Problem von Anonym - 17 Jahre

Ich muss da raus!

Hallo KuKa-Team,

ich werde nächsten Monat 18 und will dann von zuhause ausziehen,
weil ich das was bei mir Zuhause abgeht nicht mehr aushalten kann.

Ich höffe ihr könnt mir Tipps geben.

Um das was bei mir Zuhause abgeht zu verdeutlichen werde ich mal einen Tag niederschreiben, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist.

Morgens:
Ich stehe gegen 4:30 auf, mein Vater sitzt bereits im Wohnzimmer, da er um 6 Uhr zur Arbeit muss. Ich setze mich zu ihm, wir schauen Fern und unterhalten uns ganz normal, wie man es normalerweiße halt macht.
Gegen 5:30 steht dann meine Mutter auf, kommt ins Wohnzimmer sieht mich an und fragt meinen Vater genervt: ,,Was macht der denn hier?", setzt sich hin und sagt; ,,Wehe Du nevst mich!" ohne dass ich überhaupt etwas getan oder gesagt habe. Sie verlangt die Fernbedinung, und schaltet um, während sie ihre Sendungen schaut darf niemand reden. Mein Vater muss ihr dann einen Kaffee aus der Küche holen, wenn nicht ist sie Sauer. Um 6 Uhr fährt mein Vater zur Arbeit, ich bleibe noch etwas bei ihr im Wohnzimmer sitzen und schaue zwangsweiße ihre Sendungen mit. Morgens ist sie nämlich noch einigermaßen normal und für mich auszuhalten. In der Werbung versuche ich mich dann etwas mit ihr zu unterhalten, was wenn dann nur angespannt gelingt (Sie ist genervt weil ich sie nicht in Ruhe lasse..).
Gegen 11 Uhr steht mein Bruder (22) auf, zeitgleich holt meine Mutter sich das erste Bier aus ihrem Vorrat

Ich befürworte es garnicht, dass sie trinkt und sage es ihr auch immer wieder.
Leere Bierkästen, sowie die vollen, gekauften Bierkästen lass ich sie deshalb auch immer selbst tragen (Davon abhalten, dass sie sich das Zeug kauft kann ich ja nicht). Mit 16 Jahren bin ich mit 2 Freunden selbst durch die Gegend gezogen und habe mit ihnen Bier, Vodka ect. getrunken und bin des öfteren betrunken oder garnicht nach hause gekommen.. Als ich dann realisiert habe, was Alkohol aus meiner Mutter gemacht hat, habe ich mich komplett von Alkohol distanziert. und fand das ganze dann nicht mehr so cool.

Zurück zum Thema..
Mein Bruder kommt ins Wohnzimmer und fängt direkt an mich zu beleidigen,
manchmal so, dass meine Mutter es mitbekommt, manchmal auch hinter ihren Rücken.
Wenn ich mich dann verteidige oder ggf. ihn beleidige sagt meine Mutter, dass ich die "Schnautze" halten soll und mich in meinem Zimmer "verpissen" solle. Wenn ich ihr dann sage, dass er doch angefangen habe und somit er sein Maul halten soll bedroht er mich mit Dingen wie: ,,Mach weiter so und Du lebst nichtmehr lange." oder ,,Deinen Geburtstag wirst Du nicht mehr erleben, wenn Du so weiter machst.." (Das sagt er eigentlich schon seitdem ich 11 bin..). Das geht dann den ganzen Tag so wetter.
Zwischendurch mache ich mir dann ein Brot, und vergesse zum Beispiel das Brettchen in die Spühle zu legen, es dauert keine 30 Sekunden bis einer der beiden in die Küche geht um zu kontrollieren was ich dort gemacht habe, was fehlt und ob ich auch alles "ordentlich" hinterlassen habe. Wenn dem so nicht ist, gibt es stress (Das machen die beiden übrigends ständig). In der Mittagzeit eskaliert die Situation zwischen mir und meinem Bruder dann, sodass er auf mich Los geht (In der Vergangenheit des öfteren auch mit einem Messer),
meine Mutter sagt dazu nichts und verzieht sich ohne ein Wort mit ihren Bier an ihren Computer, wo noch mehrere Biere folgen. In der Vergangenheit sind während diesen angriffen Türen und Fenster zu bruch gegangen. Gegen 14-15 Uhr und nach ca 6 Flaschen Bier wird dann das Essen zubereitet, was bei meiner Mutter folgendes bedeutet: Ein Griff ins Gefrierfach, den bestmöglichen Mist rausgeholt der schnell zubereitet werden kann, in einem Topf oder einer Pfanne geschüttet, erhitzt, einmal umgerührt, bis es warm ist noch ein Bier
trinken und hinterher so tun als wenn es ein 5 Sterne Menü wäre an dem man 3 Stunden stand (In der Realität waren es allerdings nur 2 Minuten) und dafür auch noch ein Lob haben wollen (Schonmal Pappe gegessen?). Wenn sie dann fragt, ob es geschmeckt hat und man ihr die Wahrheit sage ist sie Sauer und meint, dass man mit nichts zufrieden wäre.

Nachmittags:
Gegen 16-17 Uhr ist meine Mutter ziehmlich angetrunken, Zeitgliech kommt mein Vater nach Hause, ohne zu wissen was den ganzen Tag los war.
Meine Mutter und mein Bruder sagen ihm dann, dass ich den ganzen Tag stress gemacht hätte, da es 2 gegen 1 steht und beide alles was ich sage zu ihren Gunsten verdrehen habe ich natürlich die Arschkarte, dass mein Vater sauer auf mich ist.
Wenn mein Vater zuhause ist, hält mein Bruder meistens den Ball flach und lässt mich in Ruhe, sobald mein Vater dann aus dem Raum geht fängt mein Bruder wieder an zu provozieren.
Meine Mutter ist wenn mein Vater zuhause ist meistens bis er ins Bett geht am Computer, hört Musik und spielt irgendwelche Spiele.
Gegen 20 Uhr geh ich in meinem Zimmer und sehe Fern, zwischendurch gehe ich immer wieder in der Werbung kurz ins Wohnzimmer.
Gegen 21-22 Uhr hat meine Mutter sich soweit abgefüllt, dass sie überhaupt nichts mehr mitbekommt und liegt mit einer Flasche Bier im Arm schlafend im Wohnzimmer auf dem Sofa bis sie in der Nacht aufwacht und ins Bett geht.


Derzeit ist es so, dass ich versuche Nachts wach zu sein und am Tag zu schlafen um den Stress aus dem Weg zu gehen,
wenn ich am Tag wach bin versuche ich solange in meinen Zimmer zu bleiben, bis mein Vater nach Hause kommt.



Zu mir:
Ich habe weder Schulabschluss noch Arbeit, da ich psychische Probleme habe.
- Ich kann mich nicht in Menschenmassen aufhalten.
- Ich kann werder mit Zug noch mit Bus fahren.
- Ich habe teilweiße Depressionen.
Das was bei mir Zuhause abgeht macht das ganze absolut nicht besser.

Marie Anwort von Marie

Lieber Ratsuchender,

du hast vollkommen Recht: Du musst da raus.
Das, was du beschreibst, wäre für mich ebenfalls unerträglich.
Leider weiß ich nicht genau, auf welche Leistungen du in so einer Situation Anspruch hast, daher würde ich dir empfehlen, dich mal an das zuständige Jugendamt zu wenden und dich dort beraten zu lassen. Schildere dort deine Situation und frage nach, welche Möglichkeiten es jetzt für dich gibt.

Du hast, soweit ich weiß, auf jeden Fall Anspruch auf das Kindergeld, das deine Eltern für dich bekommen - das wird allerdings nicht reichen, um eine eigene Wohnung und die Lebenshaltungskosten zu finanzieren. Da du ein ganz gutes Verhältnis zu deinem Vater zu haben scheinst, wäre es wahrscheinlich sinnvoll, mal in Ruhe mit ihm darüber zu reden, dass du ausziehen möchtest, und ihn zu fragen, ob er dich dabei finanziell unterstützen würde.
Außerdem wirst du wahrscheinlich einen Job brauchen. Du schreibst, dass das momentan nicht geht, weil du psychische Probleme hast. Die Probleme, die du benennst, würden sich jedoch sehr gut durch eine Psychotherapie behandeln lassen. Ich würde dir empfehlen, mal nach Psychotherapeuten (die genaue Berufsbezeichnung lautet "Psychologischer Psychotherapeut" oder "Ärztlicher Psychotherapeut", am besten mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie) in deiner Umgebung zu suchen (Adressen findest du über Google oder im Telefonbuch) und einen Termin zum Kennenlernen zu vereinbaren. Mach am besten gleich mit mehreren Therapeuten einen Termin aus, damit du eine gewisse Auswahl hast, falls du dich beim ersten nicht gut aufgehoben fühlst. Falls es in deiner Nähe ein Ausbildungsinstitut für angehende Psychotherapeuten gibt, kannst du dich auch dorthin wenden - diese Institute bieten auch Therapieplätze an und dort sind die Wartezeiten z. T. kürzer als in freien Praxen. Eine Liste dieser Institute, geordnet nach PLZ, findest du hier: http://www.therapie.de/psyche/info/ausbildung/adressen-und-links/verhaltenstherapie/
Die Kosten werden normalerweise von der Krankenkasse übernommen.

Langfristig wäre es sicher auch sinnvoll, deinen Schulabschluss nachzuholen, um bessere Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu haben. Welche Möglichkeiten es dafür gibt, kannst du z.B. hier nachlesen: http://www.planet-beruf.de/Schulabschluss-nachh.834.0.html

Pack es an - es kann nur besser werden!
Ich wünsche dir alles Gute!

Liebe Grüße,
Marie