Problem von anonym - 19 Jahre

Mein Leben ist ein Desaster..

Hallo liebes Kummerkasten-Team!

Ich weiß momentan einfach nicht weiter und brauche dringend Rat.
Um meine Momentane Situation zu schildern, muss ich etwas ausholen, genauer gesagt zurück zum Jahr 2008.
Ich war 15 und hatte meinen ersten Freund. Ich war jung, naiv und dumm. Das nutzte er aus, um mir alles erdenkliche zu verbieten und vorzuschreiben - ich war quasi seine Gefangene. Nach fast 2 schweren Jahren (ende 2009), in denen er mir mehrfach gedroht hat, sich oder mir etwas anzutun, falls ich ihn verlasse, habe ich es dann endlich geschafft, aus der Beziehung herauszukommen. Ich war am Ende.
Ab diesem Zeitpunkt war Liebe für mich ein Fremdwort, ich wollte nur noch Feiern, Alkohol und meinen Spaß. Mein Ruf in meiner Heimatstadt sowie mein letztes bisschen Würde und Selbstachtung waren ruiniert.
Mitte 2010 lernte ich dann einen Wahnsinns Jungen kennen, wir verliebten uns und kamen zusammen. Jedoch haben schwere Familiäre Probleme und Meinungsverschiedenheiten uns im Juni letzten Jahres wieder auseinander gebracht. Seitdem hat mich kein Junge mehr so angesehen wie er. Ich werde nur noch als 'Spielzeug' betrachtet, ich habe das Gefühl, Jungs wollen Sex von mir, lerne ich jemanden kennen, will diese Person nie mehr als etwas 'rein körperliches'.
Das tut mir so schrecklich weh, dass ich nicht nur selbst keinen Respekt und Achtung mehr vor mir habe, sondern andere Menschen auch nicht.
Dadurch wurde ich kalt und unfreundlich, vor allem zu Hause, sodass meine Mutter mir vor einigen Wochen sagte, sie hätte 'lieber gar keine Tochter, als mich.'
Das hat mich so schwer getroffen, dass ich zu meiner Oma gezogen bin, worauf mein Vater mir indirekt mitteilte dass ich sie 'krank mache, und sie dadurch sicher nicht mehr lange bei uns bliebe' (also,dass ich dann an ihrem Tod mitschuld wäre).
Als wäre das noch nicht genug, hat sich jetzt mein erster Freund wieder bei mir gemeldet. Jedenfalls indirekt. Er erzählt jedem peinliche und falsche Geschichten über mich, uns und unser Sexleben und die Menschen scheinen es zu glauben. Freunde von mir haben mich letztens für diese Gerüchte so ausgelacht und fertig gemacht, dass ich ihnen nicht mehr in die Augen schauen kann.
Ich bin momentan einfach ein kaputter Mensch und weiß nicht, wo ich mit meinem Leben hinsoll. Zum Lachen finde ich am Leben schon lange nichts mehr.
Ich mache im gerade mein Abitur und überlege, nächsten Sommer in ein anderes Land zum studieren zu gehen - aber das ist doch keine Lösung oder? bitte helft mir.

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte,

und warum ist das keine Lösung?
Hier holt dich deine Vergangenheit immer wieder ein und du kannst nicht richtig gesunden - jedenfalls ist das mein Eindruck. Du hast viel Mist erlebt, der dir dein Selbstwertgefühl in den Matsch getreten hat und durch deinen "Ruf" und das ganze Drumrum (auch das mit deinen Eltern), wird das sicher nicht besser.

Manchmal wirkt so ein Ortswechsel Wunder und rettet quasi Leben.

Ich möchte dir hier mal ein kleines Beispiel von mir selbst erzählen. Ich habe an einer Uni Musik studiert und dort gab es ein "Triumvirat" an Direktor, Co-Direktor und Studentenleiterin. Diese drei haben an dieser Uni "regiert" und man hatte nur die Möglichkeit, pro oder contra zu sein. Man wurde richtig gezwungen, Partei zu ergreifen und das hat sich auch in den Noten deutlich gemacht. Ich war contra, weil ich diese Machenschaften und diese Klüngelei ganz schlimm fand. Und das war "mein Tod" dort an der Uni. Meine Noten waren schlecht, außer in den Fächern, wo man eindeutig nachweisen konnte, dass ich alles richtig hatte, ich bekam Steine in den Weg und die Leute mieden mich zum Teil, bis auf ein paar, die auch contra waren und es genauso schwer hatten.

Das ging so weit, dass ich das Studium abbrach und NIE wieder Musik studieren wollte. Glücklicherweise habe ich mich ein Jahr später dann doch berappelt (es fehlte mir einfach) und habe woanders neu angefangen. Dort waren die Menschen nett, aufgeschlossen und es gab diese Klüngelei nur in begrenztem und wohl normalem Maße. Ich habe aufgelebt, wurde ein völlig neuer Mensch, entspannt, orientiert... es war das Beste, was ich tun konnte.

Bei dir ist es ähnlich. Du bist in einem Umfeld, das dir gar keine Chance lässt. Egal, was du tust, du kannst anscheinend nur verlieren. Und das macht dich kaputt. Mach Abi und dann setz dich erstmal von zu Hause ab. Es gibt genug Unterstützungsmöglichkeiten, die dich finanziell unabhängig machen, Bafög, Unterstützung der Eltern (die haben die Pflicht, dich zu unterstützen), Arbeit neben dem Studium, was viele machen, um sich etwas mehr leisten zu können. Das geht ja von Kellnern bis Nachhilfe.

Geh in eine Stadt, ein anderes Land, wenn du möchtest, studiere etwas, das es in deinem Umfeld nicht gibt, so dass du raus musst und es nicht heißt: "das kann man ja auch hier studieren, du bleibst!". Bau dir ein neues Umfeld auf, halte erstmal Abstand zu deinem Daheim...und du wirst merken, dass es sich irgendwann einrenkt. Du wirst dich entspannen können, du wirst DU sein, ohne dass einer diese schlechte Vergangenheit mitbekommt und dich dann runtertunkt. Du kannst wieder lächeln, dein Ich wiederentdecken und nebenbei etwas für deine Zukunft tun. Ich sehe das als sogar sehr gute Lösung.

Oft hilft dieser örtliche Abstand auch, im Umfeld mal Frieden einkehren zu lassen. Wenn man jemanden längere Zeit nicht in der Nähe hat, dann hört auch das Drüberreden auf und irgendwann ist Ruhe.

Du kannst natürlich auch dagegen ankämpfen, aber das ist eine sehr harte Sache, die viel Kraft und Zeit fordert. Und meiner Meinung nach hast du diese Kraft gerade nicht. Klar, du könntest dir psychologische Hilfe suchen und das alles verarbeiten...aber ich glaube, dass reine Entspannung von dieser Sache dir momentan am besten tun würde.

Sei es dir wert, dir ein neues Leben aufzubauen. Sei es dir wert, mal zur Ruhe zu kommen und alles hinter dir zu lassen. Ich denke, das ist ein guter Weg, der ja später durchaus wieder in alte Bahnen zurück führen kann, wenn du das möchtest. Aber jetzt denk doch erstmal an dich. Wie wäre es, ein sehr ehrliches und direktes Gespräch mit deinen Eltern zu führen? Erkläre ihnen, dass du gerne wieder ein anderer Mensch wärst, das aber hier einfach nicht kannst. Bitte sie um ihre Mithilfe, du hast sie doch sicher lieb und deine Mutter hat das sicher nur gesagt, weil sie total hilflos ist und nicht mehr weiter weiß. Vielleicht bricht das auch die ein oder andere Barrikade wieder auf?

Ich kann dir nur raten, es auszuprobieren. Meist werden Eltern butterweich, wenn ihr Kind ankommt und sagt: "Hört mal, es lief einfach einiges falsch...auch zwischen uns und ich möchte das nicht mehr!". Vielleicht ist das auch ein Ansatz, der dir den Weggang dann noch erleichtert und der dir Unterstützung deiner Eltern zusichert.

Ich wünsche dir einen wirklich guten Weg und viel Erfolg!

Liebe Grüße,

Dana