Problem von anonym - 19 Jahre

Sterben für meine Freundin?

Hallo,

ich hab eben mit meiner besten Freundin telefoniert. Ich liebe sie seit einem Jahr und wir sehen uns jetzt nachdem wir beide an der gleichen schule unser abitur bestanden haben so ziemlich jeden Tag. Sie hatte vor 2 Monaten noch einen Freund und ich hatte ab und zu so ein Kribbeln in ihrer Nähe und es gab immer mal wieder so blicke zw uns.. weiß nicht wie ich das beschreiben soll, jedenfalls hat sie dann mit ihrem freund ( mit dem sie 4 jahre zusammen war ) schluss gemacht und 2 tage später haben wir uns geküsst und ja bei jeden weiteren treffen sind wir auch weiter gegangen. Ich finde es toll und sie findet es auch schön, aber sie will keine Beziehung..
eigentlich ist das aber gar nicht, dass problem, sondern, dass ich, ich weiß nicht woher das kommt, ich hab schon recht viel scheiße mit erlebt und liebeskummer und getrennte eltern und dieses ganze standartzeug, aber ja ich weiß nicht, ich glaube irgendwie, dass so meine lebensaufgabe ist mich einer person die ich liebe völlig hinzugeben, alles für diese person zu opfern und diese person glücklich zu machen.
Auch für meine beste freundin will ich alles tun, wenn sie verlangen würde, dass ich von einer brücke springen soll, würd ichs tus, mal drastisch ausgedrückt..
und ich keine ahnung, irgendwie wünschte ich es würd eine situaton kommen in der ich ihr beweisen könnte, dass ich sie bedingunglos lieben möchte, und ich würde gerne mein leben für sie geben.. also ka sie z.b von einem Bus wegschupsen und dann werd ich selber dabei überfahren, also ich will nicht sterben, aber wenn ich denke, dass ich sie retten würden mit meinem tod, dann würd ichs sofort tun. ist das normal..? Dass ich gerne so eine Ausnahmesituation mal erleben würde und sie mit meinem Leben beschützen möchte? oder ich weiß nicht?
gibt es sowas wie bedignugslose liebe?
meine freundin macht sich tierische sorgen um mich, weil ich mich ab und an ritze, ich bin dann meistens in so ner art trance und merk erst später, dass ich mich geritzt habe, theoretisch wär ich jetzt auch soweit, dass ich zu nem therapeuten gehen würde, aber ich weiß nicht wie ich den bezahlen soll? ich wills meinen eltern nicht sagen und genug geld das selber zu bezahlen hab ich nicht..
zurück dazu, dass ich in meine beste freunndin verliebt bin, ich hab inzw kein problem mehr damit, dass ich auf frauen stehe, auch wenn es mir schon zu schaffen macht ab und an, dass man trotzdem nicht so total unbekümmert mit jedem darüber reden kann, aber naja, jedenfalls ja wie gesagt meine freundin und ich machen relativ oft rum und sehen uns wirkich ja mind jeden 2 tag, wenn wir uns nicht sehen telefonieren wir schrieben sms oder sonst (gibt keinen Tag an dem wir nicht irgendwie kontakt zueinander haben ) und ja von dem her , bin ich mir eig zu 80prozent sicher dass sie mich auch liebt ( vll auch ohne, dass sies weiß..), aber warum kann sie sich dann einfach keine beziehung zu mir vortstellen..? Sie ist eigentich echt tolerant was homosexuelle angeht..

ich hoffe ihr könnt mir paar antworten geben,
hab auch schon paar andere sachen hier durch gelesen, und ein paar davon waren schon hilfreich. Danke schonmal.

Liebe Grüße

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

Das ist einiges auf einmal, hoffentlich kriege ich das in eine ordentliche Form! Verzeih mir, wenn es etwas durcheinander klingt, ich gebe mir Mühe, dies zu vermeiden. ;)

Beginnen wir mal mit der Beziehung zu deiner besten Freundin.

Zuerst: es ist durchaus im "Normalbereich", dass man sich vorstellt, durch eine Heldentat jemanden zu beschützen. Ich habe mal für eine Deutschlehrerin geschwärmt und mir dann immer vorgestellt, wie ich einen Schuss für sie abfange (da war ich 12 oder so) und dann in ihren Armen "sterbe", während sie um mich weint. Sicher ein anderer Fall, aber durchaus vergleichbar. Wenn man jemanden extrem mag, liebt, für ihn schwärmt, können solche Fantasien entstehen. Wichtig ist allerdings, Fantasie, Realität und vor allem "Hörigkeit" zu unterscheiden. In der Fantasie ist das alles möglich. Ich glaube dir auch, dass du sie vor einem Bus beschützen würdest, einfach, weil du sie so sehr liebst. Ich denke, ich würde das bei meinem Partner auch machen, wäre ich dann nicht starr vor Schreck oder so. Ich würde nicht nachdenken, sondern einfach handeln. Daher weißt du auch, dass du richtig liebst, denn sowas machen nur Menschen, die die Liebe kennen. Das ist nichts Schlimmes, sondern eigentlich etwas Gutes.

Was allerdings die Hörigkeit angeht - und darunter fällt sowas wie "wenn sie sagt: SPRING, dann springe ich" - das ist schon eher problematisch. Du solltest immer du selbst bleiben, mit deinem Stolz und deinem Selbstwert. Aber ich denke, das weißt du auch.

Kommen wir dazu, dass sie zwar mit dir "rummacht", aber keine Beziehung möchte. Es wird daran liegen, dass sie nicht lesbisch ist. Frauen sind, anders als Männer, durchaus eher in Richtung "bi" unterwegs. Man sieht beste Freundinnen ja öfter mal rumkuscheln oder sich zum Abschied einen Kuss auf den Mund drücken. Freunde machen das eher nicht, es sei denn, sie bekennen sich zum Bi-Sein oder zur Homosexualität. Bei Frauen kann das auch einfach "nur mal so" sein und hört irgendwann wieder auf. Ich habe in meinem Freundeskreis gleich zwei Mädels, die eine Weile mit einer Frau liiert waren und inzwischen verheiratet sind (mit einem Mann) und auch Kinder haben. Da sind die Übergänge einfach fließend.

Deine Freundin wird einfach die Nähe zu dir genießen und mag die Zärtlichkeiten. Ich will das auch nicht abtun, ich denke mal, ohne Gefühle ginge da nichts, also wird sie schon welche haben. Ob die aber reichen, um "das Ufer zu wechseln", bezweifle ich, da bin ich mal ehrlich. So wie meine Erfahrung aussieht, ist das eine Phase, die irgendwann umschlägt, vor allem dann, wenn ein Mann ins Spiel kommt, der potentiell als Partner in Frage kommt.

Daher möchte ich dir raten, dich nicht auf den Beziehungswunsch zu versteifen, denn das Ablehnen desselben macht dich nur traurig und nimmt dir die Freude an dieser momentan schönen Zeit. Lebe das Hier und Jetzt und genieße das Zusammensein, ohne dir ein Leben bis ins hohe Alter mit ihr auszumalen.

Was dein Ritzen angeht, denke ich, dass es auf deiner Vergangenheit fußt. Du hast ja geschrieben, dass einiges Blödes passiert ist. Ritzen ist immer ein Zeichen von einem "Ventil für Aggressionen" und dem Wunsch, sich selbst spüren zu können, bzw die Kontrolle über den Körper und den zugefügten Schmerz zu haben. Auf der einen Seite arbeitest du also höchstwahrscheinlich gegen einen Kontrollverlust (sowohl, was deine Beziehung angeht, bei der du nicht sicher sein kannst, wie lange sie währt, als auch, was deine Vergangenheit angeht, wo Kontrollverlust durchaus auch an der Tagesordnung war - Familie kaputt etcpp), auf der anderen Seite richtest du deine Sorgen, deine Wut, deine Aggression nach innen, gegen dich, anstatt nach außen.

Das ist leider eine Richtung, die viele junge Menschen wählen, obwohl es eindeutig die falsche Richtung ist. Wut muss raus, nicht rein. Es kann auch sein, dass es keine Wut ist, sondern eher Verzweiflung und Trauer. Doch egal, welches Gefühl es ist, es muss RAUS. Das einzige, was vom Ritzen bleibt, sind Narben, die dich immer dran erinnern. Aber helfen tut es nur ganz kurz. Für einen kleinen Moment ist man "frei"...nur um danach noch mehr gefesselt zu sein.

Und daher möchte ich deine Idee mit der Therapie gerne aufgreifen und vor allem sie dir wärmstens ans Herz legen. Das Schöne: du bist falsch informiert. Die Therapie kostet dich nichts. Keinen Cent. Das zahlt die Krankenkasse. Wichtig ist nur, dass du einen Psychologen/eine Psychologin suchst, der/die die Kassenzulassung hat. Alles weitere wird dann dort besprochen.

Blättere mal durch Google, gib deinen Städtenamen und "Psychologe" oder "Psychotherapie" ein und lass dir mal Adressen, Namen und Telefonnummern ausspucken. Und dann rufst du der Reihe nach an, machst einen Ersttermin aus, lässt dich bei anderen auf die Warteliste setzen und guckst, dass du auf einen oder eine triffst, der du Vertrauen entgegenbringen kannst. Das ist dein gutes Recht und es kostet wirklich nichts. Es gibt Wartezeiten, das ist leider so, aber schon die Erstgespräche bringen meist etwas, vor allem Durchblick. Das lohnt sich wirklich.

Es ist schön, dass du darüber schon so offen denkst! Deine Eltern müssen davon absolut nichts mitbekommen. Deine Krankenkassenkarte müsstest du wahrscheinlich dabei haben, das weiß ich nicht genau, aber da direkt mit der Kasse abgerechnet wird, kriegen deine Eltern das nicht mit. Solltest du privat versichert sein, läuft es etwas anders, aber ich denke, das kann man dort vor Ort dann klären. Die sind ja auch sehr verständnisvoll.

Das Gute an einer Therapie ist, dass du lernst, mit dir selbst ins Reine zu kommen, dass du Hilfestellung bekommst von jemandem, der sich wirklich gut auskennt und für den das kein Neuland ist. Das ist einfach nur hilfreich, entspannend und angenehm, nicht peinlich oder blöd. Ich kann dir also nur herzlich zuraten, nur Mut!

Ich wünsche dir einen guten Weg, wie auch immer er aussieht und für dich ein entspannteres und schönes Leben!

Alles Liebe,

Dana