Problem von Nathalie - 20 Jahre

Meine Familie bricht auseinander

Als ich 11 Jahre alt war, ist meine Mutter von Zuhause weggelaufen.Sie war plötzlich verschwunden und meldete sich nie wieder, seitdem habe ich sie noch 2,3 Male gesehen aber das letzte Mal ist nun auch schon 4 Jahre her.Bevor sie gegangen ist, hat sie meinem Vater noch die Konten leergeräumt und uns einen Berg schulden hinterlassen.Meine Mutter war schwer Tabletten und Alkoholabhängig und sehr fremdaggressiv.Prügel waren bei uns völlig normal.Schon als ich klein war hat sie mehrmals versucht sich oder andere umzubringen.

Meine Schwester hat mit 17 ihr erstes Kind bekommen, ein Jahr bevor meine Mutter abgehauen ist, der Vater war weg.
Meine Schwester ist mittlerweile verheiratet und hat ein zweites Kind, zum Leidwesen ihres älteren Sohnes, bei dem ADHS diagnostiziert wurde.
Er wird den ganzen Tag lang nur angebrüllt, beleidigt und sonst stark vernachlässigt.Weil sie meine ältere Schwester ist, bemuttert sie mich seit Jahren sehr, ich weiß ja, dass sie es gut meint, aber sie übertreibt es teilweise sehr stark.Sie nörgelt nur an mir rum, und alles was ich mache ist prinzipiell falsch, sie weiß und kann alles besser.Meistens ist sie nur nett, wenn ich ihr einen Gefallen tun soll.

Mein Vater ist komplett in Selbstmitleid versunken, nachdem meine Mutter weg war und hat sich für nichts und niemanden mehr interessiert.
Ein Jahr später hat mein Vater seine jetztige Frau kennengelernt, damals war sie noch ganz nett, aber sie entpuppte sich vor knapp 2 Jahren als absolutes Monster, als mein Vater und ich mit ihr und ihrer Tochter zusammengezogen sind.
Vorher habe ich mit meinem Vater und meiner Schwester in einem Haushalt gewohnt, bis meine Schwester mit ihrem Freund zusammengezogen ist.
Weil er meistens bei seiner Freundin war, hat mein Vater mich, von meinem 13 Lebensjahr an am Wochenende und auch unter der Woche alleine Zuhause gelassen.

Meine Stiefschwester ist mit ihren 16 Jahren doch sehr egoman.Wenn sie nicht genug Aufmerksamkeit bekommt rastet sie aus oder baut mit Absicht irgendeinen stumpfsinnigen Mist.Sie ist immer unfreundlich und nimmt keine Rücksicht auf mein Eigentum oder meine Privatsphäre.
Da meine Stiefmutter glaubt (weshalb genau, weiß ich nicht), dass mein vater sie betrügt, beschattet sie ihn teilweise förmlich.Sie fährt ihm auf der Arbeit hinterher und bezahlt meine Stiefschwester, damit sie Kontrollanrufe bei ihm macht.Wenn sie sich streiten eskaliert es meistens dergestalt, das meine Stiefmutter meinen Vater tritt, schubst oder schlägt und er sich dann meistens wehrt.
Mich selber prangert sie für alles an.Sie versucht regelmäßig mich gegen meinen Vater zu hetzen und wenn ich es meinem Vater erzähle, was sie so alles von sich gibt, behauptet sie ich würde lügen und dann bin ich wieder die Gekniffene.

Ich selber bin bereits mit 16 das erste Mal Zuhause ausgezogen.Nach 9 Monaten kam ich wieder nach Hause, weil mein Freund gegen mich handgreiflich geworden ist.Mit 17 bin ich an einer mittelschweren Depression erkrankt und musste während meiner Abiturprüfungen letztes Jahr in stationäre psychatrische Behandlung.Meine Familie hat mich dort weder besucht, noch haben sie mich mal angerufen.Sie halten Depressionen für Schwachsinn und meine speziell für eine Fehldiagnose des Neurologen.Während der Schule habe ich immer gearbeitet, damit ich meinem Vater finanziell nicht zu sehr zur Last falle.
Ich beginne dieses Jahr eine Ausbildung, nachdem ich mein Abitur zwar erfolgreich gemacht, aber mein Studium abgebrochen habe.Momentan wohne ich bei der Familie meines Freundes, und ich fühle mich hier unheimlich wohl.

Mein Vater meldet sich von alleine nicht.Wenn wir uns mal sehen meckert er sofort wegen irgendeines Blödsinns herum.Ihm gefällt die Ausbildung die ich mache nicht, weil sie unvergütet ist, genauso wenig wie meiner Schwester in den Kram passt, was ich mache.Beide melden sich nie, und wenn, dann weil sie etwas von mir wollen oder weil sie wieder meckern müssen.Mein Vater weigert sich, mich finanziell zu unterstützen.Meine Stiefmutter macht sich ständig über mich und die Tatsache lustig, dass ich in einer Klinik war oder hetzt gegen meinen Vater.Das einzige was ich in letzter Zeit ständig höre ist "Krieg dein Leben selber in die Hand" oder "Guck dass du von den Antidepressiva runterkommst" und "Such dir einen Job".
Ich ertrag dieses Familientheater nicht mehr, ich bin verzweifelt.


Dana Anwort von Dana

Liebe Nathalie!

Du hast keine Lust mehr auf dieses Familientheater? Dann zieh einfach für eine Weile den Samtvorhang vor!
Aber erstmal von vorne:

Wenn ich mir das so durchlese, dann glaube ich fast, dass deine Familie nicht erst auseinander bricht sondern dies schon längst ist. Zerbrochen. Du scheinst ein empfindsamer Mensch zu sein, der keinerlei familiären Gefühle mitbekommen hat, keine Liebe, keine Zuwendung, kein Vertrauen, keine Nähe...und dennoch schlägst du dich durch dein Leben und guckst nach vorne - dafür meinen absoluten Respekt.

Beim Lesen deiner Geschichte, kam mir sofort der Gedanke: "sie ist in ihrer Familie total falsch". Keiner in deiner Familie kann mit dir umgehen, versteht dich oder weiß, was er mit dir anfangen soll. Bei der Familie deines neuen Freundes scheint das anders zu sein, was mich für dich freut. Ich glaube, deine Familie ist einfach so vollgestopft mit Problemen, dass da gar keine Emotionen kommen können, weil sonst explodiert alles. Deine Schwester ist jung, zu jung, Mutter geworden, hat ein Kind mit ADHS, was sehr belastend ist, auch sie hat nie eine liebende Familie kennen gelernt, woher soll sie es also können?

Aber DU hast noch eine Chance. Du merkst nämlich, dass du das anders brauchst. Ich würde dir den Rat geben wollen, einfach mal für eine Weile "Familienpause" zu machen. Du merkst ja, dass es überhaupt keinen Zusammenhalt gibt und alles, was dich mit deiner Familie in Verbindung bringt, macht dich immer runter und es geht dir danach nicht mehr gut. Das ist doch nix. Ratenswert wäre daher ein gewisser Abstand, der die Situation erstmal entspannt. Keine Telefonate, keine Treffen mit deiner Familie, einfach mal eine Weile Pause. Ob du das einfach durchziehen willst oder mit deiner Familie drüber reden, ist deine Sache. Insgesamt ist das auch nur ein RAT von mir, kein Gesetz. Ich kann mir aber vorstellen, dass dir das wirklich hilft.

Du hast keinen Rückhalt in deiner Familie, im Gegenteil, du wirst geschwächt (ausgelacht und angemeckert) und bei der Familie deines Freundes und bei deinem Freund selbst geht es dir gut. Dann würde ich das erstmal nutzen, um mich selbst ins Lot zu bringen, mich auf meine Ausbildung zu konzentrieren, mich seelisch wieder zu entspannen. Das wäre mein Weg. Ob das auch deiner ist, kann ich dir natürlich nicht sagen. Ich denke halt, dass du wenig Erfolg mit Gesprächen oder Familientherapien haben würdest, da deine Familie gar nicht in der Lage ist zu sehen, was denn schief läuft. Sie würden dich als "Psychoschwätzer" abtun und sicher keiner Therapie zustimmen. Daher schau, dass du dich selbst "repariert" kriegst. Ob du das alleine tun möchtest, mit deinem Freund oder mit einem Fachmann/einer Fachfrau liegt ganz alleine an dir selbst. Wie du es willst.

Was auch wichtig ist: du bist für deine Familie nicht verantwortlich. Wenn du der Meinung bist, dein Neffe wird von deiner Schwester total vernachlässigt oder gequält, schau natürlich nicht weg, da kann man dem Jugendamt mal einen Wink geben...aber ansonsten sind die Probleme zwischen deinem Vater und seiner Frau nicht deine Verantwortung und auch die Überforderung deiner Schwester nicht. Du bist du und du hast dein Leben. Und das würde ich jetzt erstmal angehen...ohne Familie. Und vielleicht ist es in ein paar Monaten oder Jahren möglich, die zerrütteten Verhältnisse mal aufzubessern. Momentan scheint das nicht zu gehen, außerdem bist du selbst seelisch nicht ganz stabil. Sei erstmal gut zu dir selbst und tu das, was für dich das Beste ist. Ich denke, das weißt du selbst ganz gut, da brauchst du keine meckernde Schwester oder Vater.

Vertraue dich ruhig deinem Freund an, er freut sich sicher auch, wenn er weiß, dass es dir bei ihm und seiner Familie sehr gut geht. Das ist doch was sehr Schönes! Und ansonsten kann er sicher auch etwas Hilfestellung bieten. Ein Psychotherapeut wäre sicher auch noch eine Variante, da du dort fachliche Unterstützung bekommen könntest, die dir einfach wieder Kraft gibt. Du warst ja schon in einer Klinik, aber eine ambulante Behandlung ist meist dann noch etwas anderes und kann im Alltag besser helfen.

Ich wünsche dir die Kraft und den Mut, deinen Weg zu gehen, egal, was deine Familie macht und sagt. Du schaffst das völlig alleine.

Dir alles Liebe!

Dana