Anwort von Dana

Lieber Unbekannter,

du nennst dich "Desaster", weil du der Meinung bist, in einem zu stecken.

Ich weiß nicht, ob man dich als "richtigen Schwulen" bezeichnen kann. Die sexuelle Orientierung ist ja etwas Freiwilliges, etwas, in dessen Richtung man unweigerlich gezogen wird. Bei dir ist das ja gar nicht so, du beschreibst es ja auch selbst. Ob ihr, als ihr sexuell aktiv wurdet, halt "zur Not" den Nebenmann genommen habt, oder ob ihr gezwungen wurdet, weiß ich ja nicht, aber das ist ja nicht wirklich eine total freie Entscheidung gewesen.

Das Problem, das ich habe, ist folgendes: du hast nicht wirklich viel erzählt. Ich weiß nicht, wie deine Frau es rausgefunden hat. Ob sie Schwulenpornos auf deinem Rechner gesehen hat oder ob ihr seit langer Zeit keinen Sex mehr hattet, ob du dir eine Nacht mit einem Mann "gegönnt" hast. War dein "Irrtum" der, dass du nun doch wieder Gefühle für Männer hast oder dass es einfach nur daran liegt, dass deine Frau nun Abstand zu dir sucht?

Das alles weiß ich leider nicht, kann ich auch nicht rauslesen. Ich versuche trotzdem, dir einen Rat zu geben, der dir hoffentlich hilft.

Du liebst deine Frau. Du willst die schwule Richtung gar nicht, was einfach auch daran liegen kann, dass dir diese sexuelle Richtung damals "auferlegt" worden ist und du gar keine andere Wahl hattest.

Aber jetzt hast du eigentlich die freie Wahl. Und das musst du mit deiner Frau besprechen. Sie muss wissen, was damals so alles passiert ist und warum also eine homosexuelle Richtung bei dir vorgelegen hat. Es ist wirklich wichtig, dass du dir selbst vorher im Klaren bist, was genau du willst. Verheiratet bleiben und ab und an mit einem Mann in die Kiste? Das wird eine Frau nur sehr schwer mitmachen. Deine Frau weiter lieben und ehren, ohne weitere homosexuelle Züge? Ist es wirklich so, dass du eine homosexuelle Neigung hast und diese dann unterdrücken müsstest? Würdest du das wollen?

Das alles und noch mehr musst du vorher für dich selbst beantworten. Es muss dir völlig klar sein, wie dein Weg weiter verlaufen sollte, wenn es nach dir ginge. Und dann musst du mit deiner Frau sprechen, ihr das erklären und mit ihr an einer Lösung arbeiten. Sie wird dich auch sehr lieben, ist aber wahrscheinlich momentan total verstört, irritiert und weiß nicht, was los ist. Sowas schockt ja auch, wenn man das nicht denkt. Du bist ja nicht "ein Freund", du bist ja der Ehemann. Somit musst du sie da verstehen und ihr auch die Möglichkeit geben, den Frust und die Irritation auszudrücken. Versucht, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Dieser gemeinsame Nenner könnte "Liebe" heißen - und auf Liebe ist viel aufzubauen und durch Liebe ist viel zu schaffen.

Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass ihr ein gutes Gespräch habt und eine Lösung findet, mit der ihr beide gut leben könnt - am liebsten weiterhin miteinander.

Alles Gute und viel Erfolg!

Dana