Problem von Ekaterina - 17 Jahre

Depressionen mit 17 ?

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

mein Name ist Ekaterina, ich besuche zurezit die zwölfte Klasse eines Gymnasiums.

Ich habe viele Probleme, die sich alle in einem Jahr überhäuften, schulische sowie außerschulische Probleme. Da ich sehr ungerne über meine Probleme spreche, möchte ich euch um Rat fragen.

Und zwar möchte ich fragen, ob ich ernsthaft Depressionen in meinem Alter haben kann. Ich habe damals immer versucht meine Fassade aufrecht zu erhalten, die Fassade eines perfekten Lebens. Nun geratet es alles außer Kontrolle.

Es fing letztes Jahr zu bröckeln. Es wurden immer mehr Probleme, da ich eher ein Mensch bin, der es selber versucht auf eigenem Weg zu lösen. Nun bin ich an dem Punkt, dass ich ernsthaft glaube, dass ich Depressionen habe und das erst mit 17.
Ich fühle mich sehr reizbar, bin sehr müde, haben keinen wirklichen Schlafrhythmus, wache nachts ständig auf. Ich distanziere mich von Familie und Freunde, mag es lieber alleine zu sein. Habe keinen wirklichen Appetit mehr, eine Mahlzeit reicht mir für den ganzen Tag aus, infolgedesse habe ich innerhalb paar monaten 10 Kilo verloren und wiege bei einer Größe von 172 cm 51 Kilo. Schon damals hatte ich vereinzelnd Suizidgedanken, im letzten Monat häuften sich diese und habe regelrechte Tiefpunkte in denen ich einfach nur weinen muss, stundenlang.

Ich kriege mein Leben nicht auf die Reihe in mir herrscht Unruhe bin ständig ziemlich aufgewühlt und bin stundenlang beschäftigt mich mit dem Sinn des Lebens zu beschäftigen. Ich bin überfordert, ich habe versagt, werden den Erwartungen nicht mehr gerecht, habe alle enttäuscht und vorallem mich selber enttäuscht.

Ich weiß nicht, vielleicht macht jeder so eine Phase durch in der Jugendzeit, ich weiß nicht, ob diese Probleme ernst zu nehmen sind.

Ich danke euch jetzt schon für eure Hilfe und euren Rat.

Dana Anwort von Dana

Liebe Ekaterina!

Ja, es ist durchaus möglich, mit 17 schon depressiv zu sein. Ich maße mir keine Diagnose zu, da ich keine Psychologin bin, aber möglich wäre es - allgemein.

Du hast jetzt die Art deiner Probleme nicht geschildert, aber meist liegt es an der Menge der Probleme. Du schriebst ja selbst, dass du einen Berg vor dir hast. Und diese Problemberge sind es, die einen dann kaum atmen lassen, die einem Panikattacken bescheren und Schlaf rauben.

Bisher hast du versucht, alles alleine zu bewältigen. Das halte ich für den Hauptfehler. Sicherlich ist man oft zu stolz dazu, um Hilfe zu bitten, aber meist geht es einfach nicht anders. Du siehst deine Probleme wachsen und stellst fest, sie kaum oder gar nicht mehr bewältigt zu kriegen. Es wuchert dich zu. Und genau in so einem Moment kommt dann der Gedanke dazu, dem Ganzen ein Ende zu bereiten, indem man sich selbst eins bereitet. Natürlich wären deine Probleme auf einen Schlag weg, wenn du dich umbringen würdest. Aber alles andere auch! Chancen würden verpasst, Menschen, die auf deinem Weg auftauchen, würden nicht kennen gelernt, viele Dinge, die schön sind, würden nicht wahrgenommen werden können. Und dich gäbe es nicht mehr.

Und alleine für den letzten Grund lohnt es sich zu kämpfen. Erkenne deinen eigenen Wert, liebe Ekaterina! Es lohnt sich, für dich zu kämpfen. Das kannst du alleine daran sehen, dass ich, eine völlig Fremde, mich hier hinsetze und dir meine Zeit schenke. Das mache ich sehr gerne, weil ich denke, dein Leben hat die Chancen verdient, die es noch bereit hält. DU hast diese Chancen verdient.

Und deshalb ist es immens wichtig, dass du den Mut aufbringst, dir Hilfe zu holen. Egal, wo die herkommt. Ob du deine Eltern einweihst, ob du einen Lehrer einweihst, eine Freundin, die Eltern einer Bekannten, wen auch immer. Am besten wäre natürlich ein Fachmann, also ein Psychotherapeut oder am besten eine Therapeutin. Ich stelle immer wieder fest, dass sich Frauen bei Frauen einfach wohler fühlen. Gerade wenn du schon selbst befürchtest, in eine Depression verfallen zu sein, würde jemand vom Fach dich einfach besser beraten.

Eine Therapiemöglichkeit findest du auf jeden Fall durch das Telefonbuch oder durch Google. Es gibt mittlerweile viele Therapeuten, die einfach dafür da sind, Hilfestellung zu geben, wenn man selbst nicht weiter kommt. Sicher, es fordert Mut, sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht...aber diesen Mut hast du hier ja auch schon aufbringen können. Du hast zu deinen Problemen gestanden und merkst, dass sich etwas ändern muss. Google einfach mal nach "Psychotherapie" in Verbindung mit dem Namen deiner Stadt. Du wirst sicher einige Adressen bekommen. Geh einfach mal vorbei und sag: ich brauche Hilfe, bitte. Ich habe es noch nie erlebt, dass jemand einfach abgewiesen wurde. Es kostet auch erstmal nichts, wenn du einfach hingehst. Wichtig wäre nur, dass der Therapeut, die Therapeutin kassenärztlich zugelassen ist. Dann zahlt das nämlich die Krankenkasse.

Sich Hilfe zu holen, ist erstmal unangenehm, weil man über seinen eigenen Stolz drüber muss. Aber wenn man sich dazu mal durchgerungen hat, merkt man, wie unglaublich gut es tut, nicht mehr alleine mit allem zu sein. Dinge regeln sich plötzlich und man könnte fast heulen vor Erleichterung. Ich kenne viele Erfahrungsberichte von Menschen, die psychologische Hilfe in Anspruch genommen haben. Ich kenne keinen, der nicht erleichtert war und plötzlich merkte, dass Hilfe wirklich was bringen kann.

Ich wünsche dir diesen Mut. Steh für dich ein! Es lohnt sich.

Am liebsten würde ich von dir in genau zwei Jahren wieder etwas lesen. Setz dir das Datum dieser Antwort und schreibe mir 2014, wie es dir jetzt geht. Ich werde dann auf jeden Fall noch hier sein, solange mich kein Bus erfasst hat oder ähnliches. ;-)

Liebe Grüße und viel Erfolg!

Dana