Problem von Torsten - 36 Jahre

arbeitslos

Hallo Ihr,
unsere Familie hat ein großes Problem. Mein Schwiegervater ist seit nunmehr 2 1/2 Jahren arbeitslos. Als gelernter Elektroingenieuer versucht er ständig arbeit zu bekommen - aber leider. Meine Schwiegermutter arbeitet noch und versucht ihm zu helfen. Das Problem was er (56 Jahre) hat ist, das er immer häufiger zur Flasche greift. Uns und seiner Frau fällt es zunehmendst auf, dass er betrunken in Selbstmitleid verfällt. Meine Schwiegermutter versucht ihn ständig wieder aufzubauen. Einen kurzen Moment hällt es an - aber leider nur kurz. Wir wollen ihm helfen, da selbst meine Familie darunter leidet. Ich habe ihn persönlich auf sein Problem angesprochen. Er fiel weinend in sich zusammen und wußte nicht mehr ein noch aus. Er fühlt sich hilflos, zu nichts mehr zu gebrauchen, nichts wert. Es darf kein Dauerzustand werden. Ich bin froh, dass er sich mir gegenüber öffnet. Meine Frau und meine Schwiegermutter ist auch noch "gebrandmarkt". Der erste Mann von ihr war ebenfalls Alkoholiker und schlug Sie zudem auch noch! Mein Schwiegervater ist zum "Glück" nicht so ein Typ. Wie kann ich Ihm helfen. Soll ich ihn einfach in eine Selbsthilfegruppe locken, so dass er nicht allein in dieser Gruppe ist? Mir liegt es sehr im Herzen ihnen zu helfen. Vor kurzem habe ich ihm einen Fitnessgutschein geschenkt. Er ging auch regelmäßig hin. Als es vorbei war ging es mit der trinkerrei wieder los. Mein Schwiegervater (Harz IV-Empfänger)ist ein Typ, der gern liest, am Computer sitzt und nicht so gern feiert. In letzter Zeit sehr zurückgezogen lebt. Seine Frau arbeitet Schichten in einer Weberei verdient auch nicht so viel. Helft mir, wie kann ich meinem Schwiegervater helfen. Danke.

Anwort von Vincent

Lieber Torsten!

Langzeitarbeitslosigkeit ist ein schwerer Schlag gegen das Selbstbewusstsein. Mach Deinem Schwiegervater folgendes deutlich: "Etwas Wert" ist Dein Schwiegervater solange, wie er sein Selbstwertgefühl nicht aufgibt, das hat mit Job oder Nicht-Job nichts zu tun. Die Situation ist doch die: Arbeitslosigkeit ist heutzutage fast normal, besonders im strukturschwachen Osten unseres Landes. Viele Menschen teilen sein Schicksal und sind deswegen nicht weniger wert. Diejenigen mit Arbeit sind nicht unbedingt bessere Menschen, sie hatten halt mehr Glück.

Dein Schwiegervater ist ein guter Elektroingenieur, er hat Fähigkeiten und ist kompetent. Das bleibt er auch weiterhin, auch wenn der Arbeitsmarkt zurzeit für kompetente Leute kaum Platz hat. Er sollte sich an seine Fähigkeiten erinnern, mit denen er jahrzehntelang eine Familie ernähren konnte - gibt es was im Haushalt zu werkeln? Brauchen die Nachbarn Hilfe? Kann man hier und da mal aushelfen?

Beschäftigung ist wichtig - er sollte sich Hobbies suchen, und außerdem auch die Vorteile sehen. Es gibt immer auch Glück im Unglück. Wann hatte er zuletzt soviel Zeit sich um die Familie zu kümmern? Gibt es Enkelkinder, die man ihm anvertrauen kann damit die Eltern mal ungestört ausgehen können? Ein richtiger Mann entlastet seine Frau auch mal im Haushalt und zaubert ein tolles Essen hin, für das der Chefkoch viel Lob einheimsen dürfte.

Es gibt viele Wege, sich nützlichzu machen und sich wieder "wert" zu fühlen. Gebt ihm einen Ansporn, facht seine Selbstachtung wieder an, zeigt, dass ihr einen ruhigen und nicht verzagenden Schwiegervater wollt und keinen, der sich aufgibt.

Überlegt außerdem Möglichkeiten, wie die Zeit von Hartz IV zur Rente zu überbrücken ist.

Nicht vergessen: JEDE Arbeit ist ehrbar und anständig, wenn man sie gut und gründlich tut. Den längsten weg hat Dein Schwiegervater doch geschafft. Das letzte Stück sollte er mit erhobenem Kopf zurücklegen. Er muss sich nicht schämen.

Alles Gute,