Problem von Anonym - 18 Jahre

Alkoholsüchtig?

Hallo lieber Kummerkasten !
ich bin seit knapp 6 Monaten 18 Jahre und bis jetzt war jeder Therapeut den ich je hatte überfordert mit mir. Viele wollten die Verantwortung für meinen ''Fall'' noch nicht einmal übernehmen. Ich hab seit 5 Jahren eine Essstörung, war 2 Jahre lang Tablettenabhängig, hab mich 4 Jahre lang extrem selbstverletzt, hab starke Depressionen und 2 Selbstmordversuche die jeweils auf der Intensivstation endeten hinter mir. Ich war knapp 3 Monate stationär in Behandlung, eine Woche in der geschlossenen Psychatrie & hatte schon etwa 3 verschiedene ambulante Therapeuten für ein Jahr oder ein halbes. Ich hab jede Therapie als es mir zu ernst wurde abgebrochen und alle anderen Möglichkeiten wie neue Kliniken, neue Therapeuten oder einfach nur eine Tagesklinik immer kurz vor der Einweisung abgebrochen und verweigert. Seit ich 18 bin kann mir sowieso niemand mehr was sagen. Das selberverletzende verhalten, die tabletten und vor allem das mit dem selbstmord hab ich hinter mir. schon seit knapp einem Jahr. Die Essstörung gehört zu mir, dass ich sie jemals los werde glaub ich nicht und ist mir eigentlich auch egal da hab ich kapituliert. Aber ich hab ein anderes großes Problem. Bis heute hab ich versucht es zu verdrängen aber ich glaube echt ich hab ein Alkoholproblem. Ich trinke seit ich 14 bin. mit 15 hab ich das erste mal gekotzt. Mit 16 war ich das erste mal im krankenhaus deswegen. bis dahin war aber eigentlich alles im Rahmen. Aber seit 1 1/2 jahren hab ich es nicht mehr im Griff und es wird immer schlimmer. Inzwischen übergebe ich mich gar nicht mehr egal wie viel ich trinke, sondern ich bekomm Filmrisse, die teilweise über 4 Stunden oder länger gehen. Entweder ich trink nichts oder total viel. ich hab teilweise 5 mal die woche getrunken. in den ferien trink ich 3-4 mal die woche. während der schulzeit nur 2 mal die woche. alle meine freunde machen witze darüber ich wär vollzeitalkoholiker und würd so viel vertragen und würd wie ein junge trinken aber ich glaub langsam meinen die es auch ernst..immer wenn ich zu viel getrunken hab fühl ich mich am nächsten tag grausam. total schuldig und mies. mir ist schlecht und ich hab kopfschmerzen. ich bereu alles und will nie wissen was alles passiert ist wenn ich ein filmriss hab. ich hab so viele storys wo ich scheiße gebaut hab als ich betrunken war das ist nicht mehr schön...jeder der mich kennt weiß dass ich viel zu viel trinke..viele finden das anscheinend ''cool'' aber ich langsam nicht mehr. die filmrisse zerreissen mich innerlich und der alkohol zerfetzt mein komplettes immunsystem..aber nur wenn ich getrunken hab kann ich mich cool fühlen und mich so aktzeptieren wie ich bin und spaß haben. Ich bin zwar objektiv gesehen extrem beliebt bei meinen freunden und auch bei den jungs aber ich hasse mich und mein leben und komm auf nichts klar..ich hasse mich selbst und ich hab angst vorm leben und vor meiner zukunft...ich denke nie weiter als 2 tage weil ich ganz tief in mir sowieso nicht dran glaub, dass ich älter als 27jahre werde...ich weiß nicht mehr was ich machen soll und ich hab einfach niemand mit dem ich reden kann. alle um mich herum sehen und dass ich ach so stark bin und sind einfach alle mit sich selbst beschäftigt und beschweren sich dann wenn ich ihnen nicht rund um die uhr 24stunden helfen kann..
naja jetzt hab ich überlegt in eine selbsthilfegruppe zu gehen weil ich an keine therapie dieser welt mehr glaube..aber mit meinem alter und als mädchen in eine selbsthilfegruppe? und habe ich wirklich so ein ernstes problem?
ich weiß nicht weiter :(

Marie Anwort von Marie

Liebe Ratsuchende,

danke für dein Vertrauen!
Ich finde es toll, dass du so offen und ehrlich über deine Probleme schreibst und sie dir selbst gegenüber eingestehst. Das ist der erste wichtige Schritt auf dem Weg zur Veränderung.

Du schreibst, dass du schon mehrere Therapieversuche hinter dir hast, dass bisher aber jeder Therapeut mit dir überfordert war und du an keine Therapie der Welt mehr glaubst. Du schreibst aber auch, dass du jedes Mal abgebrochen hast, wenn es dir zu ernst wurde. Woher weißt du dann, dass dir keine Therapie der Welt helfen kann?
Ob eine Therapie hilfreich ist, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab - unter anderem von der Person des Therapeuten und von der Art der Therapie. Möglicherweise hast du bislang einfach noch nicht "den richtigen" Therapeuten für dich gefunden, oder die Art der Therapie war einfach nicht die richtige für dich. Es kann sehr lange dauern, bis man den Therapeuten und die Methode findet, die wirklich zu einem passen. Ich würde daher trotz deiner bisher eher negativen Erfahrungen nicht unbedingt davon ausgehen, dass dir keine Therapie helfen kann. Vielleicht braucht es bei dir einfach noch ein paar mehr Versuche - das ist manchmal leider so.
Die Idee mit der Selbsthilfegruppe finde ich gut - probier es doch einfach mal aus, geh ein paar Mal hin (evtl. auch zu unterschiedlichen Gruppen, falls es in deiner Umgebung mehrere gibt), und dann kannst du ja entscheiden, ob das was für dich ist oder nicht.

Die eigentliche Frage ist aber: Bist du wirklich bereit, etwas zu ändern?
Nimm dir ruhig einige Tage Zeit, um diese Frage zu beantworten. Schreib auf, was aus deiner Sicht für eine Veränderung spricht und was dagegen. Was wird passieren, wenn alles so bleibt, wie es ist (sowohl im positiven als auch im negativen Sinne)? Was wäre gut bzw. schlecht daran, wenn du mit dem Trinken aufhören würdest?
Wenn du alle für dich wichtigen Argumente gesammelt hast, dann triff deine Entscheidung - mit allen Konsequenzen, die sie mit sich bringt.

Ich möchte dich nicht zu einer Therapie drängen - ich denke, dass du einen sehr starken Willen hast und auch "aus eigener Kraft" oder mithilfe einer Selbsthilfegruppe mit dem Trinken aufhören könntest. Allerdings bleiben dann trotzdem noch der Hass auf dich selbst, die Angst vor der Zukunft und vor dem Leben. Dafür könnte therapeutische Unterstützung durchaus sinnvoll sein. Ich kann verstehen, dass es dir Angst macht, dich so intensiv mit dir selbst auseinander zu setzen und wirklich ernsthaft an dir zu arbeiten - aber ich kann dir auch versichern, dass es wahrscheinlich nicht so schlimm wird, wie du es dir vorstellst. Ich denke, dass es auf Dauer weniger Kraft kostet, sich einmal wirklich mit den Problemen auseinanderzusetzen und sie anzugehen, als permanent mit Angst und Selbsthass zu leben, sie zu verdrängen und zu unterdrücken (z. B. durch Alkohol - mit den entsprechenden Folgen). Aber das musst du letztendlich selbst entscheiden. Wichtig ist nur, dass du mit den Folgen deiner Entscheidung leben kannst - egal, in welche Richtung sie geht.

Wenn du mal wirklich dringend jemanden zum Reden brauchst, aber gerade niemand da ist, kannst du dich auch jederzeit anonym und kostenlos an die Telefonseelsorge wenden (www.telefonseelsorge.de).

Auch wenn meine Antwort jetzt sicher nicht ganz das ist, was du dir erhofft hast, hoffe ich trotzdem, dass sie zumindest ein paar Anregungen enthält, mit denen du etwas anfangen kannst.

Ich wünsche dir alles Gute und ganz viel Kraft für deinen weiteren Weg!

Liebe Grüße,
Marie