Problem von Melody - 16 Jahre

Immerzu Streit mit meinem Freund

Hallo Liebes Kuka-Team,
ich habe folgendes Problem :

Ich bin schon seit fast 2 Jahren mit meinem Freund zusammen und es lief eig. alles super. Doch schon seit Monaten streiten wir uns nur noch und ich weiß nicht was ich machen soll. Wir streiten uns wegen Kleinigkeiten, die total sinnlos sind und werden beide trotzig. Trotzdem besprechen wir das Problem, aber am Ende kommen wir nicht zu einer Lösung sondern streiten uns nur noch mehr. Wir beide sind sturköpfig und melden uns danach nicht mehr, bis sich einer endlich entschließt, den ersten Schritt zu machen.
Doch nachdem wir uns wieder versöhnt haben, fängt der nächste Streit an.
Ich bin total verzweifelt, weil ich ihn doch liebe und er mich auch.. aber so kann das nicht weitergehen ... Ich hoffe ihr könnt mir helfen

Dana Anwort von Dana

Liebe Melody!

Leider gibt es das öfter, dass man in so eine Streitschiene hinein rutscht und dann nicht mehr heraus findet.
Es ist ein Teufelskreis. Man ist genervt, streitet, was immer einen Mini-Bruch verursacht, rutscht weiter auseinander, ist frustriert, streitet...und bei jedem Streit geht ein bisschen was kaputt. Man hat schon die Negativ-Erwartung im Kopf, dass ja sicher gleich wieder ein Streit losgeht...und zack, dann passiert es auch.

Ich hoffe, ihr habt keine Fernbeziehung sondern eine vor Ort? Bei Fernbeziehungen kann es schnell passieren, dass die Welten sich auseinander leben und dann gibt es nur noch Frust und Streit. Da ist es auch viel schwerer, wieder zueinander zu finden. Ich lese zwar, dass ihr euch dann lange nicht beieinander meldet, aber gehe mal davon aus, dass ihr trotzdem ein ganz normales Pärchen seid, das sich öfter sehen kann und nicht nur dreimal im Jahr wie zB Internetpärchen. Meine Beratung bezieht sich allerdings durchaus auf beide Möglichkeiten, denn richtig streiten muss gelernt werden, egal, ob man direkt voreinander sitzt oder nur übers Net miteinander kommuniziert.

Das Wichtigste ist: Setzt euch in einer ruhigen Minute mal zusammen und besprecht, wie ihr in der nächsten Zeit mit dem Streit umgehen wollt. Ihr liebt euch - sagt euch das. Und dann wird ein "Schlachtplan" erstellt.

Dabei gibt es bestimmte Regeln:

1. man geht RESPEKTVOLL miteinander um.
- der Partner darf ausreden
- es wird nicht laut gesprochen
- die Wortwahl ist nicht verletzend
2. es gibt keine Vorwürfe!
- kein "aber DU hast...!!!!!"
- nicht in der Vergangenheit rumstochern, sondern schauen, was zukünftig besser gemacht werden kann.
3. jeder kratzt sich NUR an SEINER Nase
- es wird überlegt, was jeder dazu beitragen kann, dass es besser wird
- jeder überlegt, wo SEINE eigenen Fehler liegen
- jeder redet nur davon, wie er sich mit der Sache fühlt und welche Möglichkeiten er für die Zukunft sieht, nicht, was der Andere besser machen sollte
4. die Sach-Ebene darf nicht verlassen werden!
- keine persönlichen Angriffe, keine Sticheleien
- Fakten zusammen tragen und überlegen, wie man sie ZUSAMMEN ändert
- ruhig und ohne Hektik überlegen und reden
5. die Basis ist: "Ich liebe dich! Lass uns das schaffen!"
- nicht: "aber DU musst echt was ändern, sonst wird das nix mehr!"

Man kann nur sich selbst ändern, nicht den anderen. Wenn aber beide sich selbst ändern wollen, zuliebe des Partners, dann wird daraus ein Schuh. Streit ist nur etwas Produktives, wenn man offen für die Meinung des Anderen ist. Wenn man sofort genervt abwinkt oder gegenschlägt, kommt einfach nichts bei rum. Klar, es ist extrem schwierig, wenn der Partner ein Problem mit einem hat, dies einfach mal so hinzunehmen. Gerade, wenn man oft streitet, ist da schon so ein "Verhaltensmuster" programmiert. Man gerät sofort auf 180 und haut zurück. Aber was bringt das? Nix.

Setzt euch zusammen und fangt an zu bereinigen. Ihr liebt euch, ihr wollt weiterhin zusammen sein. Dann sollte euch dieses Gespräch das wert sein.

Zuerst solltet ihr euch fragen, woher das dauernde Gestreite kommt. Wo liegen die Wurzeln? Seid ihr gestresst? Welche Möglichkeiten seht ihr, die Probleme zu lösen? Könnt ihr es schaffen, ruhiger und entspannter in der Beziehung zu sein? Wie?
Oft passiert es zB auch, dass man den Alltagsstress in die Beziehung mit reinbringt, obwohl der da auf diese Weise nichts zu suchen hat. Dann platzt man viel schneller, obwohl der Partner nichts für kann.

Danach könnte festgelegt werden, was zu tun ist, wenn der nächste Streit kommt. Ihr werdet sicher nicht auf einmal die Friedensbärchen sein. Aber nach den obigen "Regeln" lässt sich ein Streit/eine Diskussion ganz gut führen und man ist hinterher nicht so extrem sauer aufeinander.

Das Allerwichtigste, jedenfalls habe ich das so erfahren, ist der Respekt und die Achtung, die auch im Streitfall da sein sollte. Man lässt den Anderen ausreden, man versucht gegenseitig zu vermitteln, anstatt immer nur draufzuschlagen und zu hoffen, dass man am Ende der Sieger ist. Du beschreibst die typische Streitsituation, in der beide Partner sich emotional hochjagen und dann einfach keine Einigung mehr möglich ist, selbst, wenn man es versucht. Soweit darf es gar nicht erst kommen.

Zum Inhalt des Streits vielleicht noch ein Wort:
Es gibt die so genannten "Ich-Botschaften". Das bedeutet, dass man immer von sich selbst ausgeht, niemals vom Anderen. Also kein "DU HAST!!!!!....." sondern ein "Ich fühle mich ....zB zurückgesetzt" oder "Ich merke, dass wir da und da uns entzweien, wie siehst du das?". Dann sollte man auch immer die Killerworte "Nie" und "Immer" vermeiden. "IMMER hast du....!!!!!" "NIEMALS ist es so, dass...!!!". Da gehen nur alle Jalousien im Kopf runter und nix geht mehr. Versucht produktiv zu diskutieren, nicht destruktiv zu streiten. Ziel sollte immer eine respektvolle Einigung sein, nie das Niedermachen des Partners, bis der nicht mehr kann.

Wenn du merkst, dass dein Partner dich gerade persönlich angreift, dann sag ihm das. Sag ruhig: "Du...nee, jetzt wirst du gerade persönlich, das sollten wir lassen, damit wir zu einem guten Schluss kommen." Auch du achte darauf, dass du nicht verletzend wirst.

Beispiel:

Die Küche ist dauernd unaufgeräumt, weil er nicht mithilft und du dann auch keinen Bock hast.

Ein Beispiel dafür, wie man das Problem ansprechen könnte:
"Hey, Schatz, ich habe Probleme, die Küche alleine in Ordnung zu halten. Meinst du, wir könnten uns da zusammen tun und jeder macht ein bisschen was? Das wäre dann für uns beide fair."

Damit öffnest du ihm die Tür zu sagen: "Ok, hast Recht...können wir." oder "Hm...ich hab doch eh immer so wenig Zeit"...dann wäre eben die Diskussion noch nicht vorbei, dann müsste das Meinungsbild kommen.

Wie man es eher nicht machen sollte:
"Hey, Schatz, du könntest ruhig auch mal in der Küche mithelfen!!!" ---> Vorwurf, der ihn in die Defensive drängt.
"Hey, Schatz, IMMER muss ich die Küche alleine aufräumen, du hilfst nie!!!" ---> Vorwurf + verallgemeinerndes Killerwort
"Hey, ich hab gerade die Küche aufgeräumt...aber das bin ich ja gewöhnt....moah, du bist SO faul!" ---> persönlicher Angriff

Natürlich weiß ich, dass ihr nicht zusammen wohnt. Aber dieses banale Beispiel soll einfach mal zeigen, wie viele Möglichkeiten es gibt, den Partner sofort auf 180 zu kriegen, ohne dass man das eigentlich will. Wenn man streitet, muss der eigene Frust sich ein wenig zurück halten, sonst kommt man zu keinem Ergebnis.

Das, was ich dir jetzt hier aufgeschrieben habe, sind im Prinzip meine persönlichen Erfahrungen durch mehrere Beziehungen. ;) Dazu hab ich irgendwann mal was von "Streit-Deeskalation" gelesen, also wie man es schafft, einen Streit nicht eskalieren zu lassen.

Ich hoffe, du kannst damit was anfangen und ihr beide "rauft" euch wieder zusammen.

Alles Liebe,

Dana