Problem von Flo - 15 Jahre

Ich will sterben

Hallo KukaTeam

Ich weiß einfach nicht mehr was ich machen soll!
Ich bin depressiv und habe einfach keine lust mehr zu Leben und im allgemeinen auch nichts wofür sich mein Leben noch lohnen könnte.

Also...
Das erste Problem ist, dass ich mich wirklich hässlich finde. Ich finde mich zu hässlich weil ich viele Pickel habe und im allgemeinen zu unattraktiv Bin.
Ich bin 15 Jahre und hatte noch nie eine Freundin gehabt bzw schon einmal geküsst etc. gar nichts! Mein bester Freund meinte das ich normal aussehen
würde und mich da nur in irgendetwas reingesteigert hätte aber ich denke das er das nur sagt um mich nicht zu verletzen.
Meine Mam denkt ich bräuchte Psychologische-Hilfe weil ich Ego-Shooter spiele dawei bin ich kein Aggresiver Mensch ich hab mich noch nie mit jemanden
geschlagen. Meine Papa denkt ich wäre Computer-Süchtig, obwohl ich am Tag nur 2 Stunden Internet habe. Und die Zeit benutze ich dafür um Videos, Wallpaper,
webseiten oder mit Freunden zu Telen her. Meine Schwester denkt ich wäre Schwul weil ich noch keine Freundin hatte. Das Erzählt sie dann auch ihren Freund...
Dann werde ich von dennen auch noch mit Suchti und anderen Wörtern Beschimpft.
Vom Typ her bin ich relativ dünn. Ich mache im Sommer viel Sport. Bmx, Skateboarden,usw. Ich bin mit meinem Leben einfach nur unzufrieden auf mir wir nur
noch rumgehackt. Ich komme von der Schule Heim. Das erste was ich dann immer zuhören bekomme ist. Habt ihr eine Ex geschrieben wurdest du ausgefragt?
Und das werde ich nicht nur 1 mal am Tag gefragt sondern immer wenn ich ihnen im Haus begegegne kommt irgend ein Thema über die Schule. Meine Eltern wissen
gar nichts über meine Interessen oder Freunde. Sie interessiert nur immer 1 Thema Schule. In der Schule bin ich sehr schlecht obwohl, ich vor jeder schulaufgabe
2 wochen davor intensive am Tag 3-4 Stunden Lerne Nach 6 stunden Schule. Und Trotzdem Schreibe ich nur eine 4. Ich habe einfach keine Lust mehr auf mein Leben.
Ich will alles hinter mir lassen nie wieder aufwachen in der Früh und in die Schule zumüssen. Ich will Schlafen und nie Wieder aufwachen. Am liebsten Hätte ich
einen reset-knopf um ein paar dinge ungeschoren zu machen ... Ich hatte auch noch nie eine Freundin während meine Klassenkameraden über Sex, beziehungne usw. Reden
kann ich nur dumm rumstehen und nicken. Ich fühle mich viel zu unatraktiv. Mit den Pickeln in meinem Gesicht. Und zu schüchtern bin ich auch ein Mädchen
anzusprechen. Ich war erst vor kurzem in ein Mädchen verliebt mit dem ich auch was unternommen hatte dannach hat sie in Facebook gepostet. "Mein Traummann : Justin Bieber verschhnitt, pickel,und und hygenisch (was ich nicht verstehe weil ich jeden Tag duschen gehe)."
Was wäre denn die beste möglichkeit sich schnell und schmerzlos umzubringen?. Die einzige frage was mich noch plagt wäre nachdem Tot wer mich
vermissen würde.

MfG
Flo

Dana Anwort von Dana

Lieber Flo!

Danke, dass du uns geschrieben hast, bzw kannst du dich selbst bei dir auch bedanken.
Warum?
Weil du, vielleicht ohne es zu merken, den ersten Schritt in Richtung Besserung getan hast. Du hast nämlich alles, was dir nicht passt und was dich verzweifeln lässt, mal "ausgekotzt". Schriftlich zwar und an anonyme Berater gerichtet, aber du hast es raus gelassen. Du hast dich damit beschäftigt und festgestellt, was dich stört.

Die Frage ist nun, warum du, wo du nun weißt, was dich alles belastet, einfach dein Leben beenden willst, anstatt die Dinge anzupacken? Findest du den Berg an Arbeit zu groß, den es bedeuten würde, wenn du mal loslegst?

Du bist jetzt 15 Jahre alt. Ich zB bin 36 Jahre alt. Und ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass du, obwohl du jemand völlig anderes bist als ich, in diesen 21 Jahren Altersdifferenz noch unglaublich viel erleben würdest. Das ist einem meist nicht so klar, wenn man so am Abgrund steht und überlegt zu hüpfen. Wenn du in die Zukunft sehen könntest, würdest du sicher einiges sehen, was dich am Leben halten würde. Auch ältere Menschen, die es zweitweise schwer hatten, sagen: "Ich würde mein Leben nicht tauschen!" oder "Ich würde mein Leben nochmal so leben wollen!". Sicher, es gibt Momente, die man ändern würde - aber insgesamt hält das Leben noch so viele Dinge bereit, die du jetzt nichtmal ahnst.

Ich werde dir hier sicher nicht das Blaue vom Himmel runterlügen, wie tooooll das Leben für dich wird. Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass die Dinge, die dich belasten, änderbar sind.

Wie?

Gehen wir die Probleme doch mal der Reihe nach durch.
Das größte Zauberwort ist "REDEN".

Wie man sieht, frisst du alles in dich hinein. Wo sollen die Gedanken und die Trauer über bestimmte Dinge denn hin, wenn du sie nicht rauslässt? Das ist so wie mit einer Wanne, die voll Wasser läuft und der Stöpsel ist drin. Irgendwann läuft sie über und richtet immensen Schaden an. So ist das bei dir auch. Das häuft sich in dir immer mehr an und irgendwann reagierst du über. Du hast diese Gedanken ja jetzt schon und siehst nur noch das immer höher laufende Wasser und den Grund zum Stehen nicht mehr. Wichtig ist nun, die Kette zum Stöpsel zu greifen und feste dran zu ziehen. Diese Stöpselkette hat bei dir einige Glieder:

1. Kettenglied: deine Familie.

Eine Familie sollte hinter einem stehen und den Weg mit einem gehen, nicht gegenarbeiten.
Ich denke, dass deine Familie einfach um deine Sorgen und Nöte zu wenig weiß. Du schriebst selbst, dass sie gar nicht wissen, was sonst noch so in dir steckt und dass sie die Kommunikation mit dir auf die Schule beschränken oder auf Lästereien (deine Schwester). Sie haben von dir zu wenig Ahnung. Vielleicht will deine Schwester auch einfach nur Reaktionen haben und sehen, was passiert, wenn sie dich ärgert, vielleicht sind deine Eltern ein wenig hilflos, weil sie zu wenig von dir kennen und reiten daher immer auf der Schule rum? Das ist ein Fakt, den sie kennen und wo sie wissen, dass du auch lernen musst, damit du nicht weiter absackst.

Manchmal muss die eigene Familie, von der man annehmen wollte, dass sie einen eigentlich am besten kennt, erst in die Richtung gestubst werden.

Du kannst entweder einen Familienrat einberufen, in dem du über das sprichst, was dich bewegt. Regel: sie lassen dich aussprechen und nehmen dich ernst. Solltest du Angst haben, gleich allen gegenüber zu sitzen, mach es der Reihe nach. Sprich mit deiner Mutter, deinem Vater und deiner Schwester über DICH. Wie du die Welt siehst, wie du gesehen werden willst, dass dir mancher Druck echt auf den Magen schlägt, dass du MEHR bist als ein Mensch, der halt mit 15 noch keine Freundin hat (was übrigens durchaus nicht unnormal ist!) und der in der Schule ein wenig Probleme hat.

Du wirst merken, dass diese ehrliche Art und Weise in deiner Familie Mauern einreißen wird. Es ist interessant, dass dann das so genannte "Helfersyndrom" einsetzt. Es wird dich keiner auslachen oder veralbern, sie werden versuchen, dich zu verstehen und dir auch zu helfen, WENN du dich ihnen ernst öffnest. Ein Berg von Vorwürfen wird nichts bringen, da macht jeder dicht. Aber das Erklären deiner eigenen Lage und deiner Sichtweise dürfte viel helfen.

2. Kettenglied: Du selbst.

Du kannst dich selbst nicht leiden.

Ist dir das schon mal aufgefallen? Gar nicht. Du findest nur Schlechtes an dir. Und jemand, der das von sich selbst denkt, trägt es auf einem riesigen imaginären Plakat vor sich her. "Seht her, ich bin so dämlich, so schlecht, so sch...e, so hässlich, so bescheuert, ich verdiene es gar nicht, dass man sich mit mir beschäftigt, also lasst mich gefälligst zufrieden!!!"...auch wenn du das vielleicht nicht denkst, du strahlst es aus. Und glaub mir, es ist für das Umfeld echt schwierig, Leute zu mögen, die sich selbst nicht leiden können.

Du schreibst, du hast Freunde. Anscheinend sogar welche, die ernst auf deine Probleme antworten (so wie das mit dem Hässlichsein). Dein Freund sagt dir ehrlich ins Gesicht, dass du dich da nur reinsteigerst. Du glaubst ihm das nicht, weil das bedeuten würde, dass du von deiner schon gesetzten Meinung über dich (hässlich, dämlich...bla) herunter müsstest. Und es ist ja so leicht, bei einer vorgefertigten Meinung zu bleiben...leichter als sie zu ändern.

Schau doch einmal, was an dir gut ist! Was du kannst, in was du gut bist, was dir Spaß macht, wo du sagen kannst: Ja, das bin ich! Das macht mich aus! Und da ist sicher noch mehr als Pickel und eine dünne Figur etcpp. Wenn man mit sich im Reinen ist, strahlt man das auch aus. Und dann ist es nicht so wichtig, ob man ein Katalogmodel sein könnte oder eben nicht. Charisma hängt NULL vom perfekten Aussehen ab. Es gibt hübsche Menschen, die eine total leere Hülle sind...was man beim zweiten Blick auch bemerkt. Die "Aura" eines Menschen setzt sich aus vielen Dingen zusammen. Aus dem Aussehen, dem Verhalten, der Mimik (dein Gesicht), der Gestik (Körpersprache) und der Offenheit gegenüber anderen. Das Aussehen ist nur wirklich für den ersten Blick da. Danach guckt man schon dahinter. Wenn da nichts mehr ist...glaub mir, da ist auch für jemanden Wunderschönen Sense.

Es macht wirklich viel aus, ob man sich mag oder nicht. Und die Welt sieht das, auch wenn es von dir unbewusst kommt. Es ist nicht ganz einfach und dauert etwas, aber wenn du darauf achtest und wirklich mal schaust, was es Positives bei dir gibt, dann wird sich deine Ausstrahlung automatisch ändern.

3. Kettenglied: Geduld.

Hast du momentan wenig. Anscheinend muss es einen Terminkalender geben, in dem genau steht: mit 14 Jahren und 3 Monaten muss man spätestens ne Freundin erwischt haben, sonst ist man ein Loser. So viele Jugendliche kriegen die Krise, wenn sie nicht mit spätestens 15 nen Partner abbekommen haben. Da werden die oberflächlichsten Bindungen eingegangen, Hauptsache, es läuft jemand mit einem durch die Gegend und man kann fummeln. Sorry, dass das jetzt etwas abwertend klingt, aber warum um alles in der Welt muss man sich so einem Zeitdruck unterwerfen? "Der hat eine, ich will auch!"...um jeden Preis? Was, wenn es gar nicht passt? Was, wenn eine Enttäuschung kommt, weil du nicht lange genug gewartet und nicht eine gute Freundin bekommen hast? Was, wenn mit dir gespielt wird, weil klar ist, dass du unbedingt eine willst?

Stress dich doch nicht so. Arbeite an dir und deiner "Aura" und du wirst merken, dass die Offenheit erwidert wird.
Geh der Reihe nach alles an, arbeite dich durch den Berg durch. Es ist, packt man es einzeln an, nicht so viel, wie du momentan denkst. Aber du musst beginnen.

Seinem Leben ein Ende zu setzen, ist übrigens absolut unproduktiv. Dann ist alles vorbei - man kann es sich auch nicht nochmals überlegen. Kein Problem der Welt rechtfertigt so einen Schritt, der einen komplett beschneidet. Du fühlst dich ja jetzt schon beschnitten und es geht dir deshalb beschissen! Dann wäre es doch wohl der absolute Fehlschritt, dich gleich mal um dein ganzes Leben zu beschneiden. Und daher halte ich auch Kettenglied 4 für sinnvoll:

4. Kettenglied: Therapie oder sonstiges.

Auf dem Weg zu mehr Selbstliebe und einer stärkeren Akzeptanz von Dingen, die eben sind, einer besseren Ausstrahlung, einem positiveren Bild von sich und dem Leben kann dir eine Fachkraft am besten helfen. Dein Umfeld besteht aus Laien, also Menschen, die keine Ahnung von Psychologie haben. Ein Therapeut/eine Therapeutin hat da ganz andere Möglichkeiten. Das Mittelaltervorurteil, dass nur Verrückte zum "Nervenarzt" gehen, ist ja gottseidank heute kein Thema mehr. Die Psyche ist genauso verletzlich wie unser Körper. Und manchmal muss sie auskuriert werden, damit man normal weiter leben kann. Ein Therapeut kennt sich gut aus, der hat schon viel schlimmeres gesehen, glaub mir. Und der kann dir helfen, diese positiven Dinge im Alltag umzusetzen. Du selbst kannst einen Therapeuten suchen, am besten wäre es aber, du würdest mit deinen Eltern zusammen diesen Weg beschreiten. Die können dir mehr Hilfe sein als du denkst. Wenn du es alleine machen willst, guck in euer Telefonbuch oder such bei Google nach "Psychotherapie" + den Namen deiner Heimatstadt. Google wird dir einige Nummern und Adressen ausspucken. Nimm dir einen Namen und eine Adresse, die sympathisch klingen und geh einfach dort vorbei. Sag, dass es dir nicht gut geht und du echt schlimme Dinge denkst...und du wirst sehen, dass dir geholfen wird. Und zwar GERNE und ohne ein Vorurteil.

Das Schönste an diesem Weg, den ich dir vorgeschlagen habe: du bist nicht mehr alleine. Du bringst damit deine Familie auf deine Seite, du erhältst Aufmunterung, Unterstützung und Hilfe auf deinem Weg. Alleinesein mit diesen Gedanken macht sehr traurig und einsam. Du musst dich aber davon nicht runterziehen lassen, du selbst kannst das mit wenigen "Griffen" ändern. Zieh den Stöpsel aus der Wanne, lass das Wasser ab!

Ich wünsche dir absolut aus ganzem Herzen alles Gute und viel Erfolg auf dem neuen Weg!
Geh ihn...er ist nicht so schlimm und schwer, wie du vielleicht denkst!

Alles Liebe,

Dana