Problem von Kathrin - 31 Jahre

über Gefühle reden

Liebes Kummerkasten-Team,

vielen Dank für Eure tolle Arbeit und dass ich euch schreiben kann. Vor einigen Wochen habe ich euch schon mal geschrieben. In dieser Mail ging es eher darum, dass mich meine momentane Arbeitssituation überfordert und ich mich sehr ausgebrannt fühle, keine Lösung finde, daran etwas zu ändern und Angst habe, ins Burn-Out zu geraten, wenn das so weiter geht. Ich habe zwar immer noch keine Lösung gefunden, zumindest habe ich aber nun erst mal 3 Wochen Urlaub und hoffe, dass ich mich danach wieder etwas leichter fühle. (Ich mache ein Fernstudium, habe 2 Teilzeitjobs und fahre fast jedes Wochenende zu meinem Freund nach Wiesbaden.)

Heute möchte ich euch noch wegen eines anderen Problems um Rat fragen (vielleicht hängt auch alles miteinander zusammen, deswegen diese Eingangsschilderung). Ich habe im September einen sehr lieben Mann kennengelernt und mich sehr in ihn verliebt. Doch irgendwie wird mir seit dem Stück für Stück der Boden unter den Füßen weggezogen, mir wird alles zuviel und ich habe manchmal das Gefühl, mich selbst zu verlieren - nicht wegen ihm, sondern weil alles zuviel ist und durcheinander.
Mein Freund ist Rolli-fahrer - das ist für mich auch überhaupt kein Problem. Mein Problem ist eher, dass er ganz arg verschlossen ist. Wir sind jetzt seit 3 Monaten ein Paar und ich genieße es sehr, wieder jemanden an meiner Seite zu haben und finde ihn auch etwas ganz Besonderes. Doch manchmal überkommen mich Zweifel, ob er sich wirklich auch in mich verliebt hat. Wo fange ich an, zu erzählen?

Also, wir haben uns im Internet kennengelernt. Mir hat gleich an ihm gefallen, wie optimistisch er geschrieben hat. Eigentlich hatte ich mir nach einigen Enttäuschungen vorgenommen, erstens nicht mehr im Internet nach einem Partner zu suchen und zweitens nicht mehr zu jemanden, der weiter weg wohnt, an den Wohnort zu fahren, sondern einen Treffpunkt in der Mitte auszumachen. Doch dann habe ich also meinen Thorsten kennengelernt. Der Mail-kontakt war gleich richtig, richtig schön, ganz locker und unverfangen. Es verging einige Zeit, bis wir mal telefoniert haben, denn ich habe in dieser Zeit mitten in den Prüfungsvorbereitungen für das erste Modul meines Fernstudiums gesteckt. Da war er auch total lieb und verständnisvoll und hat immer geschrieben, ich soll mich da nicht unter Druck setzten, wir schaffen es schon noch, zu telefonieren und hat mir immer ganz dolle für die Prüfungen die Daumen gedrückt. Hat also immer SMS geschrieben, dass er an mich denkt und gefragt, wie es gelaufen ist und mich motiviert.

Dann haben wir nach der Prüfung das erste Mal telefoniert und es war super. Seine Stimme und sein Lachen haben mir gleich sehr gut gefallen. Weil wir uns also prima verstanden haben, haben wir überlegt, uns nun auch mal zu treffen. Wie gesagt wollte ich wegen einer sehr schlechten Erfahrung nie wieder zu jemanden an den Wohnort fahren. Da aber ein Treffen in der Mitte (er wohnt in Wiesbaden, ich in Reutlingen) für ihn mit etwas mehr Planung und Aufwand verbunden wäre (er ist querschnittsgelähmt, ist aber sehr mobil, braucht aber die Sicherheit, dass eine Toilette in der Nähe ist und muss wissen, ob z.B. das Restaurant usw. barrierefrei sind), bin ich dann doch zu ihm nach Wiesbaden gefahren. Zuerst wollten wir nur einen Tag vereinbaren, doch wir haben es dann doch so gemacht, dass er mir ein Hotelzimmer gesucht hat und ich in Wiesbaden im Hotel übernachtet habe.
Ich war vor dem Treffen sehr aufgeregt, ich hab natürlich schon gemerkt, dass wir uns gegenseitig sehr sympathisch sind, habe aber trotzdem sehr große Angst vor einer neuen Enttäuschung gehabt, weil mir auch noch die schlechte Erfahrung so in den Knochen gesteckt hat. Meine Gefühle sind immer hoch- und runtergegangen, ich habe immer versucht, zu genießen, was sich da entwickelt und die Gedanken an die schlechte Erfahrung im Zaum zu halten, und mir aber auch nicht allzu viele Hoffnung zu machen und mich nicht so sehr da rein zu steigern.

Das Treffen war dann aber einfach nur wunder-, wunderschön. Wir sind als erstes zu einer Schnupperstunde für Rollstuhltanzen gegangen – das ist seine große Leidenschaft. Er war so super. Ich bin nicht so musikalisch und mir fehlt auch etwas das Taktgefühl, ich kann auch bisher überhaupt nicht tanzen. Doch er war so lieb und hat mir immer gesagt, dass ich das prima mache, obwohl ich immer mit allen Schrittfolgen total durcheinander gekommen bin. Und er hat mich natürlich total beeindruckt, wie er mit seinem Rolli da übers Parkett geschwebt ist – das sah so toll aus. Die Musik liegt ihm total im Blut.

Danach sind wir ins Theater gefahren, wir waren beide irgendwie so ein bisschen schüchtern und aufgeregt. Im Theater haben sich dann unsere Hände immer so ganz vorsichtig berührt, aber keiner hat sich getraut, die Hand des anderen einfach zu nehmen. Dann war Pause. Wir sind dann beide zur Toilette und als wir dann wieder auf unseren Plätzen waren, hat er dann einfach seinen Arm um mich gelegt. Ich bin dahin geschmolzen, mein Herz hat so wild geklopft, und ich konnte vor Aufregung keinen klaren Gedanken mehr fassen und hab auch die zweite Hälfte vom Theater kaum noch mitbekommen. Nach dem Theater sind wir am Rhein spazieren gegangen und auf einer Bank am Wasser hat er mich im Mondschein ganz schüchtern geküsst. Man hat sehr gemerkt, dass er sich genauso danach gesehnt hat, wie ich mich. Dann hat er mich zum Hotel gefahren und ich bin mit einem Lächeln auf dem Gesicht selig eingeschlafen. Der nächste Tag war dann auch wunderschön, wir haben im Restaurant gefrühstückt, waren im Museum, haben uns immer angeschaut und geküsst und konnten kaum die Hände voneinander lassen. In der Woche drauf hat er mich auch eine ganz liebe und vertrauensvolle Mail geschrieben, er meinte, er hätte das Gefühl das das mit uns was Besonderes werden könnte und hat mir anvertraut, wie sich das mit so intimen Dingen bei ihm als Rollifahrer verhält – er meinte, er wolle, dass ich weiß, worauf ich mich da einlasse. Diese Mail war wirklich total lieb und ich hab gemerkt, dass ihm das nicht so leicht gefallen ist, das zu schreiben, er hatte nämlich mehrere Anläufe unternommen und hat das dann erst mitten in der Nacht geschrieben.

Spätestens nach dieser lieben Mail war es endgültig um mich geschehen. Wir haben uns dann auch sofort das nächste Wochenende wieder gesehen und seit dem bin ich fast jedes Wochenende zu ihm gefahren – diesmal in seine Wohnung ;-)

Nun sind wir also seit 3 Monaten ein Paar. Doch ich merke immer wieder, dass er sich ganz arg schwer tut, über seine Gefühle zu reden oder auch seine Gefühle auszudrücken. Ich kann mir wirklich auch vorstellen, dass es nicht so einfach für ihn ist – er hat bis auf eine kurze Beziehung noch keine ernsthafte Beziehung gehabt. Außerdem habe ich den Eindruck, dass er auch so so ziemlich alles mit sich allein ausgemacht hat bisher. Als er 18 war, hatte er einen mysteriösen Unfall im Wald – er hatte ein Blackout und weiß nicht, was geschehen ist, er ist auf dem Boden aufgewacht, konnte sich nicht mehr bewegen. Seine Freunde haben ihn ins Krankenhaus gebracht und seit dem ist er querschnittsgelähmt. Es macht auch den Anschein, dass er prima damit zurecht kommt, nicht damit hadert und sehr optimistisch ist. Er wohnt allein und braucht kaum Hilfe. Doch natürlich gibt es ein paar Problemchen und natürlich vermisst er manche Dinge, wie z.B. das „normale“ Tanzen. Das finde auch ja auch völlig natürlich, doch mir fehlt ein bisschen, dass er das mehr mit mir teilt. Vielleicht bin ich auch einfach zu ungeduldig, schließlich sind wir erst seit 3 Monaten zusammen. Doch ich bin einfach jemand, der über Gefühle reden muss. Er hat z.B. auch das Problem, dass er in letzter Zeit öfter an einem Harnwegsinfekt leidet (durch Einwegkatheder) – am Anfang war das ein ganz großes Problem für mich. Ich hab gemerkt, dass er irgendwas hat, dass er sich nicht wohl fühlt und plötzlich auch so abweisend war und ich hatte keine Ahnung warum. Das hat mich so fertig gemacht. Irgendwann hatte ich dann aus ihm herausbekommen, dass er sich einfach wegen diesem Infekt nicht wohl fühlt und dass er sich total zurückzieht, wenn er krank ist. Wir sind da schon extrem unterschiedlich; ich wäre dann gern für ihn da, würde ihn gern ein bisschen verwöhnen und so – er macht das am liebsten völlig mit sich allein aus und sagt nicht mal, dass es ihm nicht gut geht. Zum Glück konnten wir da schon einen Kompromiss finden, dass er wenigstens sagt, was los ist, damit ich mir nicht so viel Sorgen mache, und ich lasse ihn dann ein bisschen mehr in Ruhe, rufe z.B. nicht an und so.

Ich weiß auch, dass ich einfach ganz geduldig sein muss und er Zeit braucht. Doch manchmal fällt mir das so so schwer. Ich habe mich so sehr danach gesehnt, eben nicht nur zu lieben, sondern auch geliebt zu werden. Doch manchmal fühle ich mich noch mehr allein, als vor unserer Beziehung. Es ist auch wirklich nicht so einfach. Wir sehen uns nur so ca. alle 2 Wochenenden. Dann fahre auch immer ich zu ihm, denn meine Wohnung ist leider nicht rollstuhlgerecht. Wenn er mal hier zu mir kommt, wohnen wir im Hotel, was ja auch nicht so gemütlich ist. Wenn ich dann mit ihm gemeinsam überlegen will, dass ich mir ja hier eine Wohnung suchen könnte, die rollstuhlgerecht ist, weicht er aus. Ich hab dann ewig versucht, herauszubekommen, warum. Irgendwann hat er mir dann geschrieben, dass er nicht will, dass man sich wegen ihm Mühe macht. Darauf hab ich geschrieben, dass das doch nicht einfach nur Mühe wäre, sondern dass es doch schön wäre, wenn wir auch hier einen Ort hätten, an dem wir ein Zu-Hause hätten und dass wir dann z.B. auch mal meine Freund einladen könnten und dass wir uns öfter sehen könnten, weil er z.B. auch mal kommen könnte, wenn ich z.B. am Samstag Morgen eine Studienveranstaltung habe. Und dass ich es außerdem normal finden, dass man sich in einer Beziehung umeinander bemüht. Ich glaub, das ist er wirklich überhaupt nicht gewohnt.

Jetzt war er am Wochenende mal wieder bei mir. Zum großen Teil war es auch einfach richtig schön. Doch dann ist er manchmal plötzlich wieder so abweisend. Wir waren z.B. am Samstag Abend zum Tanzen. Das war erst so schön, beim Tanzen geht er total auf, singt mit und tanzt wie ein Wilder mit seinem Rolli über die Tanzfläche. Doch als ich ihn dann küssen wollte, hat man richtig gemerkt, dass es ihm unangenehm war und er hat mich sogar so leicht weg gedrückt. Den nächsten Tag waren wir dann auf dem Weihnachtsmarkt und da war es auch wieder so. Ich merk doch den Unterschied, wenn er es genießt, wenn ich ihn küsse oder wenn er dabei die Augen offen hat und mich so leicht wegdrückt. Das bricht mir so sehr das Herz, weil ich dann einfach nicht weiß, was los ist. Wenn ich ihn darauf anspreche, ist ihm das auch unangenehm und er meint, das würde ich mir nur einbilden, ich solle mir nicht so viele Gedanken machen und ich bräuchte mir da wirklich keine Sorgen machen. Das macht mir aber Sorgen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mir das nicht nur alles einbilde. Seinen Freunden ist z.B. auch schon aufgefallen, dass er manchmal so abweisend zu mir ist. Am Schlimmsten ist es, wenn ich Sonntag Abend von ihm wegfahre. Ich bin dann traurig, weil das Wochenende wieder vorbei ist und bin noch anhänglicher. Doch genau dann ist er total kühl und es scheint ihm gar nichts auszumachen, dass ich wegfahre. Er ist dann auch manchmal am Zug so abweisend und ich sehne mich so sehr danach, ihm einfach um den Hals zu fallen und leidenschaftlich zu küssen. Einmal war am Zug ein anderes Päärchen, die sich kaum losreißen konnten und sich noch in den Armen lagen, als die Tür schon zuging. Er saß in seinem Rolli daneben von draußen und hatte die Hände in den Taschen. Ich hab mich in diesem Moment so einsam gefühlt und hab so mit den Tränen gekämpft, als die Tür zuging. Wenn ich dann im Zug sitze, habe ich so einen Kloß im Hals und könnte weinen (mach ich auch manchmal). Inzwischen habe ich so schrecklich Angst vor diesen Sonntag-Abenden. Ich komm dann immer fix und fertig wieder bei mir zu Hause an und bin gar nicht innerlich bereit, mein Leben hier weiter zu leben. Ich will ja auch mein eigenes Leben hier nicht verlieren und ich weiß ja auch, dass ich auch allein gut zurecht komme. Ich habe hier so gute Freunde und habe mich bisher super wohl hier gefühlt. Doch dieses Gefühls-Auf und -Ab schlaucht mich so sehr, dass ich fast keine Energie mehr habe. Wenn ich merken würde, dass er mich auch vermisst und wenn er mir ein bisschen seine Gefühle sagen würde, würde es mir leichter fallen, auch hier mein Leben weiter zu leben. Doch er sagt mir nie, dass er mich mag oder mich vermisst. Wir telefonieren auch manchmal nur ein Mal in zwei Wochen. Das ist mir viel zu wenig. Und ich hab das Gefühl, wenn ich ihm nicht schreibe oder anrufe, würden wir 3 oder 4 Tage nichts voneinander hören. Doch ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich will es ihm auch nicht so direkt sagen, dass er z.B. öfter mal anrufen soll, denn dann ruft er ja an, weil ich es erwarte und nicht, weil er es will. Ich habs nun schon so gemacht, dass ich halt einfach öfter angerufen hab und ihm einfach jeden Abend eine SMS geschrieben hab, dann antwortet er auch. Aber zurückrufen tut er selten und von sich aus kommt auch ganz selten eine SMS. Ich will ihm ja Zeit geben und geduldig sein, aber es fehlt mir so sehr. Ich weiß schon, dass wir da sehr unterschiedlich sind, ich brauche Gefühle einfach ganz dolle und will sie auch zeigen und darüber reden. Er kann Gefühle nicht so gut zeigen und macht vieles mit sich allein aus. Ich würde ihm manchmal auch so gern wieder ein bisschen mehr Lebensfreude schenken, denn manchmal vergräbt er sich schon ein bisschen. Gerade jetzt, wenn so schlechtes Wetter ist, will er nicht gern raus, was ich ja verstehen kann. Im Rolli durch den Schnee oder auch nur durch die Kälte ist nicht so angenehm. Doch es bricht mir das Herz, wenn ich weiß, dass er einsam alleine zu Hause sitzt und manchmal die ganze Nacht Computer spielt. Das habe ich auch so ganz zufällig und nebenbei rausbekommen, dass er sich manchmal sehr einsam fühlt. So etwas über seine Gefühle bekomme ich alles nur so ganz langsam aus ihm raus.

Dann gibt es da noch ein Thema, was mich diesbezüglich sehr beschäftigt. Wie ihr euch vielleicht denken könnt, ist Sex mit Querschnittslähmung nicht ganz so einfach. Bei meinem Freund ist es so, dass er zwar eine Erektion bekommt, aber keinen Orgasmus haben kann. Er bekommt auch nicht so leicht eine Erektion. Das hat er mir damals auch so geschrieben in dieser lieben vertrauensvollen E-Mail. Und es ist natürlich nicht so, wie mit einem nichtbehinderten Mann Sex zu haben. Doch dies alles macht mir wirklich überhaupt nichts aus. Ich genieße den Sex mit ihm so sehr und es geht viel mehr um Nähe und um Zärtlichkeiten, als rein um diesen Akt des Geschlechtsverkehrs. Ich vermisse da wirklich gar nichts. Aber ich merke, dass er sich Gedanken darum macht und sich einfach nicht fallen lassen kann. Das wird in letzter Zeit auch immer schlimmer. Am Anfang hatten wir beide so Sehnsucht nach körperlicher Nähe, dass wir nur übereinander hergefallen sind ;-)
Doch auch hier ist wieder mein Problem, dass er nicht darüber reden kann. Ich möchte so gern mit ihm auch über Sex reden. Ich weiß z.B. nicht so richtig, was ihm wirklich gefällt. Oder manchmal habe ich das Gefühl, er denkt, er müsste mich jetzt verwöhnen, damit mir nichts fehlt. Einmal hat er so gesagt, er genießt es, wenn ich genieße. Das will ich aber nicht, ich will mit ihm zusammen genießen, mir kommt es nicht darauf an, ob ich nun zum Höhepunkt komme oder nicht, ich will mit ihm gemeinsam Zärtlichkeit und Nähe genießen. Ich habe ihn einmal am ganzen Körper geküsst und habe gemerkt, dass er nur dalag und mit offenen Augen an die Decke geschaut hat. Das kann mir doch dann keiner erzählen, dass er in diesem Moment wirklich genießt. Doch ich habe es versucht, anzusprechen, er weicht dann immer aus und sagt, er weiß nicht, was ich habe, ich bilde mir das nur ein. Ich traue mich auch gar nicht mehr, es nochmal anzusprechen, denn dann setze ich ihn ja bestimmt noch mehr unter Druck und er denkt dann in der bestimmten Situation, er müsse jetzt genießen oder so. Das das nicht geht, ist mir natürlich auch klar. Ich will ja auch nichts kaputt reden.

Meint ihr, ich muss einfach noch mehr Geduld haben und ihm ganz viel Vertrauen schenken, damit er mir mehr vertrauen kann? Manchmal denke ich mir halt, er kennt das ja gar nicht, dass ihn einfach wirklich jemand liebt und glaubt das vielleicht noch nicht so richtig. Ich hab auch nur so rausgehört, dass diese eine kurze Beziehung, die er mal hatte, nicht so toll war und diese Frau wohl sehr dominant war und was sie sagte, musste gemacht werden. Es ist nur so schwierig, ihm dieses Vertrauensgefühl zu schenken, weil wir uns so schrecklich selten und auch immer nur so kurz sehen, kaum telefonieren und ich meine Sehnsucht auch nicht immer verbergen kann. Ich brauche eben auch manchmal Trost von ihm und wünsche mir manchmal so sehnlich, dass er einfach mal von sich aus mich zu sich ranzieht und küsst.

Danke, das sich euch das alles schreiben kann und entschuldigt, dass das wieder so ein Roman geworden ist. Ich hab aber grad so viel Durcheinander in meinem Kopf, deswegen gelingt es mir nicht, das sortierter auszudrücken. Es ist ja auch nicht nur das, was mir im Kopf rumgeht, sondern ich hab auch grad so Druck auf der Arbeit und kriege grad nicht alles unter einen Hut – also meine 2 Jobs, mein Studium, Fitness, die ich dringend wegen meinem kaputten Rücken brauche, Zeit für meine Freunde und Zeit nur für mich (was ich auch dringend brauche, denn ich habe öfter Migräneanfälle, wenn ich mir das nicht gönne). Danke, wenn ihr mir antwortet.
Liebe Grüße, Kathrin

Christian Anwort von Christian

Hallo Kathrin,

die Fortsetzung von deiner letzten Nachricht habe ich gar nicht gelesen, da sie in unterschiedlichen Kategorien einsortiert worden sind, so habe ich einen Tag nach dem Eingang nichts wissend von dieser Nachricht an dich eine Antwort geschickt, die sich nur auf deine erste Nachricht bezog. Wir und damit meine ich das gesamte Team von www.mein-kummerkasten.de sind gerne für euch und eure Probleme da und geben gerne unseren Rat weiter, daher danken wir für euer Vertrauen welches ihr uns entgegen bringt.

In Beziehungen spielt gegenseitiges Vertrauen eine bestimmende Rolle, allerdings ist Vertrauen keine Tauschware. Vertrauen erarbeitet man sich, man muss es sich verdienen. So ist es eher eine Frage der Zeit, die das Vertrauen stellt und natürlich eine Frage des Umgangs.
Über Gefühle zu reden ist nicht für alle Männer schwer, aber es geht eben nicht so einfach von der Hand. Rede ich über meine Gefühle, dann ist dies wirklich ein ganz großer Vertrauensbeweis. Die Bereitschaft über Gefühle zu sprechen ist allerdings nicht nur von der Größe des Vertrauens abhängig sondern auch vom Zeitpunkt. Es ist halt so, dass Männer ihre Gefühle ganz oft verdrängen was womöglich noch aus der Zeit stammt, als die Menschen sich in Stämmen organisierten. Man kann es sich einfach denken wie überlebenswichtig es gewesen ist, dass der Mann die Fähigkeit hatte seine Emotionen zu verlagern, stell dir mal einen ängstlichen Jäger vor oder einen der in seiner Wut die Zelte abfackelte oder in tiefster Trauer seinen Pflichten nicht hinterher gekommen ist. Nun leben wir modern, aber diese grundsätzlichen Verhaltensformen legt man dann doch nicht so schnell ab. Sehr viele Männer bevorzugen es ihre Trauer, ihre Wut, ihre Angst allein zu bewältigen und über sich nachzudenken. Das ist genau der Freiraum den eine Frau dem Mann geben muss. Ist ein Mann für sich gerade in solch einer Nachdenkphase, dann möchte er meistens nicht darin gestört werden. Falls doch, dann erfahren halt diejenigen Frauen, die in diese Sphäre eintreten wollen Kühle wenn nicht sogar Zurückweisung. Das hat in dem Moment überhaupt nichts mit der Frau zutun und deshalb sollten sie auch nicht die Schuld für diese Zurückweisung bei sich suchen. Natürlich ist es aber für Frauen besonders hart wenn nicht sogar beleidigend, da sie dazu neigen ihre Probleme zu teilen, zu besprechen. Das tut ein Mann eher seltener als eine Frau und das sollte man für das beiderseitige Verständnis beachten. Bei mir ist zum Beispiel das Bedürfnis nach Freiheit und Selbstständigkeit sehr groß. Angenommen meine Freundin würde sagen: „Christian, ich suche eine Wohnung in der mehr Platz (auch für dich oder extra für dich) ist!“ Ich wäre total entgeistert aus Angst um meine Freiheit und würde mich mit den Fragen quälen, welche Erwartungen an mich gerichtet werden.

Ein Mann kannst du als Frau aber auch mitnehmen in deine Welt, ich meine ihn ein Einblick in deine Welt geben. Das machst du bestimmt schon wenn ihr nahe zusammen liegt und du ihn sagst, dass du dich bei ihm gut aufgehoben fühlst und dich fallen lassen kannst. Nun ist für einen gesunden Mann neben dem mechanischen Reiz beim Sex auch sehr befriedigend wenn die Frau auf einer Welle der Befriedigung den gemeinsamen Akt ausklingen lässt. Ich denke manchmal das Sprechen über Sex ist bei manchen Menschen auch erst ab einer gewissen Geilheit möglich oder sollte ich hier öffentlich besser von Stimmung reden? Aber generell glaube ich, dass man es schon merkt ob der Sexualpartner eine gewisse Praktik mag oder ihm es nicht gefällt. Ich kann dabei leider keine allzu große Hilfe sein, ich denke das natürlichste wäre für mich zu fragen ob es sich falsch anfühlt oder warum er gedanklich so fern wirkt.

Ich hoffe dir irgendwie Ansätze zum Denken gegeben habe und hoffe auch weiterhin, dass du eine Lösung für dein Zeitproblem finden kannst.

Alles Gute in diesem Jahr
Christian