Problem von anonym - 22 Jahre

Ich weiß nicht, ob ich mich so fühlen darf

Hallo liebes Ku-Ka-Team.

Ich muss zugeben, ich habe euch vor einigen Jahren schon einmal geschrieben und auch eine Antwort bekommen, aber ich weiß nicht, ob ich mich damals richtig ausgedrückt hatte und ich wollte auch nicht, dass wichtigerere Themen nicht behandelt werden, nur weil ich meine ein problem zu haben, also habe ich es erst einmal gelassen, aber mich quält diese frage weiterhin, also versuche ich es einfach noch einmal:

Als ich etwa 6 Jahre alt war, hat sich mein Bruder (6 Jahre älter) mal einen Porno angesehen, als wir beide alleine zuhause waren. Ich habe ihn dabei gesehen und mich daneben gesetzt. Er kam anscheinend auf die Idee, das auch machen zu wollen und da ich dabei saß, kam ich eben gerade recht.
Er hatte mit mir über Jahre (da ich mich erinnere wie sich das Haus in den Jahren verändert hat und die einzelenen Szenen noch im kopf habe, müssen es mindestens 3 Jahre gewesen sein, denke mal es waren mehr) vergewaltigt?
Ich habe mich damals nicht gewehrt, da er mich ja erst auch nicht wehgetan hat. Er hat mich ja auch an stellen berührt, die natürlich erregen (habe gelesen, dass selbst bei Babys diese stellen schon erregend sind) Daher habe ich auch mitgemacht.
Ich bin manchmal sogar nachts von selber rüber in seinem Zimmer.

DARF ich mich dann vergewaltigt fühlen und mich schlecht fühlen? Ich weiß es nicht.... Ich wusste ja nicht was Sex war und er war immerhin schon mindestens 12 jahre alt, also hatte er zumindest eine Ahnung???

Mir fallen immer wieder verschiedene situationen ein, die ich eindeutig als > das wollte ich nicht< einordnen kann.
Weil ich "nein" sagte, weil ich geschrieen , geweint und mich gewehrt habe... Weil mein Onkel (5 jahre älter als ich) und mein Bruder mir die hose ausgezogen haben, die tür zugeschlossen haben und mich berührt haben.
Weil mein Onkel mich beim huckepack unten berührt hat... (da habe ich auch sofort gesagt, dass ich runter will, nach kurzer zeit hat er das auch zum glück gemacht)
Das letzte hat meine schwester auch gesehen (3 jahre älter als ich)
erinnert sie sich vllt daran? hat er das bei ihr auch gemacht?

aber wenn ich sie frage, dann weiß sie, dass es bei mir passiert ist und dann wird sie es meinenen eltern sagen... die haben sowieso schon so viele probleme und dann etwas aufzuwühlen, was vor 16 - 12 (?) jahren geschehen ist... ist auch nicht gut.


Ich weiß nicht.... die zu letzt beschriebenen sachen kann ich vielleicht so deuten, aber die "regel" der "normalfall" der zu beginn eingetreten ist... ist das vergewaltigung?

Ich weiß auch nicht recht mit wem ihc drüber reden kann.

Mein Bruder hatte es selbst immer nicht leicht und ich will ihm ja jetzt auch nichts verbauen immerhin hat er eine kleine tochter und ist alleinerziehend, fängt sich grad wieder und kann eine ausbildung bei meinem vater bekommen.
(war damals nicht so einfach, da er ADHS hat und mit drogen in kontakt kam)


Ich hoffe, ihr könnt mir etwas dazu sagen und mir helfen meine Gefühle ernst zu nehmen oder sie ggf. besser einzuordnen.

Vielen Dank

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte,

zuerst muss ich dir mal sagen, dass du total süß bist!
Da quälen dich solche Gedanken und du machst dir über alles andere mehr den Kopf als über deine eigenen Probleme. Das ist total selbstlos und echt goldig!

Ich habe versucht, dein Problem von damals zu finden, aber das sind einfach zu viele Seiten, die ich durchsuchen müsste - ich habe nach einer Weile aufgegeben, zumal du ja auch unter anonym geschrieben hast. Ich kann also nur drauf tippen, dass du es damals schon zur Sprache hier gebracht hast und eine Antwort bekamst, die dir nur bedingt weiter geholfen hat. Ich weiß jetzt natürlich nicht, ob ich nicht genau in dieselbe Kehre hineinschlage, kann sein...aber vielleicht bringe ich auch eine neue Idee mit ins Spiel, versuchen wir es mal!

Du bist als Kind eindeutig missbraucht worden. Du wusstest nicht, was Sex ist, dein Bruder wusste es, dein Onkel auch. Du hast mitgemacht, das ändert aber an der Tatsache nichts. Und daran, dass es dich immer noch beschäftigt und belastet, merkst du ja, dass es nicht einfach so vom Tisch gewischt werden kann.

Bisher hast du diese Zeit nicht verarbeiten können und es wäre sehr wichtig, dass du es kannst. Sowas geht aber meist nicht alleine, denn du bist involviert, dir fehlt also eine Person vom Fach, die aber den nötigen Abstand zu der Geschichte hat. Momentan möchtest du ja niemanden deiner Familie einweihen, um Stress und Ärger zu vermeiden. Das ist zwar sehr nobel von dir, aber ich denke, irgendwann wirst du da nicht mehr drumrum kommen.

Zuerst aber wäre es wichtig, dich selbst wieder zu stärken, den Verarbeitungsprozess zu beginnen, um dich innerlich wieder aufzubauen. Und das geht meiner Meinung nach nur mit einem Therapeuten. Der sexuelle Missbrauch in deiner Kindheit hat mit Sicherheit kleine Traumata hinterlassen, die dich auch jetzt noch daran hindern, diese Vergangenheit loszulassen. Mit einem Therapeuten könntest du das aufarbeiten und würdest auch Ideen bekommen, wie du in Zukunft damit umgehen kannst. Zudem würdest du selbst erstmal wieder auf den Damm kommen und danach könntest du mit dem Fachmann/der Fachfrau erarbeiten, wie es in der Familie weiter geht. Ob es zu einer Familiensitzung kommen muss, ob du vergeben kannst und es unter den Tisch fällt...

Das Problem: kannst du dir sicher sein, dass dein Bruder sein eigenes Kind in Frieden lässt? Wenn er sich an dir damals vergangen hat, ist deine kleine Nichte denn in Sicherheit? Kannst du das völlig klar sagen? Ich nicht. Menschen, die da keinen eigenen Riegel vorgeschoben haben, sind durchaus eine potentielle Gefahr.

Von daher würde ich es auf keinen Fall unter den Tisch fallen lassen, mich in Therapie begeben, damit ich wieder besser klar komme und dann langsam und systematisch auch mein Umfeld da mit einbeziehen. Der Therapeut hilft da ja dabei! Solche Fachleute haben einen großen Schatz an Erfahrung und wissen genau, was zu tun ist. Du wärst mit dem Problem nicht mehr alleine, sondern könntest auf seine Hilfe setzen.

Geh den Weg los! Es fordert natürlich Mut, man muss sich allem erneut stellen - aber es verschafft auf Dauer Linderung, wenn du das Problem verarbeitet bekommst. Versuch es nicht alleine, dazu fehlt dir selbst das nötige Wissen und die Erfahrung mit solchen Fällen. Ich würde das persönlich auch niemals alleine durchziehen, sondern gleich nen Therapeuten anrufen. Google hilft dir da ("Psychotherapie" + Heimatstadt eingeben) oder auch das örtliche Telefonbuch. Man hat in der Regel eine kleine Wartezeit, aber dann geht es los und du bekommst auf den Punkt geholfen.

Du wirst merken, dass sich Erleichterung breit macht, du wieder mehr auflebst und sich alles zum Besseren wendet.

Alles Liebe und viel Erfolg auf deinem Weg!

Dana