Problem von Anonym - 16 Jahre

Zweiter Versuch- Diese Welt macht mich krank

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

Das hier ist jetzt mein zweiter Veruch, an meiner Situation hat sich nach wie vor nichts geändert... von daher:

Also, ehrlich gesagt weiß ich nicht wirklich, wo ich anfangen soll...
Nun gut, ich falle jetzt einfach mal mit der Tür ins Haus, denn mein Wissen über diese Welt zerstört mich einfach und ich wünsche mir manchmal wirklich, ich wüsste von dieser ganzen Sch***e einfach nichts..

Seit etwas länger als 2 Jahren lebe ich nun vegan, mit 8 bin ich Vegetarier geworden, und logischerweise beschäftige ich mich auch sehr mit dem Thema Tierschutz. Und genau da liegt das Problem! Diese Machtlosigkeit gegenüber diesem ganzen verdammten System mach mich so unbeschreiblich traurig und wütend.
Von meine Eltern und Geschwistern, sowie den meisten meiner Freunden habe ich vollste Unterstützung bekommen, meine Mutter kocht nun auch schon ausschließlich vegan, was echt wundervoll ist, und wenn man mal schaut, was sich in der Szene innerhalb der letzten paar Jahre getan hat, sprich Kochbüchern, Medien, etc. is das ja echt ein riesen Gewinn und die Welt kommt einem so toll vor.
Aber dann gibts da noch die andere Seite, diese fürchterliche, hilflose Seite.
Freunde und Bekannte sind zwar interessiert, ich kläre sie auch über diese schrecklichen Misstände auf, aber geändert, geändert habe ich dadurch keinen einzigen.. Meine beste Freundin hat schon zweimal versucht vegetarisch zu leben, beim ersten mal hat sie aufgegeben, weil sie deshalb so unbeliebt (!!) geworden ist, und beim andren mal hat sie nicht "durchgehalten" weil ihr damaliger Freund sich so über Veggies lustig gemacht hat, ich mein, WTF?! Ich find das so arg, sie hat absolut keine eigene Meinung, was das betrifft! Im einen Moment noch so überzeugt und im andren dann so "Ach hör mal auf damit, lass doch jeden so, wie er will." Und ich denk mir da, wasn jetzt los is, des kann ja wohl nich wahr sein! Ouh, aber ich drifte ab..
Es geht mir darum, dass unsere Gesellschaft einfach am "A" is, keiner will selber denken, alles wird eingetrichtert! Wenn ich jetzt nur an die Schlachthöfe, Mastbetriebe, zerschredderten Kücken oder seins "nur" die angeschwollen Euter der "Bio"-Kühe denke, könnt ich einfach nur zum heuln anfangen, von den anderen Perversitäten wie zB Robbenschlachtungen, Prostitution von Orang-Uthans oder der Jagd mal abgesehn...
Ganz ehrlich, mir kommt das alles wie ein schlimmer Albtraum vor... Ich begreife nicht, wie so viele mit dem Wissen, das eben auch ich habe weiterleben können wie zuvor. Deshalb glaube ich, oder versuche ich mir einzureden, dass diese Welt doch garnich echt sein kann, so dumm kann doch niemand sein vor so etwas offensichtlich falschem die Augen zu verschließen!?
Ganz ehrlich? Ich seh mich bzw die Tiere da echt nich mehr raus, das alles is so übertrieben zu weit gegangen und so korrupt geworden, dass ich absolut nich weiß, wie diese ganzen Schlachtungen aufhören können. In letzter Zeit häufen sich meine Gedanken, dass ich dem ganzen doch ein einfaches Ende bereiten könnte, ICH wäre dann frei von all den Sorgen.. Aber das wäre zu egoistisch, den Tieren gegenüber. Ich weiß ich kann nicht die Welt verändern, aber ein kleines bisschen könnte ich doch mithelfen, diesen verfluchten Planeten zu retten (sofern da überhaupt noch was zu retten is), oder?
Dieser ganze Müll beschäftigt mich schon so lange, ich kann nicht mehr richtig schlafen (und weine mich meistens in den Schlaf), mich auf nichts mehr konzentrieren, seis Schule oder was auch immer.
Ich bin mir so sicher, dass ich das 7./11. Schuljahr nicht schaffen werde, ich war immer ne durchschnittliche Schülerin und hab immer schon das gemacht, was ich wollte (andere würden es Faulheit nennen), zuhause lerne ich eher wenig, sonder zeichne den ganzen Tag (ich zeichne für mein Leben gern und würde später auch gerne was damit machen, Aufträge etc. bekomm ich ja jetzt auch schon...). Wenn ich dann aufhöre, mim Zeichnen, kommen die ganzen Gefühle wieder hoch; dass ich die Schule nich schaffen werde und ich auch keine Lust habe, sie zu schaffen, da das ganze Schulsystem doch eh im Eimer is und versucht die Individuen klein zu stampfen; ich so gerne bei einer Tierschutzorganisation arbeiten würde, aber da verdient man ja kein Geld... und ich weiß auch nicht... im Prinzip is mir Geld bzw "Luxus" eher nebensächlich, wenn ich dafür zumindest ein paar arme Seelen retten könnte, doch ich möchte meine Eltern iwie nich enttäuschen (also ich glaube nicht, dass ich sie direkt enttä
uschen würden, aber die machen sich hald auch Sorgen, und wollen, dass ich gut leben kann) und mit 16 "arbeitslos" zu sein, hört sich ja auch nich wirklich prickelnd an. Ich werd glaub ich demnächst anfangen, neben der Schule bei einem Gandenhof zu arbeiten, Ställe ausmisten und so, die können ja echt jede helfende Hand gebrauchen. Doch ich weiß eben nicht, wie des dann mit der Schule weiter geht.. Aber so weiter machen wie jetzt, sprich gar nix aktiv zum Tierschutz beizutragen, und mir in der Schule das Hirn rauslabern zu lassen, das kann ich einfach nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren...

Ufff, das hat jetzt grade echt unglaublich gut getan o.o
Tschuldigung für des wirre Geschreibsel... Ich weiß jetzt auch nich wirklich, was ich mir erwarte, vlt ein paar aufmunternde Worte? Ich weiß es nicht. Hoffe aber dennoch auf irgendeine Antwort, weil mir das doch zeigen würde, dass mir zumindest einer zuhört und sich vlt zu Herzen nimmt, was ich sage, auch das wäre dann schon mal ein kleiner Sieg...

Katrin Anwort von Katrin

Liebe Ratsuchende,

ich möchte dir gerne auf deine Anfrage antworten, da ich selber seit langer Zeit Vegetarierin bin (mittlerweile lebe ich auch fast vegan). Ich kann deine Punkte also ziemlich gut nachvollziehen und ich finde es genauso schrecklich, welches Leid den Tieren Tag für Tag zugefügt wird.
Ich weiß zudem auch, wie schwer es ist, andere Menschen davon zu überzeugen, ihre Lebensweise zu ändern und auch ich bin bisher noch die Einzige in meinem Familien- und Freundeskreis, die vegetarisch lebt.

Zunächst möchte ich dir sagen, dass ich es toll finde, dass du von deiner Familie so viel Unterstützung bekommst. Das ist nicht immer selbstverständlich, denn vor allen die Lebensweise von Veganern können viele Menschen nicht nachvollziehen. Vor einigen Jahren wurden sogar Vegetarier noch „schief angeguckt“, aber mittlerweile gibt es, wie du auch schon festgestellt hast, ein ziemlich breites Angebot für Vegetarier (z.B. im Restaurant, Kochbücher, etc.). Das sollte man als gutes Zeichen werten, denn das Angebot an vegetarischen Produkten steigt doch nur, weil auch die Anzahl an Vegetariern steigt.

Zu denken, es ist möglich, dass es gar keine Schlachtungen und dergleichen mehr gibt, wäre meiner Meinung nach utopisch. Das kann man nie ganz stoppen! Leider! Und dennoch, so schwer es auch ist, muss man auch die Menschen akzeptieren, die nicht vegetarisch leben wollen. Natürlich würde ich auch gerne meinen Bekanntenkreis davon überzeugen und das versuche ich durchaus auch (z.B. indem ich vegetarisch koche), aber dennoch sollte letztendlich jeder so leben, wie er es möchte und mit seinem Gewissen vereinbaren kann.

Ich finde es beeindruckend, dass dich dieses Thema so sehr beschäftigt und du dich für die Tiere einsetzt. Das ist super! Du hast natürlich recht damit, dass du die Welt alleine nicht ändern kannst, dennoch trägst du dazu bei, sie ein Stück zu verbessern, auch wenn das ein kleiner Anteil ist.
Dazu möchte ich dir folgendes Zitat nennen: „Viele kleine Leute an vielen kleinen Orte,
die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern“ (afrikanisches Sprichwort).
Mit gefällt dieses Sprichwort ziemlich gut, denn das zeigt doch, dass jeder kleinste Schritt dazu beiträgt, etwas zu verändern. Du gehst sogar ziemlich viele dieser Schritte: Du lebst vegan, informierst andere über den Veganismus und hilfst bald auf dem Gnadenhof. Ich finde das ist sogar schon ein sehr großer Schritt!

Folgende Seite möchte ich dir gerne empfehlen. Unter dem Punkt „Ich alleine kann doch keine Tiere retten“ findest du Angaben, wie vielen Tieren man tatsächlich helfen kann, wenn man vegan lebt. Das ist der sehr beeindruckend, wie ich finde.
http://www.berlin-vegan.de/tierrechte/ernaehrung/faq

Ob und wie viel Geld man verdienen kann, wenn man aktiv im Tierschutzverein arbeitet, weiß ich nicht. Das meiste beruht wahrscheinlich auf ehrenamtliche Arbeit. Du solltest dich auf jeden Fall mal umhören und dich (nach deinem Schulabschluss) dort (nebenbei) engagieren. Mit Hilfe deines Ehrgeizes könntest du viel erreichen!

Kennst du die Tierrechtsorganisation PETA? Diese ist wegen ihrer (teils auch sehr provokanten) Aktionen ziemlich bekannt. Hier kann man sich auch aktiv beteiligen, z.B. indem man online oder in einem persönlichen Brief auf die Missstände einiger Tiere aufmerksam macht:
http://www.peta.de/web/aktiv.3.html
PETA hat schon viele Erfolge zu verzeichnen (http://www.peta.de/web/erfolge.34.html). Daran sieht man doch, dass man einiges erreichen kann, wenn mehrere Leute sich zusammentun.

Es gibt auch speziell Seiten für Kinder und Jugendliche. Schau dir doch mal diese an:
http://www.petakids.de/

Es muss natürlich noch einiges Geschehen, um die Welt zu „retten“, aber denke daran, du machst das schon echt sehr gut so. Es macht mich glücklich zu lesen, dass es Jugendliche wie dich gibt, die so verantwortungsvoll mit der Natur, den Tieren und dem Klima umgehen.

Versteife dich aber bitte nicht zu sehr in die Thematik und behalte auf jeden Fall auch andere Interessen (wie z.B. das Zeichen) bei. Andere Hobbies helfen dir, diese Sorgen zu vergessen. Das ist auch sehr wichtig. Du solltest nicht nur an die Tiere denken, sondern in erster Linie an DICH und was DIR gut tut. Dazu gehört auch, einen Abschluss zu machen. Es ist toll, wenn du es nebenbei schafft, auf dem Gnadenhof zu helfen, doch bitte vernachlässige nicht die Schule. Es geht um DEINE Zukunft.

Du kannst dich jederzeit wieder bei mir/ uns melden. Ich würde mich freuen, noch mal von dir zu hören.

Alles Gute und liebe Grüße,
Katrin

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