Problem von Jeanne - 24 Jahre

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Lieber Ratsuchender,

du bist nicht hässlich. Aber egal wie oft dir das jemand sagen würde, du würdest das sowieso nicht glauben. Das Problem ist nicht, dass du hässlich bist, sondern dir einredest hässlich zu sein. Jetzt denkst du vielleicht: "Wieso sollte ich mir das einreden? Das sind doch nur die objektiven Tatsachen, ich wünschte doch selber, es wäre nicht so." Aber das stimmt nicht. Wenn man sich Sachen lange genug einredet, verinnerlicht man sie und wird taub für andere Botschaften. Und wenn es doch mal aus dir herausbricht und du die positiven Seiten an dir schätzt, dann butterst du dich selbst sofort unter, sodass du ja nicht von der Überzeugung abkommst hässlich zu sein. Achte mal drauf, wie du schreibst, nach jedem positiven Wort kommt ein Aber:

"Bin ich hässlich? Mhh, nicht hässlich, aber Hoffnungen auf ne hübsche Freundin brauchst du dir nicht machen."

"Ich würde selbst nicht sagen, dass ich total hässlich bin, aber ich bin ganz sicher nicht das, was man gutaussehend nennt und weit davon entfernt; die Art von Aussehen, die Mädchen entweder mit Lachen, Anwiderung oder gar nicht zur Kenntnis nehmen. Gut, also schon eher hässlich."

"Ich mein, ich bin ein netter Kerl, kein Nerd, kleide mich modisch, hab einen relativ durchtrainierten Körper, mach meinen Master in VWL, hab großartige Freunde und Familie. (...) In der Hinsicht bin ich eigentlich FAST ganz normal/gesund selbstbewusst. (fast, weil ich diese Kriterien eigentlich an mir für überflüssig halte, da ich eh hässlich bin. An mir ist das Verschwendung.)"

Gerade dieses letzte Beispiel zeigt mir, wie dermaßen du dich selbst nicht liebst und dich für nicht WÜRDIG hältst gute Eigenschaften zu tragen. Das ist richtig traurig! Und genau das ist es, was die Mädels merken. Nicht deine Ohren. Sondern deine Einstellung - ja, die kann man an dir ablesen. An der Haltung deines Körpers, an kleinen Mimikfältchen in deinem Gesicht, an der Art wie du dich bewegst, schaust, sprichst. Alles schreit "ich bin hässlich, ich mag mich selbst nicht, ich hab ja eh keine Chance bei dir und selbst wenn, du wirst nichts Besonderes an mir finden, also lass es gleich!" Obwohl du es nicht willst, aber es ist so. Und das macht dich unattraktiv für andere. Nur deine Einstellung, nicht dein Aussehen.

Du schreibst, Schönheit ist zum allergrößten Teil objektiv. Tja, habe ich früher auch gedacht, bis ich gemerkt habe: wäre sie objektiv, würden dann nicht alle Menschen die gleichen Menschen schön finden? Ich habe selber oft eine ganz andere Erfahrung gemacht. Ich hab mal einen Typen kennengelernt, den ich richtig toll fand, wenn ich an ihn dachte, fielen mir seine tiefen dunklen Augen ein und sein charmantes Lachen ein, ich fand ihn einfach schön. Ich fragte eine andere Freundin, wie er ihr gefällt und war völlig überrascht, als sie nüchtern sagte: "Nö, ist mir irgendwie zu dünn." Ich konnte es kaum glauben. Er schien mir nach allen objektiven Kriterien ein schöner Mann zu sein! Ich finde es immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich Geschmäcker sind. Ich mache mir manchmal einen Spaß draus meine männlichen Freunde zu frage, wie sie gerade ein an uns vorbeilaufendes Mädchen finden. Wie oft kam es vor, dass er ein Mädel richtig hübsch fand, während ich nichts Besonderes an ihr entdecken konnte und andersrum.
Du findest, dass die hübschen Mädels immer nur schöne Freunde haben. Tja, DU findest sie hübsch, weil sie irgendwas hat, das dir besonders gefällt. Ein anderer mag sie nicht so hübsch finden und schon ist deine Theorie hinfällig.

Es kann sein, dass dir objektiv nur eine bestimmte Sorte von Mädchen gefällt. Aber ein anderer findet "ganz objektiv" andere Mädchen schöner. Und genauso ist es, was das Aussehen von Kerlen angeht! Es gibt nicht die "Schönen" und die "Hässlichen", die alle Welt für schön und hässlich hält. Und ich bin mir sicher, du hast auch schon irgendwann in deinem Leben ein schönes Mädel mit einem deiner Meinung nach nicht ganz so schönem Kerl gesehen - was findet die bloß an ihm?? Das Gesamtpaket! Er hat vielleicht viele Muttermale, aber denkst du das ist ihr aufgefallen, oder sie findet es überhaupt relevant, wenn er sie mit seiner Ausstrahlung umhaut? Die hat er nur, weil er nicht jede Sekunde daran denkt, dass sein Muttermale doof aussehen, sondern weil er sich selbst liebt, wie er ist. Er hat die Muttermale nicht widerwillig akzeptiert, sondern sieht sie einfach nicht als Problem, weil er weiss, was für ein klasse Typ er ist.

Ich weiss nicht, ob dir das überhaupt hilfst, was ich sage. Oder ob du nur halbherzig zuhörst und denkst "Immer dieser Schwachsinn mit alle Menschen sind schön, blabla". Du musst es selbst verstehen. Du musst es wirklich tief in dir begreifen, dass du dich selbst hässlich machst mit deinen blöden Gedanken. Sowas wie "Augenfarbe=vergammelte Suppe" kann man auch ganz anders sehen. Ich nehme an, du hast gelb/braun/grüne Augen? Was ne Mischung! Die meisten Menschen haben braune Augen. "Ja aber", hör ich dich sagen, "die Farbe ist eher so matschig, echt nicht schön..." man kann alles bis zum Letzten schlecht reden, wenn man will.

Genauso kann man aber auch alles ins Gute reden. Und das ist keine Selbstverarschung oder dummer Optimismus. Wenn negative Gedanken einen negativ beeinflussen (und das tun sie), warum soll es nicht auch andersrum funktionieren? Ich weiss nicht, ob du Bock drauf hast, oder ob es dir zu albern ist, aber ich würde dir wirklich raten, mal ne Liste aufzuschreiben mir allem, was du an dir magst. Alles, jede noch so kleine Sache. Am Anfang wirds vielleicht schwer sein. Und ungewohnt. Und du wirst denken, dass das total bescheuert ist. Aber versuchs doch mal. Muss ja keiner Wissen. Und ohne "Aber". Nicht "meine Nase ist vielleicht nicht ganz so hässlich", sondern "Meine Nase ist schön grade und passt super in mein Gesicht".

Vielleicht kannst du einbisschen umdenken und aufhören, dir selber Steine in den Weg zu legen.

Jeanne


Anwort von Stephanie

Hallo liebe Jeanne,

ich möchte mich ganz herzlich bei dir für das Feedback bedanken. Ich werde es gleich weiterleiten.

Ich wünsche dir alles Gute!

Liebe Grüße,
Stephanie