Problem von Anonym - 28 Jahre

Schwanger und verlassen

Hallo,

ich bin im 8. Monat schwanger und wurde gerade vom Kindesvater verlassen. Er gibt mir die alleinige Schuld an der Trennung und behauptet er hätte mich eher in meine Schranken weisen sollen. Derzeit bin ich auf Grund einer Risikoschwangerschaft krank geschrieben, der Versuch mich mit meinem Umzug abzulenken funktioniert leider nicht. Mit Familie und Freunden kann ich nicht wirklich reden, ich bekomme immer das Gefühl auf Grund von Stimmungsschwankungen an der Situation schuld zu sein. Der Kontakt zum Kindesvater ist leider immer sehr verletzend, er sagt, wenn es hoch kommt müsse er mich dieses Jahr nur noch 3 Mal sehen, er könnte mich momentan nur noch "erwürgen". Bis vor ein paar Wochen habe ich von seiner Wut gegen mich leider nichts mitbekommen. Ich war bestimmt wirklich nicht immer nett und ausgeglichen, da ich bis vor kurzem noch arbeiten (mit Überstunden) und nebenbei alleine mit der Wohnungssuche und -einrichtung beschäftigt war. Ich wollte eine günstige bezahlbare Wohnung in der Nähe meiner Eltern anmieten, damit hatte mein Lebensgefährte schon immer ein Problem. Leider hatte ich nicht das Gefühl der Unterstützung seinerseits, was mich in meinem Wahn der schnellen Wohnungssuche bestärkt hat. Damit habe ich wohl selbst die Beziehung kaputt gemacht. Mir geht es jetzt sehr schlecht (Schlafstörung, Übelkeit usw.). Die Schwangerschaft schlaucht, ich kann mich nicht auf das Kind freuen, mich plagen schreckliche Gedanken wie ich aus dieser Situation herauskomme. In meinen Versuchen den Kindesvater zurückzugewinnen verliere ich komplett meine Selbstachtung. Finanziell habe ich Angst mit dem Umzug und dem Kind nicht zurechtzukommen (habe alle Möglichkeiten Elterngeld, Kindergeld, MuSchG, Unterhalt durchgerechnet). Ich kann mit dem mir entgegengebrachten Hass vom Kindesvater und dessen Familie nicht umgehen, vielleicht könnt Ihr mir Helfen. Liebe Grüße

Marie Anwort von Marie

Liebe Ratsuchende,

das ist wirklich eine schwierige Situation und ich kann gut nachvollziehen, dass dich das alles sehr belastet und du nicht weißt, wie es jetzt weitergehen soll.
Ich würde dir raten, dir zuerst einmal Unterstützung beim Umgang mit dieser schwierigen Situation zu suchen. Du schreibst, dass du mit deiner Familie und deinen Freunden nicht reden kannst. Es wäre aber sehr wichtig, dass du jemanden findest, der ein offenes Ohr für dich hat, bei dem du einfach mal deine Sorgen loswerden kannst und der vielleicht auch ein paar Tipps für dich hat, wie du mit dieser Situation umgehen kannst. Bestimmt gibt es in deiner Umgebung Beratungsstellen, an die du dich diesbezüglich wenden kannst - schau einfach mal über Google nach, welche Angebote es in deiner Umgebung gibt. Vielleicht kannst du dort auch in Erfahrung bringen, welche zusätzlichen finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten es für dich gibt, falls das Geld nicht ausreicht.
Du musst das alles nicht allein durchstehen. Hol dir die Hilfe, die dir zusteht!

Außerdem würde ich dir raten, auch wenn es schwer fällt, den Kontakt zum Kindsvater und seiner Familie erst einmal so weit wie möglich abzubrechen. Für mich liest es sich so, als wäre momentan kein vernünftiger Umgang zwischen euch beiden möglich, und eine klare Trennung daher wahrscheinlich das Beste. Selbst wenn du ihn zurückgewinnen solltest, denke ich nicht, dass du nach der Geburt des Kindes die Unterstützung in eurer Beziehung finden würdest, die du eigentlich bräuchtest. Ich vermute eher, dass dann immer noch jede Menge Vorwürfe fallen würden und er zudem in einer sehr mächtigen Position wäre, da ihr beide wüsstet, dass er dich jederzeit wieder verlassen könnte. Das ist kein Klima, in dem ein Kind aufwachsen sollte. Und es wäre, denke ich, für dich auch eher eine zusätzliche Belastung als eine Hilfe.
Versuche, nach vorn zu schauen und dich jetzt auf dich und dein Kind zu konzentrieren, auf die vielfältigen Aufgaben und Herausforderungen, die vor dir liegen, aber auch auf die wunderschönen Momente, die ganz bestimmt dabei sein werden!
Und zögere nicht, wenn das Kind dann da ist und du dich vielleicht überlastet fühlst (was als alleinerziehende Mutter ganz normal ist), auch deine Eltern um Hilfe zu bitten, damit sie das Kind mal für eine Weile nehmen und du dir eine Pause gönnen kannst.

Ich könnte mir vorstellen, dass dich auch die Frage beschäftigt, ob du vielleicht "Schuld" am Ende der Beziehung bist; ob du es hättest verhindern können. Ist das so?
Wenn ja, würde ich dir gern noch meine Gedanken dazu mitteilen.
Ich denke, dass ihr beide einen Anteil daran hattet, dass die Beziehung auseinander gegangen ist. Ich halte es für falsch, dir allein die Schuld dafür zu geben, wie dein Ex-Freund es offensichtlich tut.
Er hat sich dafür entschieden, die Dinge, die ihn gestört haben, nicht anzusprechen, sondern zu warten, bis es ihm zu viel wurde, und dann die relativ radikale Lösung gewählt, sich sofort von dir zu trennen. Er und seine Familie haben sich daraufhin entschlossen, dich abzulehnen.
Es ist ihr gutes Recht, sich für diese Sichtweise zu entscheiden, und das wirst du akzeptieren müssen.
Aber das bedeutet nicht, dass du ihre Einstellung übernehmen musst und dich selbst für alles verantwortlich machen musst. Es bedeutet auch nicht, dass du ein verachtenswerter Mensch bist oder dergleichen.
Sicher hast du, genau wie dein Ex-Freund auch, in der Beziehung Fehler gemacht, aber das geschah nicht aus böser Absicht heraus - und es ist jetzt auch nicht mehr rückgängig zu machen. Daher: Versuche zu akzeptieren, was geschehen ist, und nach vorn zu schauen.

Vielleicht findest du auch in unserer Soforthilfe ein paar hilfreiche Tipps: http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/8/Sie-Er-hat-mich-verlassen.html

Zum Abschluss möchte ich dir noch ans Herz legen, wieder mehr auf die Dinge zu achten, die dir gut tun. Gibt es etwas, das dir Freude macht oder gemacht hat, das du auch ohne deinen Ex-Freund tun kannst? Oder etwas, was du schon immer mal ausprobieren wolltest?
Einige Anregungen dazu findest du hier: http://www.angenehme-ereignisse.de/
Es ist wichtig, diese angenehmen Aktivitäten nicht zu vernachlässigen, denn sie sorgen dafür, dass man zwischendurch immer mal wieder "den Kopf frei bekommt" und verbessern die Stimmung.
Eine gute Möglichkeit, um mal für eine Weile Abstand von den Sorgen und Problemen zu bekommen (und das ist wichtig, um nicht darin "gefangen" zu bleiben), ist beispielsweise folgende Übung: http://www.selbsthilfe-beratung.de/probleme-loesen.html
Vielleicht hättest du auch Interesse daran, ein Entspannungsverfahren zu erlernen? Dafür bietet sich beispielsweise die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson an. Dazu werden Kurse z. B. an der Volkshochschule angeboten, du kannst es dir aber auch selbst beibringen. Eine Anleitung findest du hier: http://www.pfiffprojekt.de/workshop/eintaegigestraining/uebungen/HandoutPMR.pdf

Ich hoffe, dass ich dir mit meiner Antwort ein wenig weiterhelfen konnte, und wünsche dir alles Gute und ganz viel Kraft! Ich bin sicher, dass du das schaffst!

Viele liebe Grüße,
Marie