Problem von Azura - 18 Jahre

Zittern

Hey Leute, ich schreib euch jetzt zum 3. Mal, vllt wird´s ja dieses Mal was.
Zum meinem Problem. Ich zittere situationsbedingt, undzwar in folgenden Fällen: Wenn ich vor der Klasse sprechen muss, beim Schreiben von Prüfungen, wenn ich etwas vor anderen unterschreiben muss. Eins weiß ich sicher, es muss aufhören, denn übermorgen beginnt mein Studium und ich will unbedingt erfolgreich sein. Da sitzen jetzt keine 30 Leute mehr, in vieleIch habe mir richtig den A**** aufgerissen, um einen Platz da zu bekommen, hatte sogar die beste Abschlussprüfung in Mathe und Englisch, bin extra über 100 km weit weggezogen. Ich würde mich alles vieles bezeichnen, aber faul ganz sicher nicht und deswegen muss das Zittern aufhören, sonst war alle Mühe umsonst.
Es sind nicht nur die Hände, die zittern, es ist mein ganzer Körper, sogar der Kopf, es ist über die Jahre hinweg schlimmer geworden, angefangen hat das ganze, als ich 10 oder 11 Jahre alt war.
Denkt nicht, ich hätte nichts unternommen. Tabletten, Atemübungen, psychische Übungen, es hilft alles nichts. Die einzige Sache, wo ich Fortschritte gemacht habe, ist etwas Selbstbewusstsein aufzubauen. Aber wie gesagt, es sind andere Situationen in denen ich "normal" bin. Sobald etwas von mir erwartet wird, kann ich einfach nicht wirklich zeigen, was ich drauf habe und das ist richtrig frustrierend. Danke für´s durchlesen.

Marie Anwort von Marie

Liebe Azura,

ich kann gut verstehen, dass dich dieses Zittern sehr belastet und du frustriert bist, weil du durch diese "Blockade" nicht wirklich das zeigen kannst, was eigentlich in dir steckt.
Auch wenn du jetzt nicht explizit etwas davon geschrieben hast, vermute ich mal, dass dieses Zittern durch Nervosität oder Angst ausgelöst wird.
Ganz wichtig bei der Entstehung von Angst ist die Art und Weise, wie wir eine Situation bewerten. Für dich scheinen Situationen, in denen etwas von dir erwartet wird, bedrohlich zu sein. Möglicherweise gehen dir Gedanken durch den Kopf wie "Wenn ich das nicht perfekt hinkriege, halten die anderen mich für einen Versager" oder "Die anderen dürfen mein Zittern auf gar keinen Fall bemerken". Du kannst dir sicher vorstellen, dass solche Gedanken einen großen Druck aufbauen und sich die Angst und das Zittern dadurch nicht verringern, sondern eher noch verstärken. Auch der Satz "Das Zittern muss aufhören, sonst war alle Mühe umsonst" geht in diese Richtung und setzt dich unter einen enorm großen Druck, der wahrscheinlich eher dazu führt, dass du noch angespannter bist und umso mehr zitterst.
Es wäre also wichtig, dass du an deiner Bewertung dieser Situationen arbeitest. Das geht zum Beispiel, indem du dir überlegst, was realistisch betrachtet passieren würde, wenn andere dein Zittern bemerken oder wenn du die Aufgabe, die dir gestellt wurde, nicht perfekt löst.
Ich vermute, dass einigen dein Zittern gar nicht auffällt, einige andere bemerken es vielleicht und denken sich, dass du wohl ziemlich aufgeregt bist - was, gerade wenn man vor anderen sprechen muss oder eine Prüfung schreibt, sehr vielen Menschen so geht, die das wahrscheinlich auch sehr gut nachvollziehen können und dafür Verständnis haben werden.
Wäre es also wirklich so schlimm, wenn jemand dein Zittern bemerkt?

Ich vermute, dass du ein Mensch bist, der sehr viel von sich selbst fordert (wahrscheinlich sogar mehr, als andere von dir erwarten) und ziemlich streng mit sich ist - vielleicht etwas zu streng?
Lerne, nachsichtiger mit dir selbst zu sein. Das Zittern darf da sein, und es ist auch in Ordnung, die Erwartungen anderer nicht immer zu 100 % zu erfüllen.
Um zu lernen, wie du mit diesen Situationen entspannter umgehen kannst, damit sie dich nicht innerlich blockieren, kann auch psychotherapeutische Unterstützung sinnvoll sein. Dabei kannst du gemeinsam mit dem Therapeuten oder der Therapeutin herausfinden, wo genau die Ursachen für dein Problem liegen und was du konkret dagegen machen kannst. Adressen von Psychotherapeuten in deiner Nähe (am besten mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie) findest du über Google oder im Telefonbuch. Mach am besten bei mehreren Therapeuten einen Termin zum Kennenlernen aus, damit du eine gewisse Auswahl hast, falls du dich beim ersten nicht gut aufgehoben fühlst. Du kannst dich auch an ein Ausbildungsinstitut für angehende Psychotherapeuten wenden, dort sind die Wartezeiten oft kürzer als in freien Praxen. Adressen dieser Institute (geordnet nach PLZ) findest du hier: http://www.therapie.de/psyche/info/ausbildung/adressen-und-links/verhaltenstherapie/

Außerdem möchte ich dir noch zwei sehr gute Seiten ans Herz legen, die dir evtl. weiterhelfen:
http://www.selbsthilfe-beratung.de/angst-zu-versagen.html
http://www.selbsthilfe-beratung.de/redeangst.html

Ich wünsche dir alles Gute!

Liebe Grüße,
Marie