Anwort von Dana

Liebe Annie!

Deine Mutter mag dich mit Sicherheit noch, ja, sie liebt dich auch mit Sicherheit noch. Aber ich glaube, sie hat ein Problem. Dieses Problem muss von euch Kindern nun "sehr erwachsen" behandelt werden, denn es wird schwierig sein, da einzugreifen, ohne dass ihr von eurer Mutter abgekanzelt werdet. Sie wird nicht sehen (wollen), dass da ein Problem vorherrscht.

Das, was du mir beschreibst, klingt wie die ersten Züge einer Game-Sucht, leider.
Ich bin kein Arzt und auch kein Psychotherapeut, aber es klingt schon sehr nach Sucht. Die Realität wird vernachlässigt, die Stimmung ist gespannt und die Zeit am PC ist stark angewachsen. Natürlich darf jedes Kind und jeder Erwachsene seine Freizeit gestalten, aber wenn es solche Züge annimmt, stimmt da was nicht.

Spiele können leider so einen Suchtcharakter haben, es gibt Spiele, wie World of Warcraft, die die Spieler so in ihren Bann ziehen, dass alles andere vernachlässigt wird. Schüler verpassen Unterricht, krachen in der Schule insgesamt ab, lösen sich von Freunden...und das nur, um am PC und in der online-Welt zu sein. Wenn Erwachsene in diesen Strudel kommen (was auch passieren kann), kann das noch folgenschwerer sein, wenn dann noch Familie im Spiel ist, ist das ganz schlimm.

Das Erste, was ich versuchen würde, ist, zusammen mit deiner Schwester, in einem Moment, wo eure Mutter NICHT am PC sitzt, mal das Gespräch zu suchen und genau das zu sagen, was du mir gesagt hast. Dass du Angst hast, dass sie euch nicht mehr mag. Sowas sollte eigentlich jede Mutter bestürzen und vielleicht wacht sie auf und versteht, was sie gerade falsch macht. Sprecht mit ihr über eure Sorgen und Nöte, erklärt ihr, dass es für euch schlimm ist, sie da dauernd an der Kiste zu sehen. Entweder sie versteht das und schränkt das ein oder sie ist schon zu weit in diesem "Strudel" drin. Dann wären andere Maßnahmen zu ergreifen.

Ich weiß jetzt nicht, ob es bei euch noch einen Papa gibt, oder ob er nicht bei euch ist, da du ihn nicht erwähnst.
Es sollte aber schleunigst ein Erwachsener her, der eurer Mutter mal genau sagt, was Sache ist, wenn ihr Kinder nicht ernst von ihr genommen werdet. Das ist leider oft ein Fehler von Erwachsenen. Kinder haben oft ein gutes Gespür, können vielleicht nicht immer genau benennen, was falsch läuft, aber wie man es an euch sieht, merken Kinder schnell und auch genau, wenn was nicht stimmt.

Ich möchte dir deshalb raten, wenn es keinen Papa gibt, mal mit deiner Schwester zu beraten, wen ihr einweihen könntet, wem ihr euer Herz mal ausschüttet. Vielleicht gibt es eine Schwester oder einen Bruder eurer Mutter (also eine Tante oder einen Onkel) oder vielleicht Großeltern? Es kann auch ein Lehrer sein, zu dem ihr Vertrauen habt oder eine Freundin eurer Mutter. Einfach jemand, der für eure Mutter eher eine Autoritätsperson sein kann als ihr das seid. Ihr habt einfach die Rolle der Töchter, das ist was anderes. Und dann erzählt dieser erwachsenen Person mal genau, was ihr mir erzählt habt. Es muss jemand eure Mutter aufrütteln und vor allem mal Bescheid wissen, was euch bedrückt, wenn eure Mutter das schon nicht hinbekommt. Das aber echt nur, wenn ihr selbst mit ihr geredet habt und auf total taube Ohren gestoßen seid.

Ich wünsche dir ein respektvolles Gespräch zwischen euch und eurer Mutter. Seid wirklich lieb zu ihr, nicht vorwurfsvoll...aber sagt auch deutlich, dass ihr Angst um eure kleine Familie habt.

Alles Gute für euch!

Liebe Grüße,

Dana