Problem von Anonym - 16 Jahre

Ich komme mit meinem Stiefvater überhaupt nicht klar...

Hallo,
ich bin sehr verzweifelt und weiß einfach nicht, was ich tun soll. Ich hab mir schon sehr viele Gedanken darüber gemacht, an wen ich mich wenden soll. Mein Problem: Ich denke ich stecke in einem Teufelskreis. Ich bin Ausländer und meine Mutter ist vor ungefähr 12 Jahren mit mir nach Deutschland eingwandert und hat nochmal geheiratet. Ich habe jetzt einen kleinen Bruder aber ich komme überhaupt nicht mit meinem Stiefvater aus. Das entwickelte sich aber erst in der Pubertät sprich vor ein paar Jahren. Meine Mutter ging früher den Klischeevorstellungen einer Hausfrau nach, da ihre deutsche Sprache nicht so gut war. Sie verbrachte den ganzen Tag nur zuhause, kochte, räumte auf, bügelte etc. Doch dann fing sie an Freunde zu finden und war auch mal öfter draußen. Sie fing an zu arbeiten, weil mein Stiefvater ihr kein Kindergeld mehr gab.Anfangs waren es nur kleine Jobs in unserem Heimatort, doch dann entschied sie sich einen festen Job in einem anderen Bundesland anzunehmen, weil sie dort einfach mehr Geld für uns verdient. Aufgrund der zu hohen Zugkosten kommt sie nur noch am Wochenende nach Hause.Mein Bruder und ich bekommen dann von ihr Taschengeld und damit kaufe ich mir auch meist meine Kleidung und Essen. Ich würde gerne selbst kochen aber ich habe keinerlei Begabung dazu und was auch nicht von wem ich es lernen soll.Ich werfe ihr nichts vor, ich liebe sie sehr, denn das macht sie ja alles nur für uns.Ich musste eine Zeit lang die ganze Hausarbeit erledigen und ich war damit einfach überfordert.Ich bekam Depressionen, aber konnte nie mit jemandem darüber reden. Das Schlimmste an Allem ist, dass mein Stiefvater Alkoholiker und Messi ist. Wir leben seit 10 Jahren in einem sehr alten Haus mit ungef. 16 Zimmern und alles ist einfach kaputt( Risse in den Wänden, in der Küche ist die Zimmerdecke schon jahrelang kaputt, ein Raum steht seit Jahren leer etc.) Mein Stiefvater ist Lkw - Fahrer und arbeitet an Wochentagen 8 Stunden. Trotzdem schafft er es nicht, etwas an dem Haus zu verbessern oder im Haushalt zu helfen. Er kommt von der Arbeit nach Hause und schläft dann immer auf dem Sofa nachdem er in der Küche geraucht und vor dem Fernseher oder Pc eine Flasche Bier getrunken hat.Ab und zu kocht er mal und geht Einkaufen(wobei seine Kochkünste nicht gut sind). Wir hatten in 2 großen Räumen nur Ansammlungen von verschiedensten Sachen. Das war fast so als würden wir einen großen Müllcontainer in Form eines Raumes haben. Etliche leere Flaschen waren in Müllsäcken verstaut und mein Stiefvater war zu faul, um diese wieder wegzubringen. Ich hab es lange ertragen, weil meine Mutter gesagt hat sie hätte schon viel Schlimmeres durchgemacht und ich solle es noch ertragen bis ich 18 bin und ausziehen kann. Ich kann aufgrund des Messihauses keine Freunde zu mir nach Hause einladen. Mein Zimmer sollte renoviert werden, aber mein Stiefvater hat es nie geschafft. Meine Wände wurden gestrichen und alle Sachen waren in Kartons verpackt. Mehr wurde nicht gemacht und mein Zimmer stand eine Weile so. Ich musste solange im Wohnzimmer auf der Couch schlafen, mein Bruder ebenfalls, weil er kein eigenes Zimmer hatte, was mein Stiefvater ihm auch schon seit Jahren versprochen hatte. Eines Tages hab ich mich mit meinem Stiefvater über mein Zimmer gestritten weil ich auf der Couch zu wenig Privatsphäre hatte deshalb bin ich wieder in mein Zimmer eingezogen...bzw ich habe wieder in meinem Zimmer geschlafen. Mein Freund hat mir zu dieser Zeit sehr viel Kraft gegeben. Ich war sehr oft bei ihm weil ich es Zuhause einfach nicht aushielt und seine Eltern sehr nett sind. Ich hab praktisch schon bei ihnen gewohnt und immer bei ihm gegessen, was mir aber unangenehm war, weil ich mir vorkam ein Bettler oder so. Dann kam ich eines Abends nach Hause und wollte die Wäsche in den Trockner schmeißen, doch mein Stiefvater verbot es mir weil er meinte es wäre zu teuer und ich wurde stinksauer und sagte ihm, dass er meint wir hätten nicht viel Geld, er aber genug für seine Zigaretten hat und den Fernseher nachts durchlaufen ließ während er schlief. Wir haben uns dann heftig gestritten und er hat das Kabel vom Trockner gezogen. Ich wollte in mein Zimmer gehen und knallte aus Wut die Tür heftig hinter mir zu. Er kam mir hinterher und drohte mir. Dann schlug er mich. Ich bin daraufhin in mein Zimmer gerannt und habe sofort unter Tränen meinen Freund angerufen. Er kam mich mit seinem Vater abholen. Ich blieb für ungef, eine Woche bei ihm und verständigte meine Mutter darüber, was passiert war. Wir überlegten uns, eine kleine Wohnung zu suchen. Und eine Scheidung, da meine Mutter aufgrund seines Verhaltens auch nicht mehr mit meinem Stiefvater klarkam und sie sich auch nur noch stritten, wenn meine Mutter nach Hause kam. Ich wendete mich außerdem die Schwester und den Bruder meines Stiefvaters, mit denen ich eigentlich gut auskomme. Sie wollten mir helfen. Ich hab ihnen sozusagen mein Herz ausgeschüttet. Meine Mutter hatte es sich anders überlegt, weil es zu viele Probleme für sie gegeben hätte, warum auch immer. Außerdem hatte sie Angst, mit dem Geld nicht hinzukommen, obwohl ich ihr versichert hatte, dass mein Stiefvater das Kindergeld an sie zahlen MÜSSTE. Ich HASSE meinen Stiefvater. Ich habe mit den Geschiwstern von meinem Stiefvater gesprochen. Und mit deren Hilfe haben wir mein Zimmer renoviert und den Messiraum auch so einigermaßen aufgeräumt. Ich bin mit Skepsis wieder nach Hause gekommen und eine Zeit lang lief es ok. Es läuft alles wie vorher, meine Mutter kommt nur noch am Wochenende und ich mache die Hausarbeit. Mein Stiefvater hatte sich eine Zeit lang gebessert aber ich hab letztens wieder Whiskyflaschen gefunden. Ich habe mir schon überlegt zum Jugendamt zu gehen, aber ich habe dann Angst meine Mutter nicht mehr sehen zu dürfen und die Schule wechseln zu müssen etc. etc. Ich hatte auch überlegt mich einem Lehrer oder Psychiotherapeuten anzuvertrauen, finde aber keinen Mut dazu. Ich sage mir immer, ich soll mich zusammenreißen und einfach stark bleiben und abwarten bis ich endlich ausziehen kann. Vor einem Monat hat sich mein Freund für seine beste Freundin verlassen und ich habe wieder einen Rückschlag erlitten. Ich weiß nicht, wie ich weitermachen soll. Ich würde am liebsten ausziehen und einfach ein normales Leben führen ...

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Unbekannte,

es ist brutal, was Dir von Deinen Eltern zugemutet wird.

Schlimm finde ich, wie gekonnt sich Deine Mutter aus dem Geschehen zurückzieht und Dich nur mit solch einem Rat zurück- und alleine lässt, von dem Du schreibst:
"Ich hab es lange ertragen, weil meine Mutter gesagt hat sie hätte schon viel Schlimmeres durchgemacht und ich solle es noch ertragen bis ich 18 bin und ausziehen kann.

Es sieht so aus, als dass Deine Mutter nur sich selber sieht und alle Verantwortung für Dich dem Mann zuordnet, den sie eigentlich schon längst verlassen hat!
Du schreibst: "Meine Mutter hatte es sich anders überlegt, weil es zu viele Probleme für sie gegeben hätte, warum auch immer"

Kind!

Deine Eltern zerreiben Dich! Es ist nicht nur dein Stiefvater! Er ist vielleicht der "Feind", mit dem Du es täglich zutun hast. Aber Deine Mutter ist nicht besser, nur weil sie abwesend ist! Und nur blöde Sprüche für Dich übrig hat!

Ich rate Dir dringend, zum Jugendamt zu gehen! Versuche, nicht nur an dem, was Dein Stiefvater falsch macht, Dein Urteil festzumachen! Sieh auch einmal hin, wovor sich Deine Mutter schlicht und ergreifend "drückt"! Frage sie und das Jugendamt auch, wieso Deine Mutter soviel Anstrengungen unternimmt, ihren Arsch aus den Konflikten herauszuhalten.
Und warum Du für die beiden Unmündigen "Erwachsenen" als "Punchingball" herhalten sollst.
Wenn es gut geht, wird Dir das Jugendamt sogar zugestehen, dass Du auch jetzt schon eine eigene Wohnung bezhen darfst.

Ich bin zornig! Auf Beide!

Würde gerne Deine Eltern daran erinnern, was es bedeutet, Euch als Kinder begleiten zu dürfen!

Ihr Kinder gebt unserem Leben seinen Sinn!

Alles Liebe,

Bernd