Problem von Anonym - 23 Jahre 19.08.12

Minderwertigkeitskomplexe

Hallo Kummerkasten-Team,

ich leide unter starken Mindertwertigkeitsgefühlen. Ich würde das ganze sogar Komplexe nennen, denn ich denke eigentlich rund um die Uhr nur an eines: "Halten die anderen mich für cool und gutaussehend?" Ich denk daran in der Vorlesung, beim Joggen, beim Einkaufen, vor dem Schlafen gehen. Deswegen kann ich einfach oft nicht einschlafen. Ich kann manche Sachen auch einfach nicht genießen und fühle mich "nicht frei", weil ich immerzu denke: "Bin ich hässlich? Mhh, nicht hässlich, aber Hoffnungen auf ne hübsche Freundin brauchst du dir nicht machen."

Ich würde selbst nicht sagen, dass ich total hässlich bin, aber ich bin ganz sicher nicht das, was man gutaussehend nennt und weit davon entfernt; die Art von Aussehen, die Mädchen entweder mit Lachen, Anwiderung oder gar nicht zur Kenntnis nehmen. Gut, also schon eher hässlich. (Dazu sei angemerkt, dass ich das Konzept des "subjektiven Empfindens von Schönheit/Attraktivität" für ausgemachten Unsinn halte; eine Illusion, die Leute mit Problemen wie ich erfunden haben, damit sie sich einreden könnten sie sähen doch gar nicht schlecht aus. Ich würde sagen, maximal 20% sind beim Aussehen subjektiv (auch "Geschmack" genannt, 80% sind schlicht objektiv bewertbar. Hört sich mit den Zahlen jetzt blöd an, ich will damit einfach sagen, dass der Großteil guten Aussehens einfach objektiv feststellbar ist.)
Ich meine, man muss doch nur mal durch die Straßen laufen - ein hübsches Mädchen hat entweder keinen Freund oder einen gutaussehenden.
Immer wenn ich ein hübsches Mädchen sehe denk ich "Mann, wäre das toll wenn die dich toll finden würde bzw. wenn es einen Grund geben würde, warum sie dich toll finden könnte. Tja, Pustekuchen, dass wird wohl nix."
Ich mein, ich bin ein netter Kerl, kein Nerd, kleide mich modisch, hab einen relativ durchtrainierten Körper, mach meinen Master in VWL, hab großartige Freunde und Familie. Selbst wenn das nicht die Hauptgründe sind, warum Mädchen jemanden toll finden könnten, so ist das aber grundsätzlich kein so schlechter Anfang, würde ich meinen. Also ich mein damit ich bin nicht einer dieser Typen, die bei "Das Model und der Freak" landen. In der Hinsicht bin ich eigentlich FAST ganz normal/gesund selbstbewusst. (fast, weil ich diese Kriterien eigentlich an mir für überflüssig halte, da ich eh hässlich bin. An mir ist das Verschwendung.)
Eigentlich geht's mir nur um mein Gesicht. Heftige dunkellilane Augenringe, große Flitzebogenohren (wenn ich die als Kind nicht hätte anlegen lassen hätte ich heute zu allem Übel auch noch Segelohren), eine stark schräg nach hinten geneigte Stirn (nicht senkrecht), zu viele Muttermale, einen Eierkopf, Augenfarbe=vergammelte Suppe, fahler Teint, Haare die platter auf den Kopf fallen als eine Glatze und gleichzeitig sich nicht vernünftig modellieren lassen, Bartwuchs so hell dass man ihn nicht sieht und an den Wangen auch so schwach vorhanden, dass jeder Versuch einen 3Tage-Bart stehen zu lassen lächerlich aussieht und grundsätzlich einfach kein hübsches Gesicht.
Wahrscheinlich würden mir noch mehr Sachen einfallen, aber mittlerweile sollte ja klar sein, dass ich nicht gerade eine Schönheit bin.

Beleg dafür, dass ich nicht gut aussehe ist eindeutig meine "Beziehungshistorie".
Meine erste Freundin war hässlich wie die Nacht und ich weiß bis heute nicht was mich da geritten hat, die zwie Mädchen, mit denen ich danach was hatte waren hübsch, haben mich aber dementsprechend nach 3 Wochen, bevor es zu einer Beziehung kommen konnte sitzen lassen, die zwei danach wollten zwar was von mir, die waren aber nicht hübsch, deshalb wollte ich nichts weiteres. Wahrscheinlich wollten sie was von mir, weil die nicht hübsch sind, ich bin's auch nicht, also passt das ja.
Nennt mich oberflächlich, aber mir kommt es sehr darauf an, dass meine potentielle Freundin hübsch ist. Ich will einfach vermeiden, dass ich nach sie nach einiger Zeit einfach unattraktiv und abstoßend finde, wie meine erste Freundin.

Da steh ich also mit meinen Ansprüchen. Will eine hübsche Freundin haben und hab selbst nichts zu bieten. Ich bin einfach austauschbar, ich weiß einfach nicht, was man an mir finden könnte.
Wenn man mich in eine Reihe mit 10 anderen Typen stellen würde und ein Mädchen sollte sich einen aussuchen - mir fällt kein einziger Grund ein, warum ausgerechnet ich eben dieser sein sollte. Und selbst wenn ich nicht die schlechteste Wahl der 10 wäre, so gibt es immer noch mindestens einen, der besser ist. Und ich denk so: "Warum sollte sich ein Mädchen mit mir zufrieden geben, wenn sie einen hübscheren, tolleren, besseren Typen haben könnte als mich?! Die muss doch nur in die U-Bahn steigen und findet 10 Typen die in allen Belangen besser sind als ich." (Das ist auch der Grund, warum ich nicht im Traum auf die Idee kommen würde zum Beispiel im Klub ein Mädchen anzusprechen. Ich bin doch nicht bescheuert. Ich kann doch nicht als hässlicher Typ eine ansprechen. Die würde mich entweder angewidert angucken und sich wegdrehen oder mich (zusammen mit ihren Freundinnen) auslachen. Die umstehenden, teils gutaussehenden Typen würden mich auch nur angucken und lachen. "Hat der ernsthaft geglaubt der hätte ne Chance bei der?!"

Das ist eines der Selbstmitleidsszenarien, die ich entwickle und mir ständig vorstelle.
Das ganze wird noch viel krasser; nur um mir selbst einzureden, dass manche Leute, insb. Mädchen mich mögen könnten bzw. ich ihnen was bedeute, stelle ich mir vor, dass ich in einem Unfall sterbe und alle um mich trauern bzw. ich dann sehe, wer um mich trauert. Oder dass ich in der Vorlesung sitze, dann kommt ein Anruf, dass ein Freund oder Familienmitglied gestorben ist, ich anfange zu heulen und alle mit bemitleiden.
Das sind Momente in denen ich denke "WAS ZUR HÖLLE IST LOS MIT DIR WIE KRANK BIST DU EIGENTLICH?".

Ich möchte nicht mehr diese kranken Selbstwertkomplexe haben, ich will mein Leben genießen! Ich weiß aber nicht wie ich das machen soll.

Es gibt nur zwei Lösungen:
1. Ich werde gutausehend.
2. Ich finde mich damit ab hässlich zu sein aber vergesse dass ich es bin bzw. akzeptiere mich so wie ich bin.

Da 1. gänzlich unwahrscheinlich ist, möchte ich euch bitten, mir mit 2. zu helfen! Wie überwinde ich meine Minderwertigkeitsgefühle und werde selbstbewusst?

DANKE!