Problem von Anonym - 14 Jahre

Ich kann einfach nicht mehr

Hallo! Ich habe nach langem überlegen beschlossen etwas zu schreiben. Ich weiß einfach nicht an wen ich mich sonst wenden soll. Also, es ist so dass ich seit ende der Sommerferien irgendwie keinen Sinn mehr in allem sehe. Ich spüre gar keine Freude mehr und habe einfach keinen Antrieb irgendetwas zu tun. Auch für die Schule nicht. Selbst wenn ich versuche etwas zu tun, es klappt einfach nicht. Freunde mit denen ich etwas unternehmen könnte habe ich nicht. Meine Mutter hat vor Kurzem auch einen neuen Mann geheiratet (Meine Eltern sind geschieden). Er ist zwar nett und alles, aber ich komme irgendwie nicht damit klar dass er jetzt bei uns lebt. Hinzukommt, dass er zwei Kinder hat die jedes zweite Wochenende kommen. Mit denen verstehe ich mich gar nicht. Am liebsten würde ich einfach verschwinden können. Ich fühle mich so wertlos. Ich spüre irgendwie nur noch Leere. Ich habe sogar angefangen mich zu Ritzen und das hilft für einen Moment. Ich denke auch öfter an Selbstmord, bin sogar manchmal kurz davor, tue es dann aber doch nicht. Nachts im Bett weine ich oft. In der Schule habe ich zwar einige mit den ich mich in den Pausen unterhalte, aber mehr auch nicht. Irgendwie finde ich dass ich dumm und hässlich bin. Ich hasse mich selbst einfach für die Dinge die ich tue. Ich kriege irgendwie selbst die einfachsten Dinge nicht hin, die sonst jeder schafft. Ich will das Alles einfach nicht mehr...

Katharina Anwort von Katharina


Liebe Hilfesuchende,
Du schreibst zwar nichts darüber, aber ich kann mir gut vorstellen, dass alles vielleicht angefangen hat, als sich deine Eltern getrennt haben, was sicher immer ein einschneidendes Erlebnis für Kinder ist. Nun hat deine Mutter einen neuen Mann geheiratet, zu dem du ein sehr zwiespältiges Verhältnis hast. Du magst ihn zwar, aber willst ihn nicht ständig in deiner Nähe. Dieses Gefühl rührt vielleicht von einer Eifersucht her, die dir wahrscheinlich gar nicht so bewusst ist. Ich nehme an, du hast mit deiner Mutter bisher allein gelebt? Nun kommt ein Dritter in eure „Zweierbeziehung“ und du hast Angst, dass er dir deinen Platz streitig machen könnte, dass er deiner Mutter wichtiger wird als du. Ähnlich verhält es sich bei den beiden Kindern des neuen Mannes, auf einmal sind da zwei „Geschwister“ und du willst wahrscheinlich weder deine Mutter mit ihnen teilen, noch die vier Wände, in denen du bisher allein warst, unbewusst siehst du sie als „Eindringlinge“. Neben der Eifersucht besteht aber vielleicht noch ein gewisses Schuldgefühl deiner Mutter gegenüber. Natürlich willst du ihr neues Glück nicht kaputt machen, aber du kommst mit der Ablehnung ihrem neuen Mann gegenüber auch schlecht klar. Und alles in allem weißt du selbst nicht so recht, wie du deine Gefühle einordnen sollst, was dir alles gleichzeitig in deinem Kopf herumschwirrt, wie du mit allem umgehen sollst.

Das alles bringt dich in einen inneren Konflikt, den du versuchst abzureagieren, indem du dich selbst verletzt. Deine Verzweiflung drückst du durch deine Tränen aus. Weiterhin glaube ich auch, dass dir der fehlende Kontakt zu Freunden dein ganzes Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein nimmt, du hegst einen Selbsthass, und du glaubst, du kriegst nichts hin.

Ich denke, mit deiner Selbstverletzung sendest du einen ganz deutlichen Hilfeschrei aus. Du musst mit deiner Mutter reden, sag ihr, dass du mit der momentanen Situation schlecht klar kommst, wie es in dir aussieht. Das Gespräch hilft dir vielleicht auch, deine Gedanken zu ordnen. Was euch gut tun würde, wäre sicher mehr Zeit zu zweit, dass du merkst, du bist ihr immer noch wichtig. Vielleicht könntet ihr regelmäßig eine „Mutter-Tochter-Zeit“ einrichten, in der nur ihr beide allein etwas miteinander unternehmt. Zusammen kochen, spazieren, schwimmen, Kino, shoppen, ein gemeinsames Hobby ... dir fällt bestimmt jede Menge ein!
Was ich dir noch sagen wollte, sieh deine „neuen Geschwister“ auch mal aus einer anderen Perspektive: nämlich nicht als Bedrohung, sondern als Chance und Bereicherung!
Sollte sich an deiner Situation nichts ändern, wäre es sicher sinnvoll, professionelle Hilfe anzunehmen, zum Beispiel in Form einer Familientherapie. Niemandem ist geholfen, wenn du weiter vor dich hinlebst und einfach nur noch unglücklich bist. Die Veränderungen in deinem Umfeld und dass auch du selbst dich veränderst, bedarf manchmal einfach Hilfe von außen!
Adressen findest du zum Beispiel hier:
http://www.johanniter.de/nc/dienstleistungen/pflege-und-beratung/beratungen/kinder-und-familienberatung/?pk_campaign=g_jugendarbeit_beratung&pk_kwd=familienberatung

Alles Gute!