Problem von anonym - 18 Jahre

Ich bin so fies zu meiner Mutter

Hallo ich bin 18 Jahre alt und wohne noch bei meinen Eltern.
Ich bin Einzelkind und liebe meine Eltern über alles.

Mein Problem ist, dass ich tierisch genervt von meiner Mutter bin.
Sie ist sehr fürsorglich und macht alles für mich.
Wenn sie dann mit mir reden möchte und einfach in mein Zimmer kommt und ich gerade beschäftigt bin, dann reagiere ich sehr genervt.
Ich weiß, dass hört sich jetzt vielleicht nicht nach einem großen Problem an aber es belastet mich und vor allem meine Mutter sehr.
Ich bin zickig, nicht dankbar, egoistisch und habe den Respekt vor ihr teilweise verloren. Deshalb behandle ich sie auch eher wie eine Person, die mir zwar nahe steht aber nicht wirklich meine Mutter ist.

Wir haben schon viel darüber geredet und ich habe versucht etwas zu verändern, netter zu sein, nicht so genervt, aber es brodelt immer in mir und alles was sie macht nervt mich. Es gibt zwar Tage da ist es okay aber die sind sehr selten.
Ich würde so gerne wieder normal sein und mit meiner Mutter DVD Abende machen oder shoppen gehen aber dafür bin ich zu schnell auf 180.
Und ich bin auch nur so zu meiner Mutter, zu keinem anderen sonst. Dabei müsste ich gerade zu ihr am liebsten sein, denn sie hat mir nie etwas getan.

Und ich habe das Gefühl ich kann es nicht verändern weil es schon viel zu lange so eingeprägt ist. Vor allem durch den Schulstress(der jetzt vorbei ist) dachte ich das wäre eine Ausrede dafür, aber anscheinend ist dies nicht so.
Was soll ich machen? So kanns nicht weiter gehen. Soll ich zu einem Psychologen?
Es wäre super ein paar Tipps zu bekommen.

Liebe Grüße
J.

Dana Anwort von Dana

Liebe J.,

du solltest nicht zum Psychologen, du solltest ausziehen.
Diese zu große Nähe zu den Eltern, gerade zur Mutter, ist ab einem gewissen Alter immer schwieriger. Du wirst zur jungen Frau und bist dennoch "Kind". Und dieses Rollenverhältnis muss sich ändern.

Dazu gehört gegenseitiger Respekt. Deine Mutter zB sollte lernen anzuklopfen und deine Privatsphäre zu respektieren, dich insgesamt mehr in "Ruhe" zu lassen und du müsstest schleunigst anfangen, deine Mutter wieder besser zu behandeln. Meist geht das wirklich erst dann, wenn man nicht mehr zusammen lebt, wenn Abstand zwischen die "Fronten" kommt.

Gerade als Einzelkind sind dann ja noch nichtmal Geschwister da, die die Aufmerksamkeit der Eltern mal auf sich ziehen. Das ist auch überhaupt nicht böse von dir gemeint, du reagierst einfach unbewusst auf die "Nabelschnur", die sich für dich langsam löst, für deine Mutter aber noch nicht. Das ist auch etwas ganz Normales und braucht Zeit.

Im Prinzip gibt es nun zwei Möglichkeiten.
Beide dieser Möglichkeiten beginnen mit einem ernsten, respektvollen und LIEBEVOLLEN Gespräch zwischen Eltern und Kind.

1. Auszug - Abstand gewinnen, Entspannung zwischen Eltern und Kind, besserer Umgang miteinander dadurch.
2. Kein Auszug (wenn zB finanziell nicht möglich), aber feste Regeln beim weiteren Zusammenleben, die in einem "Familienrat" besprochen werden.

Welche der beiden Möglichkeiten du für dich als bessere erachtest, kann ich dir nicht abnehmen, das musst du selbst entscheiden. Aber ich möchte nochmals betonen, dass es wirklich wichtig ist, ein freundliches und respektvolles Gespräch mit deinen Eltern zu suchen. In BEIDEN Fällen. Themen sollten sein:

- ich liebe euch über alles
- ich bin inzwischen doch etwas älter, mit einem eigenen Leben
- ich möchte gar nicht so genervt klingen!! Es kommt aber einfach, weil wir zu eng aufeinander hocken.
- ich würde das Thema gerne mit euch erarbeiten und verarbeiten
- Lösungsansätze?
- Möglichkeiten aufzeigen von allen Beteiligten

Wichtig ist, sich immer gegenseitig ausreden zu lassen und das Gespräch nicht auf eine persönliche Ebene zu ziehen. Vorwürfe und Streitgrundlagen sollten außen vor bleiben, es sollte sich darauf konzentriert werden, wie es weiter gehen sollte und wer welche Zugeständnisse macht/machen will und kann.

Ich habe mich zB mit meiner Mutter nur noch gefetzt gegen Ende. Ich bin mit 19 ausgezogen, habe mich dann erstmal drei geschlagene Wochen nicht daheim gemeldet, so dass meine Mutter schon total verletzt war. Aber ich habe das gebraucht und danach wurde es immer und immer besser. Man wächst als Familie manchmal über eine größere Distanz wieder besser zusammen. Die Rollen werden anders verteilt (man wird von den Eltern dann auch eher als eigenständige Erwachsene behandelt) und man hat einen völlig neuen Umgang miteinander.

Das Hauptschlagwort ist übrigens wirklich der Respekt. Wenn man versucht, diesen sich gegenseitig zu erbringen, gelingt vieles.

Ich wünsche dir bei dem Gespräch viel Erfolg und die nötige Ruhe.

Alles Liebe,

Dana