Problem von anonym - 22 Jahre

Ich weiß nicht mehr weiter

Hallo,

Mein Problem ist sehr umfassend, daher ist es mir nicht leicht gefallen, einen passenden Betreff zu wählen. Ich werde versuchen mich kurz zu fassen, auch, wenn das nicht gerade meine Stärke ist.

Ich bin weiblich, werde im Sommer schon 23 Jahre alt und habe dennoch erst im letzten Jahr mein Abitur gemacht. Mein Traum war es schon immer, Psychologie zu studieren, aber mein Schnitt hat dafür nicht ausgereicht. Ich entschied mich für ein Fernstudium an der Uni Hagen, um trotzdem meinen Traum vom Psychologie studieren zu verwirklichen. Leider läuft das nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich weiß nicht ob es am Fach liegt oder an der Tatsache, dass es ein Fernstudium ist, aber ich mache kaum noch was und werde die Prüfungen im März auch nicht schaffen. Es widerstrebt mir sehr, stur tausend Seiten auswendig zu lernen - und genau das ist bei diesem Studium gefordert.

Alleine über den Büchern hängen, so habe ich mir die Studentenzeit nicht vorgestellt. Wahrscheinlich fehlt mir einfach die notwendige Disziplin... Mein Plan war es eigentlich, ein paar Scheine an der Fernuni zu sammeln und dann einen Ortswechsel Antrag an eine Präsenzuni zu stellen. Ich kenne einige Fälle, bei denen das geklappt hat, eine Garantie gibt es natürlich nicht! Es klappt auch nicht bei allen Unis. Aber ich schaffe es ja nicht mal, die Klausuren überhaupt mitzuschreiben...

Dabei dachte ich eigentlich, die flexible Art des Fernstudiums wäre das richtige für mich. Ich bin nie gerne zur Schule gegangen doch scheinbar fehlt mir jetzt tatsächliche eine Struktur.. Die Zeit des Studiums stelle ich mir eigentlich als eine Zeit der Persönlichkeitsbildung vor. Man wird selbstständiger, lernt viele neue Menschen kennen und erlebt spannende Dinge. Man hat das Privileg, sich mit etwas zu beschäftigen, was einen wirklich interessiert und dadurch macht das Lernen Spaß. So oder so ähnlich habe ich mir das immer vorgestellt. Meine Realität sieht natürlich ganz anders aus.

Die Frage ist jetzt einfach, was ich machen soll... Aus der Situation, aus mir, aus meinem Leben. :(

Ich wohne noch zu Hause und bin in den letzten Jahren sehr familienorientiert geworden. Meine Eltern sind klasse, anders kann man es nicht sagen. Ich mag es sehr, mit ihnen zusammen zu leben, bin mir aber im Klaren, dass es so nicht ewig weiter gehen kann. Was hält mich in meiner Heimatstadt, außer meine Eltern? Auf jeden Fall meine beste Freundin und ihre Kinder - ich bin Patentante und sie ist eher wie eine Schwester für mich. Die anderen Leute sind eher Bekannte, mit denen man ab und zu mal etwas unternimmt. Wirklich viele Freunde habe ich nicht, aber die, die ich habe, sind mir sehr, sehr wichtig. Trotzdem würde ich gerne viel mehr neue Menschen kennen lernen, interessante Gespräche führen und Freunde finden. Die meiste Zeit verbringe ich eigentlich mit meinem Freund und meiner besten Freundin und ihren Kindern bzw. ihrem Freund.

Mein Freund und ich sind erst seit 4 Monaten zusammen, kennen uns aber schon sehr lange. Er ist 32 und wir hätten gerne eine Zukunft miteinander. Er würde am liebsten sofort mit mir zusammen ziehen und Kinder bekommen, er hat aber Verständnis für mich und weiß, dass mein Studium vorgeht. Seltsamerweise habe ich sogar schon über ein Kind nachgedacht, weil so viele in meiner Umgebung schwanger sind oder Kinder haben, ich mich irgendwie nutzlos fühle und mein Freund so gerne eins hätte. Ich selber fühle mich dafür eigentlich noch viel zu jung. Heute hat er mir eröffnet, dass er mich begleiten würde, wenn ich mich dazu entscheide, woanders zu studieren. Was ich davon halten soll, weiß ich nicht so genau. Einerseits freue ich mich riesig und es zeigt mir, wie wichtig ich ihm bin. Andererseits bin ich ein pessimistischer Mensch und bin mir unsicher, ob unsere Beziehung so einer extremen Situation standhält. Fremde Stadt, Alltag, noch mehr Nähe als jetzt... Er ist auch sehr auf mich bezogen, ein einnehmender Mensch. Ohne ihn mit eventuell neuen Freunden aus dem Studium um die Häuser ziehen, würde er nicht stresslos dulden! Aber so könnte ich die Beziehung zumindest weiterführen, denn für eine Fernbeziehung ist er definitiv nicht geeignet.

Folgende Szenarien und Möglichkeiten spielen sich derzeit in meinem Kopf ab.

Nummer 1: Ich beiße die Zähne zusammen und versuche alles, um diszipliniert zu werden und das Fernstudium zu packen. Eventuell versuche ich den besagten Ortswechsel, weil es mein geliebtes klinisches Modul an der Fernuni nicht gibt. Ich bleibe weiterhin in meiner Heimatstadt, kann weiter für meine beste Freundin und ihre Kinder dasein. Ich ziehe Ende des Jahres mit meinem Freund zusammen, um meine Selbstständigkeit zu fördern und versuche alles, um irgendwie neue Freunde zu finden und mein Leben abwechslungsreicher zu gestalten.

Nummer 2: Ich ziehe mit meinem Freund zusammen in einen kleinen Ort an der niederländischen Grenze, wo nicht viel los ist und studiere dort Gender Studies an einer FH. Nicht das was ich wollte, aber dennoch interessant und reizvoll. Ich ignoriere meine Angst, damit keinen Job zu bekommen, erfreue mich daran, als Matheniete endlich Statistik los zu sein und versuche irgendwie, dort glücklich zu sein. Jobchancen für meinen Freund eher mau, da kleiner Ort. (250km entfernt von zu Hause)

Nummer 3: Ich bewerbe mich in Düsseldorf für ein Psychologie Studium an einer FH und hoffe, dass die Anwendung und Praxis das Studium für mich attraktiver macht. Ich nehme einen Studienkredit auf, weil das ganze einen Batzen Geld kostet. Ich erfreue mich am klinischen Modul und quäle mich durch die leidige Statistik. Jobchancen für meinen Freund besser, da Großstadt. (180km entfernt von zu Hause)

Nummer 4 und 5: Ich gehe allein an Ort x oder y und bin dann single. Suche mir eine WG, weil ich mir alleine wohnen blöd vorstelle und versuche, alle lieben Menschen nicht zu sehr zu vermissen, was sicher nicht klappen wird...

So. Was für ein unendliches Wirrwarr in meinem Kopf.. Ich fühle mich leer, verliere langsam aber sicher den Glauben an mich selbst und meine Fähigkeiten. Meine Entscheidungsfreudigkeit ist gleich null und das macht mir Angst.

Ich habe das Gefühl ich brauche dringend Hilfe, denn irgendwie trete ich nur auf der Stelle und mache nichts aus meinem Leben. :(

Monika Anwort von Monika

Liebe Unbekannte,

ich kann mich leider nur all zu gut in dich hineinversetzen. Ich weiß genau wie es ist, wenn einem eigentlich alle Türen offen stehen aber man sich partout nicht entscheiden kann.
Ich habe gemerkt es hat viel mit der eigenen Angst und dem inneren Schweinehund zu tun. Immer wenn ich mich für etwas entscheide entscheide ich mich ja auch gleichzeitig gegen alles andere. Und die Frage was wäre gewesen wenn... bzw. hätte ich doch lieber.. wird immer bleiben.
Ich habe allerdings gelernt, dass es zum Erwachsenwerden dazu gehört.
Auch das hat mir am Anfang Angst gemacht. Denn früher war alles einfach. Mama und Papa wussten immer was das Beste ist, die Schule war geregelt und man hatte ein Leben ohne große Ereignisse oder Entscheidungen.

Aber nach der Schule geht es eben darum sein eigenes Leben zu starten. Dass das Angst macht ist selbstverständlich. Vielleicht kannst du ja mal deine Freundin oder deine Eltern fragen wie es ihnen ergangen ist. Ich bin mir sicher die wussten auch nicht sofort was sie aus ighrem Leben machen sollten.

Und weißt du was ich inzwischen auch rausgefunden habe? Es gibt nie ein richtig oder falsch!
In der heutigen Zeit muss man nicht für immer nur einen Beruf ausüben oder an einem Ort leben - nein man kann sich immer wieder neu erfinden - wenn man genug Mut aufbringt!

Und dazu möchte ich dich eigentlich motivieren - sei mutig und geh dein Leben an! Ohne Furcht etwas falsch zu machen - es gibt immer wieder neue Chancen udn Wege!
Also finde deinen ganz eigenen Weg und folge deinem Herzen!

Wa sich ganz deutlich rausgelesen habe ist, dass du im Moment nicht glücklich bist! Also ändere was - wie auch immer diese Veränderung aussehen wird sie ist auf jeden Fall besser als zu verharren weil du befürchtest dich falsch zu entscheiden!

Du weißt ja auch schon was du willst bzw. nicht willst. Du möchtest gerne neue Freunde haben und dein Leben genießen! Du willst weiterhin Kontakt zu deinen Eltern und Freunden haben. Du bist nicht gut in Mathe und dein Studium langweilt dich.
Das sind doch schon mal einige Punkte an denen du ansetzen kannst!

Also bleib nicht stehen - sondern geh dein Leben an und finde deinen Weg!
Ich weiß es ist schwer und kostet Überwindung aber du wirst auch sehen, dass es ganz toll sein kann wenn man alles selbst entscheiden kann und sieht was man alles erreicht und geschafft hat. Du musst dich nur trauen den ersten Schritt zu tun!!

Ich wünsche dir ganz viel Mut und Vertrauen in dich selbst!

Liebe Grüße
Monika