Problem von Anonym - 17 Jahre

Anorexie

Hallo :) ich gab ein rießig Problem...ich bin Seit eineinhalb Jahren magersüchtig! Am Dienstag wär ich eigentlich in eine Klinik für Essgestörte gekommen aber ich wollte das nicht und hab das sofort abgebrochen...ich hab einfach das gefühl gehabt ich Pass da nicht hin! Ich hab immer mal wieder so Phasen wo ich was ändern will und Versuche dann zu essen...ich hab dann auch n bisschen zugenommen aber eigentlich fühle ich mich gar nicht mehr wohl in meinem Körper...ich wieg momentan so 46-47 Kilo bei einer größe von 1.70m... Das geht noch...vor nem halben Jahr hab ich 42 Kilo gewogen...aber ich fühl mich so unwohl in meinem Körper...jetzt hab ich natürlich ein rießig Problem...ich hab meine Therapie geschmissen, meine Familie ist sauer auf mich und ich hab versprochen es zu versuchen mit einem Psychologen...das hab ich zwar schon mal versucht aber es hat nichts gebracht! Meine Eltern zwingen mich jetzt halt zum essen...und wenn ich das nicht mache wollen sie mich in eine Psychiatrie schicken...außerdem will mich meine Mutter jede Woche zwei mal wiegen...ich hab das Gefühl als wäre ich ein kleines Kind! Ich bin so erniedrigt...mein Vater hat mir sogar gedroht mich entmündigen zu lassen wenn ich 18 bin...geht das denn so einfach? Ich weiß grad echt nicht mehr weiter...ich hab mir wirklich vorgenommen was zu ändern aber ich Packs nicht...seit 6 Wochen nehme ich auch abführtabletten...meine Familie hat das auch mit bekommen und hat sie mit weggenommen allerdings hab ich wieder neue! Ich will das alles nicht...ich komm doch klar mit Meiner Krankheit! Kann ich das überhaupt so schaffen, ohne Klinik? Ganz liebe grüße

Pia Anwort von Pia

Liebe Unbekannte,
schön, dass du dich hier gemeldet hast.

Du schilderst da ein ganz schön schwieriges Problem und es ist auch ziemlich gefährlich. Du hast schon richtig bemerkt, dass du etwas unternehmen musst. Bestimmt merkst du schon einige Folgeerscheinungen der Krankheit und es wird nur noch schlimmer. Du möchtest ja bestimmt einmal eine Familie haben und endlich glücklich in deinem Körper sein.

Du hast deine Therapie abgebrochen und gehst nicht in die Klinik. Was hast du für Hemmungen? Hast du Angst dich mit der Krankheit auseinanderzusetzten? Ich kann das verstehen, aber du kannst nicht dein Leben lang davor wegrennen. Ich habe das Gefühl, dass dein Verstand dir sagt, dass du etwas unternehmen musst, aber die Krankheit lässt es nicht zu. Du bist da in einen Teufelskreis hineingeraten, aus dem du alleine nicht mehr rauskommst. Wenn du in den Spiegel schaust, dann siehst du nur Fett, obwohl an dir nichts mehr dran ist und denkst, dass du abnehmen musst. Aber du solltest zunehmen. Das hast du bestimmt schon total oft gehört und es nervt dich.

Es muss von dir kommen. Du musst sagen, ich möchte etwas ändern, ich muss jetzt zunehmen. Wenn du gezwungen wirst in die Klinik zu gehen, dann besteht oft die Gefahr, dass man es frühzeitig abbricht oder dass es nichts hilft. Anfangs ist es immer schwer und du fühlst dich unwohl. Wie wäre es, wenn du dir ein Ziel setzt, dass du es schaffst zwei Wochen in der Klinik auszuhalten und dich dann entscheidest ob du bleiben möchtest. Du musst dich ersteinmal einfinden und Vertrauen aufbauen. Es ist klar, dass man nach ein paar Tagen sofort wieder Heim möchte.

Dass dich deine Eltern jetzt zum Essen zwingen und dein Gewicht kontrollieren machen sie nur, weil sie sich Sorgen machen. Du lässt keine professionelle Hilfe zu und dann müssen sie Verantwortung übernehmen. Es macht dir viel zu viel Druck. Aber das ist natürlich total blöd für dich und nicht die optimale Lösung. Dass dein Vater dich schon entmündigen möchte ist ein deutliches Anzeichen, wie viel Angst er um dich hat und dass du wohl nicht bereit bist Hilfe anzunehmen.

Du musst lernen dir helfen zu lassen. Auch wenn das gegen das Abnehmen spricht und gegen seine bisherigen Gewohnheiten. Du kämpfst dich bestimmt schon sehr lange durch dein Leben und möchtest jetzt keinen Begleiter. Doch alleine kommst du da sehr schwer wieder heraus. Du bist nicht dick, nur dein Kopf sagt dir das.

Wegen der Entmündigung habe ich mich ein bisschen informiert, aber ich würde dir raten, dich einmal an das Jugendamt zu wende. Die kennen sich aus und können dir auch helfen, dass du mit deinen Eltern eine bessere Lösung findest.
Die Entmündigung muss von einem Gericht beschlossen werden und wenn dann nur durch z.b. einen Amtsarzt, welcher nachweisen kann, dass du selbst nicht in der Läge bist dich um deine Angelegenheiten angemessen zu kümmern. Eine Zwangseinweisung regelt sich nach dem „Psychisch-Kranken-Gesetz“ (PsychKG) und dafür muss du konkret oder akut Selbst- oder Fremdgefährdet sein. Wenn dein Vater wirklich vor Gericht geht und dein gesetzlicher Betreuer wird, dann kann er nach dem „Unterbringungsgesetz“ dich in eine Klinik oder Rehaeinrichtung bringen.

Du solltest nochmal vernünftig mit deinen Eltern reden. Ich fände es schade, wenn ihr euch so sperrst, dass dein Vater zu solchen Mitteln greifen muss. War das dein erster Psychotherapeut? Wenn ja, dann würde ich dir raten noch ein paar auszuprobieren und dich wirklich auf die Arbeit einzulassen. Nur wenn dir der Therapeut sympathisch ist, kannst du an deiner Krankheit arbeiten. Bitte versuche es und rede nochmal mit deinen Eltern. Ein neuer Psychotherapeut oder das Jugendamt oder eine andere Vertrauensperson können dir dann vielleicht auch helfen mit deinen Eltern bessere Lösungen zu finden.
Hier sind noch Tipps zur Therapeutensuche:
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html

Mehr Ratschläge kann ich dir leider nicht geben, weil mehr als ein Psychotherapeut weiß ich natürlich nicht. Du hast bestimmt schon vieles gehört und ausprobiert. Wenn du dich noch einmal informieren möchtest dann kann du das lesen:
http://www.magersucht-online.de/index.php
und
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/23/Essstoerungen-bin-ich-zu-dick.html

Bitte hole dir Hilfe und sperre dich nicht gleich gegen Alles und probiere neuen Dinge aus. Was ich dir noch persönlich raten kann, wäre ein betreutes Wohnen. Du würdest mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit ähnlichen Problemen in deinem Alter zusammen in einer Wohnung leben. Dort lernst du zum Beispiel richtig zu kochen und zu essen. Ihr habt Betreuer, die auf euch achten und therapieren. Außerdem kannst du dort Alltagssituationen besser erproben. Wenn du auch Probleme mit deinen Eltern hast, dann könntest du diese dadurch lösen und sie wären vielleicht auch zufrieden? Gebe einfach mal in Google deine Heimatstadt und sowas wie „therapeutisch betreutes wohnen“ ein und dann wirst du Angebote finden.


Bitte bleib jetzt nicht stehen und sondern mach einen weiteren Schritt. Ich weiß, du kannst es schaffen, wenn du es auch wirklich möchtest und ich denke du möchtest das, sonst hättest du hier nicht geschrieben. Du wirst wieder glücklich und zufrieden sein. Ich wünsche dir alles alles Gute und hoffe ich konnte dir ein wenig helfen?!

Liebe Grüße,
Pia