Problem von Sarah - 16 Jahre

Zu große Entfernung? - Ich weiß nicht mehr weiter

Hallo liebes KuKa-Team,

ich hoffe wirklich, ihr könnt mir helfen. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich hab vor etwa zwei Jahren schon mal geschrieben, aber keine Antwort bekommen. Nach mehr als einem Jahr, bin ich dann endlich einigermaßen mit meinem Problem klargekommen, aber jetzt ist alles wieder da und noch schlimmer als vorher.

Also zu meinem Problem: Ich habe 2009 einen Mann kennengelernt. Er war damals noch 29, ich 13. Ich kannte ihn damals überhaupt nicht, er war/ist ein Kumpel von dem Bruder eines Kumpels meiner Eltern. Dieser Bruder organisiert jedes Jahr Paddeltrips über ein Wochenende und 2009 war ich halt das erste Mal zusammen mit meiner Schwester mit.
Zuerst hab ich ihn (er heißt Basti) gar nicht wirklich beachtet, ich hatte mit ihm ja nichts zu tun, aber dann saßen wir abends zu viert, also Basti, meine Schwester, ich und noch ein anderer Kumpel meiner Eltern lange an so einem kleinen Holztisch, ich neben Basti gegenüber von den anderen, und wir haben einfach nur geredet und Basti wurde mir richtig sympathisch. Da es schon Anfang September war, war es ziemlich kalt und ich hab gefroren. Das hat Basti mitbekommen und angeboten, meine Hände warm zu halten, weil seine ja warm waren. Das Angebot hab ich natürlich angenommen. Das war das erste Mal, das wir uns näher gekommen sind.
Am nächsten Tag konnten wir es dann beide nicht lassen, uns andauernd anzusehen und ich musste immer lächeln. Aber das war auch schon der Tag des Abschieds. Zuerst dachte ich ja, ich würde ihn wahrscheinlich in einer Woche schon wieder vergessen haben, aber dem war leider nicht so. Monatelang bekam ich ihn nicht aus dem Kopf. Teilweise habe ich ihn so sehr vermisst, dass ich einfach nur geheult hab. Ich kam mir so - naiv? - vor, er war immerhin mehr als doppelt so alt wie ich, was würde er schon mit einem kleinen Mädchen wie mir wollen?

Ich hatte gehofft, ihn im Dezember beim Abgrillen, das jedes Jahr zwischen Weihnachten und Silvester war, wiederzusehen, weil er wohl das Jahr davor auch da war, was ich überhaupt nicht mitbekommen hatte, da er da anscheinend nicht gut drauf gewesen war, weil seine Freundin gerade Schluss gemacht hatte, aber genau in dem Jahr gab es das nicht. Ich war (tod)traurig.

Aber dann, nicht mal ganz ein Jahr nach dem ersten Paddeln, im Juli 2010, war der nächste Paddeltrip. Ich hatte mich echt riesig gefreut ihn wiederzusehen. Als wir uns dann wiedergesehen haben, war ich aber am ersten (Freitag)Abend viel zu schüchtern, um richtig mit ihm zu reden, ich hab trotzdem seine Nähe gesucht (in seiner Nähe gesessen).
Nachdem wir dann den halben Samstag gepaddelt waren, waren wir auf einem Campingplatz mit Feuer und Grillen und so. Meine Eltern waren dieses Mal mit beim Paddeln, anstatt meiner Schwester, weswegen ich nicht zu direkt zeigen wollte, dass ich Bastis Nähe suchte. Aber ich hab mit meiner Mutter die Plätze getauscht, weil sie neben ihm saß, aber das war zum Glück nicht ganz auffällig, weil sie vorher auf der Kühlbox und ich ihm Campingstuhl gesessen hatte und ich die ungewöhnlich liebe Tochter spielte, weil sie ein paar Wochen vorher noch eine OP an der Hand gehabt hatte. Dadurch konnte ich dann halt neben Basti sitzen. Und meine Eltern sind zum Glück auch früh schlafen gegangen. Dann saßen wir nur noch zu fünft oder sechst am Feuer. Naja, nach und nach kamen unsere Hände sich halt immer näher und wir haben wieder Händchen gehalten, während wir noch mit den anderen geredet haben. Aber irgendwann hat einer der anderen dann irgendwas mit "Turteltauben" zu uns gesagt und wir sind gleich auseinandergefahren. Dann sind die anderen aber zum Glück auch bald in ihre Zelte gegangen und Basti und ich saßen alleine draußen, größtenteils schweigend, a) weil ich ziemlich müde war und b) weil ich nicht wusste, worüber wir reden sollten. Ich war einfach viel zu schüchtern. Aber aus dem Händchenhalten wurde dann schon sowas wie Kuscheln. Da hätte es auch DIE Gelegenheit für einen Kuss zwischen uns gegeben, aber ich war einfach zu unerfahren und ängstlich, was wenn er nicht so wie ich fühlen würde? Und dann war ich so dumm, zu sagen, dass ich müde war...
Am nächsten und letzten Tag, konnte ich einfach nicht aufhören ihn anzugucken. Ich wollte unbedingt mit ihm reden, aber es hat sich einfach keine Gelegenheit ergeben und ich hatte zu viel Angst. Aber als es dann an den Abschied ging, war er der letzte, dem ich die Hand gab und er hat auf dem Weg zu den Autos noch so lange wie es ging meine Hand gehalten. Ich hätte am liebsten nie mehr losgelassen, aber ich wollte auch nicht, dass meine Eltern was mitbekamen. Während meine Eltern und ich dann noch gewartet haben, dass er losfährt, habe ich ihn richtig angehimmelt, wie der kleine verliebte Teenager, der ich war. Als wir dann aber losgefahren sind, hätte ich schon im Auto anfangen können zu heulen, aber das hab ich auf zu Hause in meinem Bett verschoben. Ich hatte schon wieder nicht geschafft, mit Basti darüber zu reden, was da jetzt zwischen uns war.
Die nächsten drei Tage habe ich wirklich jeden Tag geweint, weil ich ihn einfach so vermisst habe. Über ein Jahr lang ist kein einziger Tag vergangen, an dem ich nicht an ihn gedacht habe und es tat so weh, ihn nicht sehen zu können. Und weil ich einfach zu feige war, habe ich mich nicht getraut, ihm eine E-Mail zu schreiben, an seine E-Mail-Adresse bin ich nach einer Weile gekommen. Aber ich wusste nicht, was ich schreiben sollte. Was, wenn er bereits eine andere Freundin hatte? Was, wenn er doch keine Gefühle für mich hat? Wenn es nur Mitleid oder so gewesen war? Ich hab mir stundenlang den Kopf zerbrochen. Ich konnte kaum an etwas anderes denken.

Nach etwa eineinhalb Jahren war es dann aber glücklicherweise so weit, dass ich nicht mehr täglich an ihn denken musste, dass ich meine Gefühle zurückschrauben konnte und mich mit Jungs meines Alters beschäftigt hatte, aber keiner von ihnen kam an Basti ran.
2011 war auch kein Paddeln, bei dem ich ihn hätte sehen können und auch beim Abgrillen war er nicht.

Aber jetzt, fast genau zwei Jahre, nachdem wir uns das letzte Mal gesehen hatten, habe ich ihn wiedergesehen. Er war in meiner Stadt mit dem Bruder des Kumpels meiner Eltern und bei eben diesem Kumpel waren wir am Freitag zum Grillen. Natürlich war Basti auch da. Als ich das gehört hab, hab ich mich gefreut wie ein Honigluchenpferd. Ich konnte es nicht abwarten, ihn wiederzusehen. Ich hab den Abend versucht seine Nähe zu suchen, aber mit meinen Eltern dabei, ging das nur selten. Aber unsere Blicke haben sich ganz oft getroffen und ich hatte dieses Gefühl in meinem Bauch. Es war einfach unbeschreiblich.
Aber schon auf dem Weg nach Hause schwankten meine Gefühle zwischen überglücklich und richtig deprimiert. Jetzt würde das ganze Gefühlschaos wieder losgehen.
Und so ist es ja gerade auch. Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll.

Das ist meine Geschichte, das richtige Problem ist ja er ist jetzt 32 und ich 16. Ich habe immer noch diese starken Gefühle für ihn und ich wünschte, ich könnte bei ihm sein. Aber er wohnt über 400km weit von mir weg.
Und ich stelle mir immer wieder die Fragen: Liebe ich ihn? So richtig? Rede ich mir das alles vielleicht nur ein, weil mir seine Aufmerksamkeit gefällt? Könnte aus uns je etwas werden? Ist die Entfernung zwischen uns zu groß?
Diese Fragen machen mich fertig. Ich weiß einfach nicht weiter. Und mit meinen Eltern kann ich darüber auch nicht reden, auch nicht mit meinen Freundinnen.

Ich zähle jetzt sogar die Tage und Stunden die es sind, in denen wir uns endlich wiedersehen. Denn dieses Jahr ist wieder Paddeln. In knapp fünf Wochen. Ich weiß nicht, ob ich mich darauf freuen soll oder nicht. Ich will unbedingt mit ihm reden, aber ich weiß einfach nicht wie. oder was ich sagen soll. Zu viele Fragen. Ich kann bald nicht mehr.

Ich habe auch schon überlegt, mir vielleicht einen Psychologen zu suchen, mit dem ich über alles reden kann, aber ich weiß nicht, ob das wirklich die richtige Lösung ist. Deswegen wende ich mich an euch.
Habt ihr einen Rat für mich? Könnt ihr mir vielleicht helfen? Ich weiß einfach nicht mehr, was ich denken oder tun soll...

Danke schon mal im Voraus, dass ihr euch Zeit für mich nehmt.

glg
Sarah

Dana Anwort von Dana

Liebe Sarah!

Dass du darüber mit deinen Eltern nicht reden kannst, finde ich schade. Eltern hören meist gut zu und haben dann auch gute Ideen. Und selbst ein "lass das bloß, das wird nix!!" ist ein Tipp, den man innerlich verarbeiten kann und überlegen kann, ob sie da nicht Recht haben. Ich würde mich einfach mal trauen. Sich an seine Mutter zu schmiegen, während man mit ihr Probleme bespricht, ist was sehr Schönes. =)

Du schwärmst für einen älteren Mann, fühlst sogar Liebe zu ihm. Es kribbelt, du hast Sehnsucht und magst es, wenn er dir so viel Aufmerksamkeit schenkt. Trotzdem bleibst du auf dem Teppich und überlegst, ob das alles sinnvoll ist, ob du dir da nichts vormachst...und genau so ist es schon richtig. Du setzt nicht einfach die rosa Brille auf und schwebst auf Wolken dahin, du denkst auch realistisch drüber nach - und so kannst du nicht allzutief fallen, wenn nichts daraus würde. Find ich gut!

Sarah...ich denke, Basti hat dich als Kind und nicht als potentielle Partnerin gesehen. Warum ich das glaube? Ein Kind nimmt man einfach mal an die Hand und kuschelt mit ihm. Jemand, den man als potentielle Partnerin ansieht, behandelt man erstmal mit Vorsicht und Respekt. Da sind Berührungen schwieriger und nicht sofort vorhanden, man ist da insgesamt etwas behutsamer und drauf bedacht, erstmal alles auszuloten.

Ich erzähle dir mal von mir ein Beispiel. Ich war in meiner Jugend in meinen Deutschlehrer verschossen. Total. Und eines Abends war die Klasse bei ihm zum Essen eingeladen. Ich wohnte als einzige außerhalb und musste mit der Bahn fahren, die meisten anderen kamen mit den Rädern oder wurden von den Eltern gebracht und abgeholt. Gegen Ende des Abends saßen nur noch wenige, mich eingschlossen, bei ihm herum und wir ratschten und hatten Spaß. Der Hund meines Lehrers hatte an mir einen Narren gefressen und legte seinen riesigen Kopf in meinen Schoß. Es gingen dann immer mehr, wegen des Hundes blieb ich noch, ich fand das schön. Wir hatten die Bahnzeit im Kopf, doch als es soweit war und alle anderen gingen, hatten wir gerade noch ein Gesprächsthema und ich blieb alleine zurück - wissend, dass die nächste Bahn erst eine halbe Stunde später fuhr. Er drängte mich auch nicht extra...und so blieben wir in seinem Partykeller sitzen und unterhielten uns...es war SO schön. Die nächste Bahn fuhr auch...und dann sagte ich, dass ich nun aber wirklich gehen müsse und schubste den Hund von mir runter. Er brachte mich zur Bahn und dann bekam ich zum Abschied eine Umarmung. BOAH!! Glaub mir, ich bin fast in den Boden versunken und war danach nur verwirrt und habe mir ausgemalt, wie er seine Frau und seine damals zwei Kinder (inzwischen hat er drei, die schon erwachsen sind) verlassen würde, um mit mir zusammen zu kommen.

Natürlich totaler Quatsch. Er fand den Abend schön und hat das einfach in dieser Umarmung ausgedrückt. Mehr war da nicht, ich war seine Schülerin und nachdem ich mich wieder abgeregt hatte, war auch alles wieder gut.

Du warst Bastis Schutzbefohlene, du warst für ihn ein "kleines Kind" mit 13, da knuddelt man durchaus mal, da hat man Spaß mit den Kids, da nimmt man jemanden mal an die Hand, wenn es passt. Gerade in Freizeiten, wenn die Eltern fehlen, suchen sich Kinder immer "Ersatz", das weiß ich aus meinen Kinderfreizeiten. Somit hat er dir das gegeben, was du brauchtest und ich denke nicht, dass er erkannt hat, was er da in dir auslöst.

Du deutest jetzt alles in Richtung "könnte er nicht auch in mich verliebt sein?", ich denke nicht, dass das so ist. Er ist einfach freundlich und mag dich, findet deine Nähe auch gut. Aber als Partnerin in seinem Leben? Tragen wir doch mal die Fakten zusammen:

- er ist doppelt so alt wie du, steht im Leben, hat seinen Beruf, seine Lebenspartnerinnen (auch wenn die wechseln), du bist gerade am Anfang deiner Entwicklung, da passiert noch viel (zu viel).
- er wohnt 400km weit weg
- ihr kennt euch kaum, nur über mehrere Ecken und seht euch nur bei diesen Freizeiten, das sind außergewöhnliche Umstände und kein Alltag.

Und jetzt mal ein oder zwei Fragen...

Hat er JE versucht, Kontakt zu dir aufzubauen außerhalb dieser Freizeiten oder des Treffens beim Abgrillen? Wenn ich in jemanden verliebt wäre, würde ich versuchen, auch außerhalb dieser vereinzelten Möglichkeiten Kontakt herzustellen. Da er der Ältere ist, hat er da auch mehr Mut als du.
Kam jemals von ihm ein "wir können uns ja mal so treffen" oder ein "hey, gib mir doch mal deine Emailadresse, dann schreiben wir uns ab und an mal hin und her!"...?

Außer diesen paar Treffen besteht doch absolut kein Kontakt.

Ich weiß, das ist bitter, gerade weil du so gerne hättest, dass es anders wäre. Gerade solche "Schwärmereien aus der Ferne" können dem Bauch und dem Herz ganz schön zusetzen.

Im Prinzip gibt es nun für dich zwei Möglichkeiten, sofern ich das richtig sehe:

1. du traust dich einfach mal (jetzt sofort) und schreibst ihm einfach mal eine unverbindliche Email. So à la "ich hab gerade an die schöne Paddelzeit gedacht und freue mich schon ganz doll auf die nächste in zwei Wochen! Was werden wir diesmal machen?" Oder sowas. Wenn er zurück schreibt, könnt ihr ja in Kontakt bleiben, oder du beginnst den Kontakt, wenn die Paddelzeit rum ist. Gerade bei so einem Kontakt kristallisiert sich schnell raus, ob der Andere wirklich was empfindet oder nicht. Und wenn es ein freundlicher Kontakt bleibt, dann wirst du dich auch mit der Zeit "entlieben", weil die Basis des Kontaktes einfach eine andere wird.

2. du liest dir die Contra-Dinge immer wieder durch und sagst dir, dass es eh keinen Sinn hat. Aber das geht gegen dein Herz und tut weh. Ich würde dir raten, erstmal die Paddelzeit dieses Mal richtig zu genießen und auch durchaus nicht absichtlich von ihm weg zu bleiben. Inzwischen bist du 16, das ist ein Alter, in dem man nicht mehr "einfach so rumknuddelt und kuschelt"...und vielleicht entsteht ja auch ein Gespräch zwischen euch. Da kann man dann auch mal "abtasten", wie sein Leben sonst verläuft.

Insgesamt denke ich, dass da nicht mehr als eine schöne Freundschaft bei entstehen kann, einfach wegen der vorhin aufgezählten Fakten - aber man sollte niemals nie sagen. Allerdings will ich dir auch keine Hoffnungen machen. Sende Signale aus, wenn du möchtest (ganz sanfte) und schau, welche er aussendet. Schau, ob da wirklich mehr von ihm kommt als eine freundliche Geste innerhalb einer Freizeit. Und danach handele dann. Denk aber auch immer an die Fakten...die werden immer da sein.

Mehr helfen kann ich dir da leider nicht, da musst du alleine durch. :(
Ich kann dir nur raten, dich an deine Mutter zu wenden, wenn es nach dem Paddelwochenende wieder total schlimm ist und du nicht weißt, wie du damit umgehen sollst. Du glaubst nicht, wie gut das tut, einfach mal in den Armen deiner Mum zu heulen und sich trösten zu lassen. Das ist toll. Und dann hast du auch jemanden, um das Ganze zu verarbeiten.

Alles Liebe und viel Spaß beim Paddeln!

Dana