Problem von Anonym - 17 Jahre

Bulimie - Wenn man sich selbst im Weg steht.

Hallo,
Wie in der Überschrift schon erwähnt habe ich ein ziemlich großes Problem - Bulimie. Ich bin mir dessen eig. auch schon sehr lange bewusst, mir fehlt jedoch die Kraft eigenständig damit aufzuhören. Ich habe es versucht, ich habe versucht wie früher zu leben, doch es klappt alles nicht.
Fange ich besser erstmal von vorne an:
Es hat alles begonnen als ich ca 14 oder fast 14 war, eigentlich schon vom Anfang meines Lebens, weil ich ein sehr sehr dickes Kind war. Doch in diesem Alter wollte ich etwas ändern, ich wollte dünn und schön sein wie die anderen Mädchen, wollte mich verlieben und auch die Chance oder Hoffnung haben, dass sich auch jemand in mich verliebt, was ich mir bei aller Liebe nicht vorstellen konnte...nicht bei so nem fetten Etwas, als das ich mich selbst gesehen habe. So fing ich also nachca. 100 erfolgslosen Hobby-Diäten mit meiner Oma (die sehr jung ist für eine Oma ;D) haben wir eine Wette geschlossen wer zuerst abnimmt. Und somit fing der Kampf mit mir selber an. Die ersten Tage waren hart, ich habe geheult vor Hunger, mich jedoch an meine Regel nach 17 Uhr nichts zu essen gehalten. Irgendwann habe ich mich daran gewöhnt und es hat alles geklappt. Ich nahm bei meiner größe von 1.62m und ca 80 kg ( mit 14!!!) so 10 kg ab. Das war mir nicht genug, und ich fing an Kalorien zu zählen, 1500 kcal - 1000 kcal - 800 kcal - 500 kcal - 300 kcal und jeden Tag eine weniger, bis es irgendwann nur noch ca 100 waren und ich habe es gemocht. Es hat so wunderbar geklappt, ich hatte keinen Hunger, konnte mit meinem Essen gut leben und habe alles und jeden um mich herum belogen. Doch auch hier bin ich bei ca 60-62 kg stehen geblieben. Dann kam mit 15 meine Weisheitszahn OP und von da an konnte ich nciht mehr, ich konnte nix essen..als ich durch war habe ich einfach nur alles in mich reingestopft. Ich habe mich so schlecht und elend gefühlt, da ich alles zerstört habe - Letzter Ausweg > Toilette, Finger in den Hals, alles raus. Ich habe in der Phase davor ja auch viel gesurft und wusste perfekt alles über die Krankheiten bescheid, somit lag die Idee nahe. Und ich fühlte mich gut. Ich habe es davor schon mal probiert als ich Heißhungerattacken hatte.
Seit dem habe ich einfach nur noch alles rausgekotzt. Mein Gewichtblieb zwar konstant, ich habe jedoch alles gegessen was ich mir verboten habe und ich wollte es nicht mehr hergeben. Somit blieb das..
mit 16 bekam ich eine Lungenentzündung, mir ging es so schlecht, ich konnte nichts essen udn war kurz vorm Tropf und der Intensiv. Danach habe ich eigentlich so weiter gemacht wie auch sonst. Gegessen, mich übergeben, mir hat aber nie der Mut gereicht mich jemanden anzuvertrauen. Doch eines hat sich verändert, ich habe abgenommen, extrem. Als ich nach den Ferien zurück in die Schule ging haben mich alle mit offenem Mund angestarrt und gefragt, ob ich die Ferien über gehungert hätte, oder wie ich es sonst geschafft hab so viel abzunehmen. Ich wog ca 50 kg. Und nahm weiter ab bis 46 kg, dann gab es extremen stress mit allen Leuten um mich herum. 'Ich sei zu dünn und soll aufhören'. Ich konnte nicht. Im Spiegel sah ich immer noch den dicken Bauch...und habe mich gefragt wieso alle bei so einem Gewicht so gut aussehen und wieso ich bestraft wurde und fett bin und auch bleibe.
Meine Mutter ist mir trotzdem irgendwie auf die Schliche gekommen - mit der Zeit wird die essensmenge immer größer, das ist das schlimme, mein Magen hat sich so gedehnt, ich könnte locker n Wettessen gewnnen :x - (ich arbeite nebenbei selber und bezahle das meinste was ich esse, weil ich finde wenn ich eine Sucht habe, dann sollte ich sie schon selber finanzieren. Genauso wie Raucher.) Sie wollte mich öfter zu meinem Psychologen schicken bei dem ich schon wegen der Vollnarkose war (Weisheitszähne) Doch ich habe geheult und wllte nicht, ich habe angst vor ihm. Ich habe Angst vor Leuten bei denen ich weiß, dass sie Sachen ausgraben die ich verdrängt habe, von sexuellen ..Annäherung..Übergriff? Ich weiß nicht wie ich es nennen soll.. des Nachbars meiner Oma...ich habe Rotz und Wasser geweint, doch meine Oma meinte ich habe 'das Küsschen' während sie duschen war missverstanden. Ich habe ihr verschwiegen, dass er wollte, dass ich später alleine runter komme ohne Oma um mir mein neues Fahrrad anzugucken. Oma hat ihm zwar gedroht, weil sie mich doch beschützen wollte..aber er war ein guter Freund und sie wollte es eohl nicht wahr haben. Zum einen halt solche sachen...(es stehen anscheinend eklige Pedos auf kleine dicke hilflose Kinder :( Ich hasse diese Leute so abgrundtief und wenn ich nur von Diskussionen höre, dass man diese Leute i.wie gut reden wll könnte ich platzen! Die musste sowas ja nicht miterleben! Schweine! :/)
Ich schweife ab. Ich wohnte früher in einer schlimmen Gegend, Drogen, Alkohol, schon als kleines Kind wurde ich damit konfrontiert. Ich habe ausprobiert zu rauchen, trinken von Drogen habe ich immer einen Bogen gemacht. Doch ich war vernünftig und außer probieren habe ich nichts gemacht. Es hat mir nur gezeigt, dass ich es nicht mag. Wir sind da weg gezogen, wegen mir, damit ich das nicht mit machen muss, wobei sie sich keine Sorgen machen mussten, ich habe es abgelehnt mich mit solchen Leuten zu treffen. Nächstes Jahr mache ich mein Abi und bin somit eine kleine Ausnahme des Viertels.
Dann ist da noch mein Vater, der mich als ncihts behandelt, weil ich früher noch kein Geld verdient habe. Das hat mir einen Stich gegeben, bis heute. Heute scheiß ich zwar auf ihn, es tut aber tzdem weh. Wir werden sehen, wer mehr verdienen wird, er mit seiner Firma, oder ich - mit meinen großen Jura-Plänen ;)
Ein Todesfall..besser gesagt mir wurde mein damals bester Freund, Cousin, und Kindheitspartner mit dem ich immer alles gemacht habe und sollte ich ihn mir da wegdenken..so gäbe es keine Kindheit, genommen. Tragischer Unfall, Zeitung, Nachrichten. Ich sage dazu nichts weiteres, weil man sonst rausfinden könnte wer ich bin. - Das war der Knackpunkt...nach seinem Tod war ich alleine und von da an fing der ganze Diät und selbsthass-Müll an.
Wie man sieht, es gibt viele kleine Punkte die mich langsam kaputt gemacht haben. Die Hauptverantwortliche bin ich selbst. Doch ich kann mich keinem öffnen, außer hier. Ohne Identität. Ich schäme mich viel zu sehr dafür, ich kann doch nciht in Therapie gehen...das will ich meiner Familie, niemandem antun..wie viel müssen die jetzt schon mit mir ertragen, ich will das nicht. Aber was soll ich anderes tun? Ich bin nun 17 und ich kann nicht mehr.

Julia Anwort von Julia

Liebe Ratsuchende,

ein langer Text, eine grosse Geschichte die du uns erzaehlt hast. Ich freue mich, dass du den ersten Schritt gemacht hast, dich zu oeffnen. Du hast laengst erkannt, dass du deinem Koerper keinen Gefallen mit deinem Verhalten tust und das ist der Schluessel zu einer Besserung. Du musst auch nicht allein damit bleiben, denn wie du geschrieben hast, schaffst du es nicht alleine aus diesem Kreis zwischen Erbrechen und Hungern auszubrechen. Das ergeht uebrigens fast allen Maedchen so und diese Krankheit solltest du wirklich sehr ernst nehmen.
Lass dir helfen, du brauchst dich fuer nichts zu schaemen. Nicht fuer dein Essverhalten, nicht fuer die Umgebung in der du lebst, nicht fuer deinen Koerper und auch nicht fuer Momente in deiner Vergangenheit die dich belasten. Ich kann gut nachvollziehen, dass du noch nicht wagst dich an jemanden zu wenden, der dich kennt. Obwohl Familie und Freunde oft der allerbeste Halt ist, dem man bekommen kann. Ich denke da besonders an deine Oma, von der du so gut sprichst. Du weisst, dass deine Umwelt auf dich reagiert. Sie sprechen dich an wegen dein Gewicht und machen sich Sorgen. Das ist eine Tatsache, die du nicht verheimlichen kannst. Du wirst deine Oma mit Sicherheit nicht schocken, wenn du sie um Hilfe bittest und etwas gegen die Essstoerung machen moechtest. Ganz im Gegenteil, es zeigt deiner Familie, dass du Eigenverantwortung uebernehmen kannst und du kannst sehr stolz auf dich sein, diese Krankheit nun besiegen zu wollen. Und zwar nicht im Alleingang, sondern mit Hilfe deiner Familie die dich liebt und professioneller Hilfe.
Du brauchst nicht zum selben Arzt wie beim letzten Mal gehen, du kannst mit einem fremden Allgemeinmediziener ueber dein Problem reden, der dir mit Sicherheit eine Ueberweisung zu einer Klinik geben wird. Oder du kannst dich mit Hilfe deiner Mutter und Oma direkt in einer Klinik bewerben. Du musst nichts tun, was du nicht willst. Es besteht keinen Grund Angst zu haben dir professionel helfen zu lassen. Ganz im Gegenteil, sie werden dich nicht einsperren, sondern helfen dir, dir selbst zu helfen.

Du denkst anscheinend, dass deine Essstoerung deswegen enstanden ist, weil du mit deinem sozialen Umfeld Probleme hattest. An Niemanden geht der Tod eines geliebten Menschens spurlos vorbei, auch nicht Erfahrungen die einem Angst gemacht haben. In einer Kinik kannst du lernen, ueber das zu reden, wozu du bereit bist. Den meisten Menschen geht es viel besser, sobald es mal gesagt wurde und dir werden grossartige Moeglichkeiten geboten, wie du mit deinen Gefuehlen umgehen kannst.

Du hast tolle Plaene, laesst dich trotzalldem nicht unterbringen, dass spricht fuer dich und deine Staerke. Jetzt zeig dir selbst, dass du den wichtigen Weg etwas zu aendern gehen kannst. Ich bin mir ganz sicher, mit einem festen Ruck, wird schon bald eine bessere Zukunft vor dir stehen.

Hier findest du Adressen in deiner Naehe, an denen du dich wenden kannst.
http://www.hungrig-online.de/cms/index.php/adressverzeichnis

Ich wuensche dir alles Liebe
Julia