Problem von Ann - 22 Jahre

Voll versagt.

Liebes Kummerkasten-Team,

ich habe leider ein sehr ungeordnetes Problem. Ich hoffe das stöhrt nicht.

Also, Auslöser ist die Tatsache, dass ich einen riesigen Fehler in meinem Studium gemacht habe. Ich hab aus Schusseligkeit einen Termin für die Anmeldung zu einer Prüfung verpasst, die ich erst in drei Semestern wiederholen kann. Das ärgerliche ist auch, dass ich zwischendurch gedacht habe, ich könnte die Prüfung im kommenden Semester wiederholen, was aber Aufgrund einer Änderung in einem anderen Studiengang, aber entgegen dem Verlauf in den Semestern davor, nicht mehr möglich ist. (Mein Studiengang ist, da er ausläuft, zweitrangig).

Somit verschiebt sich mein Studienabschluss um einige Semester. Ich war auch schon bei dem Dozenten und habe gefragt, ob ich die Prüfungsleistung durch eine andere Arbeit (Hausarbeit etc.) eher bekommen könnte: ''Nein, da hätten sie ihr Studium besser planen sollen.'' (Er hat ja recht!)

Mit einer Komilitonin habe ich Pläne geschmiedet, wie ich die zusätzliche Zeit überbrücken kann (Zusätzliche Sprachen, Zusatzzertifikate etc.) mit meinen Eltern habe ich gesprochen und auch hier gibt es kein Problem.

Das Problem liegt irgendwie bei mir. Ich höre, wie alle anderen an ihren Abschlüssen schrauben und planen und ich hänge fest.

Nebenher sei noch erwähnt das ich schon vor dieser blöden Geschichte ein Semester hinterhergehinkt habe, aber ich finde, wenn man in einem halben Jahr die Botschaften bekommt, dass etwas mit der Schilddrüse nicht ok ist, der Blutdruck zu hoch ist und man mal eben schnell 50kg abspecken sollte (inklusive unerkannter Depressionen wegen der nicht erkannten Schilddrüsenfehlfunktion) darf man etwas hinterherhinken. Weiß Gott für manche kling das vielleicht nach keinem großen Problem, aber für mich war es echt die Hölle. Die Depressionen sind zum Glück irgendwann gewichen und es war wie ein aufwachen nach mehreren Jahren Halbschlaf. Ich dachte ernsthaft der Zustand vorher wäre normal gewesen. Seit etwa einem viertel Jahr weiß ich endlich wieder, wie es sich anfühlt zu Leben und nicht ständig paralysiert zu sein

Nun aber zurück zu dem eigentlichen Problem. Ich kam mir vorher schon vor wie ein Loser, als es nur dieses eine Semester war, aber jetzt ist es mit meiner Selbstachtung ganz vorbei. Ich komme mir vor, als wäre ich der größte Trottel auf Erden. Ich hab das Gefühl ich bin die einzige die das auf gut deutsch ''in den Sand gesetzt'' hat. Zudem kommt, dass die anderen, die mit mir Angefangen sind jetzt wirklich alle auf die Zielgrade zusteuern und ich steh bewegungslos daneben. Wegen einem Fehler.. (wahrscheinlich auch vielen).

Ich weiß nicht, ich versuche auf der einen Seite zu denken, dass jeder seinen eigenen Weg gehen muss und manche Wege nunmal nicht grade verlaufen und meiner gehört wohl dazu. Ich bin echt nicht faul, ich war wirklich nur einmal sehr dämlich (so in meiner Handlung) und ich habe auch genug Ideen fürs Überbrücken, die auch sinnvoll wären und auf der anderen Seite komme ich nach Hause und breche in Tränen aus und denke das ich ne Lusche bin. Ein Vollversager. Einfach durch und durch Minderwerig. Und das Gefühl geht nicht weg. Es war auch so peinlich zu diesem Dozenten zu gehen und ich kam mir so dumm vor (ich hoffe der hat sich mein Gesicht nicht gemerkt). Und auch wenn andere Fragen ach, wie lange brauchst du denn noch und ich so: Och weist du...

Ich hab vorher schon Probleme mit den Themen Selbstwertgefühl und dem Problem damit, sich als Fremdkörper und Falsch zu fühlen, gehabt. Dass das Studium da in Normzeit gelaufen wäre, war irgendwie wie so eine Bastion gegen das ''sich falsch und andersartig'' Fühlen. Und nu? In der Schule damals ein ''Loser'' jetzt 'n Versager 'na klasse... :-/ Das ist irgendwie so eine Mischung zwischen: man ist mir das alles peinlich und Hilfeeee! Ich schäme mich irgendwie richtig. Und irgendwie ist da auch eine Spur Angst.

Ich weiß nicht, ich würde mich auf jeden Fall über eine Antwort freuen. Auch, wenn das Problem an sich nicht wirklich konkret ist, vielleicht habt ihr ja Denkanstöße oder Ideen, wie ich von dieser miesen Gefühlslage wieder weg kommen kann. Oh man einen Zeit-zurück-Spuler müsste man haben. Oder ein Orakel dass einem sagen kann, dass der Weg den man geht ok ist (auch wenn er bekloppt erscheint).

Schonmal danke und liebe Grüße

Ann

Dana Anwort von Dana

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Liebe Ann!

Du warst ein Volltrottel! :D
NA UND?

Du bist ein MENSCH, liebe Ann. Und Menschen machen Fehler, Menschen vertrotteln Dinge, Menschen irren sich, verplanen was...du glaubst doch nicht, dass du die Einzige bist, der sowas passiert?

Momentan hängt vor deinen Augen ein riesiges "FEHLER!!!!"-Schild. Das blinkt wahrscheinlich sogar noch und hupt oder so. Und an dem Schild kannst du eigentlich nicht vorbei gucken. Alles, was eigentlich schön ist, geht gerade total unter.

Und was ist schön: DU WIRST GESUND! WOW. Ist das nicht total megaklasse? Deine Probleme werden nach und nach geringer, du lebst auf, du wirst ein neuer Mensch! Das Leben wurde dir quasi nochmal so richtig geschenkt. Du solltest rumtanzen und dich freuen und nicht da hin und her schlurfen und dich als Komplettloser fühlen. Denn das bist du nicht. Du hast einen doofen Fehler gemacht, jawoll. Fertig. Steh dazu, der ist echt doof gewesen. Aber er macht dich als sympathischen Menschen überhaupt nicht aus. Das ist ein kleiner Bruchteil!

Du bist doch viel mehr! Und theoretisch bist du auch auf einem guten Weg, du überlegst nämlich, wie du die Zeit sinnvoll überbrücken kannst. Das ist sehr gut! Du sackst eben nicht komplett in dich zusammen. Ich würde dir raten, in der Zeit so viele Praktika wie möglich zu machen, in Berufe reinzuschnuppern, Vitamin-B zu pflanzen...das kann später beim Berufseinstieg total helfen. Es ist auch sicher nicht das erste Mal, dass ne Firma/sonstiger Arbeitgeber sagt: "Och, wurscht, dass da noch ein Schein fehlt, der kommt ja noch, du bist gut, wir wollen dich behalten!"

Alles hat immer irgendeinen Sinn. Vielleicht ist deine Gesundheit jetzt erstmal wichtig, das Aufatmen und das Neu-orientieren. Hänge nicht deinem Fehler nach, er ist nunmal passiert. Es wäre total falsch, gleich den nächsten Fehler dran zu hängen und bewegungslos zu werden. Wenn ich überlege, wie viel Deppes mir schon passiert ist in meinem Leben....Sachen, wo ich dann dachte: OH NEEEEEE....aber das ist eine kleine Sache, die dich jetzt etwas aufhält. Du bist 22, das ist noch kein Alter. Nutze diese Zeit, um für dich und für dein weiteres Leben viel zu tun, plane schon voraus, arbeite schon voraus. Und wenn dich jemand fragt: "Ja, ich Dödel hab nen Anmeldungstermin verschusselt!" Das kann passieren. Wahrscheinlich wirst du dann angegrinst und das war's.

Das Leben ist so schön, Ann. Und gerade jetzt, wo deine Krankheit erkannt ist und du eh auflebst! Lass dir das doch nicht durch sowas kaputt machen. Wenn du weißt, du hast genug dafür gekämpft, dass du die Prüfung doch machen kannst (Ausnahme bei der Anmeldefrist oder sowas BIDDEBIDDE!), dann nimm es jetzt einfach als gegeben hin und leg ansonsten in deinem Leben los. Sowas hält auf, aber doch nur einen Teil deines Lebens. Der Rest von dir, der kann doch schon weiter laufen!

Ich wünsche dir dazu Glück, Mut und das richtige Schuhwerk. ;)

Alles Liebe,

Dana