Problem von xy - 18 Jahre

Horror Ausbildung

Hallo liebes Team,

zur Zeit befinde ich mich in einer total verzwickten Sitation. Ich habe letztes Jahr meine Lehre zur med. Fachangestellten begonnen. Habe meine erste Stelle nach 3 Monaten gewechselt, weil ich aufs übelste gemobbt worden bin.
Die zweite hat mir spaß gemacht, wir waren mit mir zu dritt. Ok eine davon war eine Hexe, aber das ging mir hinten vorbei. Nun haben aber beide gekündigt, weil der Chef nie auf sie hören wollte. Beide haben im Juni gekündigt. Dann kamen 3 neue, mit der ersten verstand ich mich gut, mit der anderen es geht so und mit der dritten ist es die Hölle. Sie stellt mich immer wie dumm hin und lässt mich immer die größte Drecksarbeit machen, ok ich mache das mal, aber nicht dauernd (damit meine ich ihr ständig Essen kaufen und ihre Aufgaben erledigen, die eigentlich ihre sind, sie aber nur zu faul ist es selbst zu machen). Dann hilft sie auch höchstens 1-2 mal mit, sonst bin ich ständig überfordert. Das Problem ist das die anderen zwei nichts sagen, die noch dort arbeiten. Ich dachte am Anfang ok vllt. ist sie doch ganz nett und habe ihr gesagt das ich die eine Kollegin nicht sonderlich mag.
Heute bin ich dann am Arztimmer vorbei gelaufen, da tat sie sagen ja die xy ist ja so ein schlechter Azubi, sie ist immer unfreundlich (ich bin nur manchmal stinkig, aber das geht jeden mal so), sie bauscht die Mitarbeiter gegeneinander auf, sie ist kein guter Azubi, sie ist ja so ein hinterhältiges MIststück an ihrer Stelle würde ich sie Kündigen. Mein Chef sagte daraufhin nichts, statt sie mal in die Schranken zu weisen.
Dann hat sie mich mal angepflaumt, weil ich mal einen Tag wegen starker Migräne krank geschrieben war das war im November und im Sommer war ich eine Woche wegen Magen-Darm krankgeschrieben. Da schnauzt sie mich an und sagt du hast ja ständig irgendwelchen scheiß, du bist auch so häufig krank, das kannst du dir nicht leisten. Ich habe deswegen auch geheult. Ich habe das dann am nä. morgen meinem Chef erzählt, aber der tat sie nur in Schutz nehmen. Ich kann mit ihm über keine Probleme reden.
Ich bin echt am überlegen, alles hinzuschmeißen. Von meinen Eltern her bekomme ich keine Unterstützung, da heißt es Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Gut bei der ersten Stelle haben sie mich unterstützt, aber wenn ich nochmal abbrechen würde (d.h. eine ganz andere Richtung machen würde) dann sagte meine Mutter, dann kann ich mir ne eigene Wohnung suchen.
Vornerum heuchelt die Kollegin aber so sehr, heute sagte sie mir nach dem Arztgespräch ich hab dich ja so lieb..ich hätte ich dann am liebsten was angetan. Ich habe seither auch wieder Panikattacken etc.
Außerdem werde ich ja noch vor Patienten angemotzt, aber so laut das es alle hören. Ja und wiegesagt mein Chef hört mir auch nicht zu.
Ich werde auch nä. Monat mal zum Neurologen gehen, ich bin mit meinen Nerven echt am ende.

Christian Anwort von Christian

Hallo du!

Ich habe deine Nachricht gelesen und habe das Gefühl zu wissen wo etwa das Problem liegt. Über den Spruch von deinen Eltern musste ich nur schmunzeln: „Lehrjahre sind keine Herrenjahre!“, ich glaube dieser Spruch ist sehr beliebt wenn man hilflos ist und einen in dem Moment nicht anders zu sagen einfällt. Teilweise hat der Spruch eine natürliche Gültigkeit die immer noch Bestand hat. Teilweise ist dieser Spruch jedoch längst überholt und veraltet! Aber immerhin klingt der Spruch ganz nett wenn man seinen Abschluss schon in der Tasche hat und nur so kann ich mir das ständige zitieren erklären. Ich denke was deine Eltern erreichen wollten mit dem Spruch, dass du diese Ausbildung diesmal durchziehst und sie versprechen sich für sich selbst aber auch für dich überwiegende Vorteile, hast du erst die Ausbildung abgeschlossen.

In der Ausbildung, nein im Arbeitsleben gibt es ein paar Unterschiede zum Schulleben was das Umfeld betrifft. Im Arbeitsleben gibt es keinen Lehrer der aus pädagogischen Aspekten heraus entscheidet was nun richtig oder falsch ist. Es gibt nur einen Chef, der sozusagen eine Oberaufsicht hat und auch Leistungen der Mitarbeiter bewertet und in erster Linie die Verantwortung für das was geschieht trägt und seine Mitarbeiter organisiert. Ein Chef hat nicht die Aufgabe einen Mitarbeiter zu kündigen sondern in erster Linie die Aufgabe den Betrieb unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten am Laufen zu halten. Mitarbeiter zu organisieren bedeutet auch ein gutes Betriebsklima herzustellen und jeden Mitarbeiter als ein Teil des Teams einzusetzen. Das oder so ähnlich ist es was dein Chef verfolgt und wenn er nun Partei ergreifen würde, dann wäre bloß ein Mitarbeiter besonders motiviert während der andere Mitarbeiter total demotiviert ist und sich unrecht behandelt fühlt.

Nun möchte ich auf den eigentlichen Sachverhalt kommen: Du hast praktisch Zoff mit einer Kollegin weil du dich von ihr herabgelassen behandelt fühlst. Ohne Frage ist es nicht dem Ausbildungsziel zuträglich dich mit solchen Aufgaben zu betrauen wie Essen zu kaufen oder dir ganz alleine die ganze Arbeit aufzubürden wohl auch noch aus eigener Faulheit dieser Kollegin. Allerdings geht es nicht dieses Problem dann mit einer dritten Person zu besprechen. Generell gilt im Arbeitsleben als auch im Privatleben: Es ist immer besser miteinander zu sprechen als übereinander! Manche behaupten ja „Lästern“ (ich nutze dieses Wort einfach mal in dem Zusammenhang auch wenn es vielleicht auch nur eine Hilfesuche gewesen ist, von betreffenden wird es nämlich so aufgefasst) sei gesund, aber eigentlich kommt so was hinten rum immer beim Betroffenen zur Sprache und das ist eigentlich immer peinlich für den Lästerknaben. Besser ist immer das direkte Gespräch mit dem zu suchen über den du dich ärgerst. Es ist zwar anstrengender als sonst, aber es ist fast immer nachhaltiger. Nun stell dir vor du bist Arzt oder dieser Chef:
>> Nun kommt eine Mitarbeiterin zu dir und sagt: Die Azubine xy ist so ein Miststück, sie erzählt bei anderen über mich oder sie schlecht. Sie hetzt die Kollegen gegen mich oder sie auf oder versucht es. Ich würde sie feuern! <<
Nun was bleibt dir über als nichts zu sagen. Sie hat damit vollkommen recht man macht so was einfach nicht egal wer mit wen über wem. Probleme bitte immer mit den betreffenden direkt klären. Nicht mit den Chef sondern direkt mit der Person. Dann kann sie dir nichts weil es der menschlich korrekteste Weg ist. Versuch doch einfach mal mit dieser schrecklichen Kollegin zu reden, sag was dir negativ auffällt, wie du dir das wünschst. Nur so ist das Problem in den Griff zu bekommen. Verschließt sich diese Frau dann vollkommen, dann könntest du darüber nachdenken mal mit einer Vermittlungsperson zu sprechen.
Die Sache mit den Krankheitsfällen ist auch anders als in der Schule. Nach meiner Meinung sollte man zu Hause bleiben wenn man krank ist. Das sollte auch im unternehmerischen Interesse sein, dass man nicht durch falschen Ehrgeiz andere ansteckt und somit mehr Krankheitsfälle verursacht wie unbedingt nötig sind. Allerdings ist die Realität auch diese, dass ein fehlender Helfer ersetzt werden muss, zumindest teilweise! Auch bei der Übernahme nach der Ausbildung in ein Beschäftigungsverhältnis können Krankheitstage den Ausschlag in eine Richtung bringen. Deine Kollegin hat zwar nicht das Recht dich zu sehr anzugehen aber wenn ihr übertragen worden ist dafür Sorge zu tragen, dass du dein Ausbildungsziel erreicht, dann ist dieser Hinweis in Sache wichtig. Ein Mediziner kann dazu sehr schlecht was sagen. Aus organisatorischer Sicht ist es gut wenn möglichst alle zur Arbeit kommen. Als Mediziner kann man das wohl eher nicht gut finden. Da steht man als Mensch schon mal zwischen den Stühlen in zwei Rollen, die sich eigentlich komplett wiedersprechen! Dieser Hinweis möglichst zur Arbeit zu kommen wie es nur geht ist in der Sache gut, so richtig schlimm ist euer Verhältnis erst dann, wenn es die Kollegin verschweigt und dann irgendwann von Chef die Nachricht kommt, dass sie dich eher nicht mehr brauchen. Wobei: Wenn es wirklich nicht geht, dann ist das so, dann sollte man zu Hause bleiben! Kommt dann so ein Spruch kannst du nichts machen wie sagen: „Nein es ging beim aller besten Willen nicht, ich konnte nicht arbeiten!“

Die Ausbildung würde ich nicht hinwerfen! Ich denke diese Probleme sind durch Gespräche zu lösen man braucht dafür nur etwas Mut. Du wirst feststellen dass diese Gespräche einen stärker und erfahrener machen. Du profitierst doppelt. Einmal wirkungsvolle Konfliktbekämpfung und zum anderen auch Reife die du hinzu gewinnst in deinen zukünftigen Schalten und Walten. Dazu kann ich dir nur ans Herz legen die Ausbildung abzuschließen. Es wird schwierig zu begründen weshalb du die Ausbildungen abgebrochen hast. Da Unternehmen ja Geld in dich investieren und für Personaler ist es dann fragwürdig ob du die richtige Anlage für die Zukunft bist. Zudem bringt dir ein Abschluss bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, du kannst etwas vorweisen! Du wirst selber darauf stolz sein es geschafft zu haben und du wirst auch später die Möglichkeiten haben doch noch mal was anders zu tun.

Alles Gute für deine Zukunft
Christian Martin