Problem von anonym - 25 Jahre

Ich krieg nix mehr auf die reihe

Hallo,

seit über einem halben Jahr hab ich das Gefühl nix mehr auf die reihe zu bekommen! Ich bin Studentin in 5. Bachelor Semester und Arbeite nebenbei 10std/Woche in dem Betrieb in dem ich vor meinem Studium meine Ausbildung gemacht habe. Da ich mich schon immer gerne für andere eingesetzt haben, bin ich seit dem ersten Semester in der Studierendenvertretung tätig und Mittlerweile Vorsitzende des Fachschaftsrates. Seit einiger Zeit bin ich auch im Vorstand einer Studentenvereinigung des Gesamten deutschsprachigen raumes. Ich weiß, das hört sich alles Viel an aber eigentlich sollte das alles zu schaffen sein. Zumindestens war es vor einem Jahr noch so, dass ich alles sehr gut unter einem Hut bekommen habe. Zur Zeit geht allerdings gar nix mehr! Ich vernachlässige alle meine Aufgaben ohne es zu wollen. Im Sommersemester war ich zu keiner einzigen Prüfung, weil ich beim lernen einfach nur vor meinen unterlagen saß und nix in meinen Kopf rein ging. Teilweise hatte ich das gefühl, das lesen verlernt zu haben. Ich habe meine unterlagen angesehen und alle Buchstaben Tanzten nur umher. Nach der Vorlesungsfreien Zeit ging es mit etwas besser und ich war wieder sehr mutiviert, allerdings ist dieses Semester für alle sehr anstrengend und vorallem Zeitintensiv. So fing es nach 4 Wochen Vorlesung wieder an, dass ich mich vor meine Unterlagen gesetzt habe und wieder nix ging. Ich dachte jetzt in der Weihnachtszeit kann ich etwas entspannen und im neuen Jahr wieder voll durchstarten, aber irgendwie habe ich mich da geirrt. Ich schreibe eigentlich sehr gerne Referate und hatte jetzt eins zu schreiben, aber ich saß wieder 3 Tage davor und habe einfach nix auf die reihe bekommen. Dabei war es ein super Thema und ich habe mich eigentlich die ganze Zeit darauf gefreut. Statt dessen bin ich die ganze Zeit innerlich angespannt und fühl mich so als würde ich gar nicht mehr zur ruhe kommen. Was allerdings nicht sein kann, denn ich bin so müde wie noch nie und schlafe jeden Tag 8 bis 12 Stunden. Vor einem Jahr habe ich in der Woche höchstens 5 Stunden geschlafen am Wochenende auch mal etwas länger und war total zufrieden damit.
Eigentlich liebe ich mein Studium und meinen Job. Ich mache dort genau das was ich mir als Kind erträumt haben. Und die Vorstandsarbeit bzw. Fachschaftsarbeit war immer eine art hobby für mich. Im Moment habe ich aber eher das Gefühl, dass das mein Studium mich auffrisst und mir jegliche freude Raubt. Dabei ist es immer noch genau das was ich machen möchte. Ich muss allerdings irgendwie einen Weg finden, dass ich mich wieder darauf konzentrieren kann. Mir ist nicht klar wie das funktionieren soll.
In mit meinem Privat leben bin ich recht zu frieden. Ich lebe zwar nicht in einer Beziehung, aber nach einer großen Enttäuschung vor 2 Jahren habe ich für mich entschlossen mich erst einmal um meine Karriere zu kümmern, zu reisen und wieder mehr mit meinen Freunden zu tun zu haben. Das mit der Karriere bröckelt grad ein bisschen, aber das mit dem Reisen habe ich mir (berufsbedingt) sehr gut erfüllen können. Ansonsten herrscht der ganz normale Wahrnsinn, denn ich schon seit meiner Jugend gewöhnt bin :-).
Also können Sie mir einen Tipp geben? Was kann ich tun, damit ich mein Studium nicht aufs spiel setzte und es mir trotzdem besser geht? Ich hoffe sie können mir helfen, denn ich bin sehr verzweifelt und habe keine Ahnung an wen ich mich wenden kann oder wie ich mich da selbst wieder raus hole.

Viele Grüße

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

Insgesamt denke ich, dass du dich selbst auf einen guten Weg bringen kannst, denn du bist selbstreflektiert und erfasst deine ganzen Probleme sehr gut. Das ist prima, denn so brauchst du nur einen "Anstubser" und dann läuft es wieder von alleine.

"Burnout"...ein fürchterliches Modewort. Aber es beschreibt die innere Erschöpfung ganz gut, die sich bei zu viel Stress einstellt. Gerade dieser Wechsel zwischen großer Müdigkeit, Erschöpfung aber gleichzeitig auch ungeheurer Anspannung und Leistungsabfall sind meist ein Zeichen dafür. Ich will hier nichts diagnostizieren, ich bin kein Arzt. Aber ich würde dir raten, mal zu einem zu gehen, am besten gleich zu einem Therapeuten, für ein Erstgespräch. Das tut nicht weh, ist nicht peinlich, sondern kann dich schnellstmöglich in deinen alten Leistungszustand zurück versetzen.

Oft setzen wir Menschen uns ganz unbewusst zu sehr unter Stress. Da ist das zu machen und das...dann ist man in dem Gremium und in dem, dann die Hausarbeit und das Referat und plötzlich wird es innen zu viel. Das merkt man daran, dass der Körper anfängt, sich zu wehren. Müdigkeit, um dich zu mehr Schlaf zu zwingen, zB. Oder "in den Kopf geht nix mehr rein" zB. Und dem gilt es entgegen zu wirken. Du müsstest dir also Ruhepausen gönnen, in denen du nicht schläfst, sondern in dich hinein hörst. In denen du "aktiv entspannst" und die Uhr mal langsamer drehst. Daueranspannung tut keinem gut, egal, ob es dir Spaß macht oder nicht. Dauerstrom führt irgendwann immer zu Überreizungen, selbst wenn man sich nichts schöneres vorstellen kann, als unter diesem Dauerstrom zu stehen.

Es gibt da ja viele Kurse, die "Entschleunigung" anbieten. Autogenes Training zum Stressabbau zB oder Joga oder Pilates oder was auch immer. Etwas, das dich wieder näher an dich selbst heran führt und dich zur Ruhe bringt.

Vielleicht wäre es auch sinnvoll, eine Verpflichtung aufzugeben, um etwas mehr Zeit für dich selbst zu haben?

Zudem wäre vielleicht eine Lerngruppe etwas für dich? Also nicht alleine lernen und arbeiten, sondern in einer kleinen Gruppe, die dir über die Konzentrationsschwächen hinweg helfen?

Du selbst musst entscheiden, welchen dieser Wege du gehen willst, oder ob es vielleicht eine Kopplung aus zwei Ideen sein könnte? zB der Therapeut (das muss gar keine komplette Therapie sein, meist genügt da ein einzelnes Gespräch, in dem du neue Ideen bekommst und vielleicht auch noch etwas gesagt kriegst, das ich hier nicht gesagt habe, weil mir da die Erfahrung und die fachliche Ausbildung fehlt) im Zusammenschluss mit einem wöchentlichen Kurs für autogenes Training? Auf jeden Fall wäre es meines Erachtens wichtig, dich zu "entschleunigen", um wieder mehr Kraft für Konzentration aufbringen zu können.

Ich wünsche dir viel Erfolg in deiner nächsten Zeit, ein schönes Reststudium und ein entspannteres Leben!

Liebe Grüße,

Dana