kilo drauf, bin ich wieder in die alten Verhaltensmuster gerutscht.
Seit einigen Wochen bin ich jetzt auf einem ganz blöden Trip. Ich esse normal bis ungesund und kotze danach alles wieder aus. Danach fühle ich mich immer sowasvon schlecht und schuldig...
Ich habe keinen Bock mehr auf die ganze Scheiße! Ich will lieber wieder 10 Kilo mehr wiegen, aber glücklich und zufrieden mit mir sein, anstatt ständig diese kranke Scheiße mit mir selbst abzuziehen!

Dana Anwort von Dana

Liebe Anna!

Ich gratuliere dir.
Warum? Weil du eigentlich schon vollkommen selbst auf den Trichter gekommen bist, dass du Hilfe brauchst. Das ist der erste Schritt in die richtige Richtung und ich muss dich nicht mehr überzeugen sondern kann dir einfach Ideen und Hilfestellungen aufzeigen. Das ist sehr gut.

Du leidest insgesamt, so wie es aussieht, wirklich an Bulimie, das hast du richtig erkannt. Denn auch das übermäßige Sportmachen ist eine Art davon. Bei der einen Art erbricht man die Kalorien wieder, bei der anderen trainiert man sie in hohem Maße wieder ab, beides ist ungesund.

Dein Satz, dass du die "kranke Scheiße nicht mehr mit dir selbst abziehen" willst, ist die perfekte Einstellung, denn das bedeutet, dass du die Motivation hast, dich selbst da rauszuziehen. Ich möchte dir daher gerne zu einem Therapeuten raten oder einer Therapeutin, die dir dabei behilflich ist. Alleine aus dieser Misere rauszukommen, ist sehr schwer, da der Körper ja schon die Suchttendenzen kennt und dir da mit Sicherheit ins Handwerk pfuschen wird.. Es ist wichtig, dass du von einem Fachmann/einer Fachfrau genau lernst, wie du in welcher Situation wie mit dir umgehst. Das ist enorm hilfreich. Dazu kommt, dass du die Dinge, die dich belasten, endlich verarbeiten musst. Auch da wirst du Hilfe bekommen, es werden Gespräche laufen und du bekommst einfach Stärkung für den Alltag mit und verschiedene Ansätze, wie du reagieren kannst, wenn gewisse Dinge über dir zusammen schlagen.

Ich möchte nicht damit beginnen, dein Verhalten zu analysieren, dafür bin ich nicht ausgebildet genug, aber jeder Therapeut/Psychologe kann das. Ich würde dir gerne raten, deine Eltern miteinzubeziehen, sie lieben dich und werden dich unterstützen, wollen sie doch, dass es dir besser geht. Dieses "ich mach das lieber im Alleingang" ist meist nicht so sinnvoll und auch nicht so gut. Eltern kriegen mehr mit als man denkt und machen sich Sorgen. Nicht immer wissen sie, wie sie sich verhalten sollen (normale Eltern studieren nicht Psychologie vorher...) und warten nur auf ein Zeichen.

Psychologen und Psychotherapeuten in deiner Gegend findest du ganz leicht im Telefonbuch (Ärzteseite) oder über Google. Einfach "Psychologe" und deine Heimatstadt eingeben, da wird dir dann eigentlich alles ausgespuckt, was du brauchst. Geh zu einem Erstgespräch, guck, ob du mit der Psychologin/dem Psychologen klar kommst, ob du meinst, Vertrauen aufbauen zu können und dann los gehts.

Ich wünsche dir den Mut, die Sache anzugehen. Du willst da raus und du kannst auch da raus. Man merkt, dass du für deine eigene Sache kämpfen möchtest, dann zieh das durch! Ich vertraue dir da, weil ich merke, dass du es willst. Und dann schaffst du das auch.

Ganz liebe Grüße,

Dana