Problem von Rebecca - 27 Jahre

Ich schaeme mich fuer meinen Ehemann.

Hallo! Um meine Situation verstaendlicher zu machen, werde ich mich erst selbst kurz beschreiben. Bin 27 Jahre alt, habe einen Mangel an Selbstsicherheit, schon seit langen Minderwertigkeitkomplexe, leide seit 10 Jahren an Bulimie und bin seit etwas ueber einem Jahr mit einem Mann verheiratet, den ich nicht liebe.
Er ist 40. Als ich ihn ca. 3 Monate vor unserer Hochzeit kennenlernte fand ich ihn sehr nett, aber nie attraktiv. Als ich erstmals mit ihm ausging, merkte ich, dass er nicht an Freundschaft sondern an einer Beziehung interessiert war. Ich wusste nicht wie ich ihm beibringen sollte, dass ich ihn unattraktiv finde. Ich hab mich von ihm kuessen lassen obwohl es mir nicht gefiel, hab mit ihm geschlafen obwohl es mir nicht gefiel, hab mich einladen lassen und Zeit mit ihm verbracht obwohl ich viel lieber alleine gewesen waer. Er war so aufdringlich. Er ist praktisch ohne mich zu fragen, langsam bei mir eingezogen. Das gab Aerger mit dem Vermieter, ich fuehlte mich in meiner Privatsphaere verletzt. Es machte mich krank.
Meine Freunde rieten mir, es zu beenden. Sie sagten mir, all die Maenner die mich frueher nach einem Date gefragt hatten, und mich jetzt mit IHM saehen, wuerden mich auslachen. Dazu muss ich sagen ich habe in einem Restaurant in einer Militaerbasis gearbeitet, und ich haette jeden Tag mit einer anderen Nummer nachhause gehen koennen, haette ich sie nicht weggeworfen. Denn damals war ich in einer anderen Beziehung, doch er hatte mich nach 5 qualvollen Jahren verlassen. Der Verlust des einen, die Eheschliessung mit dem anderen, dass alles geschah innerhalb kuerzester Zeit. Und warum hab ich ja gesagt? Ich kann so schwer nein sagen. Ich konnte ihn nicht verletzen. Doch dann dachte ich mir, wenn ich tatsaechlich keine Gefuehle fuer diesen Mann hab, warum mache ich mir dann Sorgen um seine Gefuehle? Offensichtlich empfand ich etwas fuer ihn, sei es nun Zuneigung oder nur Mitleid. Jetzt leben wir zusammen. In einer groesseren Wohnung. Als ich alleine lebte, war alles in Ordnung. Jetzt muss ich nicht nur meinen eigenen sondern auch seinen Dreck wegrauemen. Es kommt mir so vor, als wuerde ich nie fertig damit. Oft wenn ich ihm zuhoere, entlarve ich wie unglaublich ungebildet er ist. Vorallem fuer sein Alter und dann verliere ich noch mehr den Respekt vor ihm. Und das moeche ich nicht. Er ist mein Mann und ich will ihn doch respektieren. Ich schaeme mich nicht nur fuer ihn sondern besonders auch fuer mich selbst, dass ich ihn so verachte, obwohl er doch sein Bestes tut. Manchmal starre ich ihn an voller Abneigung. Vielleicht sogar Hass. Ich starre auf die zulangen Aermel seiner Jacke, die an seinen Haenden herunterhaengen. Wir muessen die Kleidungsstuecke in gross kaufen, weil sein Bauch sehr dick ist, doch er ist nur 1,70 also haengen natuerlich die Aermel herunter. Ich will ihm sagen, er muss fuer untersetzte Groessen kaufen, doch er leugnet, dass sein dicker Bauch das Problem ist, er sagt, seine Schultern sind zu breit, drum passt ihm nichts. Staendig jammert er auch wegen seines Gewichts, als waere es nicht seine schuld. Aber wenn man taeglich zu mittag fett bei Burger King isst und taeglich nach dem Abendessen 3 bis 4 Bier trinkt ist das doch kein Wunder. Ich will ihm dass alles sagen doch wenn ich ihm nur einen kleinen Hinweis gebe, ist er gekraenkt. Er faengt sehr schnell an zu weinen. Er verzieht das Gesicht wie ein kleines Kind und faengt an zu heulen. Mitleid ja. Aber ich liebe ihn nicht. Ich habe schon geliebt. Wuerde ich ihn wirklich lieben, wuerde ich ueber seinen Bauch, sein tapsigen langen Aermel, sein duennes Haar, sein schiefes Untergebiss, seine unregelmaessigen Gesichtszuege, sein fliehendes Kinn, seine haengenden ausseren Augenwinkel, seine Weinerlichkeit, seine plumpe Dummheit hinwegsehen. Manchmal wenn er mich kuesst, werden meine Lippen ganz taub vor Ekel. Als haette ich gerade an einer Batterie gelutscht. Wenn er mich beruehrt moechte ich ihn wegstossen, anschreien. Wenn er mit mir schlaeft ist es dunkel und zum Glueck sieht er nicht den Hass und die Traenen der Wut in meinen Augen darueber. Ich habe ihn geheiratet. Ich verdraenge diese Gedanken die meiste Zeit, denn ich sollte ihn ehren, nicht verachten. Meine Bulimie lenkt mich ab. Ich tue alles fuer ihn und bin ihm treu. Manchmal, gebe ich zu, hab ich an Scheidung gedacht. Aber jetzt erwarte ich ein Kind fuer ihn. Und durch dieses Kind werden wir fuer immer miteinander zu tun haben. Und ich schaeme mich fuer die Abneigung die ich fuer den Vater meines ungeborenen Kindes empfinde. Noch mehr hab ich Angst, es wird genauso wie er. Und dass ich es dann nicht lieben kann.

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Rebecca,

Deine Zuschrift macht mich unheimlich traurig.
Und macht mir gleichzeitig mordsmäßig Angst!


Auf Deine Liebe hat niemand einen Anspruch!
Sie ist ein Geschenk, das niemand sich "erschleichen" darf!
Das muß auch Dein Mann respektieren!
Er mag es traurig finden und er mag auch darüber weinen, dass Du ihm dieses Geschenk Deiner Liebe nicht machen kannst!
Aber er muß und er wird es letztendlich respektieren!

Du schreibst:
"Er ist mein Mann und ich will ihn doch respektieren."

Dann fang gleich jetzt damit an!

Nicht dadurch, dass Du ihm etwas vormachst, Dich vor ihm verstellst, ihm eine Rolle vorspielst!

Zeige ihm Deinen Respekt dadurch, dass Du sein Recht respektierst, die Wahrheit über die Gefühle zu erfahren, die Du ihm gegenüber hegst!

Respekt hat jeder Mensch verdient! Die Wahrheit wird auch Dir helfen, Dich selber wieder zu respektieren!
"Mitleid", "Hass", "Ekel":
Diese Gefühle wirst Du nur los, wenn Du Dich von Deinem Mann trennst!
Lieben wirst Du ihn nie können!
Warum nimmst Du ihm die Chance, jemanden zu finden, der mit ihm zusammen glücklich werden kann?

Du schreibst:
"Aber jetzt erwarte ich ein Kind fuer ihn. Und durch dieses Kind werden wir fuer immer miteinander zu tun haben."

Du willst es "für ihn"?
Dann hast Du eigentlich jetzt schon entschieden, dass Du es als weiteres Opfer sehen willst, dass Du ihm machst.
Ich glaube nicht, dass Dein Mann ein "Opfer" von Dir will! Und was er will, wirst Du ihm nicht geben können! Gib ihm die Möglichkeit, die Liebe, die er sucht bei einer Anderen zu finden!
Gib ihn frei! Gib das Kind frei! Und werde dadurch selber auch frei!

Bitte überlege Dir alles noch einmal! Suche Dir professionelle Hilfe aus dieser Sackgasse von Hass und Ekel! Verlier keine Zeit mehr!
Nimm Deinen Mann mit zu einer Partnerberatung und such Dir selber einen Therapeuten Deines Vertrauens!

Bitte! Lass Dir helfen!

Alles Liebe,

Bernd