Problem von Karl - 69 Jahre

vierzigjähriger Stiefsohn

Hi, um das Ganze zu schildern bedarf es einer längeren Erklärung.
Als ich meine heutige Frau kennenlernte, war deren Sohn 10 Jahre. Wir nahmen grosse Rücksicht, da er nicht bei uns leben konnte, er wollte auch bei seinem Vater leben. Erst als er 18 war, haben wir entschieden, zusammenzuziehen - ohne den Sohn. Aber, er hat manchmal still - manchmal offen seiner Mutter vorgeworfen, sie hätte ihn verlassen. Daraus entstand bei ihr ein Schuldgefühl, das führte bei ihr dazu, dass ihr Sohn machen konnte, was er wollte - sie hat alles akzeptiert. Und wenn ich einer anderen Meinung war, warf sie mir vor, dass ich zu direkt, zu hart sei.
Der Werdegang des Sohnes:
nach seinem Abitur das Studium geschmissen
erste Arbeitsstelle verloren wegen Unzuverlässigkeit
zweite Stelle genauso
dritte Stelle desgleichen
dann arbeitslos - Sozialhilfe
Wo und wie und wovon hat er überhaupt gelebt ???
Nachdem sein Vater erneut heiratete, lebte er eine Zeit weiter bei ihm. Natürlich gab es mit der neuen Frau des Vaters unglaubliche Differenzen - das Zusammenleben war eine Katastrophe ( ausgehend von ihm ! ).
Dann lebte er einige Jahre bei der Grossmutter, diese starb aber dann.
Von seinem 18. Lebensjahr bis dass er 30 wurde hat er sich durchs Leben geschlängelt. Unterstützung vom Sozialamt, von seinem Vater, von seiner Mutter und mir, ein bisschen von seiner Oma. Ab und zu hat er ein wenig gejobt, gekellnert usw.
Dann kam er auf die Idee, nach Afrika zu gehen. Mit wenigen Euro den "King"
spielen, das war und ist sein Traum, den hat er realisiert.
Er lebte ohne jede Absicherung, ohne Kranken- und Rentenversicherung, fast ohne alles. Als er in Not geriet, haben seine Mutter und ich ein Flugticket für seine Rückreise gekauft - und ihm einen Fulltime-Job besorgt. Fast 2 Jahre wohnte und lebte er völlig kostenfrei bei uns, sparte seinen Lohn und........
ging zurück nach Afrika ( den Job hat er verloren, weil sein Arbeitgeber nicht eine Auszeit von 6 Monaten akzeptieren wollte. Heisst, 6 Monate arbeiten und
6 Monate in Afrika ).
- meinen Vorschlag, er zahlt für Kost und Logis € 20,00 pro Tag - diese € 20 kann er auf NULL reduzieren, wenn er zwei Stunden am Tag mir oder seiner
Mutter zur Hand geht. Von beiden !!! vehement abgelehnt. Offen gefragt, wie er sich das Leben vorstellt - sagt er, er kann und will nicht arbeiten - und er sei der Sohn seiner Mutter und erwarte, dass sie ( und damit auch ich ) ihn unterstütze. Gefragt, warum er am Computer spielt oder telefoniert, wenn ich oder seine Mutter im Haus arbeiten, Antwort: das sei unser "Bier", er habe damit nichts zu tun. Was sagt Mama ? ICH müsse mich ändern, der Sohn habe vor zwei Wochen sogar das Geschirr gespült und eingeräumt. Und ich soll endlich akzeptieren, dass es Menschen mit einer anderen Lebenseinstellung gibt. Die fruchtlosen Diskussionen will ich nicht aufzählen, aber doch ein wenig die Probleme ( besonders dann, wenn er mal wieder bei uns ist - diese Jahr drei Monate ) :
- Drogen ( zwischen 20. und 25. Lebensjahr )
- illegaler Bezug von Arbeitslosengeld
- uneheliches Kind mit einer Afrikanerin ( ist leider gestorben )
- uneheliches Kind mit einer Französin ( er zahlt keinen Unterhalt-wovon auch )
- permanent 2 - 3 Freundinnen gleichzeitig
usw. usw. usw.
Und seine Mutter akzeptiert alles - sie findet das fast normal. Nur ich könne mich nicht damit abfinden.
Am Schluss will ich das heutige Lebensalter bekannt geben: VIERZIG EINHALB
kommenden Juni wird er 41
Das fast einzige Problem zwischen meiner Frau und mir ist der Sohn. Und ich weiss nicht mehr weiter..........

Dana Anwort von Dana

Lieber Karl!

Da hast du dich mit einem ganz schönen Brocken an uns gewendet. Traurig, was du da alles erdulden musst!

Im Prinzip braucht deine Frau dringend eine Therapie und dein Stiefsohn ebenfalls. Die Beziehung deiner Frau zu ihrem Sohn ist vollkommen unnatürlich, es findet kein Loslassen statt, für sie ist er immer noch "Kind". Der Sohn nutzt das zu seinem Vorteil aus, bleibt dadurch in gewissem Maße ebenfalls Kind, das sich nicht normal abnabelt, kein Verantwortungsgefühl aufbaut, Nesthocker ist und sozial hinter Gleichaltrigen herhinkt (andere sind in dem Alter schon mehrfache Familienväter).

Das große Problem: du bist vollkommen machtlos und wirst es auf diese Weise auch bleiben. Du kommst nicht in diese "Symbiose" hinein, die die beiden aufgebaut haben, du bist Störfaktor. Deine Frau will es partout nicht sehen, dein Stiefsohn sieht es sogar vielleicht, aber da es ihm nützt und er sein Leben ohne einen Funken Verantwortung und Pflichten so leben kann, sagt er natürlich nichts. Du wirst auf Granit beißen, weil einfach keine Einsicht da ist und wenn du Pech hast, geht darüber sogar die Beziehung zu deiner Frau in die Brüche. Wahrscheinlich werden beide dich auslachen, wenn du mit einem Therapievorschlag kommst.

Daher hätte ich für dich eine andere Idee. Zäume das Pferd von HINTEN auf. Geh selbst zur Therapie! Such dir einen Psychotherapeuten, vor allem für Familientherapie oder auch Verhaltenstherapie und erzähl ihm (kann auch ne Frau sein, egal) von diesem Problem. Du brauchst vor Ort und für eine ganze Weile Stärkung und Wegweisung, wie du damit umgehen kannst und was deine Möglichkeiten sind. Ich bin dafür nicht genug ausgebildet, um dir genau zu sagen, was du tun musst. Oft ist eine Schockwirkung "heilend", zB wenn du ihr sagst: "Ich gehe, wenn sich da nichts ändert!", aber ich weiß nicht, wie stark sie in diesem Rollensystem verwurzelt sind. Es könnte sein, dass du da verlierst...und das wollen wir ja nicht riskieren.

Such dir aktiv Hilfe, rede darüber, frag nach Lösungsansätzen und Möglichkeiten, das Problem in den Griff zu bekommen. Frag nach, was du tun kannst, um dieses "der Realität entrückte" Rollenverhalten aufzulösen oder wenigstens anzuknacksen. Welche Möglichkeiten gibt es, deiner Frau aufzuzeigen, wie falsch das läuft? Was sollte man mit dem Sohn machen? All sowas kann dort behandelt werden. Gerade Familientherapeuten sind in dem Punkt sehr gut ausgebildet und wissen, was zu tun ist. Ich kann es dir nur raten, dir da fachliche Hilfe zu holen, denn bei deinen beiden Familienmitgliedern ist gesunder Menschenverstand leider nicht mehr ausreichend, das Problem sitzt zu tief - das merkst du ja selbst, wenn du versuchst, dran zu kratzen. Aber ein Fachmann wird dir sicher helfen können.

Ich wünsche dir viel Erfolg, lieber Karl! Hab den Mut, das anzugehen - für deine Familie und auch für dich selbst.

Alles Liebe,

Dana