Problem von Markus - 21 Jahre

Studium-Ausbildung-Musik-Zukunft!?

Hallo liebes Kummerkasten-Team!

Ich schreibe hier zum ersten Mal - aber nachdem ich so ein bisschen durchgeblättert habe denke ich, dass ihr eine Klasse Arbeit macht.
In unserer heutigen Zeit reden wir zum Teil einfach viel zu wenig miteinander - da ist es schön, dass es Leute wie euch gibt. Daumen hoch :-)

Mein Name ist Markus, bin zur Zeit Maschinenbaustudent und unglücklich über meine jetzige Situation.

Ich habe gerade erst mit dem 3. Semester begonnen, doch nach mehreren verfehlten Prüfungen (die ich theoretisch noch wiederholen könnte) bekomme ich mehr und mehr das Gefühl, dass dies nicht das richtige für mich ist.
Ich muss nebenbei gestehen, dass es fleißigere Bienen gibt als mich, die das Ding auch bis zum Ende durchziehen können. Nur gehöre ich leider nicht zu dieser Sorte...

Während meiner Jugend war ich eher ein orientierungsloser, verpeilter und fauler Junge, was sich leider nur in Maßen gebessert hat. Meine Entscheidung zum Studium war eher aus dem Bauch heraus - nach dem Motto: ma guggn, was kommt...

Daher war diese Entscheidung nicht gut durchdacht.

Meine eigentliche Leidenschaft ist die Musik- ich bin leidenschaftlicher Musiker und generell widme ich einen großen Teil meiner Freizeit der Musik - zu Lasten meiner Prüfungsnoten....

Ich bin nun an einem Punkt angekommen, wo alles irgendwie stagniert, wo viele Gedanken mich quälen (z.B. wie siehts aus, wenns mit dem Studium nix wird, ob ich etwas finden werde, was mich erfüllen wird und ich dennoch keine finanziellen Engpässe bekomme....).

Das Problem ist, dass es verdammt schwierig ist, mit der Musik Geld zu verdienen, geschweige denn eine Ausbildung in der Richtung zu bekommen, mit der man auch - nach dem sie abgeschlossen ist, davon leben kann.

Irgendwie fühle ich mich meinen Eltern schuldig.
Meine Eltern hatten mich zum Teil in wirklich schwierigen Zeiten (gerade nach der Wende) durchzufüttern.
Desweiteren kommt hinzu, dass ich der einzige Bub in der Familie bin. :-)
Ich hatte in meinen Eltern die Hoffnung erweckt, dass ich eines Tages als Diplom-Ingenieur irgendwo arbeite, oder sogar eine eigene Firma gründe, mit der ich meine Eltern finanziell unterstützen könnte (meine Eltern sind zur Zeit arbeitslos). Ich dachte einfach, ich hätte das Zeug dazu! Ich dachte, ich hätte vielleicht der erste Akademiker aus der Familie sein können - ich meine - wie geil wäre das denn gewesen! :-)
Doch nun tauchen Zweifel auf.

Ich fühle mich zur Zeit wie ein Versager, der es einfach nicht packt, mal ein bisschen mehr Zeit darin zu investieren, mal in den Büchern zu lesen oder Aufgaben durchzurechnen.....

Wie gesagt, ich bin ein Musikus, der wahrscheinlich wie viele Musiker davon träumt, auf der Bühne zu stehen und mit der Musik Geld zu verdienen.
Aber es ist nur ein Traum. Vielleicht träume ich ein bisschen zu viel. So viel Glück muss man erst mal haben....und Talent....was ich vielleicht habe - oder auch nicht.

Vielmehr Interessen habe ich eigentlich nicht, von daher schränkt es das ganze Ausbildungs-und Studiumsfeld ein. Was einfach schlecht ist, ich weiß.

Wie wird meine Zukunft aussehen? Werde ich es überhaupt zu etwas bringen?
Werde ich glücklich?
Zur Zeit bin ich es jedenfalls nicht.

Ich weiß überhaupt keine Antworten auf diese Fragen.
(Ich weiß, ihr könnt sie mir auch nicht beantworten...:-()

Vielleicht war jemand aus eurer Redaktion in der gleichen oder ähnlichen Situation, das würde mich sehr interessieren.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir vielleicht Tips bzw. Lösungsansätze für meine jetzige (für mich schwierige) Situation mitteilen könnt.

Dankeschön und Liebe Grüße,
Markus

PS: Diese Mail hatte ich schon vor etwa 2 oder 3 Wochen geschrieben, jedoch ist dieses Problem bei mir noch aktuell. Ich hoffe, dass diesmal die Mail beantwortet werden kann. Dankeschön :-)


Bernd Anwort von Bernd

Hallo Markus,

schön, dass Du Dich an uns gewandt hast.

Meine Frage an Dich: Du schreibst: "Meine Entscheidung zum Studium war eher aus dem Bauch heraus"
Ist damit Deine Entscheidung zu einem Studium im Allgemeinen gemeint?
Oder Deine spezielle Wahl (Maschinenbau)?

Ich frage das, weil es einige Fächer gibt, die (selbst wenn sie ebenso technisch orientiert sind) eher in Deine Richtung gehen.

Z.B.: alles was mit Akkustik zutun hat.
Dazu gehört auch das Thema, das ich mit einem Nachbarn und der Polizei diskutiert habe, seit mein Sohn mit seiner Band im Hause übte: Schalldämmung!

Was glaubst Du, wieviele Bands einen Probenraum suchen, der wenig kostet und von den Nachbarn trotzdem akzeptiert werden kann, weil es mit dem Schallschutz stimmt?

Auch Deine Musik mag "aus dem Bauch" heraus kommen: das Publikum wird sie fast ausschließlich durch Technik erreichen: Tontechnik!

Du hast die Hochschul"reife" erlangt!

Also kannst Du nicht komplett "verpeilt" sein!

Vielleicht ist es eine nicht ganz glückliche Entscheidung gewesen, ein Studium zu beginnen, das zu (ich weiß nicht) wievielen Prozent der Entwicklung des deutschen Lieblings geschuldet wird: dem Auto.

Mit Akkustik und Tontechnik wollte ich Dir zwei Alternativen aufzeigen!

Im nahen Umfeld der "professionellen Musik" gibt es eine Fülle von Dienstleistungen, die selber auch Professionalität verlangen und deshalb auch bezahlt werden. Und aus diesen Dienstleistungen kann man manchmal auch selber ins künstlerische Rampenlicht gelangen.

Bist Du in der Musik so gefestigt, dass Du es andere lehren kannst?
Gute Musiklehrer - Lehrer auf ein Instrument - können auch darin ihren Lebensunterhalt gut verdienen!

Wichtig, wenn Du Dich (hoffentlich) darauf besinnst, was Du selbst bist und werden willst (ohne Rücksicht auf die Erwartungen von (ä)elter(e)n):

Stehe zu dem Weg, den Du dann eingeschlagen hast!
Und lass Dich dann niemals durch Neid von diesem Weg abbringen!

Der "Yuppie" mag mehr Geld verdienen und mehr Ansehen geniessen!
Dafür darfst Du Dir treu bleiben!

Wichtig dabei ist aber (meines erachtens), dass Du Deine Entscheidung so bald wie möglich triffst: Du brauchst die Erwartungen Deiner Eltern nicht zu erfüllen. Aber dafür solltest Du sie auch so bald wie möglich aus der Verantwortung Dir gegenüber entlassen!

Das sind übrigens genau die Tipps, die ich meinem Ältesten gegeben habe und es wiederholen werde, wenn er sich dann entscheiden muß.
Mir wird es lieber sein, wenn er mit seiner Leidenschaft seinen Lebensunterhalt verdient, als wenn er mit dem Anspruch anderer an ihn - oder, was schlimmer wäre: durch eigenen Neid und Unzufriedenheit veranlasst - "Geld machen" zu seinem Lebensinhalt machen würde.

http://www.youtube.com/watch?v=YRelTEH52Uk&feature=plcp

Alles Liebe,

Bernd