Problem von Anonym - 14 Jahre

Angst, das etwas schlimmes passiert(Bitte dringend um Hilfe)

Hallo liebes Kummerkasten-team, würde mich sehr über eine Antwort oder einfach Tipps freuen, ich hab mir andere Artikel durchgelesen und finde, ihr könnt sehr gut anderen helfen, macht das auf jeden fall weiter und niemals damit aufhören, viele sind euch sehr sehr dankbar :)

(Tut mir Leid dass es so viel geworden ist und ich eure zeit damit verschwende)
Ich habe folgendes Problem:

Ich bin 14 Jahre alt und habe seit einem halben jahr eine Freundin. Mit ihr ist es echt nicht leicht, es ist oft sehr schwer richtig mit ihr umzugehen, damit habe ich sehr Probleme, sie hat schwere Depressionen. Ich weiß von ihren Problemen, doch sie will nicht richtig mit mir über ihre Probleme reden, sie sagt das geht mich nichts an, ich kann sie auch nicht überzeugen, indem ich ihr sage dass es gut tun würde und es ihr dadurch besser gehen könnte, sie weiß dass ich immer für sie da bin. Sie war schonmal 1Monat in einer Psychatrie, sie wurde entlassen, obwohl es ihr immernoch nicht gut ging, sie hat sich einfach gesund gestellt und wurde entlassen, sie sagt es war der Horror dort, sie will dort nie mehr wieder hin, dort werden Kinder geschlagen und es war einfach nur schrecklich dort für sie.
Ihr ganzer Arm ist voller Narben, in der 5, Klasse hat sie mit dem Ritzen angefangen. Seit wir zusammen sind hat sie es nicht mehr gemacht, ich hab mit ihr geredet dass es nichts bringt und es keine Lösung[...] ist. Doch vor kurzem hat sie es wieder getan. 3 tiefe Schnitte. Ich denke ich habe falsch reagiert, sie hat es grad getan und dann haben wir uns getroffen, ich hab es gleich gemerkt. Ich habe sie gar nicht gefragt warum und weshalb, ich war einfach für sie da und habe die Wunde mit einem Pflaster überdeckt. War das falsch? sollte ich sie doch fragen warum sie das gemacht hat und nochmal mit ihr darüber reden?
In letzter Zeit sagt sie mir sogar mehrmals am Tag, ich solle Schluss machen, damit sie sich endlich umbringen kann. Sie sagt ich bin auch schon kein richtiger Grund mehr, am Leben zu bleiben. Sie sagt mir, sie wartet nur noch auf den richtigen Moment, dass sie sich umbringt.
Ich kenne ihre Familie und die meisten sind einfach nicht normal und total unhöflich, ich verstehe dass es ihr durch der Familie sehr schlecht geht.
Ihr Opa hatte früher auch Depressionen, wahrscheinlich hat sie es vererbt. Ich habe ihr vorgeschlagen mal mit ihm zu reden, wie er es geschafft hat die Depressionen zu besiegen und sich von ihm helfen zu lassen. Sie will es nicht. Sie weiß, dass ihr Opa es gleich weiter an ihre Eltern und die anderen der Familie erzählen würde.
Sie will nicht zu einem Psychologen, sie hat Angst dafor wieder in eine Klinik oder Psychatrie zu kommen, außerdem erlaubt es ihre Mutter nicht, was ich gar nicht gut finde.
Sie wurde jahrelang in der Schule gemobbt, doch als sie in die 8. Klasse gekommen ist wurde es besser. Sie hat richtig Freunde gefunden und es ging ihr shcon viel besser, doch dann musste sie die Klasse wiederholen. Wieder wird sie gemobbt, sie wird richtig beleidigt, ihr wird öfters mal das Bein gestellt oder ähnliches. Sie hat mit dem Lehrer gesprochen, er sagte, wenn sie es nochmal tun, soll sie wieder zu ihn kommen. Das tut sie aber nicht. Wäre es sehr schlimm wenn ich ein paar Leute aus ihrer Klasse, die Leute die sie mobben, wenn ich die mal Schlage? Ich weiß es ist nicht gut, aber irgendwie die einzige Lösung.
Meine Freundin verlangt sehr viel von mir und ich tue alles für sie, genau so ihre Eltern, sie geben ihr alles was sie will, doch wenn sie mal etwas nicht bekommt ist sie total beleidigt und beleidigt ihre Eltern und sagt sie will ins Heim und will sich umbringen. Die Eltern sind genau so überfordert wie ich und haben Angst um sie. Ich habe shcon mit ihrer Mutter geredet. Die Eltern sind den ganzen Tag nur gestresst. Die Schwester meiner Freundin ist 9jahre alt, sie ist ziemlich nervig, sie kann nicht mal 5minuten alleine bleiben, sie verfolgt ständig ihre Mutter. Zu mir kommt sie auch einfach angerannt und haut mich auf den Arsch oder sowas. Böse zu ihr kann ich ja auch nicht sein. Die kleine Schwester meiner Freundin wird von der Familie viel mehr gemocht, das sagen sie meiner Freundin oft und lassen sie das spüren. Die kleine Schwester beleidigt meine Freundin und meine Freundin sagt dazu dann einfach "halts maul" oder sowas, ihr Vater hat es mal mitbekommen und hat sie geschlagen! Wie kann ich ihr bei sowas helfen? Bin am verzweifeln...
Jetzt meine Fragen an euch:
Wie soll ich reagieren wenn meine Freundin sich selbst verletzt oder von Selbstmord redet?
Sollte ich ihren Mitschülern mal eine rein hauen? Sollte ich hinter ihrem Rücken zu ihrem Lehrer gehen?
Wie kann ich sie überzeugen zum Psychologen zu gehen? Wie kann ich die Mutter davon überzeugen?
Was soll sie tun, wenn ihre Schwester sie beleidigt? Ich weiß, sie denken es ist normaler Schwesternstreit, aber sie zerschneidet z.B. Klamotten von ihr, macht ihre Schulsachen kaputt, macht ihre Sachen kaputt. Ihre Eltern machen dagegen nichts. Was kann ich tun?
Meine Freundin hat mich gebeten, dass ich auch die Klasse wiederholen, damit ich in ihre Klasse komme. Sie sagt es wäre das tollste was ich machen könnte und alles würde besser werden, doch ich will das nicht wirklich. Wie kann ich ihr das erklären?
Was soll ich machen, wenn ich grad dabei bin, wenn z.B. ihre Oma ihr sagt, sie ist ein schlechtes Mädchen und sie hasst sie, sie kann auf so ein Enkelkind verzichten. Oder wenn ihre Eltern grad gestresst sind und ihr sagen, sie soll sich endlich umbringen gehen. (Sowas kommt öfters vor!!!! schrecklich!)
Sage ich meiner Freundin, ich will 1 Tag Pause, freut sie sich. Sie sagt es ist der passende Moment, sich umzubringen. Ich brauche meine Pause wirklich, ich werde immer schlechter in der Schule, zum größten Teil wegen ihr, sie macht mir sehr viele Probleme. Wie soll ich das machen, das ich 1 Tag Pause habe, ohne dass sie sich etwas an tut?
Ich will nicht, dass sie ihr restliches Leben weiter Depressionen hat. Würde ich sie in eine Psychatrie oder sowas schicken, würde ich ihre ganze Zukunft zerstören, sie würde in der Schule alles verpassen, einen schlechteren Job [...] bekommen. Sollte ich sie wirklich weg schicken? sie hat mir mal gesagt, das schlimmste was noch passieren kann, ist wenn sie wieder in so eine Psychatrie kommt. Sie würde es dort nicht aushalten und würde sich sofort umbringen wollen.

Ich halte es selber kaum noch aus, manchmal denke ich einfach daran, die Polizei zu rufen, damit sie weg kommt, und ich selber gehe dann einfach. Weg von allem... Ich bin einfach überfordet mit ihr, ich habe selber schon genug Probleme, aber wenn ich mich nicht schnellst möglich um ihre kümmere, könnte es sein dass ich sie plötzlich tod irgendwo auffinde. Ich habe nicht mal die Zeit, mich um meine Probleme zu kümmern, meistens trinke ich Nachts einfach mal Alkoholgetränke, um alles zu vergessen, es ist der einzigste Moment wo ich Zeit für mich habe, und diesen Moment will ich genießen. Bei mir zu Hause merkt das keiner, nur mein großer Bruder weiß es, dass ich mal trinke.
Ich finde einfach keine Lösung, selber zum Psychologen gehen kann ich nicht, meine Freundin würde es merken, außerdem weiß ich nicht mal zu welchem.
Ich bin einfach nur noch überfordet und finde keine Lösung mehr, langsam denke ich auch, der Tod wär die einzige Lösung. Auch wenn ich grad Alkohol neben mir stehen habe, es hilft nicht, ich find es auch Schade, dass ich zum Alkohol greife, ich kann aber nicht anders.
Ich halte alles nicht mehr aus, ihr wärt meine Rettung, wenn ihr mir wenigstens ein Bisschen helfen könntet, ich brauche einfach Hilfe, alleine schaff ich es nicht. Es wird mir alles zu viel. Ich kann mich aber erst um mich kümmern, wenn ich weiß, dass es anderen gut geht.
meine freundin ist suizidgefährdet und mein Vater auch.
Was soll ich tun?? :(
Bitte helft mir!

Carolin Anwort von Carolin

Lieber Unbekannter,


zunächst würde ich gern betonen, dass ich es wirklich toll finde, dass Du deiner Freundin mit Rat und Tat so zuverlässig zur Seite stehst! Sie hat wirklich sehr großes Glück jemanden wie Dich zu haben. Ganz zu Anfang also ein großes Lob an Dich, Deine Fürsorge und Deine Geduld sind wirklich vorbildlich.

Mein erster Gedanke, nachdem ich Deine Nachricht gelesen habe, war, dass Du mittlerweile große Schwierigkeiten hast zwischen Deinen eigenen Bedürfnissen und denen Deiner Freundin zu differenzieren. Die Grenzen zwischen euch beiden scheinen zu verschwimmen, das zeigt sich zum Beispiel in den Aussagen Deiner Freundin, für die Du scheinbar der letzte Strohhalm bist, an den sie sich im Leben klammert und die es toll fände, wenn Du die Klasse für sie wiederholen würdest, obwohl auf Grund Deiner Leistungen wohl nicht der geringste Anlass dafür bestehen würde. Zudem scheinen ihre Probleme regelrecht auf Dich abzufärben, so dass Du inzwischen selbst Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit angesichts ihrer Situation empfindest. Möglicherweise machst Du dir auch Schuldgefühle, weil sie Dich mit ihren Problemen so sehr vereinnahmt, dass Du gar nicht weißt, wo Du anfangen kannst und sollst. Außerdem sagst Du selbst, dass Du noch eigene Probleme hast, um die Du dich kümmern musst und die gar nicht zum Zuge kommen, weil Du dich so intensiv mit Deiner Freundin auseinandersetzt.

Mein erster Rat an Dich wäre daher, dass Du deine persönlichen Grenzen achtest und vor ihr deutlich machst. Ich kann verstehen, dass Du deine Freundin wirklich liebst und ihr helfen willst, aber Du hast genauso ein Recht darauf eigene Bedürfnisse zu haben und diesen auch nachzugehen. Am deutlichsten wird dies für mich am Beispiel ihres Wunsches, dass Du die Klasse für sie wiederholst. Aus Deinen Worten kann ich deutlich herauslesen, dass Du das nicht möchtest. Mach ihr an dieser Stelle also ganz deutlich, dass Du ihr zwar helfen möchtest, aber dass Du dich nicht selbst für sie aufgeben wirst. Diese Entscheidung muss sie akzeptieren. Sollte sie Dich dennoch mehr oder weniger deutlich mit der Drohung, dass sie sich das Leben nimmt, unter Druck setzen, lass Dich nicht darauf ein. Sie muss verstehen und lernen, dass sie Dich nicht vollkommen für sich vereinnahmen kann und dass auch Du deine Grenzen hast. Ihr eigener Suizid ist ihr Druckmittel gegen Dich, lass dich also nicht von ihr manipulieren.

Ich kann gut verstehen, dass es Dich sehr wütend macht, wenn Deine Freundin gemobbt wird. Selbstverständlich ist das Verhalten der Klasse ihr gegenüber absolut nicht in Ordnung. Bestimmte Leute, die für diesen Teufelskreis verantwortlich sind jedoch zu schlagen, wäre keine Lösung und würde letztendlich nur dazu führen, dass Du mit den Konsequenzen, die hieraus entstehen, umgehen musst. Du würdest also einen erheblichen Nachteil daraus ziehen, weil Du einer Strafe vermutlich nicht entgehen könntest.
In gewisser Weise kann ich jedoch nachvollziehen, was Dich zu solchen Gedankenspielen treibt. Ich bin mir sicher, Du fühlst dich angesichts der Probleme Deiner Freundin mittlerweile sehr ohnmächtig und hilflos, da Du ihr viele Vorschläge gemacht hast um ihr zu helfen, diese von ihr jedoch nicht angenommen werden. Vermutlich gehen Dir also langsam die Optionen aus, wie Du ihr helfen könntest. Das sollte Dich aber nicht dazu verleiten solche Maßnahmen zu ergreifen. Gewalt ist keine Lösung. Da Deine Freundin von allein scheinbar nicht ihren Lehrer aufsucht, obwohl sich das Mobbing fortsetzt, könntest vielleicht Du, sofern es Deine Belastbarkeitsgrenze nicht übersteigt, selbst den Lehrer darauf ansprechen oder mit einem Schulsozialarbeiter bzw. einem Vertrauenslehrer über diese Vorfälle sprechen.

Normalerweise würde ich Deiner Freundin angesichts ihrer Probleme dazu raten sich schnell an professionelle Hilfe zu wenden. Dass sie auf diesen Schritt jedoch nicht zurückgreifen möchte, kann ich unter den Umständen, dass sie in der Psychiatrie bereits schlechte Erfahrungen gemacht hat, gut verstehen. Da sie sich offensichtlich weder an einen Psychiater noch an einen Psychotherapeuten wenden möchte, würde ich euch beiden in diesem Fall empfehlen ein Gespräch in einer Beratungsstelle wahrzunehmen. Die Mitarbeiter einer Beratungsstelle sind in der Regel geschulte Mitarbeiter, die jedoch oft keine ärztliche Ausbildung haben. Möglicherweise wäre es für Deine Freundin leichter sich über diesen Weg helfen zu lassen. Beratungsstellen in eurer Nähe, auch speziell für Jugendliche, kannst Du unter folgendem Link suchen:

http://www.bke.de/virtual/ratsuchende/beratungsstellen.html?SID=12F-8B1-8AF-41A

Ich würde nicht nur Deiner Freundin ausdrücklich empfehlen ein Beratungsgespräch in Anspruch zu nehmen, sondern auch Dir. Falls sie bereit ist dieses Angebot in Anspruch zu nehmen, kannst Du sie möglicherweise zu ihren Terminen begleiten. Ich finde jedoch, dass Du zusätzlich Einzelgespräche ganz für Dich allein wahrnehmen solltest. Selbst wenn Deine Freundin nicht zu einer Beratungsstelle gehen möchte, würde ich Dir empfehlen dort ein Beratungsgespräch für Dich allein zu vereinbahren. Letztendlich wirst Du sie nicht zwingen können Hilfe in Anspruch zu nehmen. Was Du jedoch tun kannst, ist Dir selbst helfen zu lassen.

In Deiner Nachricht wird für mich sehr deutlich, dass sich bereits eine große Abhängigkeitsbeziehung zwischen Dir und Deiner Freundin entwickelt hat. Diese beeinträchtigt Dich erheblich und ich bin daher der Meinung, das Du Gelegenheit haben solltest in einem Einzelgespräch mit einem Berater Lösungen zu erarbeiten, wie sich diese Abhängigkeit auflösen lässt, damit Du nicht mehr von ihrer Seite aus unter Druck stehst. Zudem greifst Du mittlerweile in bestimmten Situationen bereits zu Alkohol um „herunterzukommen“, das Gespräch würde also auch im Punkt Suchtprävention sehr hilfreich sein.

Solltest Du in einer bestimmten Situation ganz akut Hilfe brauchen und nicht mehr weiter wissen, kannst du das Angebot der Telefonseelsorge und der „Nummer gegen Kummer“ wahrnehmen. Die Telefonnummern, die Du übrigens kostenfrei nutzen kannst, findest Du hier:

http://www.telefonseelsorge.de/

https://www.nummergegenkummer.de/cms/website.php


Ich wünsche Dir alles Gute und ganz viel Kraft!


Carolin