Problem von Wolfi - 17 Jahre

Ich hasse Auto fahren

Liebes Kummerkasten-team,
ich habe zur Zeit ein sehr belastendes Problem mit dem Auto fahren.
Ich mache gerade den Führerschein und komme damit aber überhaupt nicht zurecht. Ich habe jetzt schon 39 Fahrstunden, die Theorieprüfung habe ich bereits hinter mir.
Aber das Autofahren kann ich noch gar nicht. Ich bin mir sooooo unsicher.
Am schlimmsten ist es wegen meinem Fahrlehrer. Der wird langsam ungedulig. Ich habe mir schon meinen Lieblingslehrer ausgesucht, bei dem ich dachte, der hat am meisten Geduld. Aber der will langsam auch nicht mehr. Der wird sich wohl denken, dass er so einen schwierigen Fall wie mich noch nie hatte.
Inzwischen wird es schon manchmal etwas unangenehm. Er sagt so etwas wie: Wolfgang, Wolfgang, das gibt’s doch nicht.
Zum Beispiel vergesse ich den ersten Gang einzulegen, wenn das Auto steht, ich komme beim Abbiegen in die Spur des Gegenverkehrs und vergesse bei „rechts vor links-Zonen", in die Straßen hineinzuschauen, ob von rechts ein Auto kommt.
Echt kein Bock mehr, ich will alles hinschmeißen.
Mein Fahrlehrer hat auch schon gesagt: Bub, in der Schule musst du dich doch auch konzentrieren, wenn der Lehrer was sagt, warum klappt das hier nicht?
Ich werd mir jetzt schon bei allem unsicher.
In der Schule sind meine Noten bis jetzt doch einigermaßen gut. Ich mag vielleicht Theorie lieber als praktische Dinge.
Mein Vater sagt, ich sollte mir das nicht so zu Herzen nehmen, da er eben mich mal zur Prüfung gerne anmelden will und deshalb ein bisschen Stress macht.
Der Fahrlehrer hat aber auch gesagt, dass ich noch weit weg bin vom Führerschein, wenn ich nicht verinnerliche, was er mir sagt.
Ich mag meinen Fahrlehrer ja eigentlich ganz gern, in den ersten Fahrstunden war er furchtbar nett. Aber inzwischen habe ich es mir wohl mit ihm verscherzt, er schimpft ständig und ich werd mir immer unsicherer. Nicht nur beim Autofahren.
Ich will nie wieder ein Auto sehen. Ich hasse es. Ich werde im August 18, aber ich will gar nicht mehr fahren. Ich will meinen Führerschein gar nicht mehr!
Ständig habe ich den Gedanken: Ich bin dumm und alle merken das auch, wenn ich nicht gerade in der Fachoberschule im Mathematikunterricht sitze und bei Gruppenarbeiten den anderen erkläre, was zu tun ist.
Meine Eltern sagen schon, ich soll mir nicht so viel denken dabei, dafür lerne ich das Fahren ja, um Fehler zu machen, sie hätte bei ihren Fahrstunden auch ihren Mist zusammengefahren. Aber wenn sie sehen würden, wie blöd ich mich anstelle (unabsichtlich natürlich), dann würden sie wahrscheinlich anders reden, wie mein Fahrlehrer auch.
Für einen guten Rat wäre ich sehr dankbar,
Wolfi

Dana Anwort von Dana

Lieber Wolfi!

Warst du mal beim Augenarzt und beim Neurologen?
Das, was du hier schilderst, klingt so gar nicht nach "Dappischkeit", wie wir Hessen sagen, sondern fast danach, als wäre irgendwas nicht ganz in Ordnung, zB das räumliche Sehen oder so. Ich will dir keine Angst machen, aber dass du beim Abbiegen in den Gegenverkehr kommst, das ist etwas, das nach 39 Fahrstunden eigentlich nicht mehr passiert, egal, wie schlimm sich ein Schüler anstellt.

Natürlich kann es auch wirklich an der Konzentration liegen, aber wenn du sonst keine Probleme damit hast, halte ich das beim Fahren für recht unwahrscheinlich...

Ich würde einfach mal checken lassen, ob mit Augen und Hirn alles ok ist, oder ob du zB Dinge anders wahrnimmst, ohne es zu wissen. Sollte da alles in Ordnung sein, kann es auch daran liegen, dass du deinen Selbstwert so niedrig ansetzt. Jemand, der eh schon total unsicher ist, macht noch mehr Fehler, weil tausend Gedanken im Kopf rumschwirren. Du hast ja schon die Negativerwartung: "Ich werde sehr schlecht sein" - und dann passiert das natürlich auch, weil die Aufmerksamkeit von solchen Gedanken total abgelenkt wird. Wenn du um eine Ecke biegst und innerlich nur Panik hast, was dein Lehrer gleich wieder sagt, dann fehlt dir Konzentration auf das, worauf es ankommt.

Probiere doch mal folgendes aus: Dein Fahrlehrer und du bekommt Sprechverbot für eine Viertelstunde, wenn deine Fahrzeit begonnen hat. Und du tust nichts anderes, als dich ins Auto hinein zu fühlen und genau auf deine Spur zu gucken. Lass ihm die Chance, dich zu tragen, leite du es. Schau nach vorne und nimm wahr, was vor der Frontscheibe abgeht. Lass nicht zu, dass du dich selbst verunsichert oder dass dein Fahrlehrer es macht. Und wenn du in der Viertelstunde besser gefahren bist, dann wiederholt ihr das. Und irgendwann kommt der Moment, wo alles verinnerlicht ist und der Blick automatisch auf die richtigen Dinge gelenkt wird. Dann kann man auch wieder Aufmerksamkeit an ein Gespräch abgeben.

Fokussiere deinen Blick auf das Wichtige beim Fahren, das, was vor dir liegt und was es zu überqueren oder entlangzufahren gilt, die Handgriffe gehen sicher schon automatisch. Schmeiße nicht einfach alles hin, weil sich dir etwas in den Weg stellt. Du bist ein kluger Kopf! Du wirst das schaffen.

(Einen wie dich hätte ich damals in meinem Matheunterricht gebraucht. ;) )

Dir alles Liebe und nur Mut!

Dana