Problem von .... - 19 Jahre

Ich will meine Ausbildung abbrechen und einen neuen Job erlernen, weiß aber nicht welchen Job

Hallo liebes Team! Ich überlege schon sehr lange meine Ausbildung im Einzelhandel abzubrechen, weil ich einfach unheimlich unglücklich bin. 1. Ich habe einfach keine Lust mehr auf die Leute und auf die Umgebung, ganz zu schweigen von der Stimmung, die da seit kurzem herrscht. 2. Meine Noten sind auch entsprechend schlecht, weil mich der Stoff nicht mehr interessiert und ich mich immer wieder frage, wofür ich das mache. 3. In ca 5 Monaten habe ich meine Abschlussprüfung und ich kann rein gar nichts, außer die typischen Arbeiten einer Aushilfskraft. Selbst nach mehreren Gesprächen, bekamen wir ( wir=meine Arbeitskollegin, ebenfalls in der Ausbildung, und ich) antworten,wie: "Wenn ihr gehen wollt, dann geht! Draußen warten noch andere auf diese Stelle. Ist ja nicht mein Ding was ihr macht!"
Nach langem hin und her habe ich mich nun fest entschlossen, diese Ausbildung abzubrechen, auch wenn es "nur" noch 5 oder vielleicht noch mehr Monate sind. Aber diese 5 Monate sind in meinen Augen einfach nur noch Verschwendung, denn ich will endlich etwas festes haben, eine Arbeit, die mir auch Spaß macht und in der ich mich wohl fühle.
Aber ich weiß nicht, in welchem Job. Praktika zu machen, ist ja schwer, denn einfach die Ausbildung anzubrechen wäre einfach dumm. Dazu kommt noch, dass ich eine eigene Wohnung unterhalten muss, darum brauche ich ein festes Einkommen. Also wie kann ich nun herausfinden, welcher Job zu mir passt? Und wenn ich eine Bewerbung schreibe, wie kann ich es richtig formulieren, warum ich die Ausbildung abbrechen möchte...Ich hoffe ihr könnt mir weiter helfen LG

Christian Anwort von Christian

Hi Desiree,

falls du deine Ausbildung noch nicht abgebrochen haben solltest: Lass es bloß sein! Du kannst nicht ernsthaft deine Ausbildung 5 Monate vor Ende abbrechen und anschließend dir eine neue Ausbildungsstelle oder einen neuen Job suchen, zumal du deinen Abbruch so kurz vor der Abschlussprüfung auch nur richtig schwer vor anderen Personalern oder Geschäftsleuten erklären kannst. Es gibt da wesentlich schönere Wege die du gehen kannst wenn du sowieso schon weißt, dass du auf den Betrieb keinen Bock mehr hast.

Zunächst gibt es das so genannte Berufsbildungsgesetz welches den Ausbilder zwar nicht zwingt aber immer hin den Ausbilder den Hinweis gibt, er sollte euch auch in punkto geistiger und moralischer Reife ausbilden. In diesem Punkt hat dein Chef ja scheinbar gründlich versagt, als weit daneben kann man ja so Sprüche wie: „Von euch gibt’s viele auf der Straße!“, nicht mehr werten. Natürlich ist es starker Tobak wenn ihr beide der Meinung seid die Ausbildung habe euch bis dato nichts genützt und auch nicht die Eigeninitiative gezeigt auch etwas anderes als nur Aushilfstätigkeiten gelernt zu haben. Allerdings sind es noch 5 Monate oder inzwischen vielleicht auch nur noch 4 Monate, in denen ihr euch noch auf die Prüfung vorbereiten könnt und auch ein schlechter Abschluss ist immer noch um Welten besser als Verhandlungsposition als kein Abschluss nach der Ausbildungszeit.
Rechtlich sieht es so aus, dass ihr eine Abschlussprüfung zweimal wiederholen könnt und euch der Arbeitgeber dazu die Möglichkeit einräumen muss. Du darfst eine Prüfung generell 3-mal ablegen bis du sie endgültig nicht bestanden hast. Also, angenommen du beißt die Zähne zusammen und hältst diese paar Monate noch durch und versagst letztlich in der Prüfung, dann muss dich der Ausbilder nach einem halben Jahr wieder die Prüfung machen lassen. Wobei dies keine Rechtsberatung oder Rechtsauslegung ist sondern lediglich eine Aufklärung. Für alles Weitere müsstest du bzw. ihr den Berufsschullehrer fragen, der auch in der Prüfungskommission sitzen wird oder aber du holst dir einen Rat bei der zuständigen Gewerkschaft. Falls du da weitere Hilfe brauchst, dann bitte Feedback schreiben und fragen!

Um einen vernünftigen Job zu haben ist langfristig der eben beschriebene Weg am besten! Ich weiß, dass es schwer sein dürfte bei den angedeuteten Betriebsklima und es ist auch nicht schön wenn man so was erleben muss, aber das Ende ist ja quasi absehbar… Den möglichen neuen Arbeitgeber kannst du ja ganz einfach erklären wieso die Abschlussprüfung nicht so gut gewesen ist, ich denke die Unternehmen kennen sich auch alle unter sich und können es dann ziemlich gut einschätzen wie bei wem welche Ausbildung aussieht. Im Zweifel war es halt kein guter Ausbildungsbetrieb, niemand war Zuständig….

Falls du deine Ausbildung schon abgebrochen hast, ist die Argumentation sehr schwierig. Du musst wissen, dass so Unternehmer egal wie du es drehst und wendest sehr misstrauisch sind und es so ausgelegt bekommst als könntest du bei etwas rauerem Umgangston nicht deinen Mann bzw. deine Frau stehen. Kurz um weiß ich auch nicht genau wie man es den potentiellen Arbeitgeber klar machen sollte. Man könnte als letzten Ausweg im Nachhinein auf private Gründe schieben die nun abgeschlossen sind. Aber es ist sicherlich nicht der Königsweg! Allgemein ist es sehr schwer ein Abbruch kurz vor Abschluss irgendwie zu erklären. Am besten nicht dazu kommen lassen, wenn es noch nicht ist. Ich kann es aber voll verstehen, dass ihr keine Lust auf die Prüfung hat. Lust hat man ja nie aber wenn man dann noch weiß, dass man evtl. nicht mal bestehen wird. Aber ich denke ihr habt ganz viel davon wenn ihr im Zweifel die Prüfung noch mal und noch mal macht. Ich weiß es ist nicht einfach aber in Hinblick auf Beruf und Einkommen das Beste. Es ist schon eine sehr blöde Situation.

Alles Gute dir und deiner Kollegin
Christian