Problem von Alex - 18 Jahre

Komme mit meinem Leben nicht mehr klar!

Hallo zusammen

Ich war eigentlich ein ganz normaler Junge, hab die Schule abgeschlossen, einen anständigen Beruf gelernt, hatte es mit meiner Familie gut und hatte auch immer Kollegen um mich rum.
Doch seit einiger Zeit geht alles irgendwie den Bach runter....
...Ich wurde diesen Sommer ausgelernt, hatte eine neue Stelle gefunden und wurde da leider gekündigt, da ich gesundheitliche Probleme hatte und ich noch in der Probezeit war.
Seit da an merke ich, dass ich teilweise nicht mehr kann. Ich habe inzwischen eine neue Stelle, aber es gibt Tage da kann ich nicht zur Arbeit, warum kann ich auch nicht genau sagen... Ich habe Angst, Angst etwas falsch zu machen oder zu versagen. Zudem komme ich nicht klar mit dem ganzen Druck...
...Man ist noch in der Lehre und hat ein bisschen bammel vor der Lehrabschlussprüfung und denkt wenn man die bestanden hat dann macht man sich ein bisschen schön im leben und gemütlich. Doch da hat man sich getäuscht... Dannach beginnt es erst, Autoprüfung, Militär, Neuen Job suchen und wegen der Gesundheit noch 3mal in der Woche zum Training fahren.
Nun habe ich vermehrt Tage andenen ich dermassen gereizt bin, dass ich etwas kaputt machen muss, dass ich mich wieder beruhige. Und es gibt auch Tage an denen denke ich an Suizid, ich glaube zwar nicht das ich dies jemals machen könnte, aber schon nur der Gedanke daran ist echt kacke.. Ich frage mich dann ständig, wozu überhaupt noch??! Ich stelle mir dann immer vor das der gesammte Druck weg ist.
Klar habe ich ein Soziales Umfeld um mich herum, aber ich kann weder mit meiner Familie noch mit meinen Kollegen über sowas reden... das wär mir auch viel zu peinlich und unangenehm. Ich bin allgemein schon von meiner Art her sehr schüchtern. Meine Frage an euch ist, was ich tun kann/sollte/oder sogar muss...

Christian Anwort von Christian

Hallo Alex,

du bist auch jetzt noch ein ganz normaler Junge bzw. hast dich inzwischen zu einem ganz normalen Mann entwickelt. Der wirkliche Einstieg ins Berufsleben ist für viele Menschen schwierig, ich selbst hatte auch die wildesten Gefühle dabei und war auch ziemlich gereizt und wusste nicht damit umzugehen.

Ich versichere dir, so wie es dir gerade geht und auch wie es mir mal gegangen ist, geht es vielen Berufseinsteigern. Man denkt immer so, man ist in der Ausbildung einem besonders hohen Stress ausgesetzt und steht besonders unter Leistungsdruck. Allerdings ist das Leben als Azubi noch einigermaßen geregelt. Man weiß genau wie lange die Ausbildung geht, hat einen festen Rhythmus wann die Prüfungen geschrieben werden und weiß auch wann Klassenarbeiten oder auch betriebliche Leistungskontrollen anstehen. Nach diesem festen Rhythmus bekommt man sein Lob oder auch nicht, aber hat am Ende eine Bewertung schwarz auf weiß und kann ganz gut auf die Prüfungen hinarbeiten. Das Berufsleben verfolgt leider nicht mehr diesen stetigen Rhythmus und es gibt auch keine Prüfungen mehr, auf die man hinarbeiten kann sondern da wird man für die Leistung an jedem einzelnen Tag bewertet aber bekommt trotzdem keine Rückmeldung wie man es gewohnt ist. Dazu müssen leider viele junge Arbeitnehmer erfahren wie ersetzlich sie sind, falls die Leistung nicht die Erwartungen decken, für ein großes Problem halte ich auch die Befristungen über Jahre hinweg bis man mal ein unbefristetes Arbeitsverhältnis bekommt, da finden sich viele, gerade junge Beschäftigte in eine sehr unschönen Lage wieder!

Den Psychotherapeuten kann ich hier nicht spielen und ein Arzt bin ich auch nicht. Bei der Schilderung von deinen Gedanken und „Ausbrüchen“ würde ich darauf tippen, dass du sehr stark an deiner oberen Belastungsgrenze fährst und das ist auf Dauer nicht nur für deine seelische Gesundheit schadend sondern auch für deinen Körper. Kollegen, Eltern und Freunde sind nicht immer die richtigen Ansprechpartner für diese Probleme, weil sie die Komplexität des Problems meistens nicht vollständig umfassen oder meinen mit der Zeit wird es schon wieder. Manchmal geht es wirklich so, dass man gerade in einer Phase steckt, da schon seit Monaten nicht mehr die Sonne hinter den Wolken hervor blickte aber es ist eben nicht immer so einfach. Ich denke bei dir ist es nicht so einfach!
Mein Rat ist, dass du deinen Hausarzt aufsuchst und dir eine Überweisung zu einem Psychotherapeuten holst. Frauen gehen damit meist lockerer um als wie Männer, da von Männern immer gesagt wird sie müssen stark sein. Nur weil man zu einem Psychotherapeuten geht heißt das auch noch lange nicht, dass man im Kopf krank ist, das denke ich nicht von dir. Auch sonst gesunde Menschen brauchen manchmal Anweisungen oder Ratschläge wie man mit seinen Gefühlen und Gedanken, Problemen umgeht und was wirksame Gegenmaßnahmen sind. Oftmals ergeben sich durch Gespräche mit den Profis Denkansätze auf die man alleine nicht gekommen wäre. Leider kommt man nicht so schnell zu einem Termin beim Psychologen, man muss damit unter Wartezeiten von 3 Monaten rechnen aber ich halte die Gespräche die du dort führen kannst für erfolgversprechend und materialschonend.

Ich wünsche dir alles Gute,
dein Christian