Problem von Martin - 17 Jahre

Was ist falsch mit mir?

Hallo
Ich bin 17 Jahre alt und möchte wissen was falsch mit mir ist
Jeden Morgen wünscht ich müsste nie wieder aufstehen, bin ständig müde, deprimiert und gelangweilt
alles nervt mich nur noch… bin regelmäßig aggressiv ohne Grund, habe keine Lust mehr zu leben… einfach keine Lust mehr auf Garnichts
Gucke regelmäßig Stunden lang die Wand an und überleg worin der Sinn besteht jeden morgen aufzustehen um vom Leben wieder „fertig gemacht“ zu werden
Höre nur noch Musik die traurich und deprimierend ist oder Musik die mich aggressiv macht
Ich kann mich nicht mal mehr erinnern wann ich das letzte Mal etwas gefühlt habe… weder schmerz noch liebe einfach nur leere
Habe seit ca. 4 Jahren Schlafstörungen und wache regelmäßig jede Nacht auf und kann mich nur daran erinnern wie ich in einem dunklen raum stand
Mein einzigste grund warum ich noch leben "will" ist meine Mutter
Der einzige Moment indem ich mich normal fühle und alles „gut“ ist, ist wenn ich im Auto sitze (Fahrstunden für den Führerschein) dan fühl ich mich frei und für die zeit bin ich wie früher
Ansich bin ich ein "normaler" junge
- habe in der schule meine ruhe (ich mobbe nicht, werde nicht gemobbt)
-habe gute noten und schaff meine ausbildung auch ganz einfach
- geld probleme haben wir auch kaum noch seit dem meine mum mein ausbildungsgehalt als unterstüzung hat
- ich habe keine freunde, da ich mich abgekapzelt habe als sie anfingen kriminell zu werden und habe seit dem aber auch niemanden gefunden den ich "freund" nennen könnte

rund um müsste ich doch eig. glücklich sein? warum bin ich anders?
Was kann ich tun damit das aufhört? Ich will nicht noch 50 Jahre mit den gefühlen leben müssen

Es tut mir leid, dass ich sie damit belästige aber ich hoffe sie können mir helfen
ich habe noch nie mit jemanden damit gesprochen weil ich dachte ich kann das alleine durchstehn …

Dana Anwort von Dana

EDIT 2.3.2012

Lieber Martin, du hast ein externes Feedback auf dein Problem bekommen:

http://mein-kummerkasten.de/275271/Feedback-zu-Was-ist-falsch-mit-mir.html


Lieber Martin!

Zuerstmal: du belästigst uns, in diesem Fall mich, mit keinem Stück!
Wir arbeiten hier auf der Seite, weil wir das wollen, nicht weil wir das müssen oder es unser Job wäre. Du störst nicht, du nervst uns nicht, du halst uns nichts auf. Im Gegenteil, du hast das sehr gut gemacht, dass du das alles mal aufgeschrieben hast.

Dein Leben besteht gerade fast ausschließlich aus einer sehr schwarzen Phase. Die gibt es leider bei vielen Menschen und glücklicherweise ist es wirklich meist zeitlich begrenzt. Das Problem ist, dass du momentan eigentlich fast alles tust, um dieses bedrückende Gefühl zu verstärken. Du hörst die "passende" Musik dazu, du isolierst dich immer, du starrst an Wände und grübelst. Du machst dir Gedanken um Gott und die Welt und alles ist sehr negativ. Die schönen Dinge im Leben werden ausgeblendet (außer deine Mutter und das Gefühl beim Autofahren) und so bleibt kaum mehr als dieser schwarze Matsch, der dich umgibt.

In dem watest du drin herum, bzw bleibst einfach drin stecken und stehen.

Damit etwas anders wird, reicht das aber nicht, Martin. Es gibt einen Spruch, den mir mal ne Lehrerin in mein Poesiealbum geschrieben hat: "Auf einem wankenden Schiff fällt um, wer stillsteht, nicht, wer sich bewegt". Und so oma-haft es klingt, wenn man nen Spruch zitiert, er ist so unglaublich wahr. Stillstand kann nichts verbessern. Er kann dafür sorgen, dass es sich vielleicht nicht verschlechtert, aber verbessern kann sich nichts.

Um Dinge zu verändern, muss man aktiv werden. Man muss aus den gewohnten Bahnen ausbrechen, auch wenn das anfangs unglaublich viel Energie kostet. Doch nur so wird es was.

Die Kontrolle über dein Leben scheint dir entglitten zu sein. Du treibst nur noch mit. Ganz im Gegensatz zum Autofahren. Das liebst du, weil du es kannst, weil du das Auto unter Kontrolle hast, weil Kontrolle zu haben, durchaus frei macht. Hier bist du der Herr über dich, das Auto und deine Gefühle und genießt es. Und genau das muss mit dem Rest deines Lebens auch wieder passieren.

So wie es klingt, bist du ein intelligenter Kopf. Du bist also durchaus in der Lage, dich in Bewegung zu setzen.

Was könnte dir nun bei der Bewegung helfen?

Vor allem deine Mutter. Du scheinst ihr sehr nahe zu sein und sie dir. Du liebst sie, sie dich. Kapsele dich nicht weiter ab, geh den ersten Schritt und rede mit ihr über deine Gefühle. Sag ihr, dass du momentan in einer schwarzen Wolke feststeckst und einfach kein Land siehst.

Dein Autofahren wird dich mobiler machen, wenn du den Führerschein hast. Sicher darfst du dir das Familienauto mal ausleihen und einfach mal über Land fahren oder dort hin, wo du früher nicht hingekommen wärst. Nutze diese neue Freiheit!

Überlege, was an dir gut ist, wo deine Stärken liegen. Schiebe mal für eine Weile die schwarzen Gedanken beiseite und schau, wo denn Dinge in dir und in deinem Leben sind, die kurz die Sonne reinlassen.

Mir fallen da ein:
- deine gute Schulleistung
- Mitschüler halten dich anscheinend nicht für einen Volltrottel
- deine Intelligenz, die auch positiv genutzt werden könnte

und dabei kenne ich dich gar nicht. Wenn du mal in dich reinhörst oder auch deine Mutter bittest, mal zu überlegen, werden dir viele Dinge einfallen, die dich ausmachen. Die dich charakterisieren. Vielleicht hast du ja Lust, einer Gruppe beizutreten, die deine Interessen behandelt? zB ein Sportverein oder eine Rap-Gruppe oder eine Band, falls du ein Instrument spielst...oder auch eine Gruppe junger Schreiber, die Geschichten verfassen...oder vielleicht im medizinischen Dienst? Es gibt vom Roten Kreuz zB Freizeitausbildungen am Wochenende. All das gibt es. Dadurch würdest du etwas tun, das dir Spaß macht und Anschluss finden.

Dass du Schlafstörungen und Müdigkeitsanfälle hast, zeigt, dass du momentan ziemlich in diesem Moor feststeckst. Ich bin keine Ärztin, möchte daher nicht wirklich diagnostizieren, aber es klingt schon leicht depressiv. Von daher wäre es auch sinnvoll, sich fachliche Hilfe zu holen. Jemand, der mit genau diesem Verhaltensbild wirklich Erfahrung hat und weiß, wie man effektiv vorgeht, um dich da rauszuholen. Witzigerweise funktioniert es wirklich. Ich kenne viele Menschen, die therapeutische Hilfe in Anspruch genommen haben und die einfach nur erleichtert waren, nicht mehr alleine mit all den schwarzen Gedanken zu sein und nach und nach Land gesehen haben.

Die ganzen dunklen Gedanken werden nicht von einem auf den anderen Tag verschwinden. Das wäre unrealistisch. Aber du würdest lernen, mit ihnen umzugehen und vor allem dich nicht von ihnen so runterziehen zu lassen. Ein Fachmann kann da wirklich starke Hilfe leisten - und die tut unglaublich gut.

Trau dich und rede mal mit deiner Mutter. Sie ist deine Mum und wird sogar erleichtert sein, dir helfen zu können. Diese Schwärze in deinem Alltag ist nichts, was sich vertuschen lässt. Sie wird sicher wissen, dass irgendwas ist, aber weiß vielleicht nicht, wie sie dich ansprechen soll. Oder du hast eh so einen guten Draht zu ihr, dass du keine Probleme hast, mit ihr über solche Dinge zu reden, dann ist alles sowieso ganz einfach.

Das Wichtigste ist aber: der Kampf aus dem Sumpf lohnt sich. So richtig. Und ich kann dir sagen, wie toll es ist, morgens aufzustehen, sich zu strecken und zu denken: hach...das wird sicher ein toller Tag! So bin ich meist drauf...und ich liebe es. Es tut gut, positiv zu sein. Und ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du auf den richtigen Weg kommst. Im Prinzip bist du es schon, denn du hast dir hier Hilfe geholt. Bleib jetzt nicht wieder stehen, sondern geh weiter.

Du wirst es schaffen, Martin. Ich vertrau drauf.

Liebe Grüße,

Dana