Problem von Andreas - 19 Jahre

Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll und kann

Hallo!

Bei mir sieht es bis jetzt so aus:
Ich bin 19 Jahre alt, ab 14/15 bekam ich ne Essstörung (erst Magersucht, die sich zur Bulimie gewandelt hat), die hab ich durch meine Schulzeit geschleppt und das 10 Schuljahr absolviert. Da gings mir dann sehr schlecht. Trotzdem habe ich versucht, auf Grund der Noten, meine Schullaufbahn weiterzuführen und bin auf ein Gymnasium gewechselt.
Für 3Monate hab ich das ausgehalten, dann war Ende, weil ich einfach nicht mehr konnte. Ich bin zu Hause geblieben und nicht mehr hingegangen. Das hat Ärger gegeben, aber als klar war warum, wurde ich beurlaubt und sollte mich in Behandlung geben.

Für 8 Monate war ich stationär in einer Fachklinik.
Danach erfolgte der zweite Anlauf für ein Gymnasium, der auch scheiterte, da ich erst gar nicht anfing.
Ich arbeitete mehrere Jobs nacheinander, um Geld zu verdienen. Taschengeldaufbesserung. :) Dazwischen Pausen, weil ich mit mir nicht klar kam. Ich wollte andere Sachen machen, frei sein, an nichts gekettet. Dabei war ich aber immer noch an meine Krankheit gebunden.

Depressionen in allen Facetten.

Ab Juli 2004 bis März 2005 war ich an einer berufsbildenden Schule (Institut für Schule und Beruf). Da ich nicht wusste was ich werden soll, war ich ein kleines Problemkind. Praktika standen an, die mir aber nichts brachten. Obwohl ich da schon viel besser klar kam mit mir und der Umwelt. Aber noch nicht gut genug.

Es wurde entschlossen, dass es der falsche Weg für mich ist.

Ich hab mich total allein gefühlt. Und das die Welt eigentlich keinem hilft; entweder man schafft es oder nicht; friss oder stirb - hat mich arg getroffen.
Ich komm mir vor wie ein Krüppel. Warum einen Aufwand betreiben um etwas, dass doch schon kaputt ist? In mir hab ich dann Ecken und Stellen entdeckt, die ich nicht erahnt hätte. Als dann in dem Mud ein Mädchen auftauchte, die mich liebt, und der ich auch verfallen war, war das wie die Auferstehung. Und sie liebt micht tatsächlich. Durch sie ist vieles wieder in mir aufgewacht. Vorallem spüre ich durch sie, dass das Leben lebenswert ist.

Aber ich komme immer noch nicht richtig zu recht mit dem Leben und mir. Ich wollte voran kommen und hab in meiner Torschusspanik eine Schule aufgegriffen, der ich so nicht gewachsen bin. Zu allem Übel -eine Privatschule, die Geld kostet. Ich müsste mich echt quälen, mit einem schlechten Gefühl der Unzufriedenheit, um durchzukommen, wobei nicht mal sicher wäre, ob das der Fall ist.

Die Wahl ,,aufhören" oder ,,weitermachen" habe ich eigentlich nicht. Als Versager von meinem Vater abgestempelt, und die Tatsache, das es Geld kostet zwingen mich förmlich zu einer bestimmten Entscheidung.

Mir geht zu viel durch den Kopf. Und ich fühl mich macht- und kraftlos.
Ich wünschte so viel anders und leichter. Mir bedeutet meine Freundin dazu noch mehr als alles. Ginge sie wärs aus.
Ich weiß gar nicht mehr weiter, deshalb habe ich gesucht, ob ich Hilfe finden kann. Bin auf euch gestossen und wollte hiermit fragen, ob ihr mir ein paar Gedanken und Ideen zuwerfen könntet? Ich würde mich freuen.

Freundliche Grüsse
Andreas

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Andreas!

Hast Du mal zurück geguckt und dabei gesehen, was Du geschafft hast? Oder schaust Du immer nur, was Du nicht so geschafft hast, wie es von anderen erwartet wurde oder auch von Dir selbst? Du hast die Realschule so erfolgreich abgeschlossen, dass Du auf's Gymnasium wechseln konntest; Du hast gegen Krankheiten gekämpft und oft gewonnen. Der innere Krieg gegen Essstörungen und Depressionen wird leider nicht in einer einzigen Schlacht entschieden. Und auch wenn man mal verliert, ist noch lange nichts verloren.

Du hast so viel von Dir selbst entdeckt. Schau auch in Dir das Gute an. Es gibt immer Grauzonen, Schluchten und Dunkelheit, aber eben auch Blumenwiesen, Sonnenschein und Vogelgezwitscher. Entschuldige meine poetische Ausdrucksweise - ich rede gerne in Bildern :-) Du hast auch eine wunderbare Frau an Deiner Seite, die Dich liebt. Also muss dieser Andreas, der so sehr an sich und der Welt zweifelt, doch ein liebenswerter Mensch in einer liebenswerten Welt sein, oder?

Ich kann Dir keine Entscheidung für oder gegen diese Privatschule abnehmen. Wenn Du für Dich sagst, ich kann das nicht, es wirft mich zurück, es bringt altes Leid wieder - dann brich es ab. Lieber der Kampf mit Deinem Vater, als der erneute Kampf gegen Essstörung und Depression. Versuch mit Deinem Vater zu reden, ihm zu sagen, wie es Dir geht, was Du befürchtest, wenn Du es durchziehst. Und wenn nötig, mach ihm das Angebot, das Geld für die Schule zurück zu zahlen. Wenn Du wirklich siehst, dass es Dir mit dieser Schule ganz, ganz schlecht geht, dann brich sie ab. Such Dir Dein Leben und lass nicht die anderen entscheiden, wohin der Weg führt.

Auf der anderen Seite denke ich ein bißchen, dass es vielleicht an der Zeit ist, etwas durchzuziehen. Aber um das wirklich zu vertreten, weiß ich zu wenig. Ob Du diese Schule am Ende schaffst - das weiß doch niemand mit Bestimmtheit im Voraus. Man kann sich nur ein Ziel setzen und daran arbeiten, dass man es erreicht. Die Garantie gibt es nicht. Und die Angst, zu versagen, kann auch ein kleiner Motor sein und nicht nur eine Blockade.

Oder wie ist es mit dem Kompromiss - die Schule so lange weiter machen, bis Du wirlich weißt, welche Form Du Deinem Leben geben willst? Welchen Beruf Du einmal ergreifen möchtest, was Dir Spaß macht, was Dir am meisten liegt? Du bist ein sensibler Mensch; Du wirst es eines Tages wissen und spüren.

Freiheit ist eine schöne Sache. Aber die absolute Freiheit ohne jede Bindung ist wie ein freier Fall. Und auch der Falke, der zum Falkner zurückkehrt, ist in der Luft sein eigener Herr.

Alles, alles Gute und jede Menge Mut und Kraft!