Problem von jessy - 19 Jahre

Psychisch fertig

Hallo liebes Kuka - Team,

ich hoffe sehr das ihr Zeit findet und euch mit meinem Problem auseinander setzten könnt.
Mir geht es wirklich sehr schlecht.

Ich bin 19 Jahre alt, besuche derzeit die FOS , und hätte mich eigentlich früher als Optimistin und fröhlichen Menschen beschrieben. Nach außen hin bin ich das auch, es käme wahrscheinlich kein mensch auf die Idee wie ich mich innerlich fühle.

Ich kann meine Gefühle einfach sehr schlecht zeigen.

Aber nun zu meinen Problemen.

Es scheint mir als ginge alles schief. Vorallem Psychisch. Ich fühle so einen unendlichen Druck auf mir lasten, als würde mich etwas herunterdrücken . Und ich kann einfach nicht mehr aufstehen.
Vorallem wegen der Schule.
Ich bin eine zimlich gute Schülerin, habe derzeit einen Durchschnitt von 2,0 . Aber es lastet ein Druck auf mir, das ich vllt. keinen Studienplatz mit einem solchen Durchschnitt kriegen kann.
Ich habe solche Angst davor. Ich strenge mich wirklich sehr an , aber besser als 2,0 schaffe ich einfach nicht.

Auch denke ich ständig das ich vielleicht schulisch abrutsche und dann aus mir einfach nix wird, außer ein Lebensversager.
Ich habe auch ständig Angst, das meine Klasse mich irgendwann ausschließt oder sich hinter meinem Rücken über mich lustig macht, ohne das ich es merke.

Ich weiß nicht woher diese Ängste kommen, aber sie erdrücken mich wirklich .
Ich habe so eine Angst, das ich später mal keinen guten Job finde, und als totaler Loser in irgendeiner Bruchbude lande.

Ich will das nicht. Meine Eltern sind so erfolgreich, ich möchte sie nicht enttäuschen.

Dann geht es auch schon weiter hin zum nächsten Problem : Meine Eltern.
Ich liebe die beiden wirklich sehr.
Aber ich habe ständig das Gefühl sie zu enttäuschen und einfach nicht gut genug zu sein.
Auch habe ich oft Angst das sie krank werden , einen Unfall haben etc. und sterben... Das macht mir auch so unglaubliche Angst.
Ich weiß es kann jeden passieren- so ist das Leben, und ich weiß auch nicht woher diese unglaublichen Ängste kommen.

Gut zum Schluss komm noch ich selbst.
Ok optisch gesehen , sehe ich vllt. relativ gut aus. Ich bin groß, schlank, blond. Aber ich vergleiche mich STÄNDIG mit anderen, ich finde mich IMMER zu hässlich.
Manchmal hasse ich mich so sehr, das ich lieber sterben würde als weiter zu leben.

Ich habe meinen ganzen Lebensmut verloren.
Ich fühle mich oft so als könnte ich einfach nicht mehr Leben, weil mir alles zu viel und zu schwer wird.
Ich fühle mich wie gelähmt , ich kann nicht mal mehr wirklich Glück empfinden.

Ich will aber auch nicht undankbar sein, ich weiß es gibt 1923407 Menschen denen es doppelt so schlecht geht wie mir.

Aber ich kann nix dagegen tun ich fühle eine so tiefe Traurigkeit, und leere in mir, das ich manchmal am liebsten Schlaftabletten nehmen würde, um das ganze zu beenden.

Ich denke immer, dass es anderen eh besser ohne mich geht, weil ich so ein Versager bin.

Ich hoffe so sehr das ihr mir einen Rat geben könnt, ich weiß nicht was mit mir los ist, ich weiß nur es wird immer schlimmer...

lg Jenny

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Jessy,

Liebend gerne würde ich Dir einfach erzählen, dass ich das alles auch schon durchgemacht habe.
Habe ich wirklich!
Aber leider weiß ich mittlerweile, dass die Existenzangst, die Dich bewegt nicht mit den Ängsten vergleichbar ist, die anno Neunzehnhundertungrad so rumgegeistert sind und mich dazumal runtergezogen haben.
Du solltest Dir nicht soviel Gedanken darüber machen, dass Du Deine Eltern enttäuschen könntest!
Du kannst sie nicht enttäuschen! Weil Du ihnen gegenüber nicht in der Pflicht bist!
(Kann ich auch leicht sagen, weil ich der erste Akademiker in der Familie war.)
Die Erwartungen, die Deine Eltern an Dich haben könnten, werden ähnlich antiquiert sein, wie ich als Person.
Das Leben verändert sich in immer größerem Tempo! Und damit auch die Ansprüche, die an uns gestellt werden!
Deine Welt! Das ist die Gegenwart und noch mehr die Zukunft!

Und dabei können (Deine) Eltern nur "Geschichte" sein!

(Deine) Eltern(?): Du darfst sie achten! Du darfst von ihnen annehmen, was Dir entspricht!

Aber ihnen einen Gefallen tun, indem Du ihren Maximen folgst?

Nur wenn Du selber Dich in diesen Maximen wirklich selber erkennst!

Die Wirklichkeit ist: Wenn Deine Eltern nur halb so erfolgreich sind, wie Du meinst, wirst Du fast alles machen können, was Du willst: sie werden Dir Deinen Ausbildungsabschluß notfalls kaufen und für den Job, den Deine Eltern dann für Dich als geeignet erachten, werden sie Beziehungen genug haben, um ihn Dir zu verschaffen.

Am Ende wirst Du nicht mal mehr wissen, was Dein Wunsch, Deine Neigungen, wirklich sind, wenn Du erst einmal begonnen hast, den Vorstellungen und Wünschen Deiner Eltern zu folgen! Erst recht nicht, wenn Du anfängst, Dich ihnen und ihren Vorstellungen verpflichtet zu fühlen!

Du schreibst:
"Ich habe so eine Angst, das ich später mal keinen guten Job finde, und als totaler Loser in irgendeiner Bruchbude lande."

Eigentlich empfinde ich es so: Verloren haben wir nur, wenn wir uns selbst aufgeben. Manchmal fängt das damit an, wenn wir die Ziele Anderer als unsere eigenen definieren.

Oft geht es so aus: Wenn Deine Eltern die Möglichkeit haben, ist es eigentlich nur eine Frage der "Studiengebühren und der Lebenhaltungskosten", ob Deine Zensuren für den Studienplatz reichen, der Dir zugedacht ist.
Österreich ist halt ein wenig teurer :-)

Jessy! Mädchen!

Weißt Du, was mir bei all Deinen Ängsten ein wenig fehlt?

Du hast nicht einmal ein eigenes Ziel definiert! Eigentlich weißt Du doch noch nicht, was für Dich ein "guter Job" sein könnte!
Du hast Angst vor dem, was Du nicht willst! Ohne zu wissen, was Du eigentlich willst?

Mir würde nur das zweite wirklich Angst machen!

Mache Dir Gedanken darüber, was Du willst! Positiv! Setze Dir selber ein Ziel!

Und wenn es für den Studienplatz, den Deine Eltern gerne für Dich hätten hier nicht reicht, bist Du erwachsen genug, zu entscheiden, ob Du Dir den Studienplatz im Ausland finanzieren lässt, oder Dich auch in einem anderen Job "finden und selber bestätigen" kannst. Selbst, wenn es für Deine Eltern ein "Loser-Job" wäre?

Ich finde es übrigens absolut Scheiße, irgend jemanden auf Grund seines Jobs als "Verlierer" zu brandmarken!

Mir ist ein Müllarbeiter, mit dem ich ein freundliches Wort wechseln kann tausendmal mehr Wert, als ein Verwaltungs- oder sonstiges Arschloch, dem die Unlust an seiner Arbeit aus jedem Knopfloch stinkt, mehr als dem Müllarbeiter der ehrliche Schweiß, den er gerne in seiner Arbeit für uns vergießt!
Und mir ist jeder Verwaltungsmensch, der mir das Gefühl gibt, mich nicht nur zu verwalten, sondern als Mensch wahrnimmt, tausendmal mehr Wert, als das Arschloch, das aufgrund irgendwelcher Diplome meint, dass er der Nabel der Welt sei.

Jessy,

aufgrund meines Studienabschlusses war ich bereits mit Beginn meiner Berufskarriere "Vorgesetzter".

Ich habe mich geschämt! Weil niemand mich darauf vorbereitet hat, wirklich denen vorzustehen, denen ich vorgesetzt worden war!
Ich war nach dem Studium ein "Niemand", dem die, die mir unterstellt worden sind die eigentlichen "Ausbilder" waren.

Wenn ich Dich richtig verstanden habe, habe ich größte Achtung vor Dir und Deinen Ängsten!

Es ist sicherlich besser, Angst zu haben, als irgendwann, nur mit einem Studienabschluß versehen, zu meinen, dass man selbst die hellste von "drei Glocken" sein muß!

Zum Schluß (?):

Sicherlich bist Du hier nicht wie in Deinem Schreiben "der Schluß"!

Du bist die, wegen der hier jetzt etwas geschrieben steht!

Du schreibst:
"Aber ich vergleiche mich STÄNDIG mit anderen, ich finde mich IMMER zu hässlich.
Manchmal hasse ich mich so sehr, das ich lieber sterben würde als weiter zu leben."

Was soll ich nun dazu sagen/schreiben? Natürlich fällt es einem 57-Jährigen leicht zu seiner Häßlichkeit zu stehen.
Wahrscheinlich wird es Dir nicht helfen, wenn ich Dir schreibe, dass es sich zu leben gelohnt hat! Selbst für mich!

Ich hoffe, dass Du nicht "blond" in dem Sinne aller dämlichen Witze bist!

Und ich hoffe, dass ich Dich genügend "provoziert" habe, endlich aufzustehen und Dich selbst zu finden!

Du bist DU! Du bist kein Abziehbild! Auch nicht das Abziehbild Deiner Eltern!

Das wünsche ich Dir von gnzem Herzen!

Alls Liebe,

Bernd