Problem von Anonym - 25 Jahre

Ich brauche Rat

Vor etwa 2 1/2 Jahren habe ich meine grosse Liebe (29), im Urlaub kennengelernt. Es hat schnell zwischen uns gefunkt, aber leider mussten wir uns nach wenigen Wochen zumindest raeumlich trennen weil wir beide in unsere Heimatlaender zurueck mussten wo wir Verpflichtungen hatten (Arbeit, Uni, etc). Wir blieben weiter eng in Kontakt und ich war so von der Sache ueberzeugt, dass ich mich nach einiger Zeit dazu entschlossen habe zu ihm zu ziehen und dort zu studieren. Nachdem wir uns ein dreiviertel Jahr nicht gesehen hatten war die Wiedersehensfreude natuerlich gross und ich bin direkt bei ihm eingezogen. Das ist jetzt 1 1/2 Jahre her.
Leider Gottes – und das bricht mir das Herz – war es mit der grossen Verliebtheit wenige Tage nach meiner Ankunft vorbei. Ich hatte mir immer eine Beziehung gewuenscht in der ich „die Hosen anhabe“, insbesondere weil ich mitbekommen habe wie meine Mutter als untergeordnete Hausfrau lebt (sie selbst hat wohl kein Problem damit, aber ich fand es immer schon fuerchterlich, dass sie sich so fuer meinen Vater aufgegeben hat). Nun stellte sich aber heraus, dass mein Freund, mit dem ich zuvor nur wenige Woche in Person verbracht hatte (wir hatten allerdings sehr regelmaessigen Kontakt ueber Telefon, Email, etc) eine sehr dominate Persoenlichkeit ist. Nichts schlimmes, aber er ist halt ein Mann, der weis was er will. Mir ist das saueraufgestossen, weil ich Angst hatte, an ihn die Kontrolle ueber mein Leben zu verlieren. Mit der Zeit stellte sich dann auch raus, dass er ziemlich hohe Erwartungen hatte. An sich selbst, und an mich. Ich war nicht maedchenhaft genug und auch nicht schlank genug (objektive betrachtet habe ich ein Gewicht in der unteren Haelfte des Normalgewichts). Ich habe mir Druck gemacht und angefangen mich fuer ihn zu aendern um ihm besser zu gefallen. Er beschwert sich auch gelegentlich wenn ich mich in der Oeffentlichkeit nicht angemessen Verhalte (ich bin halt manchmal etwas laut) oder nicht angemessen angezogen bin (ich donner mich nicht so gern auf und laufe am liebsten in Jeans und T-Shirt rum). Die Kritik mag berechtigt sein oder nicht, aber mir tut sie sehr weh und ich habe ihm das auch gesagt. Es ist auch nix was jetzt dauernt ein Streitthema waere, es kommt halt alle paar Monate auf, aber wenn, dann ist meine Stimmung fuer zwei Wochen im Keller.
Wir haben auch viele Wertvorstellung die wir nicht teilen – er ist sehr materialistisch, ich nicht, ich bin ein absoluter Abtreibungsgegner, er hatte vor einigen Jahren bereits eine Abtreibung mit seiner Ex und hat mir auch einmal gesagt, dass er wolle, dass ich abtreibe falls ich ungeplant schwanger werden wuerde, obwohl er meine Einstellung kennt. Ich hab dann bitterlich geweint und er hat sich dafuer auch entschuldigt und irgendwann wohl auch seine Meinung geaendert, ich weis aber nicht, ob ich ihm das glauben soll. Dazu muss ich aber sagen, dass ich eigentlich nie Kinder will oder wollte, er aber ich einigen Jahren schon gerne Vater werden wuerde. Noch so ein wunder Punkt.
Er hat viele emotionale Macht ueber mich, was aber mehr daran liegt, dass ich sie ihm gegeben habe. Mein Selbstbewusstsein leidet enorm in dieser Beziehung. Ich hatte immer meine Familie und Freunde die mir immer regelrecht 'zugejubelt' haben und jetzt bin ich mit jemandem zusammen, dem ich es nicht rechtmachen kann.
Zuletzt gab es Probleme weil wir in eine teurere Wohnung umgezogen sind obwohl ich das nicht wollte und ich es mir kaum leisten kann. Das fand ich schon krass, das er da so darauf bestanden hat. Er haette wenigstens noch ein paar Monate warten koennen bis ich mit dem Studium fertig bin. Ich habe Angst, dass er auch kueftig Entscheidungen ohne Ruecksicht auf mich trifft.
Leider streiten wir auch sehr viel, was ich garnicht mag. Auf der anderen Seite ist mein Freund auch unwahrscheinlich nett, fuersorglich (er kocht fuer mich!), gutaussehen, erfolgreich, intelligent, treu und ich sollte mich eigentlich nicht beschweren, aber ich fuehle mich so ungluecklich, obwohl ich ihn liebe.

Ist das alles noch 'normal'? Hatte meine Beziehung eine Chance oder sollte ich mich lieber trennen? Ich bin fuer jeden Rat dankbar.

Monika Anwort von Monika

Liebe Unbekannte,

es ist immer schwer eine Beziehung so aus der Ferne zu beurteilen. Daher kann ich dir eigentlich nur ein paar Fragen stellen, die dich ins Nachdenken bringen können und durch die du vielleicht etwas klarer siehst. Denn es geht hier um dein Leben und du weißt am Besten was du willst und was nicht.

Was mich am meisten beschäftigt an deinem Text ist, dass ich das Gefühl habe, dass du dich in der Beziehung immer mehr auflöst nicht mehr du selbst bist. Nicht nur das Äußere das du so veränderst, dass du deinem Freund gefällst (warum eiegntlich? er hat dich so kennen gelernt wie du warst und wie du dich wohl gefühlt hast und offensichtlich sich auch genauso in dich verliebt - warum musst du dich also verändern?) sondern auch innerlich. Ich spüre dass du vorher ein fröhlicher Mensch warst, selbstbewusst, mit Zielen vor Augen, eine die wusste was sie wollte und jetzt nach ein paar Jahren Beziehung? Was ist davon übrig geblieben? Das finde ich schade und bewegt mich.
Denn im Grunde sollte einem der Partner doch vervollständigen - das Beste aus einem rausholen und einen so akzeptieren und lieben wie man ist.
Natürlich liebst du ihn, willst ihm gefallen und nicht immer wieder Stereits vom Zaun brechen, wesewegen gegen Kompromisse ja auch nichts einzuwenden ist aber wenn einer immer gewinnt udnd der andre immer nachgibt verliert man das Gleichgewicht, dass eine Partnerschaft ja ausmacht.

Aber im Grunde musst du dich einfach fragen wie soll dein Leben in den nächsten Jahren aussehen? Willst du weiterhin in dem Land leben oder sehnst du dich zurück nach Freunden und Familie?
Du schreibst du bst im Moment unglücklich - was müsste sich denn ändern damit du wieder glücklich sein kannst?
Vielleicht ist es gar nicht so sehr die Beziehung die sich ändern müsste sondern vielleicht fehlst du dir einfach selbst so wie du warst?
Was war früher besser als du glücklich warst? Was vermisst du aus dieser glücklichen Zeit?
Was hast du denn für Erwartungen an eine Beziehung? Gibt es bestimmte Dinge auf die du gar nicht verzichten kannst? Und sind die in deiner jetztigen beziehung vorhanden?
Auch dass ihr euch wegen der Kinderfrage nicht einig seid wird die Zukunft nicht leichter machen - denn einer von euch beiden wird nachgeben müssen wenn ihr weiterhin gemeinsam durchs Leben gehen wollt. Könnte dein Fruend auf Kinder verzichten? Könntest du Kinder bekommen?

Stell dir auch einmal ganz gezielt vor wie es wäre wenn du die Beziehung aufgibst? Was würde dir fehlen? Was wäre aber vielleicht auch leichter und besser? Denk dich in deinen Alltag ohne ihn hinein - wie würde es dir gehen?

Ich hoffe es sind ein paar Anregungen dabei die dir weiterhelfen. Im Grunde ist es aber ganz allein deine Entscheidung die dir niemand abnehmen kann - hör auf dein Herz! Aber lass dich von der Liebe nicht kaputt machen!

Monika