Problem von Cornelia - 16 Jahre

Ich brauche Hilfe sonst zerbricht die Familie!

Hallo
Ich heiße Cornelia und bin 16 Jahre alt.
Nachdem ich heute schon wieder mit meinem Bruder und meiner Mutter diskutiert habe bis wir alle total verletzt und traurig waren, merke ich langsam dass die Familie auseinanderreißt. Wir brauchen Hilfe! Also zuerst stelle ich meine Familie kurz vor und dann erkläre ich die Probleme.

Also in meiner Familie gibts mal meinen Vater: er ist 42 und sehr stur, arbeitet den ganzen Tag hart und wenn er heim kommt ist er meistens schlecht gelaunt. So dass es oft zu einem Streit zwischen ihm und meiner Mama oder meinem Bruder kommt. Jedoch ist das kein normaler Streit sondern macht er meiner Mama vorwürfe das sie mich und meinen Bruder nicht gut erzogen hat und meine mama hört nur zu und lässt auf sich herumtrampeln, obwohl es garnicht stimmt, da wenn sie ihm ihre meinung sagen würde würde er ausrasten und es würde alles noch schlimmer werden. So jetzt ist das nicht grad ein gutes Bild von meinem Vater, aber er ist wirklich toll.. Er sorgt für die ganze Familie und ist ein toller papa der es allen immer Recht machen will, jedoch kann er nicht über seine Probleme und Gefühle sprechen und saugt alles in sich auf so dass er frustriert wird und irgendwann explodiert...

Dann meine Mama: sie ist 44 und leicht reizbar und mit den Familienproblemen stark überfordert, was man an ihrem Verhalten bemerkt. Sie ist in meiner Familie so eine art "Brügelknabe". Jeder der Probleme hat kommt zu ihr und will das sie sie löst, was aber meistens nicht so einfach funktioniert und sie dann noch Vorwürfe an den Kopf geschmissen bekommt. Sie findet das sie in unserem Haus nicht gewürdigt wird und dass wir die ganze Arbeit die sie im Haushalt macht gar nicht wertschätzen. weil eben bei uns nicht wirklich geredet sondern nur diskutiert, gefordert und verurteilt wird.

Jetzt zu meinem Bruder: er ist 18 Jahre und macht gerade eine Lehre als Gärtner. Bei ihm ist es wichtig zu wissen das er mit einer Sprachbehinderung auf die Welt gekommen ist und deswegen eine Sonderschule besucht und nie wirklich Freunde gefunden hat und auch in seinem sozialen Verhalten etwas anders als andere 18 Jährige sind. er hat die sturheit zu 100% von meinem Vater gelernt und lässt überhaupt nicht mit ihm Reden. Ein Problem was die Familie sehr belastet ist das er seit über einem Jahr den Autoführerschein macht und schon ca. 8 mal zur computerprüfung angetreten ist aber dafür nichts lernen will und deswegen durchfliegt, weil ihm seine (2. Problem) ach so guten Freunde, (die ihn nur ausnützen weil er sehr viel Geld in die Freundschaft investiert) einreden dass man den Führerschein auch schafft wenn man nichts lernt und er auch zu faul ist zu lernen. Überhaupt wurde immer schon von allen Seiten über meinen Bruder gelästert, was meistens ich zu hören bekom..

Damit zu mir: Ich bin 16, wie oben erwähnt und gehe in ein Oberstufengymnasium. Da ist auch schon das nächste Problem.. Weder meine Eltern, noch mein Bruder haben eine weiterführende Schule besucht und verstehen nicht dass ich neben der Schule, die mir nicht so leicht fällt, nicht auch noch arbeiten gehen kann. Auch finden sie, dass ein Schüler in Gegensatz zu einem Lehrling oder Arbeiter überhaupt nichts zutun hat. Natürlich hab ich auch sehr viele Schwächen und ich mach es meiner Familie auch nicht immer leicht. Aber wenn man im Ort andauernt seinen 18 Jährigen Bruder in Schutz nehmen und so behandeln muss wie einen 7 Jährigen ist dass auch nicht so einfach. Ich mein ich bin gerade mitten in der Pupertät und wenn ich mit Freunden weggehe möchte ich halt meinen Bruder, der mich dann blamiert nicht mitnehmen, nur weil er eben keine Freunde hat die mit ihm weggehen.

Ja also die meisten Probleme sind jetzt eh schon genannt worden aber alle diese Probleme könnten, meiner Meinung nach mit einem Gespräch, gelöst oder verbessert werden, nur meine Familie kann nicht miteinander Reden ohne Vorwürfe, Beleidigungen,...
Ich hoffe ihr könnt mir irgenwie Helfen, denn ich glaube wenn wir nicht bald etwas ändern wird die Familie auseinanderreißen und das würde jeden einzelnen von uns zerstörren.

Hoffe auf Antworten, liebe Grüße
Conny

Dana Anwort von Dana

Liebe Conny!

Ich glaube, du hast Recht damit, dass deine Familie mal einen Familienrat abhalten sollte.
Jeder in der Familie hat so seine "Rolle" bekommen, das merkt man ja deutlich, weil es dir leicht fällt, ihre Positionen in der Familie zu beschreiben.

Vater = Versorger, oft schlecht gelaunt, obwohl sonst toll.
Mutter = Hausfrau, fühlt sich ungewürdigt, ist für die komplette Familie der Ansprechpartner
Bruder = schwieriger Fall (scheint auch in dieser Rolle total aufzugehen)
du = die einzige im Gymnasium, fühlst dich zT unverstanden

Du siehst, ihr habt alle so eine "Schublade", in der ihr steckt. Meist bedeuten Schubladen, dass man feststeckt. Nichts bewegt sich mehr vorwärts, alle haben so ihre Nische gefunden. Dazu kommt noch, dass anscheinend alle nicht gerne miteinander über Probleme sprechen - wahrscheinlich gerade WEIL sie merken, dass sie feststecken, es gerne ändern wollen würden, aber nicht wirklich können.

Für einen Familienhelfer vom Jugendamt ist in deiner Familie zu wenig "schief". Die kommen nur, wenn die Familien sich gegenseitig an die Gurgel gehen oder wenn das Leben nicht mehr klappt. Das geht bei euch ja glücklicherweise noch. Was du aber mal tun könntest, wäre, dich bei einem Therapeuten anzumelden und mal eine "Fragestunde" zu machen. Es gibt Familientherapeuten in jeder Stadt, einfach mal bei Google gucken (Familientherapie und deine Heimatstadt eingeben) und dann einfach mal hingehen. Wenn sie eine Kassenzulassung haben, kostet es dich nichts, außer vielleicht die 10 Euro Praxisgebühr.

Es könnte gut sein, dass du da Tipps bekommst, wie du deine Familie wieder in Gang bringst. Ich glaube, es ist einfach einiges festgefahren und alle können nicht so aus ihrer Haut.

Ich persönlich würde vorher aber einen "Familienrat" einberufen, wie ich oben geschrieben habe. Sowas funktioniert witzigerweise wirklich, ich habe das mal selbst bei meiner Familie gemacht, als mir was gehörig stank.

So ein Familienrat hat gewisse Regeln.

1. es müssen alle Familienmitglieder anwesend sein.
2. jeder bekommt seine Redezeit, es wird NICHT unterbrochen. Anfangen tut der, der den Rat einberufen hat, um das Problem und seine Gefühle dabei zu schildern. Wichtig: der erste Satz sollte positiv sein. zB: "Ich liebe euch echt alle total! Ich habe aber ein Problem, das ich gerne mit euch besprechen möchte." Danach geht es reihum, bis es wieder beim Ersten angekommen ist, der dann auch auf die Reaktionen eingehen kann.
3. es bleibt SACHLICH. Nur Tatsachen, Dinge, die klar auf der Hand liegen.
4. es wird NICHT geschimpft, NICHT beleidigt, es gibt keine Vorwürfe und keine doofen Anmachen. Das bedeutet, dass man erzählt, was einem selbst nicht gut tut, was einen beschäftigt und so weiter. Sätze wie "du hast aber!!!" oder "du machst immer das und das!!!" fahren immer gleich beim Angesprochenen die Rolladen runter. Das Gespräch muss offen bleiben, also so zum Beispiel: "Ich fühle mich momentan nicht gut, weil ich merke, dass ich nicht ganz ernst genommen werde". Da fühlt sich dann keiner konkret angesprochen und alle können darüber nachdenken und dann reagieren.
5. es wird nicht viel im Vergangenen rumgekramt und nach Fehlern gesucht, es wird überlegt, wie in Zukunft das Familienleben besser laufen könnte.
6. jeder überlegt, was er dazu beitragen könnte.

Ich habe diese Idee des Familienrates damals von einer Mutter einer Freundin bekommen, als ich wegen einer Sache sehr unglücklich war. Der Familienrat hat toll funktioniert, alle haben sich an die Regeln gehalten und danach war alles wirklich besser. Vor allem waren meine Eltern überrascht, wie sachlich ich bleiben konnte und unsere Familie war hinterher irgendwie "enger" miteinander.

Überlege dir, welche Änderungen in der Familie nötig wären, was du dir für deine Familie wünschst und dann versuche das doch mal. Wenn es nicht klappt, weil alle sich einbunkern, kannst du ja den Familientherapeuten mal ausprobieren und da um Hilfe bitten. Die haben meist Ahnung davon, warum eine Familie so ist wie sie ist, wenn du ihnen etwas davon erzählst und können auf den Punkt effektive Hilfe bieten.

Ich wünsche dir ein gutes Gespräch mit einem positiven Ausgang!

Alles Liebe,

Dana