Problem von Anna - 13 Jahre

Mein Vater

Also....mein Vater bringt mich noch zum Selbstmord ich weiß es ist doch vielleicht ein bisschen übertrieben aber ich kann es einfach nicht mehr aushalten ich weine mich nachts in den Schlaf ich sehne mich danach weg zulaufen ich habe sogar schon eine Tasche mit meinen wichtigsten Sachen gepackt doch ich weiß nicht was ich dann ganz alleine machen soll ich würde gerne zu meiner Großmutter ziehen (sie wohnt nur ein paar Straßen weiter) Aber ich habe Angst wie er darauf reagiert. Er brüllt mich wegen jeder Kleinigkeit an wenn mir z.B. ein Löffel am Boden fällt usw. am Anfang habe ich es noch als nicht so schlimm empfunden doch mit der Zeit wird es immer schlimmer ich versuche doch es nicht zu zeigen ich kann es nicht mal meinen Freundinnen erzählen weil sie mir doch nur sagen würden das ich mit ihm reden soll...glaubt mir das habe ich versucht doch er stellt das dann immer so dar als wäre ich blöd oder irgendwas wäre falsch mit mi. seit kurzem hat er wiedermal eine neue Freundin weil er und meine mutter sich scheiden gelassen habe da war ich 5 Jahre alt jedenfalls hat er mir zu meinen tollen noten durchschnitt von 1,2 eine reise nach New York versprochen....und jetzt hat er seine Freundin und IHR Kind Eingeladen mit zu kommen sie sagten JA und bevor ich eingeweiht war, war schon alles gebucht ich habe meinem Vater erklärt das ich auch mal mit ihm alleine sein will denn meine 2 Jahr jüngere Schwester kommt diesmal auch nicht mit....er sagte das ich mich nicht so aufführen soll und ging weg jetzt ist er schon jeden Abend unten bei ihr Achja sie wohnt auch noch im selben haus wie wir bloß einen stock tiefer das ist doch kaum zu fassen oder? Wahrscheinlich hört es sich für sie nicht so schlimm an aber glauben sie mir das ist es is heule gerade während ich diesen Brief schreibe... ich bin normalerweise kein mensch der tränen ich weine nie naja eigentlich nur wenn ich für mich bin.... in der schule bin ich ganz anders nicht mal meine beste Freundin weiß das ich nicht so bin wie in der schule denn dort hat mich noch nie jemand wütend gesehen oder weinen dort habe ich ein falsches lachen aufgesetzt und niemand kann in mich hinein sehen ich würde mich zwar gerne mal jemanden öffnen aber ich wurde in meinem Leben schon so oft enttäuscht das ich kein vertrauen mehr habe. Also weiter mit meinem Vater ...er schlägt mich manchmal auch ich habe schon so angst vor ihm ich weiß mir nicht anders zu helfen als euch zu schreiben. Ich bin doch ein gutes Kind schreibe tolle noten...ich mache sogar den Haushalt ich wasche Wäsche, putze, koche, Geschirr abwaschen usw. er sagt das ich das machen muss ich tun das nicht Freiwillig ich weiß doch er will mich Selbstständlich erziehen aber ich frage mich Ist das wirklich notwendig? ich frage euch weil ich keinen Ausweg weiß BITTE ich benötige dringend Hilfe....

Katrin Anwort von Katrin

Liebe Anna,

vielen Dank für dein Vertrauen an uns. Es ist gut, dass du dein Problem so ausführlich geschildert hast und auch von deinen Gefühlen gesprochen hast. Es ist nicht einfach seine eigenen Gefühle preiszugeben, aber glaube mir, das ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist völlig in Ordnung manchmal einfach zu weinen und traurig zu sein. Bitte bleib mit dieser Traurigkeit nicht alleine, sprich mit jemanden darüber. Dieser Schritt ist sicher nicht leicht für dich, doch es würde dir helfen, dich selbst wieder besser zu fühlen. Lass die ganze Last ab, die du in dir trägst. Du wirst merken, wie gut es tut, wenn man offen über seine Gefühle und Ängste spricht. Bestimmt hast du dich auch „erleichtert“ gefühlt, als du deine Mail an uns abgeschickt hast, oder?
Deshalb möchte ich dich dringend dazu ermutigen mit deiner Großmutter zu sprechen. Du schreibst, dass ihr ein gutes Verhältnis zueinander habt, darum denke ich, dass sie deine Sorgen bestimmt gut verstehen kann und dir helfen wird. So wie es jetzt in deiner Familie zugeht und vor allem so, wie deiner Vater dich behandelt, kann es nicht weitergehen, das sollte dir klar sein!

Es macht sehr traurig zu lesen, wie es dir in deiner Familie geht. Gewalt ist nie eine Lösung, egal wie sehr man sich streitet, deshalb ist es NICHT zu akzeptieren, dass dein Vater dich schlägt. Darüber hinaus fügt er dir auch noch seelischen Schmerz zu, indem er dich anschreit und dein Verhalten nicht wertschätzt. Genau deshalb fühlst du dich in deinem Inneren so verletzt, dass du am liebsten ausziehen würdest.
Klar, er ist dein Vater und du möchtest ihn schützen, da er ja auch seine guten Seiten hat. Dennoch musst du auch auf dich achten! Dass du in deiner Nachricht an uns direkt im ersten Satz das Wort „Selbstmord“ erwähnst, ist ein klares Signal dafür, dass sich etwas ändern muss. Liebe Anna, bitte mache dir klar, dass DU nicht die Schuldige bist. Du bist ein tolles, fleißiges und mutiges Mädchen. Du machst überhaupt nichts falsch, der Einzige, der sich falsch verhält ist dein Vater!

Ein Gespräch mit deiner Großmutter, einem Vertrauenslehrer oder mit deiner leiblichen Mutter (sofern du noch Kontakt zu ihr hast), wäre ein erster hilfreicher Schritt in die richtige Richtung. Deine Oma würde sich dafür meiner Meinung nach am besten anbieten. Vielleicht könntet ihr dann zusammen das Gespräch zu deinem Vater suchen. Vielleicht wäre es dann auch wirklich eine gute Lösung, dass du erst einmal für ein paar Tage bei deiner Oma einziehst. Dann könnte sich dein Vater in Ruhe Gedanken darüber machen, wie er sich ändern kann und du bräuchtest in dieser Zeit keine Angst vor erneuten Gewaltausbrüchen deines Vaters haben.

Wenn sich dein Vater nicht einsichtig zeigt und du denkst, dass sich an der ganzen Situation nichts ändern wird, dann solltest du den Schritt gehen und das Jugendamt aufsuchen. Hab keine Angst, sie werden dir erklären, wie es weitergeht und alle Entscheidungen nur mit deinem Einverständnis treffen.

Dass du dir Hilfe holst, hat ja nichts damit zu tun, dass du deinen Vater nicht mehr liebst. Es geht sich darum, dass du dich wieder wohl fühlen kannst und euer Verhältnis eventuell gestärkt wird.

Du kannst dich auch an das Kinder-und Jugendtelefon wenden: http://www.nummergegenkummer.de/cms/website.php?id=/de/index.htm
Wenn du weitere Fragen an mich hast, stehe ich dir gerne zur Verfügung.

Ich weiß, dass meine Ratschläge jede Menge Mut erfordern, aber bitte gib nicht so schnell auf, vor allem gib dich nicht auf! Finde Aktivitäten, an denen du Spaß hast, mache Dinge, die dir Freude bereiten, damit du die Sorgen von zu Hause für ein paar Stunden hinter dir lassen kannst und neue Kraft findest, den Weg zu gehen, zu dem ich dir geraten habe.

Genau diese Kraft wünsche ich dir, liebe Anna!
Alles Gute für dich,
Katrin