Problem von anonym - 15 Jahre

Neue Familie - Angst

Hallo,
hm... wo genau mein Problem liegt weiß ich eigltich gar nicht genau, im moment weiß ich nichts mehr. Mein Kopf leer.
Aber erst einmal von vorne....Ich bin bei meinen leiblichen Eltern aufgewachsen. Mein Vater hat mich Jahre lang Sexuell Missbraucht und ich habe mich einfach nicht gewährt. Meine Mutter wusste was mein Vater mir an tut, aber sie hat nie was dazu gesagt, auch wenn ich um hifliche gefehlt habe. Irgendwann würde ihr das zu viel und hat mich und mein Vater vor die Tür gesetzt. Wir mussten uns innerhalb von zwei tagen eine wohnung suchen. Das meine mutter ihn verlassen hat, damit kam er nicht klar, er hat mehr und mehr getrunken, mich mehr angefasst und geschlagen...Eines Tages kam ich von der Schule und mein Vater hielt sich eine Waffe an den kopf, schrie und schlug um sich, ich solle verschwinden...aus angst bin ich zu einem nachbar, der gott sei dank die polizei rief....und so kam ich ins heim...meine mutter wollte mich nicht zurück...

nach einem Jahr im Heim bin ich in eine pflegefamilie gekommen...sie wollen mich vielleicht auch addoptiern, darüber freue ich mich sehr...
aber ich habe angst, wenn sie mitbekommen dass ich mich ritze und eigtlich lieber sterben würde, denn die gedanken an damals lassen mich nie in ruhe, nicht am tag und nicht in der nacht...ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll, es macht mich verrückt...manchmal breche ich einfach zusammen und kann nur noch weinen...
ich habe angst, wenn sie das raus bekommen, dass sie mich zurück ins heim schicken, weil sie mit mir nicht klar kommen. Was soll ich machen??

Helfen sie mir, bitte....!!!!!

Dana Anwort von Dana

Meine liebe Unbekannte. =)

Glaube mir bitte, wenn ich dir hier bestätige, dass deine Pflegeeltern dich sicher NICHT einfach zurück ins Heim geben werden. Sie haben ein feines Gespür für dich und haben dich sicher aus dem Heim geholt, weil du ihnen ein Anliegen bist. Sie wollen dich adoptieren, das bedeutet, dass sie dich dazu noch in ihr Herz geschlossen haben und dich als TOCHTER akzeptieren und lieb haben.

Glaubst du wirklich, du kannst sie zu dem jetzigen Zeitpunkt irgendwie enttäuschen? Mit Sicherheit nicht. Egal, was in dir ist, egal, was du durchmachst, sie werden MIT dir sein. Sie werden dir helfen und dich unterstützen.

Weißt...ein Kind kann man sich nicht aussuchen und ein Kind kann seine Eltern normalerweise nicht aussuchen. Man sieht es an deiner leiblichen Mutter, die einfach so dermaßen überfordert war, dass sie alles von sich gestreckt hat und gesagt hat: so...und nicht weiter. Aber deine Pflegeeltern haben sich bewusst FÜR DICH entschieden. Das ist etwas ganz Besonderes und Schönes. Sie haben bewusst JA zu dir gesagt...und sie wussten, dass sie damit auch JA zu einem Berg von Problemen sagen werden.

Das, was du in deiner Kindheit erlebt hast, ist niemandem zu wünschen. Deine Seele wurde oft verletzt und es ist kein Wunder, dass du versuchst, dir Linderung und Ablenkung durch das Ritzen zu schaffen. Wahrscheinlich denkst du tief im Inneren sogar noch, dass du an der ganzen Misere mit deinen Eltern schuld bist.

Bist du nicht!

Deine Eltern waren nicht fähig, ein Kind in Liebe und Fürsorge aufzuziehen. Dass beide ein großes Problem haben, sieht man ja daran, dass deine Mutter euch einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen hat und dein Vater sich eine Waffe an den Kopf hielt. Das sind ja keine normalen Verhaltensmuster.

Die Wunden, die deine Eltern bei dir und deinem Selbstwertgefühl hinterlassen haben, sind immens. Du richtest deine Wut, deine Traurigkeit und deine Fragen nach dem Warum gegen dich selbst, indem du dich schneidest. Dazu kommt das kurze Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben. Aber eigentlich hast du das nicht. Du merkst selbst, dass die Bilder und die Gedanken dich nicht schlafen lassen, dass sie dauernd Besitz von dir ergreifen. Man nennt das auch "Flashs", gerade, wenn Bilder kommen, die du eigentlich nicht willst und die dich lahm legen.

Ich möchte dir SEHR ans Herz legen, dich deinen Pflegeeltern anzuvertrauen. Glaub mir, eigentlich warten sie darauf. Sie wissen doch genau, was für eine Geschichte du hast. Sie wissen, was dir geschehen ist und wie es dir eigentlich geht. Jegliches Vorspielen falscher Tatsachen belässt sie in dem Wartemodus und in der Hoffnung, dass du dich ihnen anvertrauen wirst. Sie drängen dich nicht, vielleicht wissen sie auch nicht komplett alles, aber ich weiß genau, dass sie nicht doof sind. Sie haben dich in ihr Herz geschlossen und sehen, dass dich einiges plagt.

Geh zu ihnen, setz dich dazu und sag: "Ich möchte mit euch mal sprechen"...und dann erzähle einfach. Nicht unbedingt von dem, was dir passiert ist, das sitzt einfach zu tief, aber davon, was es mit dir macht. Bitte deine neuen Eltern um Hilfe. Du hast es doch wirklich verdient, ein Leben zu führen, das mit UNTERSTÜTZUNG rechnen kann. Du hast so lange Demütigungen erfahren und warst ausgeliefert...da ist es jetzt wichtig, dass du dich selbst für wert genug erachtest, ein schönes Leben zu haben. Ein Leben, in dem man ehrlich miteinander sein kann und keine Furcht davor haben muss, den Eltern zu erzählen, was in einem vorgeht.

Ich hoffe nur, du kannst mir vertrauen, wenn ich dir sage, dass du positiv überrascht sein wirst, wenn du mit deinen Pflegeeltern sprichst.

Des weiteren halte ich eine Therapie für sinnvoll. Dazu bräuchtest du eine gute Traumatherapeutin, denn dir sind schlimme Dinge in der Vergangenheit passiert, die deiner Seele arg böse mitgespielt haben. Diese Wunden müssen genauso behandelt werden wie eine tiefe Wunde am Bein. Wenn du den Mut hattest, mit deinen Pflegeeltern zu sprechen, könnt ihr ja mal darüber nachdenken, wie es wäre, mit ihrer Unterstützung zur Therapie zu gehen. Therapeuten sind dafür da, dich wieder aufzubauen und dir Stärkung in deinem Alltag mitzugeben. Man lernt, mit den Bildern und den Gedanken umzugehen und sie auch "zu verbannen". Auch dein Selbstwertgefühl würde da wieder gestärkt werden.

Du hast viel mitgemacht, aber du bist eine tolle junge Frau, die neue Möglichkeiten bekommen hat! Nutze sie. :) Und glaube mir, dass deine Pflegeeltern nur darauf warten, mit dir zu reden über das, was dich bedrückt. Sie wollen gerne helfen, dazu sind sie auch da. Dazu haben sie sich bereit erklärt, dich aufzunehmen. Sie wussten, dass da kein "reines, weißes kleines Mädel" kommt sondern eins mit einer Geschichte, die man seinem Feind nicht wünscht.

Vertrau dich ihnen an...du wirst es nicht bereuen! Und vielleicht gelingt es dir dann, mal wieder zu lächeln...und mal wieder an etwas anderes zu denken. Dann wäre alles auf einem guten Weg.

Ich wünsche dir alles Liebe und Gute! Du hast es verdient!

Liebe Grüße,

Dana