Problem von Sarah - 16 Jahre

Was stimmt mit mir nicht?

Hallo liebes Kuka team!

Ich weiß nicht wie ich anfangen soll, aber mir geht es seit langer Zeit extrem schlecht. Mit meiner Mutter sowie mit meinen Freunden kann ich nicht darüber reden, da ich ihnen einfach nicht genug vertraue. Und mein Vater wohnt einfach zu weit weg. Ich hoffe ihr könnt mir helfen!

Seit dem ich 12 bin, habe ich das Gefühl, nichts zu sein. Ich bin schon immer etwas anders als alle anderen, ich habe extreme Stimmungsschwankungen, kann einfach keine ordentliche Freundschaft bilden und mache alles kaputt. Ich habe angefangen mich zu ritzen, meine 'Freunde' hielten das nur für ein Zeichen das ich Aufmerksamkeit brauche, niemand wollte mir wirklich helfen. Ich fühle mich immer wahnsinnig allein und verloren und jeden Abend fließen deswegen Blut oder Tränen. Irgendwann ist dann der Punkt gewesen wo ich meine Augen geöffnet habe und einen Neuanfang starten wollte. Ich habe einen netten Jungen kennengelernt, der zwar schwul war, aber irgendwann ein sehr guter Freund wurde. Dann habe ich mich dummerweise in ihn verliebt und er hat irgendwann den Kontakt abgebrochen weil es ihm weh tat mich so am Boden zu sehen. Er hat mich mit den Worten: Deine Art ist mir zu schwierig! abgespeist. Ich lernte einen anderen Jungen kennen, der mir über diese schwere Zeit hinweg geholfen hat. Leider habe ich bei ihm auch alles falsch gemacht und er meinte auch, meine Art sei zu schwierig ich wäre penetrant und ich hätte eine einnehmende und nervende Persönlichkeit. Das hat mich sehr verletzt und getroffen. Mitlerweile hat auch er für immer unsere Freundschaft gekündigt& ignoriert jede Kontaktaufnahme von mir, auch wenn er derjenige war, der mir zeigte wie sich richtiges Leben anfühlt (ja, ich bin erst 16 und habe noch mein ganzes Leben vor mir... Das ist mit bewusst!). Ich habe angefangen weitaus schlimmeres zu tun, wie z.B Nagellack trinken, mir Nadeln durch die Haut zu jagen und eben zu Ritzen. Ich habe immer das Gefühl das mich niemand versteht und ich einfach unfähig bin eine Beziehung oder ähnliches zu führen. Diese fehlende Liebe macht mich einfach fertig. Ich bin pausenlos depressiv. Sogar meine Lehrerin hat mich nicht ernst genommen als sie meine vernarbten Arme sah. Ich weiß dass es in diesem Punkt sehr schlimm um mich steht, aber irgendwo ist meine Kraft ausgeschöpft. Ich denke öfters daran wie leicht ich mich umbringen könnte. Ich weiß wirklich nicht mehr weiter... Ich schau meine Arme& mittlerweile auch Beine an (das ist leider schon das 3. mal wo ich euch schreibe, davor wurde es leider nicht angenommen) und weiß das es so nicht weitergehen kann, aber ich habe einfach Angst, irgendwas falsch zumachen. Ihr braucht mir auch nicht sagen, dass ich einen Psychiater brauche, denn das weiß ich selber. Aber ich würde gerne eure Meinung dazu hören, was ich verändern könnte.
Ich hoffe ihr könnt mir ein paar Tipps geben!
Liebe Grüße, Sarah

PS: ich schreibe jetzt schon zum 5. x und hoffe, das mein Problem dieses mal beantwortet wird... :/

Marie Anwort von Marie

Liebe Sarah,

danke für dein Vertrauen!
Und gut, dass du uns noch einmal geschrieben hast, obwohl wir es bisher nicht geschafft haben, dir zu antworten. Das zeigt mir, dass du wirklich Hilfe möchtest und etwas an deiner Situation verändern willst.

Ich kann sehr gut verstehen, dass dich die Kritik an deiner Persönlichkeit sehr getroffen hat. Sowas kann verdammt weh tun. Auf der anderen Seite bietet es dir aber auch eine wichtige Rückmeldung, woran du evtl. arbeiten könntest.
Da ich dich nicht kenne, kann ich schlecht beurteilen, ob du wirklich eine "einnehmende und nervende" Persönlichkeit hast oder nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass du einfach ein Mensch bist, der viel Zuwendung und Bestätigung braucht - was im Prinzip ein Grundbedürfnis ist, das jeder Mensch in mehr oder weniger ausgeprägter Form hat. Vielleicht suchst du deshalb sehr viel nach Kontakt, nach Bestätigung, dass der andere dich mag und dich nicht allein lässt - das kann manchmal für den anderen auch anstrengend werden; nicht jeder kann damit umgehen. Leider kann ich dir nicht genau sagen, was du verändern könntest, da ich dich nicht persönlich kenne - das kann nur jemand beurteilen, der dich auch im direkten Kontakt erlebt. Idealerweise wäre das ein Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut (kein Psychiater; denn diese verschreiben in der Regel nur Medikamente), der mit dir zusammen herausfindet, wo die Ursachen für deine Schwierigkeiten liegen und was du verändern kannst, um wirklich dauerhafte Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen.
Bitte lies dir dazu mal unsere Soforthilfe durch: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Wie-finde-ich-einen-Psychologen.html
Mach am besten bei mehreren Therapeuten einen Termin aus, damit du eine gewisse Auswahl hast, falls du dich beim ersten nicht gut aufgehoben fühlst. Adressen von Therapeuten in deiner Nähe findest du im Telefonbuch oder über Google. Du kannst dich auch an ein Ausbildungsinstitut für angehende Psychotherapeuten wenden und dort eine Therapie beginnen; die Wartezeiten sind dort z. T. kürzer als in freien Praxen. Eine Übersicht dieser Ausbildungsinstitute, geordnet nach PLZ, findest du hier: http://www.therapie.de/psyche/info/ausbildung/adressen-und-links/kinder-jugendpsychotherapie/

Als eine erste "Hilfe zur Selbsthilfe" gegen das Ritzen möchte ich dich bitten, dir unsere Soforthilfe dazu durchzulesen: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/30/Ich-ritze-mich-was-kann-ich-tun.html
Unter "Alternativen" findest du einige Möglichkeiten, was du tun kannst, wenn der Drang dich zu Ritzen wiederkommt. Probiere die einzelnen Möglichkeiten ruhig mal aus und finde heraus, was dir persönlich gut tut.

Außerdem möchte ich dir ans Herz legen, deinen Blick mehr darauf zu lenken, was du gut kannst bzw. was deine positiven Eigenschaften sind. Im Moment nimmst du an dir nur das "Schlechte" wahr, aber ich bin sicher, dass es an deiner Persönlichkeit und in deinem Leben auch viel Gutes gibt. Versuche, dieses Gute - selbst wenn es vielleicht nur Kleinigkeiten sind - bewusst wahrzunehmen. Frage dich jeden Tag: Was sind meine Stärken? Was kann ich gut? Wofür bin ich dankbar? Was lief heute gut/Was ist mir heute gut gelungen? Gibt es etwas, das ich jetzt machen könnte, das mir gut tut?
Vielleicht gelingt es dir dadurch, einen "Gegenpol" zu den negativen Gedanken und Gefühlen zu setzen, die dich runterziehen, und selbst etwas dafür tun, dass es dir besser geht.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen, und wünsche dir viel Kraft und Durchhaltevermögen für deine Therapie und alles Gute für deine Zukunft!

Liebe Grüße,
Marie