Problem von TASHA5600 - 27 Jahre

Überfordert mit meinem Sohn

Hallo liebes Kummerkasten Team!

Erstmal kurz zum Überblick: Ich bin 27 Jahre alt und seit fast 7 Jahren mit meinem Mann (34J.) zusammen. 2009 haben wir uns Verlobt und unsere Hochzeit für Juni 2012 angesetzt. Nachdem wir uns Verlobt hatten, entschieden wir uns uns einen lang ersehnten Wunsch zu erfüllen: Ein eigenes Kind!
Nachdem ich dann nur noch die Reste der Verhütung (ich benutzte damals den Nuva Ring) aufgebraucht hatte, fingen wir an zu hibbel und im Mai 2010 war ich dann auch schon Schwanger.


So und nun zu meinem Problem:

Ich habe mir seit ich 12 Jahre alt war, nichts sehnlicher gewünscht als ein eigenes Kind. Damals hatte meine ältere Schwester ihren Sohn bekommen und ich war einfach so verliebt das ich es kaum abwarten konnte auch bald Mama zu sein. Ich habe mich in diesen Gedanken so reingefressen das ich es all die Jahre geplant habe, Zeitschriften gelesen habe, in Mütter Foren Stille Mitleserin war und mich über alles was man wissen muss informiert habe. Ich war total im babyrausch.

Das liess zwar irgendwann nach, aber der Wunsch war dennoch immer tief in mir.

Als ich dann endlich Schwanger wurde war ich so glücklich!
Und auch als unser kleiner Krümelkeks endlich da war (Januar 2011) war es der schönste tag meies Lebens!
Die ersten 2 Wochen waren zwar anstrengend, aber wunderschön. Und dann plötzlich... war alles so komisch.
Ich war total deprimiert. Habe täglich mehrfach geweint. Manchmal wusste ich nicht mal warum. Das ging ca. 7 Monate lang so.
Ich war auch richtig wütend auf den kleinen. Dabei hat er ja nichts gemacht. Aber immer wenn er geweint hat... ja so krass das klingt... aber dann hätte ich ihn am liebsten vom Wickeltisch fallen lassen.
Als er ca. 3 Monate alt war habe ich ihm eine Tasche gepackt und wollte ihn in einen babyklappe legen. Ich konnte ihn einfach nicht ertragen. Obwohl er nichts getan hat ausser nach mir zu rufen. War es wegen einer vollen Windel, hunger oder sonst was. Aber ich konnte es einfach nicht mehr ertragen. Ich habe ihm aber nie wehgetan oder ihn tatsächlich weggebracht. Denn der Gedanke das er nicht mehr da ist, hat mich fast umgebracht.
Jetzt ist der kleine Mann 15 Monate alt. Und seit ca. 3 Monaten bin ich wieder an diesem Punkt an dem ich ihn einfach nicht mehr ertrage.
Ich war schon ein paar mal kurz davor zu gehen. Ihn bei meinem Mann zu lassen und das weite zu suchen.
Vor 2 Wochen ist es dann eskaliert. Der kleine hat gemeckert und gehauen. Und ich habe ihn mehrfach ermahnt, ihm im festen und bestimmten Ton gesagt das er nicht hauen darf. Aber er machte immer weiter... Irgendwann konnte ich nicht mehr und saß nur da und hab geweint. Und dann hat er mir direkt ins Gesicht gehauen (saß auf dem Boden) da habe ich zurück gehauen! Sachte auf den Popo. Aber schlagen ist schlagen! Und das geht einfach nicht. Man darf Kinder nicht schlagen, egal was sie tun. Und ich hätte mich dafür am liebsten vor den nächsten Bus geschmissen.

Ich weiss auch nicht. Aber seit 3 Monaten eben bin ich total ausgelaugt. Luke (so heißt unser Sohn) muss nicht mal groß was machen und ich raste schon total aus. Ich mecker nciht mehr, sondern ich schreie ihn richtig an und bin wieder einmal täglich mehrfach am weinen.
Ich bin einfach total erschöpft und komme nicht mehr alleine mit ihm klar.
Mein Mann ist ja arbeiten. Daher kümmere ich mich meist um ihn.
Luke in die Krippe oder zur Tagesmutter zu geben kommt für mich nicht in Frage. Ich bin zwar selber Erzieherin. Halte aber eigentlich nciht viel davon Kinder unter 3 Jahren Fremdbetreuen zu lassen. Aber das muss jeder für sich entscheiden. In der familie habe ich auch keinerlei Unterstützung. Meine Schwiegermutter ist zu alt, meine Mutter und meine Schwester arbeiten Nachts und schlafen Tagsüber und sonst gibt es keinen mehr der ihn mir mal abnehmen könnte. Mein Mann arbeitet im Schichtdienst und muss ständig für wen einspringen weil sie 2 Chronisch Kranke im Betrieb haben die dauernd ausfallen und sie sind ja nur 8 Leute.
Er kann mir also auch viel zu selten mal helfen. Freunde hab ich hier keine. Sind erst letztes Jahr hier her gezogen.
Es gibt hier einen Turnkurs für die kleinen. Aber das ist auch nur 1 mal die Woche für 45 minuten. Und das entlastet mich auch nicht wirklich da ich ja dann mit ihm zusammen da bin. Ich habe einfach seit 15 Monaten keine Sekunde für mich. Ich kann ja nicht mal duschen gehen ohne das der kleine ausrastet. Muss ihn immer mitnehmen.
Ich brauche einfach mal Zeit für mich. Aber die bekomme ich einfach nicht.

Ich habe mittlerweile schon gar keinen richtigen Positiven gefühle mehr für Luke. Wenn ich schon Abends daran denke das ich ihn bald ins Bett bringen muss, da werde ich richtig... ja schon fast depressiv weil ich ganz genau weiss das er wieder hauen, beissen, kratzen, treten und schreien wird.
Und die Nächte sind auch so schlimm. Er wird immernoch so 4-5 mal pro Nacht wach. Manchmal wenn ich richtig Sauer auf Luke werde und kurz davor bin ihn am liebsten den Popo zu versohlen, dann gehe ich schnell ins Bad und lasse meine Wut an mir aus. Indem ich mit einer Schere meinen Arm verletze. ich schneide mich nicht. Ich bin ja keine Ritzerin!! ich beschädige die Haut nur ganz leicht aber dennoch mit druck, sodass sie Haut nur leicht angeritzt ist und meist in 2 oder 3 Tagen vollkommen abgeheilt ist und man keine Narben oder so sieht!
Ich hatte ja schon immer mit depressionen zu kämpfen. Nicht wirklich richtig, zumindest habe ich es nie mit einem Arzt abgesprochen, aber ich musste ein Zeitlang Schlaftabletten nehmen weil ich Nachts so schlimme Alpträume hatte das ich schreiend und weinend aufgewacht bin. Das ging ca. 1 1/2 Jahre so und ich habe immer denselben Traum gehabt. Wie mein Mann mich betrügt und mir dabei ins Gesicht lacht!
Er hat mich aber nie betrogen und ich weiss das er das auch nie tun würde. Bei uns läuft alles so toll. Wir lieben uns sehr und Heiraten im Juni.
Ich weiss auch nicht woher ich diese Gedanken habe. Aber sie haben mich richtig verrückt gemacht. Und ich habe sie noch heute, aber nicht mehr so schlimm seitdem der kleine da ist.

Ich habe mal versucht zu einem Psychologen zu kommen. Man sagte mir (ich rief bei 2 an) beide mal es sei alles voll und man melde sich bei mir sobald was frei ist. Auf diese Anrufe warte ich noch heute. Nach nun fast 3 1/2 Jahren.
Habe es auch meinem Hausarzt erzählt. Aber der sah das ganze als Harmlos an. Auch mein Frauenarzt weiss jetzt seit einiger Zeit davon was hier zu Hause passiert. Aber auch er meint nur das alle Mütter solche Phasen haben in denen sie Erschöpft sind.

Mein mann weiss über all das auch bescheid. Aber ändern kann er auch nichts. Er kann ja nicht seinen Job hinschmeissen.

Ich weiss gar nicht was ich damit bezwecke euch zu schreiben. Vielleicht will ich das alles auch nur mal loswerden. Aber vielleicht habt ihr ja doch einen rat für mich.
Entschuldigt bitte das es so ein Roman geworden ist, aber ich habe immer schwierigkeiten damit mir kurz zu fassen!

Vielen dank fürs lesen!

Dana Anwort von Dana

Liebe Tasha!

Es ist gut, dass es ein Roman geworden ist, denn dadurch hast du mir gute Einblicke in dein Innerstes gewährt. Dafür sage ich schon mal danke!

Für mich hört es sich fast so an, als seist du nie aus den so genannten "Wochenbettdepressionen" heraus gekommen. Dieser Abstand zum Kind, die fehlende Wellenlänge, das Weinen...du schreibst es schon richtig, du bist sehr stark überfordert und bräuchtest Zeit für dich. Die Idee, eine begleitende Therapie zu machen, ist gar nicht verkehrt, da müsstest du nur etwas stärker "dran bleiben". Nicht anrufen, hinfahren. Mehrere Therapeuten raussuchen und mehrere Termine machen. Nicht abschütteln lassen.

Ich finde es gut, dass du so ehrlich schreibst. Fühle dich bitte nicht schuldig, Überforderung und depressive Phasen können diese Verhaltensmuster ausmachen. Du hast ja glücklicherweise einen Riegel, den du dir selbst vorschiebst.

Um im Alltag Hilfe zu erfahren, gibt es mehrere Anlaufstellen.
- die Kirchen und ihre Hilfsprogramme (dazu muss man selbst nicht gläubig sein), zB die Caritas
- das Jugendamt und ihre Familienhelfer (Fachleute kommen in die Familie und helfen und beraten
- Tagesmütter, die den Kleinen mal für ein paar Stunden in der Woche abnehmen, damit du einfach wieder etwas Luft kriegst und Zeit für dich hast.

Sicher, eine Mutter sollte bei ihrem Kind sein, das sehe ich auch so. Wenn diese Mutter aber vor Überforderung fast die Wände hochgeht, sieht das etwas anders aus. Dazu scheint dein Kleiner ja sehr lebhaft zu sein, bzw ein Schreikind nachts. Meine Schwester war auch ein Schreikind, das meine Mutter mehrfach aus dem Bett geholt hat - und ich weiß, dass meine Mutter ebenfalls "an-die-Wand-klatsch-Gedanken" hatte. Man ist irgendwann auch so ausgelaugt, dass man sich kaum mehr zu helfen weiß.

Wenn du einen Arzt hast, der sagt, dass diese Überforderung normal sei, wechsel den Arzt. Suche einen, der dich unterstützt, dem du ein Anliegen bist. Mein Arzt würde dich nie heim schicken mit so einem läppischen Satz.
Und bemühe dich weiter um einen Therapieplatz. Ich glaube, dass das für dich wirklich heilsam sein könnte. Zumindest würde es dich im Alltag stärken.

Du liebst deinen Kleinen. Das wird nur einfach überschattet davon, dass du theoretisch nicht mehr kannst, bzw aus diesen dunklen Phasen nach der Geburt nicht rausgekommen bist. Sie holen dich immer wieder ein. Das lässt sich aber be- und verarbeiten. Sprich mit deinem Mann über die Möglichkeit, Luke mal für nen Vormittag abzugeben, damit du mal für ein paar Stunde Ruhe hast. Tagesmütter sind meist gelernte Erzieherinnen oder selbst Mütter.

Übrigens: es ist total egal, dass du Erzieherin bist. Bei den eigenen Kindern ist das meist komplett anders. Meine Eltern sind beide Lehrer und mein Vater ist ein beliebter und geduldiger Lehrer. Aber wenn er mir Mathenachhilfe gegeben hat, hat er mich spätestens nach ner Minute angebrüllt. Vergessen war alles, was er an Pädagogik gelernt hat. Und wenn dein Kleiner dich so auf Trap hält und dich auslaugt, dann ist es klar, dass die Gedanken nicht allzu positiv sind. Aber es ist schön zu hören, dass du das ändern willst. Dann geh es an, Tasha. Hol dir Freizeit, hol dir eine Therapie, kämpf drum! Und hol dir Hilfe. Wenn du sie nicht von Verwandten und Freunden kriegen kannst, dann hol sie dir auf anderen Wegen. Hauptsache, du kannst mal einfach da sitzen und es ist RUHE...und Stille...das wird dir sehr gut tun.

Alles Liebe und viel Erfolg auf eurem weiteren Weg!

Dana