Problem von Anonym - 24 Jahre

Mutter trinkt

Ich stehe vor einem Problem, welches vor 5-6 Jahren begann.
Vor 4 Jahren bin ich von zuhause ausgezogen. Eigentlich war alles gut, klar ich hatte zuvor typische pubertäre Probleme mit meiner Mutter, aber es war das übliche.
Als ich 18 war habe ich zum ersten mal festgestellt, dass sie sich ab und an so ruckartig bewegt, wenn ich ins Zimmer komme und schnell habe ich rausgefunden, dass sie eine Flasche verstekt hat. Ich habe die Situation beobachtet und mir fiel schnell auf, dass in jeglichen Ecken Flaschen standen. MAl hier, mal da. Und im Keller sammelten sich die leeren. Ich wusste nicht was ich machen soll. Ich war gerade 18 und onnte das alles nicht begreifen. MEine Eltern führen eine harmonische Ehe, die Kinder verstehen sich super. Sie hat viel um die Ohren, hat Hobbies, Freunde. Ich begriff nicht, was los war.
Eines Tages hielt iches nicht mehr aus und erzählte es meinem Vater und er sagte, ja das wäre ihm auch schon aufgefallen. Aber danach geschieh nichts.
Ich habe dasselbe wie du gemacht, abfällig auf die Flasche oder ihr Glas geguckt und sie scheint es aber nicht zu begreifen, dass ich im Bilde war.
Dann begann das Problem: Ich habe es ihr immer angemerkt, wenn sie auch nur ein bisschen getrunken hat. Sie redete wirr und reagierte langsam und all die Dinge. Es hat much wütend gemacht und macht es immernoch.
Mit 19 bin ich dann nach dem Abi ausgezogen und seitdem lauf ich irgendwie vor dem Problem weg, aber ich weiß, dass es immernoch so ist und das sind jetzt 5 - 6 Jahre her. Sie ist ständig gereizt und ich merke am Telefon, ob sie klar bei Sinnen ist (dann haben wir meist ein nettes Telefongespräch) oder ob sie was intus hat, dann hat es meist von vorneherein keinen Sinn, da ich abweisend reagiere auf alles was sie sagt. Unser BEziehung hat sich seitdem ich von dem Weintrinken weiß sehr verschlechtert und ich bin oft davor weggelaufen, habe die Problem auf andere Fakten geschoben, auf Kleinigkeiten. Aber ich werde mir immer bewusster, dass genau der Wein die Barriere zwischen mir und ihr ist.
Ich habe nun auch meist nur Telefonkontakt und bin dann mal wieder alle 3 Monate kurz daheim, aber dann reisst sie sich oft zusammen. Das mekre ich daran, dass es morgens mmer richtig nett ist, aber wenn ich dann in die Stadt gehe und wiederkomme, geht es von vorne los.
Ich weiß auch nicht, ob es immer am Wein liegt, dazu kommt ja auch noch, dass sie immer älter werden und vielleicht wird sie auch etwas taterig, aber mich überfordert die Situation so sehr.
Ich weiß, was sie alles für mich getan hat, sie hat immer hinter mir gestanden und ich will das ja auch, aber ich kann dieser Distanz nicht entfliehen. Ich will sie einerseits nicht enttäuschen, indem ich auf Abstand gehe und oft gereizt reagiere, andererseits tue ich es anscheinend aber doch und das macht die Sache noch schlimmer.

Ich weiss nicht, was ich machen soll. Der Draht zu meiner Mutter ist nicht sehr eng. Ich verstehe mich eher mit meinem Vater gut. Das macht die Sache meist immer noch schlimmer, da sie dent wir würden uns verbünden, aber ich würde ich ja auch gerne öfter zustimmen und Spaß mit ihr haben, aber es geht halt nicht. Entweder redet sie Mist, denkt alle wären gegen sie oder sie ist einfach nur verwirrt und anstregend. :(

Was kann ich denn nur machen, es ist auch wichtig, dass ihr wisst, dass ich mind 4 Stunden Bahnfahrt von zuhause wegwohne, sodass ich nicht oft dort bin.


Anke Anwort von Anke

Hallo Unbekannte,

ich kann sehr gut nachvollziehen wie du dich fühlst, mit der von dir beschriebenen Situation. Und du bist ratlos, so wie es vielen Angehörigen damit gehen würde. Es ist wirklich nicht leicht, wenn ein Familienmitglied trinkt und möglicherweise sogar eine Alkohol-Abhängigkeit vorliegt.
Ich möchte dir zum besseren Verständnis erst einmal nahelegen, dass deine Mutter höchstwahrscheinlich großen Leidensdruck verspürt – für euch scheinbar nicht sichtbar, denn du beschreibst das Familienleben als harmonisch. Und sie versucht mit dem Trinken von Alkohol diesem Leidensdruck entgegenzuwirken, anstatt auf gesündere Art und Weise damit umzugehen, und tatkräftig die Probleme, die sie hat, zu lösen.
Wahrscheinlich redet sie im Allgemeinen auch nicht viel über sich und wie es ihr geht, kann das sein? Also über ihr Innenleben, meine ich.

Wichtig wäre einmal hinter die Fassade deiner Mutter zu blicken. Was hat sie eigentlich für Sorgen? Warum trinkt sie? Wann trinkt sie? Gibt es bestimmte Auslöser?

Ist es möglich deine Mutter einmal direkt auf ihr Trinkverhalten anzusprechen?
Reden deine Eltern miteinander darüber?
Wie gehen die restlichen Familienmitglieder damit um?

Gerne versuche ich dir nun aber 3 konkrete Ratschläge zu geben, wo du Hilfe finden kannst.
Du bzw. dein Vater könntet euch zum Beispiel an den Sozialpsychiatrischen Dienst in euerem Wohnort wenden. Meist hat dieser seinen Sitz im Landratsamt/Gesundheitsamt. Oder fragt dort einfach mal nach, wo ihr ihn finden könnt. Bei diesem Dienst kann man als Angehöriger dann das Problem schildern, erhält fachlichen Rat und Unterstützung.
Es gibt auch Selbsthilfegruppen für Angehörige von Suchtkranken, was genauso eine erste Anlaufstelle für euch sein kann.
Und natürlich gibt es das Internet, wo ihr auf zahlreichen Seiten jede Menge Informationen zum Thema Alkoholabhängigkeit in der Familie erhalten könnt.

Was ich dir ausserdem noch ans Herz legen möchte, ist, dass du trotz der Probleme, die in deinem Elternhaus existieren, DEIN Leben weiterlebst. Du bist erwachsen und nicht für deine Eltern oder deren Probleme verantwortlich. Dein Vater und deine Mutter sind hier gefragt! Es ist wichtig, dass du dich weiterhin auf dich konzentrierst! Und du musst für dich einen Weg finden, wie du dich bei deinen Besuchen im elterlichen Haus wohl fühlst.

Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft auf euerem Weg.

Herzliche Grüße
Anke