Problem von Maria - 32 Jahre

Mit Kind überfordert - ich will mein Kind nicht mehr

Ich weiß, die Überschrift ist erschreckend, aber ich weiß nicht mehr ein noch aus. Mein Sohn ist drei Jahre und ich kann nicht mehr. Jeder Schritt, alles, was ich mit ihm mache, ist zeit- und energieraubend. Wie beschreibe ich es am besten?
Erstmal, ich bin verheiratet, in Teilzeit beschäftigt, suche aber nach einem neuen Job, da der jetzige nicht das Wahre ist, organisatorisch mit Haushalt, Finanzen und Angelegenheiten des Sohnes (Arzt, Kita usw.) eingespannt. Und mein Mann und ich wohnen auf dem gleichen Grundstück wie die Schwiegereltern.
Normalerweise stand ich morgens um 7 Uhr auf, jetzt liege ich oft seit Wochen schon ab 4 oder 5 Uhr wach und kann nicht mehr schlafen. Also stehe ich früher auf, um einiges vorzubereiten, wie Frühstück, Sachen rauszuchen. Dann wecke ich meinen Sohn. Er lacht schon oft, zieht die Bettdecke über den Kopf. Ich kitzle ihn, suche ihn unter der Decke, also Spaß beim Aufstehen. Dann will ich ihn anziehen. Und das Theater fängt an: er will dies machen, er will das nicht anziehen. Bis dahin bin ich noch ruhig. Dann kommt das Frühstück - irgendwas paßt ihn immer nicht. Und es ist kein ruhiges Frühstücken mehr möglich. Es wird was umgekippt, Beine auf den Tisch gelegt usw.. Mein Sohn testet auf den Millimeter die Grenzen aus. Inzwischen höre ich mich wie eine kaputte Schallplatte an: "Laß das!" "Nein, mach das nicht." Ignorieren hilft nicht, ein einfaches Nein ebenfalls wirkungslos.
Dann geht es in die Kita. Egal, wie früh wir losfahren, der Zeitdruck ist immer da, weil er anfängt zu bummeln. Dann bin ich genervt, das spürt er auch.
Nach der Arbeit wartet der Haushalt, organisatorische Sachen, Bewerbungen schreiben.
Nach 8 Stunden im Kindergarten hole ich meinen Sohn ab. Das Abholen klappt nicht immer reibungslos, aber das ist nicht das Problem, sondern zu Hause. Es dreht sich einfach zu viel um meinen Sohn: seine Großeltern, sein Vater. Normalerweise geht meine Erziehung dahin, daß mein Sohn sich auch selbst beschäftigen kann, damit ich auch Zeit für mich habe, wie Lesen oder etwas erledigen. Das wird aber boykottiert, wenn, kaum ist er allein draußen (ich habe ihn aber im Blick, aber ich muß auch mal auf die Toilette und er kann das Grundstück nicht verlassen), ist einer für ihn da. 1:1-Betreuung - alles dreht sich um ihn, um seine Bedürfnisse.
Inzwischen bin ich auch bei meinem Mann nicht mehr an erster oder zweiter Stelle. Suche ich etwas, ist mein Mann mit meinem Sohn beschäftigt. Ich bekomme keine Antwort noch Hilfe beim Suchen.
Die schlechten Tage mit meinem Sohn werden häufiger, ich spüre immer mehr Wut in mir. Von meinem Sohn wurde ich schon getreten, gehauen und angespuckt. Ich sage Nein, Aua usw, aber ich finde die Erziehung, die Zeit mit ihm als Kampf, raubt mir meine Zeit, meine Energie. Sachen, die normalerweise in 5 min erledigt sind, ziehen sich in die Länge von 15-20 min.
Diese Dinge habe ich meinem Mann schon gesagt, auch von meiner Wut, meinen negativen Gefühlen. Ich bekomme nur einen Blick, nicht mehr, Unverständnis, als würde ich ein Tabu ansprechen.
Natürlich nehmen die Großeltenr ihr Enkelkind. Einmal in der Woche ist Großeltern-Enkel-Tag, mal übernachtet er auch. Doch ich brauche mehr Zeit für mich, mehr Tage, eine Woche, die Auszeiten sind zu kurz, denn etwas muß immer erledigt werden.
Ich bin ratlos. Was kann ich tun und ändern? Wie gehe ich mit meiner Wut, mit den negativen Gefühlen gegenüber meinem Kind um?

Monika Anwort von Monika

Liebe Maria,

ich habe das Gefühl dein Sohn bekommt viel Frust und Wut ab - auch für Dinge für die er nichts kann.
Aber was ich ganz klar raushöre ist, dass du an deine Grenzen stößt, verzweifelt bist und dringend Hilfe benötigst!

Du hast einfach viel zu tun. Einen Teilzeitjob, der dich vermutlich stresst, da es dort nicht optimal läuft, Bewerbungen und die Sorge einen neuen passenden Job zu finden, den Haushalt auf die Reihe bekommen und ein kleines Kind versorgen. Das ist viel und kann einen ganz schön schlauchen.
Nur dafür, dass du oft im Zeitstress bist und dich daher die Bummelaktionen deines Sohnes noch mehr aufregen, kann der kleine Mann nichts. Auch dass ihn sein Vater und seine Großeltern verwöhnen ist nicht seine Schuld!

Ich denke daher erstens wären bessere Absprachen unter euch von Nöten. Du brauchst Unterstützung in deiner Erziehung und niemanden der dich boykottiert. Da sollte vor allem dein Ehemann mit dir an einem Strang ziehen.
Dein Sohn ist drei und damit in einer schwierigen Phase, in der er versucht seine Grenzen auszutesten. Was er hier braucht sind klare Regeln und falls er sich nicht daran hält Konsequenzen und zwar sowohl von dir als auch vom Vater! Also weniger reden - mehr handeln!
Unterstützung und weitere Tipps könntest du bei einer Erziehungsberatungsstelle in deiner Nähe finden - einfach ins Telefonbuch schauen und anrufen - die sind genau für solche Fragen da und helfen gerne weiter. Außerdem kann man sich auch mal den Frust von der Seele reden.

Falls du dir wirklich Unterstützung wünscht im Haushalt oder mit der Kindererziehung und wirklich das Gefühl hast alleine nicht weiterzukommen gibt es auch die Möglichkeit einer Familienhilfe. Die kommt 2-3 mal in der Woche zu dir und hilft vor Ort weiter. Hierfür müsstest du beim Jugendamt nachfragen.

Du sagst du brauchst mehr Auszeit - könntest du nicht mal für ein oder zwei Wochen wegfahren? Es sind doch Oma und Opa gleich ums Eck die sich um den Kleinen mitkümmern könnten? Einfach ein bisschen Abstand bekommen von allem - denn so lange du zu Hause bist findet sich antürlich immer etwas das noch erledigt werden sollte. Aber mal abschlaten und entspannen, den Kopf frei bekommen und dann die Dinge vielleicht auch wieder mit anderen Augen sehen - das geht nur wenn du wirklich mal weg bist.

Eine weitere Möglichkeit wäre eine Mutter-Kind -Kur. Wenn dein Arzt auch sieht, wie schlecht es dir geht, dass du erschöpft bist, kaum noch schläfst etc. könnte er bei deiner Krankenkasse eine solche Kur beantragen. Dann hättest du einige Zeit mit deinem Sohn alleine, würdest von Fachkräften unterstützt und könntest auch wieder lernen wie schön es sein kann ein Kind zu haben, wenn die Alltagsbelastungen wegfallen.

Ich finde wirklich es ist höchste Zeit, dass du etwas für dich tust. Für dich ganz alleine. Das kann sein, dass du eine Sportart hast die dir gut tut, dass du einen Nachmittag nur für deine Freundinnen einplanst, dass du dir ein warmes Bad gönnst oder beim shoppen entspannst. Du weißt selbst am besten was dir gut tut - nimm dir das! Leg einen Nachmittag fest der nur dir alleine gehört!

Du musst wieder Energie tanken, denn wenn du so weiter machst bist du irgendwann wirklich krank und landest in der nächsten Klinik!

Also sprich nochmal mit deinem Mann und mach ihm deutlich, dass du wirklich Unterstützung brauchst - und hol sie dir von professionellen Fachleuten!

Ich wünsche dir viel Kraft!
Alles Gute
Monika