Problem von Anonym - 25 Jahre

Vater verloren

Hallo,

also ich habe folgendes Problem. Ich habe meinen Vater mit ca. 3 Jahren verlohren. Ich kann manchmal nicht aufhören an ihn zu denken, was nicht unbedingt schlecht ist, aber es belastet mich echt doll manchmal. Vor allem wenn ich was getrunken habe (wie jetzt z.B., sonst würde ich mich wahrscheinlich nicht trauen was hier zu hinterlassen). Naja ich habe meinen Vater da ich erst 23 bin nie wirklich kennen gelernt, aber trotzdem ist da diese Sehnsucht. Ich habe auch als Kind und jetzt oft daran gedacht mich umzubringen dass ich ihn endlich wiedersehen kann. Kennt das Jemand vielleicht so?

Judith Anwort von Judith

Lieber Unbekannter,

Danke für Deine Email. Die Tatsache, dass Du erst etwas trinken musstest, um Dich zu trauen über Deinen Kummer zu sprechen, ist schon etwas alarmierend. Aber das erkennst Du ja auch.

Auch wenn Du noch sehr klein warst als Dein Vater starb, und Du Dich sicher kaum erinnerst, ist es ein sehr einschneidendes, traumatisches Erlebnis. Er fehlt Dir, nicht konkret in Situationen, sondern Du hast dennoch unspezifisch Sehnsucht nach der Vaterfigur um die Du Dich vielleicht ein wenig betrogen fühlst. Das ist völlig nachvollziehbar und Du bist nicht allein mit dem Gefühl.

Dich umzubringen ist keine Lösung, und ich hoffe, dass Du das auch weisst. Aber vielleicht brauchst Du etwas externe Hilfe bei der Bewältigung der Trauer. Schau dich hier mal hinein, vielleicht findest Du Dich hier wieder: http://www.sprechzimmer.ch/sprechzimmer/Fokus/Todesfall/Trauer/Trauerbewaeltigung.php

Hier haben wir auch einiges zum Thema Umgang mit dem Tod zusammengefasst:
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/13/Wie-gehe-ich-mit-dem-Tod-um.html

Versuch es mal so zu sehen: Dein Vater hätte sicher nicht gewollt, dass Du Dein Leben aufgibst um „im Jenseits“ mit ihm zu sein. Er hätte sicher gewollt, dass Du ein selbstbewusster, glücklicher Mann wirst, voller Lebenslust. Viele Menschen halten auch Jahrzehnte, manchmal für immer, eine Art „Zwiesprache“ mit Verstorbenen Verwandten. Ein Freund hat mir einmal erzählt, dass es für ihn sei, als sei seine verstorbene Mutter noch bei ihm, wie Schutzengel, die unsichtbar aber wohlwollend unser Leben teilen. Vielen hilft auch der Glaube an Gott, manche sind ganz rational und leben ihr Leben „für den Verstorbenen mit“. Was auch immer Deine Strategie ist: Mach Deinen Vater im Jenseits stolz auf Dich! Und konzentriere Dich auf Deine Freunde, Deine Familie und Deinen Beruf, Deine Hobbies. Und ich bin sicher, Du findest neue Freude am Leben.

Ich wünsche Dir alles Gute.
Judith