Problem von anonym - 24 Jahre

Stiefkind will von mir nie weg

Hallo,

ich bin seit einem halben Jahr mit meinem neuen Partner zusammen. Er hat zwei Töchter, die ältere ist jetzt 9 Jahre alt. Mein Partner hat sich von der Mutter der beiden getrennt, weil er mit ihrer Art nicht zurecht kam und beide sich nur noch gestritten haben. Die Kinder leben bei ihrer Mutter und kommen alle zwei Wochen übers Wochenende zu ihrem Vater. Mein Partner und ich leben getrennt, wenn seine Töchter da sind, verbringen wir die Zeit aber in der Regel alle gemeinsam in seiner oder meiner Wohnung.
Mit den beiden Kindern komme ich sehr gut klar und sie auch mit mir. Das Problem geht inzwischen eher in die entgegengesetzte Richtung: die Ältere wurde von ihrer Mutter offenbar immer wieder abgewiesen und emotional vernachlässigt, zusätzlich ist sie aber auch ein sehr sensibles Kind. Mit mir kann sie immer gerne kuscheln, wenn sie das möchte, bekommt auch mal ein Küsschen und gerne (im normalen Rahmen) Aufmerksamkeit. Da es zwischen meinem Partner und mir sehr friedlich läuft und die Situation zwischen mir und der Kleinen ebenfalls so gut ist, hängt seine ältere Tochter inzwischen ziemlich an mir. Das hat leider immer öfter den Effekt, dass sie anfängt bockig zu werden, zu zetern, zu weinen und zu schreien, wenn das Wochenende (oder im aktuellen Fall: der Urlaub) zu Ende geht und ich nach Hause gehe bzw. die drei zu meinem Partner nach Hause gehen, bevor er sie zur Mutter zurück bringt. (Natürlich sage ich ihr jedes Mal, dass wir uns wiedersehen werden, und sie ist von mir auch noch nie in dieser Hinsicht enttäuscht worden.)
Außerdem traut sie sich oft gar nicht, zu sagen, dass es an mir liegt. Ich nehme an, das liegt daran, dass sie Angst hat, ihre Mutter könne erfahren, dass sie mich gern hat, und deshalb sauer sein. Leider ist das nämlich am Anfang ständig vorgekommen, dass die Mutter von ihren Töchtern erfahren wollte, ob sie mich mögen - nur um die Kinder dann durch Streit u.ä. emotional unter Druck zu setzen.
Jedenfalls weiß ich jetzt nicht, wie ich mich verhalten soll. Natürlich würde ich seiner Tochter gerne das geben, was sie bei ihrer Mutter vermisst. Ich habe sie sehr gerne und finde es auch in Ordnung, wenn sie mit mir kuscheln möchte. Andererseits setzt ihre Mutter sie unter Druck, weil sie mich mag, und wie gesagt, gibt es inzwischen immer öfter Gezeter, wenn ich wieder weggehe.
Wie kann ich bzw. können wir es vermeiden, dass sie jedes Mal so traurig ist, wenn die Wochenenden zuende gehen? Und ist es überhaupt gut, dass sie so sehr an mir hängt?

Für die Antwort Danke im Voraus!

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

Als erstes: die Kleine scheint dich zu brauchen, daher denke nicht drüber nach, ob es "gut" oder "nicht gut" ist, gib ihr, was sie benötigt. Kinder brauchen Nestwärme und Geborgenheit...das ist immens wichtig.

So, nun aber von vorne.

Auf keinen Fall solltet ihr der Kleinen das Gezeter und die Traurigkeit verbieten. Sie ist glücklicherweise in der Lage, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Und das tut sie. Sie zeigt deutlich, wie sehr es ihr bei euch gefällt und wie gut wohl gerade du ihr tust. Frieden und ein Heim sind auch Dinge, die ein Kind benötigt und, wenn es merkt, wo es das kriegen kann, auch einfordert.

Würdest du gerne wieder in ein "Zuhause" zurück kehren, das kalt und wenig warmherzig ist? Ich nicht.

Rede mit dem Kind/den Kindern. Über alles. Über die Manipulationsversuche der Mutter (ohne die Mutter schlecht zu machen), notfalls sollen sie "schwindeln" und zu ihrer Mutter sagen: "Naja...geht so...", wenn sie sie fragt, ob sie dich mögen. Ansonsten gib ihnen, was sie brauchen an Liebe, Fürsorge und Kuscheleinheiten. Wenn sie in diesen Dingen zu wenig bekommen und du es geben kannst, gib es aus vollem Herzen! Es gibt kaum etwas, das Kinder mehr brauchen als diese Nestwärme.

Habt ihr mal überlegt, ob ihr eure Rechte ausweiten könnt? Die Kinder scheinen ja lieber bei euch zu sein. Vielleicht könnt ihr neue Übereinkünfte treffen? Oder wenn ihr Beweise habt für die Vernachlässigung der Kids, dann mal dahingehend was unternehmen?

Ganz egal, was ihr tut, auch wenn es so weiter läuft wie bisher: sprich mit den Kindern und entziehe ihnen auf keinen Fall etwas. Sag ihnen, dass du sie verstehst, dass sie traurig sind, weil sie nach dem WE wieder heim müssen und dass du sie auch gerne hier hast. Aber mach auch klar, dass es da Gesetze gibt, an die sich zu halten ist (jedenfalls beim momentanen Stand der Dinge). Gestehe ihnen ihre Traurigkeit zu, aber setzt vielleicht eine Regel fest, dass nicht auf die momentane Weise rumgemäkelt wird sondern lieber über die Traurigkeit gesprochen. Da lässt sich nämlich dann viel besser trösten als bei Theater an der Türe.

Mir persönlich wäre es auch egal, wenn die Kinder ihre Mutter anschwindeln, was dich angeht, Hauptsache, sie kriegen von der wohl sehr unreifen Mutter keinen Druck mehr. Das könnte man ja besprechen. Man sollte Kinder zwar nicht zum Schwindeln anregen, aber hier ist es ja reiner Selbstschutz. Allerdings wäre dann wichtig, vorher genau zu schauen, was in Zukunft an Aufenthaltsregelungen beantragt wird. Wenn die Kinder ihrer Mutter sagen, dass sie dich so "lala" finden, entzieht man damit natürlich die Argumentationsbasis, dass die Kinder MEHR Zeit mit euch verbringen sollen.

Insgesamt, egal, was ihr macht: überschütte die Kids mit Liebe, vor allem das Kind, das es anscheinend sehr zu brauchen scheint. Du scheinst eine sehr warmherzige Frau zu sein, die dem Mädel das geben kann, was es dringend für seine Seele benötigt. Also bist du ihre Retterin, ihr guter Geist, deshalb hängt sie so an dir. Lass sie hängen, sie braucht es - und hab kein schlechtes Gewissen, dass es so ist. Kinder sind gute Menschenkenner...sie wird wissen, warum sie so handeln.

Dir alles Liebe und einen guten Weg, wo auch immer der hin läuft!

Dana